Juni 2024 | Ausgabe 6

Juni 2024 | Ausgabe 6

von Miriam Grabarits - Technische Universität Darmstadt


Liebe Leserinnen und Leser,  

herzlich willkommen zum sechsten Newsletter der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik! ✨ Mit der heutigen Ausgabe begrüßen wir Sie noch einmal herzlich im Sommersemesters 2024, das für die Studierenden unter Ihnen hoffentlich produktiv gestartet ist! Auch aus der Geschichtsdidaktik gibt es wieder ein paar Neuigkeiten zu berichten, außerdem haben wir spannende Hinweise auf digitale und analoge Veranstaltungen. In diesem Sinne: Machen Sie es sich gemütlich und lassen Sie sich inspirieren! 

Was Sie in diesem Newsletter erwartet: 

  • Aktuelles: "Große" CoffeeLecture des Semesters mit (Noch-)Referendarin Nicole Ihrig am 7. Juni 2024 um 9:50 Uhr, Vortrag von Chrsitian Buschmann (Frankfurt a. M.) am 11. Juni 2024 um 9:50 Uhr zu Planspielen im Geschichtsunterricht, Bericht zum Schulprojekt "1848", Hinweise auf Tagungen und Onlineveranstaltungen
  • Kennen Sie schon...?: "Bad News" – ein Serious Game zur Querschnittsaufgabe der Medienkompetenzförderung, mit dem Ihre Schüler:innen die Strategien hinter Fake News durchschauen lernen!
  • Lektüre-Empfehlung: ...das 2024 erschienene Büchlein "Verschwörungstheorien im Geschichtsunterricht" von Jelko Peters!
💡 Übrigens: Wenn Sie ab jetzt keinen Newsletter mehr verpassen wollen, schreiben Sie uns eine E-Mail und wir nehmen Sie in den E-Mail-Verteiler der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik auf! Die Kontaktdaten finden Sie am Ende des Newsletters.

Was gibt es Neues am Arbeitsgebiet Geschichtsdidaktik, in Darmstadt und Umgebung oder online – was sollten Sie auf gar keinen Fall verpassen?

  • "Große" CoffeeLecture des Semesters mit (Noch-)Referendarin Nicole Ihrig am 7. Juni 2024 um 9:50 Uhr in Raum S1 03/121 (TU Darmstadt):

Wir freuen uns besonders, Sie mit diesem Newsletter zu unserer nächsten Coffee Lecture einzuladen, für die wir die (Noch-)Referendarin Nicole Ihrig gewinnen konnten! Frau Ihrig absolviert ihr Referendariat am Darmstädter Studienseminar und wird uns in der Lecture Einblick in den typischen Arbeitsalltag der zweiten Phase der Lehrerinnen:bildung geben. Außerdem stellt sie das neu eingeführte Format der Portfolio-Arbeit am Studienseminar vor. Wir freuen uns deshalb ganz besonders, viele interessierte Studierende begrüßen zu dürfen, die sich bereits jetzt über das Referendariat informieren wollen!*
*Über eine Anmeldung vorab bei Miriam Grabarits (miriam.grabarits@tu-darmstadt.de) wird gebeten. Danke! Bei Fragen hilft Frau Grabarits ebenfalls gern weiter!

  • "Zwischen Authentizität und Abstraktion – Historische Planspiele als Lehr-/Lernform im Geschichtsunterricht"Vortrag von Christian Buschmann (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) am 11. Juni 2024 um 9:50 Uhr in Raum S3 13/10 (TU Darmstadt):

Christian Buschmann wird im Rahmen des Planspiel-Seminars von Dr. Detlev Mares sein aktuelles Dissertationsprojekt vorstellen, in dem er den Einsatz von Planspielen im Geschichtsunterricht mithilfe von Lehrkräfte-Interviews untersucht. Außerdem wird er Impulse zur Reflexion des von Studierenden der TU Darmstadt vor kurzem durchgeführten Planspiels setzen – wir freuen uns sehr auf Besuch und Vortrag! Interessierte sind ebenfalls herzlich willkommen!*
*Über eine Anmeldung vorab bei Miriam Grabarits (miriam.grabarits@tu-darmstadt.de) wird gebeten. Danke! Bei Fragen hilft Frau Grabarits ebenfalls gern weiter!

