Dezember 2024 | Ausgabe 9

Dezember 2024 | Ausgabe 9

von Miriam Grabarits | Technische Universität Darmstadt

Liebe Leserinnen und Leser,

herzlich willkommen zum neunten Newsletter der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik! ✨Die Weihnachtspause naht und vielleicht haben Sie bei dem Genuss des ein oder anderen Weihnachtsplätzchens Lust, zum Jahresabschluss nochmal durch unseren aktuellen Newsletter zu schmökern. Wir empfehlen auch ein passendes Heißgetränk dazu! In diesem Sinne: Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie sich inspirieren!

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Was Sie in diesem Newsletter erwartet: 

  • Aktuelles: Einladung zur Coffee Lecture mit Dr. Franziska Conrad am 29.1.2025, Planspiel-Workshop am 18. Februar 2025, Bericht zum Besuch im Studienseminar, Informationen zum Praxissemester
  • Kennen Sie schon...?: ... jugendopposition.de und das dort bereitgestellte didaktische Material zur Thematik Jugendopposition in der DDR?
  • Lektüre-Empfehlung: ... die 2020 erschienene Dissertation von Marie Müller-Zetzsche "DDR-Geschichte im Klassenzimmer. Deutung und Wissensvermittlung in Deutschland und Frankreich nach 1990"?
💡 Übrigens: Wenn Sie ab jetzt keinen Newsletter mehr verpassen wollen, schreiben Sie uns eine E-Mail und wir nehmen Sie in den E-Mail-Verteiler der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik auf! Die Kontaktdaten finden Sie am Ende des Newsletters.
  • Coffee Lecture(s) mit Dr. Franziska Conrad am 29. Januar 2024: Gleich zwei Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen – unsere herzliche Einladung!

Erneut wollen wir herzlich zu unseren beiden Lectures im neuen Jahr mit Frau Dr. Franziska Conrad, Historikerin, Geschichtsdidaktikerin und ehemalige Leiterin des Studienseminars Darmstadt, einladen! Wir freuen uns ganz besonders auf Frau Conrads Besuch, denn sie hat uns das Angebot gemacht, nicht nur einen, sondern gleich zwei Vorträge zu halten – ein Angebot, das wir natürlich nicht ablehnen konnten! Außerdem besteht die Möglichkeit, mit Frau Conrad über Referendariat, Schule und Geschichtsunterricht ins Gespräch zu kommen.

Coffee Lecture 1 | 29. Januar 2025 | 9:50-11:30 Uhr | S1 03/109:
"Nachhaltigkeit – zur Geschichte eines Schlüsselbegriffs"

Coffee Lecture 2 | 29. Januar 2025 | 14:30-16:00 Uhr | S3 13/10:
"Die Weimarer Republik – Labor der Moderne. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Aspekte"

Durch den Nachmittagstermin ist es vielleicht auch für Lehrkräfte möglich, vorbeizukommen. Kommen Sie also zahlreich und leiten Sie die Information auch an Ihre Kommiliton:innen oder Kolleg:innen weiter! Wir freuen uns über interessierte Teilnehmer:innen.
*Um eine Anmeldung vorab bei Miriam Grabarits (miriam.grabarits@tu-darmstadt.de) wird gebeten; im Zweifel kommen Sie aber einfach so vorbei. ;) Danke! Bei Fragen hilft Frau Grabarits ebenfalls gern weiter!

  • Planspielworkshop am Institut für Geschichte der TU Darmstadt am 18. Februar 2025 (Dienstag) von 10-17 Uhr – Anmeldeschluss ist der 31.1.2025

Am 18. Februar 2025 findet ein Planspielworkshop an der TU Darmstadt statt, der von Dr. Detlev Mares mitbetreut wird: Gespielt wird das historische Diversity-Planspiel Konstantinopel – KAPALI ÇARŞI ... ein Lehrangebot für ALLE – wirklich, egal, welches Fach, welches Semester, welche Vorkenntnisse – ALLE sind eingeladen, mitzuspielen!

Worum gehts? Gemeinsam spielen und reflektieren über folgende Fragen: Inwieweit können Demokratie- und Diversity-Kompetenzen mit Planspielen vermittelt werden? Wie kann die Methode des Planspiels im Schulunterricht, besonders im Fach Geschichte, eingesetzt werden? Welche Rolle spielt "Geschichte" im Planspiel Konstantinopel – KAPALI ÇARŞI?

