Beschaffung von F-35 Bombern und sogenannte nukleare Teilhabe der Bundeswehr

Beschaffung von F-35 Bombern und sogenannte nukleare Teilhabe der Bundeswehr

Michael Ludwig

Anfrage eines Bürgers an die Bundeswehr, zur Kenntnis an die Fraktionen der AfD und der Linken im Bundestag, namentlich Rüdiger Lucassen (Leiter des Arbeitskreises Verteidigung der AfD) und Sevim Dağdelen (stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Die Linke und Sprecherin für Abrüstungspolitik und Internationale Politik)


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18. Dezember 2022

Luftwaffe / F-35 Beschaffung / Atomwaffen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten über die Beschaffung von 35 Exemplaren des Bombers vom Typ F-35A "Lightning II" des US-amerikanischen Herstellers Lockheed-Martin zum Stückpreis inklusive Bewaffnung, Ersatzteile und Wartungsleistungen für fünf Jahre von knapp 240 Millionen Euro, vorbehaltlich allfälliger Preisanpassungen, wie man wohl annehmen darf. Dies ermögliche der Bundeswehr die sogenannte "nukleare Teilhabe".

Zitat:

Die F-35 hat weiterhin den Vorteil, dass sie bereits für einen Einsatz von Atomwaffen zertifiziert ist. Anders als der Eurofighter, der dafür erst nachgerüstet werden müsste. Damit stellt die F-35 ein marktverfügbares System dar, um die Modernisierung der Truppen anzutreiben.

Angesichts des sehr hohen Preises und der durchwachsenen Reputation dieses Systems, das noch keinen Beweis seiner Tauglichkeit erbracht hat, stellen sich dem Bürger hier einige Fragen.

Bitte legen Sie daher konkret und im Detail dar:

(1) wieso es einer Zertifizierung zum Einsatz von Atomwaffen bedarf;

(2) wer das Zertifikat ausstellt, wie lange die Untersuchung dauert und was es kostet;

(3) was bei der Zertifizierung konkret technisch gemacht wird;

(4) welche Anpassungen ggf. beim Tornado konkret vorgenommen werden mußten, um die Zertifizierung zu erhalten, und welche Kosten für Anpassung und Zertifizierung jeweils angefallen sind;

(5) wieso die Bundeswehr sich den Eurofighter nicht einfach selber für Atomwaffen zertifiziert;

(6) wieso überhaupt das Flugzeug und nicht die Atomwaffe für Bereitstellung und ggf. Einsatz auf deutschem bzw. europäischem Boden zertifiziert werden muß;

(7) wieso das wegen seiner Unzuverlässigkeit als "Witwenmacher" bekannte US-amerikanische Kampfflugzeug Lockheed F-104 "Starfighter" ein solches Zertifikat für Atomwaffen erhalten konnte (269 von 916 Maschinen der Bundeswehr abgestürzt, 116 Piloten tot, davon 108 Deutsche);

(8) welche Zertifizierungen der Bundeswehr die Lockheed F-104 "Witwenmacher" seinerzeit durchlaufen hat;

(9) welche Zertifizierungen der Bundeswehr die Lockheed-Martin F-35 "Turkey" in der CTOL Variante F-35A durchlaufen hat ("Truthahn", laut Pierre Sprey, Designer von General Dynamics F-16 und Fairchild-Republic A-10, in Anspielung auf die Flugeigenschaften der F-35);

(10) welche konkreten technischen Kriterien ein Flugzeug erfüllen muß, um für Atomwaffen zertifiziert zu werden, insbesondere angesichts der Tatsache, daß man von der achtstrahligen B-52 "Stratofortress" über die zweistrahlige F-15 "Eagle" bis zu den einstrahligen F-104 "Witwenmacher", F-16 "Fighting Falcon" und F-35 "Turkey" keinen gemeinsamen Nenner findet, der aus technischer Sicht die Mitführung und den Einsatz von Atomwaffen indizieren bzw. kontraindizieren würde;

(11) wieso ein Zertifikat erforderlich ist, wenn man doch im Internet lesen kann, wie es auch der gesunde Menschenverstand nahelegt, daß die fragliche Atomwaffe B-61 (benannt nach dem Jahr der Einführung 1961) einfach nur eine Nutzlast ist wie jede andere Bombe und daher von prinzipiell jedem Flugzeug mit taktischen Fähigkeiten eingesetzt werden kann;

(12) wieso die Bundeswehr nicht einfach, wie es ja auch kleineren Ländern wie Israel oder Nordkorea möglich ist, von der deutschen Industrie eigene Atomwaffen herstellen und erproben läßt, welche nach aller historischen Erfahrung ihren amerikanischen Pendants technisch und in puncto Zuverlässigkeit sicher überlegen wären, wofür dann auch eigene Zertifikate aufgelegt werden könnten;

(13) in welchem Umfang und durch welche konkreten Erprobungen, Beobachtungen und Ergebnisse die Bundeswehr sich von der korrekten Funktion der US-amerikanischen Atomwaffen hat überzeugen können;

(14) wer angesichts der enorm hohen Kosten, insbesondere auch der extrem hohen Stückkosten der F-35 "Turkey", überhaupt dafür bürgt, daß - im Hinblick auf die "nukleare Teilhabe", mit der ja argumentiert wird, aber auch im Hinblick auf die Atomwaffen überhaupt - hier nicht ein Etikettenschwindel seitens der amerikanischen Partner vorliegt, wenn nicht gar ein noch viel größerer Schwindel, zumal die USA seit 1992 keine Atomwaffen mehr erprobt haben und der letzte dem Kriterium des Augenscheins genügende Versuch 1962 stattfand, ohne daß wir bei den vorhergehenden spektakulären Versuchen Gewißheit darüber haben könnten, daß damals nicht einfach nur viel Wasserdampf bzw. Rauchgas oder Kunstrauch erzeugt wurde, garniert mit ein paar Spezialeffekten und bombastischer medialer Aufbereitung;

(15) welche konkreten Beweise der Bundeswehr vorliegen für die tatsächliche und nicht nur virtuelle Existenz der Kernwaffen sämtlicher sogenannter Atommächte - als da wären USA, Rußland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea - und auf welchen Wegen diese Beweise ermittelt wurden.

Bitte benennen Sie für weitere Auskünfte die für Atomwaffen zuständige und kompetente Stelle bei der Bundeswehr.

Ich verbleibe - eingedenk der enormen Kosten, des äußerst geringen realistisch erwartbaren Nutzens und des gewaltigen Schadens für den Steuerzahler - in Erwartung Ihrer konkreten, detaillierten und substantiellen Auskunft.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Ludwig


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