  • 1848 – Ein Schulprojekt an der Darmstädter Eleonorenschule:
*Bildnachweise am Ende des Newsletters
Im März fand die Durchführung des Schulprojektes zur Revolution von 1848 an der Eleonorenschule in Darmstadt (Partnerschule des Instituts für Geschichte) statt. Wie bereits im letzten Newsletter berichtet, hatten Studierende dafür Materialienpakete zu ausgewählten Persönlichkeiten der 48er-Revolution erarbeitet. Über diesen personalisierenden Ansatz sollten die Teilnehmenden zum Nachdenken über gegenwärtiges demokratisches Erinnern an die Revolution angeregt werden. Dazu waren Personen ausgewählt worden, die unterschiedliche Facetten der Revolution repräsentieren: Heinrich von Gagern, Emma Herwegh, Stephan Born, Louise Otto-Peters, Robert Blum und - für die Gegenseite - Friedrich Wilhelm IV.
Die Veranstaltung fand an drei Terminen in einem Grundkurs in der Qualifikationsphase 4 statt. Die Kurs-Teilnehmenden hatten gerade ihre Abiturklausuren hinter sich, so dass während der Veranstaltungssitzungen die Verkleidungen unterschiedlicher Motto-Tage für frischen Wind sorgten. Und obwohl bei manchen Arbeitsgruppen zum Ende der Schullaufbahn erkennbar die "Luft raus" war, arbeiteten sich die (noch) Schülerinnen und Schüler trotzdem gut in "ihre" historische Persönlichkeit ein und erstellten inhaltlich sowie formal ansprechende Präsentationen. Damit konnten sie zum Ende ihrer Schulzeit noch einmal zeigen, welches Diskussionsniveau sie im historischen Unterricht erreicht hatten. Weitere Projekte dieser Art sind angedacht.
                                           Bericht von Dr. Detlev Mares
  • Hinweise auf Tagungen und Onlineveranstaltungen:

Wir wollen Ihnen für das Sommersemester 2024 ein paar Hinweise mitgeben, wo Sie ggfs. Ihre Freizeit produktiv zur Weiterbildung nutzen können. Da gäbe es zum Beispiel...
1. Zweijahrestagung der "Konferenz für Geschichtsdidaktik" – dieses Jahr vom 18.-20. September 2024 in Mainz (also ganz in der Nähe und gut mit dem Zug erreichbar!) mit dem Thema "Geschichtsdidaktik im Wandel – Innovative Zugänge und Herausforderungen". Anmeldungen sind ab dem 3. Juni 2024 bis zum 16.8.2024 über die Tagungswebseite möglich. Frau Grabarits wird mit einem Poster zu ihrem aktuellen Forschungsprojekt auch vor Ort sein.
2. Workshopangebot des Schreibcenters: "Schreiben mit KI" – Das Schreibcenter bietet verschiedene Workshops an, wie man KI sinnvoll in allen Phasen des Schreibprozesses benutzen kann. Wenn Sie also kompetente Beratung suchen, sind Sie hier genau richtig!
3. Digitale Vorlesungsreihe "Intersektionalität interdisziplinär – Fachdidaktiken im Dialog" der Universität Köln – mit besonderem Hinweis auf den Vortrag am 26.6.2024 von Dr. Heike Krösche (Univesität Innsbruck) zum Thema "Differenztheoretische und intersektionale Perspektiven auf Geschichtsunterricht. Theoretische Bezugspunkte und methodische Annäherungen". Klare Empfehlung: Zuschalten!
4. University:Future Festival der Universität Köln – "Tales of Tomorrow" vom 5. bis 7. Juni 2024 in Berlin, vor allem aber im digitalen Raum! Schnell noch anmelden und mitmachen! Themen der über 300 Beiträge sind unter anderem KI, "Future Skills", Didaktik und Strategieprozesse.