Wenn Du oder Sie überlegen, einmal an einem Planspiel mitzuwirken, dann einfach direkt eine E-Mail an: Dr.'in Maria Theresa Meßner (maria_theresa.messner@tu-darmstadt.de) schreiben und im Februar dabei sein! Bis zum 31. Januar 2025 ist eine Anmeldung noch möglich. Alle Teilnehmenden erhalten nach Abschluss der Veranstaltung ein Zertifikat.

  • Bericht vom Besuch am Studienseminar Darmstadt – Miriam Grabarits mit dem Vortrag "Gegenständliche Quellen im Geschichtsunterricht?" zu Gast im Hauptsemester 2 Geschichte

Am 9. Dezember 2024 wurde die Sitzung des Fachseminars Geschichte gemeinsam vom Fachausbilder Martin Cremer und Miriam Grabarits (TU Darmstadt) gestaltet. Dabei stand eine ganz bestimmte Quellengattung im Fokus: gegenständliche Quellen. Obwohl auch in den hessischen Kerncurricula die Arbeit mit dieser Quellengattung explizit benannt wird, handelt es sich dabei doch eher um ein seltenes Phänomen regulärer Unterrichtspraxis, was vielerlei Ursachen hat. Mit den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst (LiV) sollte deshalb einmal genauer hingeschaut werden: Welche Ursachen liegen diesem (nur) sporadischen Einsatz zu Grunde? Welche Potenziale und Herausforderungen bringt ein Einsatz dieser Quellengattung mit sich und wie genau kann Unterricht mit konkreten gegenständlichen Quellen methodisch aussehen? All das waren Fragen, die Frau Grabarits im Vortrag thematisierte und aus fachdidaktischer Perspektive mögliche Antworten vorstellte. Zentral in der Sitzung war aber dann das eigene Ausprobieren: Beide Lehrenden hatten ausgewählte Objekte des eigenen Objektfundus mitgebracht und den LiV zur Untersuchung zur Verfügung gestellt. Mit diesen sollten dann erste Ideen für einen Einsatz im Unterricht entwickelt und vorgestellt werden.
Zum Abschluss der Sitzung entspann sich ein angeregter Austausch über Möglichkeiten der Arbeit mit gegenständlichen Quellen, bis hin zur Idee, dass die TU Darmstadt eine eigene Sammlung anlegen und für Lehrkräfte zur Verfügung stellen sollte (Ausleihsystem). Weitere Besuche im Studienseminar 2025 sind geplant und wer weiß, vielleicht gibt es ja interessierte Spender:innen von gegenständlichen Quellen, die den Grundstock einer eigenen kleinen Sammlung begründen?
*Fühlen Sie sich angesprochen und haben im Keller/auf dem Speicher konkrete Objekte, die Sie spenden wollen? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf: miriam.grabarits@tu-darmstadt.de

  • Und auch hier noch einmal ein kleiner Reminder: Das Praxissemester kommt – und zwar schon 2025! Das bedeutet, dass das Arbeitsgebiet im Wintersemester 2024/25 KEINE Lehrveranstaltung für das schulpraktische Modul anbieten kann und wird. Erst im Sommersemester 2025 ist es wieder möglich, mit dem Schulpraktikum/Praxissemester zu beginnen. Zukünftig wird es NUR im Sommersemester möglich sein, mit dem Praxissemester zu starten. Ausführlicher erklärten wir das bereits im letzten Newsletter 2, gern also nochmals nachlesen.

… die Webseite jugendopposition.de? Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. und der Bundeszentrale für politische Bildung, das 2005 sogar mit dem Grimme-Online-Award (Redaktion sowie Konzept und Idee) ausgezeichnet wurde. Obwohl es sich also um ein bereits etwas älteres Projekt handelt, sind die dortigen Inhalte weiterhin sehr gut für einen Einsatz im Unterricht geeignet.

Doch worum genau geht es? Kernthema ist die Auflehnung von Jugendlichen gegen die politischen Verhältnisse in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR bis 1990. Dreh- und Angelpunkt sind 24 Biografien Jugendlicher und junger Erwachsener, die sich aktiv im politischen Protest engagierten, was zum Teil zu schwerwiegenden Konsequenzen für ihren weiteren Lebensweg führte. Darunter finden sich Biografien heute bekannter Persönlichkeiten (bspw. Bettina Wegner) aber auch von "normalen" Bürger:innen. Für Schüler:innen bieten sich hier Anknüpfungspunkte zu Geschichten von Gleichaltrigen. Deutlich wird in den biografischen Kurzbeschreibungen, welche Gründe die jeweiligen Personen für ihre politische Haltung hatten, wie sie konkret aktiv wurden und welchen Weg ihr Leben im weiteren Verlauf nahm. Meist wird die Beschreibung durch zahlreiche digitalisierte (Bild-)Dokumente und ein aufgezeichnetes Zeitzeug:inneninterview ergänzt. Hier zeigt sich der multimediale Ansatz der Webseite deutlich.

Gelungen ist grundsätzlich die Möglichkeit, über verschiedene Zugänge an das zur Verfügung gestellte Material heranzutreten. So laden über die zentrale Strukturleiste der Webseite am Seitenbeginn folgende Kategorien zum Klicken und Stöbern ein: Zeitzeugen, Themen, Chronik, Orte.

Grafik-URL: https://www.jugendopposition.de/cache/images/4/154174-top-teaser600x400.jpg?41428

Wie in der Abbildung zu sehen, ist es möglich, in der Kategorie "Orte" über die interaktive Karte der Webseite gezielt Orte anzuwählen, an denen Aktionen oder Ereignisse der Opposition und auch der Staatssicherheit vermerkt wurden. Für eine Erkundung der Webseite im Unterricht bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten.

Lehrkräfte werden gezielt mit dem umfangreichen didaktischen Material angesprochen, das thematisch an der Kategorie "Themen" orientiert ist aber auch themenübergreifende Konzepte (bspw. eine Plakatausstellung der Robert-Havemann-Gesellschaft) zur Verfügung stellt. "Freie Wahlen!", "Volksaufstand", "Holt Biermann zurück!", "Hände weg von Prag!", "Menschenrechte", "Die Mauer muss weg!", "Schwerter zu Pflugscharen!" und "Revolution" dienen als Oberthemen, sind dann aber jeweils nochmal feingliedriger unterteilt, sodass ein Einsatz im Unterricht inhaltlich sowie methodisch vielfältig umsetzbar wäre. Und da die DDR im Geschichtsunterricht wohl häufig aufgrund geringer Zeitressourcen etwas kurz kommt, ist die Webseite vielleicht auch eine Möglichkeit, dass sich Lernende hier selbstständig bewegen und informieren... Viel Spaß beim Unterrichtseinsatz!

💡Sie kennen sich bestens im digitalen Geschichtsunterricht aus und haben ein Tool, das Ihre Unterrichtspraxis verbessert? Sie haben einen Geheimtipp zu digitalen Quellensammlungen und Co.? Dann schreiben Sie uns! Wir probieren gern Neues aus und könnten Ihr Wissen über den Verteiler auch an Kolleg:innen und Kommiliton:innen weitergeben! 

Wichtig: Wir stellen hier im Newsletter verschiedene Plattformen, Tools und Apps vor, tun dies aber unentgeltlich und stehen in keiner Form in Kontakt zu den anbietenden Unternehmen oder Entwickler:innen!

Mit unserer Lektüre-Empfehlung fokussieren wir in diesem Newsletter, ebenso wie mit der Vorstellung der Webseite jugendopposition.de, stärker die Geschichte der DDR und deren Behandlung "im Klassenzimmer", wie es im Buchtitel der vorzustellenden Dissertation von Marie Müller-Zetzsche (2020) so treffend heißt. Nicht nur die politischen Entwicklungen der Gegenwart machen es notwendig, stärker auf das Nachleben der DDR in den ostdeutschen Bundesländern und der BRD insgesamt zu schauen; und das mit differenzierter, vielperspektivischer Sicht. So können bestenfalls Ursachen und Folgewirkungen der SED-Diktatur verstanden sowie die Funktionsweise demokratischer Strukturen und Institutionen gestärkt werden.