💡Haben Sie Ideen oder Wünsche für die nächste Coffee Lecture im Wintersemester 2024/25? Kennen Sie jemanden, der/die unbedingt einmal vorbeikommen sollte? Wissen Sie, was in Darmstadt so los ist? Schreiben Sie uns! Wir haben für Ihre Vorschläge weiterhin ein offenes Ohr!

... das Serious Game "Bad News" (2018)? Laut Auskunft der Anbieter-Webseite dieses kostenfreien Browserspiels handelt es sich bei "Bad News" um „ein öffentlich zugängliches Medienkompetenz-Tool" (Startseite --> Über das Spiel am unteren Bildrand) für Lernende bzw. Interessierte ab 14 Jahren. Durch seine relativ kurze Spieldauer zwischen 10 und 20 Minuten eignet es sich für den tatsächlichen Spiel-Einsatz im Unterricht und kann den Ausgangspunkt oder die Vertiefung eines Lernprozesses, bspw. im Geschichtsunterricht, darstellen. Aber nochmal von Anfang an: Worum geht es bei "Bad News" eigentlich?

Stellen Sie sich vor, Sie wechseln auf die "dunkle Seite der Macht" und versuchen, eine möglichst große Zahl an Follower:innen mithilfe der Verbreitung von Desinformationen über eine Social Media Plattform aufzubauen, dabei aber stetig darauf bedacht zu sein, Ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren... damit ist schon ziemlich genau beschrieben, was Sie im Spiel zu tun haben. Dies gelingt Ihnen durch eine recht kleinschrittige Lenkung im Chat-Format; moralische Zweifel sind zwar erlaubt, verhelfen Ihnen aber nicht zum Spielerfolg. Vielmehr ist die Grundidee, durch eigenes manipulatives Agieren die Strategien (Emotionalisierung, Polarisierung, Verschwörung, Trollen, Verruf, Identitätsbetrug) von Desinformationskampagnen und Co. kennenzulernen.

Startseite des Spiels "Bad News" | Screenshot von MG: https://www.getbadnews.com/books/german/

Und weil es bei Spielen ja auf das Spielen ankommt und nicht um die lange Lektüre der Spielanleitung, gilt heute im besonderen Maße: Probieren Sie es einfach mal aus!

💡 Sie kennen sich bestens im digitalen Geschichtsunterricht aus und haben ein Tool, das Ihre Unterrichtspraxis verbessert? Sie haben einen Geheimtipp zu digitalen Quellensammlungen und Co.? Dann schreiben Sie uns! Wir probieren gern Neues aus und könnten Ihr Wissen über den Verteiler auch an Kolleg:innen und Kommiliton:innen weitergeben! 

Wichtig: Wir stellen hier im Newsletter verschiedene Tools und Apps vor, tun dies aber unentgeltlich und stehen in keiner Form in Kontakt zu den anbietenden Unternehmen oder Entwickler:innen!

Jelko Peters ist es in seinem Buch „Verschwörungstheorien im Geschichtsunterricht“, das 2024 im Wochenschauverlag in der Kleinen Reihe Geschichte erschien, ein Anliegen, Schüler:innen und Lehrkräften Wissen an die Hand zu geben, „um als geschichtsbewusste Vertreterinnen und Vertreter unserer Demokratie und offenen Gesellschaft diese gegen ihre Feindinnen und Feinde zu verteidigen“ (S. 9f.). Konkret versteht er hierunter die Vermittlung von Hintergrundwissen zu Verschwörungstheorien (zum Begriff und Alternativen ebenfalls im Band S.12-14; wichtig: hier geht es nicht um Theorien mit wissenschaftlichem Anspruch), Antisemitismus und antisemitischen Codes sowie „geschichtsmethodische und mediale Kompetenzen“ (S. 10). Dabei ließe sich gleichermaßen die Förderung narrativer Kompetenz bei den Schüler:innen bewirken, indem diese durch genaue Analyse herausarbeiten, dass Verschwörungstheorien „keine geeigneten Konstrukte sind, um Geschichte triftig darzustellen" (S. 23).