Cover des Buches "DDR-Geschichte im Klassenzimmer" (2020) |
Grafik-URL: https://www.wochenschau-verlag.de/media/5a/84/ea/1608483967/9783734409271k.jpg

Für Lernende, besonders solche in den "alten" Bundesländern sozialisierte, erscheint die DDR-Vergangenheit teilweise ebenso fern wie deutlich länger zurückliegende Ereignisse und Epochen, hingegen stellt sie für Lehrkräfte aus der ehemaligen DDR sowie die Eltern von Schüler:innen der fünf "neuen" Bundesländer, die nach der Wiedervereinigung Deutschlands aus den ehemaligen Bezirken der DDR gebildet wurden, gelebte Erinnerung dar. Für eben dort aufwachsende Schüler:innen kann es im (Geschichts-)Unterricht zu deutlichen Widersprüchen zwischen den familiären Erzählungen und den schulisch vermittelten Inhalten (Dominanz des sogenannten "Diktaturgedächtnisses") kommen. Diese könnten – sofern nicht im Unterricht geäußert, erfragt, adressiert, diskutiert, gehört ... – sogar einen Lernprozess aktiv verhindern. Lehrkräfte erlebten mitunter als Zeitzeug:innen einen herausfordernden Rollenkonflikt, für den es keine pauschale Lösung gibt. Letztere Einschätzungen sind Ergebnisse, die Müller-Zetzsche in ihrer empirisch angelegten Studie über Interviews mit Schüler:innen und Lehrkräften herausarbeitet. Die Schüler:innen äußerten dabei vermehrt den Wunsch, sich umfangreicher mit der DDR-Geschichte zu beschäftigen (!). Hervorzuheben ist weiterhin, dass die Studie noch deutlich umfangreicher angelegt ist, denn konkret werden verschiedene Ebenen der Vermittlung von DDR-Geschichte untersucht: Lehrpläne von vier Bundesländern, Ausstellungen, Schulbücher sowie tatsächlicher Geschichtsunterricht (Hospitation und teilnehmende Beobachtung) – und das noch in vergleichender Perspektive zwischen Deutschland und Frankreich.

Wer also Fragen rund um die Vermittlung von DDR-Geschichte "im Klassenzimmer" und darüber hinaus hat, dem sei diese Dissertation empfohlen. Ganz nebenbei lernt man dann auch noch etwas darüber, wie Schulbücher entstehen oder Ausstellungen konzipiert und umgesetzt werden... wissens- und lesenswert!

💡 Verschaffen Sie sich doch selbst einen Eindruck von "DDR-Geschichte im Klassenzimmer. Deutung und Wissensvermittlung in Deutschland und Frankreich nach 1990" und lassen Sie uns wissen, was Ihnen aufgefallen ist oder wo Sie Fragen haben!

Damit kommen wir zum Ende unseres neunten Newsletters der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik. Wir hoffen, Sie konnten ein paar wertvolle Impulse für Ihre Arbeit oder Ihr Studium mitnehmen und freuen uns, Sie auch zur nächsten Ausgabe als Leser:in begrüßen zu dürfen! Bei Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung. Nutzen Sie gern die untenstehenden Kontaktdaten, um sich mit uns in Verbindung zu setzen. 

Es grüßt Sie herzlich, bis zum neuen Jahr und dem nächsten Newsletter im Februar 2025,
Ihr Team der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik! 

💡 Sie haben die bisherigen Newsletter verpasst? Hier gehts lang!:
Juni 2023 Ausgabe 1
August 2023 Ausgabe 2
Oktober 2023 Ausgabe 3
Dezember 2023 Ausgabe 4
Februar 2024 Ausgabe 5
Juni 2024 Ausgabe 6
August 2024 Ausgabe 7
Oktober 2024 Ausgabe 8

Sie haben noch Fragen oder Anregungen? Setzen Sie sich gern mit uns in Kontakt! 

Ansprechpartnerin: Miriam Grabarits 
E-Mail: miriam.grabarits@tu-darmstadt.de 

Besuchen Sie uns auch auf unserer Webseite: 
Webseite des Arbeitsgebiets Geschichtsdidaktik: https://kurzelinks.de/iawy 

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