Cover des Buches "Verschwörungstheorien im Geschichtsunterricht" (2024) |
Bildnachweis: https://img.wochenschau-verlag.de/rt:fit/w:3000/h:0/g:sm/plain/local:///media/2b/5a/8b/1702473346/9783734416248.jpg

Für Lehrkräfte besonders hilfreich sind neben den Erläuterungen zur Begrifflichkeit "Verschwörungstheorie/-erzählung/-mythos" etc. sicher die knappen Kontextualisierungen von insgesamt acht populären Verschwörungstheorien, deren Behandlung Peters aus didaktischen Gründen für sinnvoll erachtet. Weitere finden im Buch Erwähnung, ohne jedoch näher ausgeführt zu werden. Darunter nimmt die Darstellung der Verschwörungstheorie zur "Jüdischen Weltverschwörung" und der "Protokolle der Weisen von Zion" (S. 45-49) – mit Blick auf den zunehmenden Antisemitismus heutiger Tage sicher zu Recht – den größten Raum ein. Hier zeigt er exemplarisch die von ihm bereits beschriebene Verbindung von Verschwörungstheorie und Antisemitismus auf. „Holocaustleugnung“, „Dolchstoßlegende", „11. September 2001“, „Reichsbürger/Selbstverwalter“, „Freimaurer/Illuminaten“, der „Heilige Gral“ und das „erfundene Mittelalter“ vervollständigen die Liste der von Peters gewählten Fallbeispiele.

Am Beispiel der „Jahrhundertlüge Spanische Grippe“, die vor allem während der Corona-Pandemie populär war, skizziert er abschließend noch einmal konkret die didaktische Arbeit mit Verschwörungstheorien im Geschichtsunterricht, wobei er erst einen pragmatischen Leitfaden der Analysestruktur vorstellt, die er anschließend selbst umsetzt. Interessant ist, dass er hierbei auch mit ChatGPT arbeitet – seinem KI-Modell ist dabei klar, dass es sich bei der „Jahrhundertlüge" um eine Verschwörungstheorie handelt. Bei der Arbeit mit Schüler:innen würde Peters die Nutzung von KI-Modellen wie ChatGPT allerdings nicht empfehlen; in seinem Leitfaden sucht man diesen Schritt deshalb vergebens (vgl. S. 61f. bzw. 63f.).

Wer nun Lust hat, sich mit Verschwörungstheorien im Geschichtsunterricht zu beschäftigen, dem sei das Büchlein als Ausgangspunkt für seine Recherche empfohlen; auch, weil Peters nicht zuletzt die Motivation der Schüler:innen, sich mit diesen Themen zu beschäftigen (Kap. 3), mit bedenkt und damit die Zielgruppe von Unterricht dezidiert in den Blick nimmt.

💡 Verschaffen Sie sich doch selbst einen Eindruck von "Verschwörungstheorien im Geschichtsunterricht" (2024) und lassen Sie uns wissen, was Ihnen aufgefallen ist oder wo Sie Fragen haben!

Damit kommen wir zum Ende unseres sechsten Newsletters der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik. Wir hoffen, Sie konnten ein paar wertvolle Impulse für Ihre Arbeit oder Ihr Studium mitnehmen und freuen uns, Sie auch zur nächsten Ausgabe als Leser:in begrüßen zu dürfen! Bei Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung. Nutzen Sie gern die unten stehenden Kontaktdaten, um sich mit uns in Verbindung zu setzen. 

Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Team der Coffee Lectures Geschichtsdidaktik! 

💡 Sie haben die bisherigen Newsletter verpasst? Hier gehts lang!:
Juni 2023 Ausgabe 1
August 2023 Ausgabe 2
Oktober 2023 Ausgabe 3
Dezember 2023 Ausgabe 4
Februar 2024 Ausgabe 5

Sie haben noch Fragen oder Anregungen? Setzen Sie sich gern mit uns in Kontakt! 

Ansprechpartnerin: Miriam Grabarits 
E-Mail: miriam.grabarits@tu-darmstadt.de 

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*Bildnachweise Portraits 1848-Projekt der Reihenfolge nach von links nach rechts:


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