meinungsvielfalt.jetzt: Der Kern des Problems ist für mich der Kern des Systems.
meinungsvielfalt.jetztFebruar 2022
Bei der Arbeit in meiner Anstalt sind mir während der Corona-Krise viele Missstände noch bewusster geworden, die es nach meiner Wahrnehmung im öffentlich-rechtlichen Umfeld schon lange vorher gab. Diese Missstände behindern an vielen Stellen ein sauberes journalistisches Arbeiten, wie ich es verstehe - und machen es manchmal sogar unmöglich. Den Grund dafür vermute ich in bestimmten ideologischen Prägungen, politischen Ausrichtungen und streitbaren Weltanschauungen verschiedener Entscheidungsträger in unserem Haus.
Bei der Auswahl und der Umsetzung von Themen im Programm erachte ich den Korridor von Meinungsvielfalt und Pluralismus dadurch als von vornherein stark eingeengt. Konstruktive Kritik dazu, wie wir als Redaktion methodisch und inhaltlich an bestimmte Themen herangehen, wurde in meinem direkten beruflichen Umfeld schon mehrfach abgetan oder wegdiskutiert. Zum ersten Mal aufgefallen ist mir das im Zusammenhang mit islamkritischen Bewegungen in unserem Sendegebiet. Themen, die bei unseren Empfängern stark konservative Reaktionen hervorrufen könnten, wurden vermieden.
Wer die für mein Empfinden einseitige und teilweise manipulative Berichterstattung zur Corona-Krise zur Diskussion stellen wollte, wurde innerhalb der Redaktion schnell zum Verschwörungstheoretiker erklärt und spöttisch belächelt. Echte inhaltliche Auseinandersetzung habe ich persönlich mit derartiger Kritik nie erlebt.
In der Masse unserer Programmbeiträge zum Thema Corona habe ich Gesprächspartner wahrgenommen, die den politischen Kurs in dieser Sache stützen und propagieren. Maßnahmenkritiker oder Experten, die vom vermeintlichen Mainstream-Konsens abweichen, sind mir maximal in Nebensätzen von Beiträgen aufgefallen.
Was ich hierbei zu spüren glaube ist eine diffuse unausgesprochene Übereinkunft innerhalb vieler Redaktionen darüber, dass sämtliche Krisenmaßnahmen der Politik richtig und nicht zu hinterfragen seien. Dieses Gefühl deckt sich mit der Aussage eines älteren Kollegen, der mir schon vor vielen Jahren erklärt hat, dass in unserer Anstalt niemand Karriere mache, der sich zu Regierungsentscheidungen kritisch äußert.
So sind wir in unserem Programm meines Wissens nie darauf eingegangen, dass die offiziell propagierten Zahlen der Corona-Toten nachweislich verfälscht sind, dass der PCR-Test von vielen anerkannten Wissenschaftlern als in diesem Zusammenhang nichtssagend eingestuft ist, dass bei den Zahlen der belegten Klinikbetten getrickst und betrogen wurde oder dass die „Corona-Schutzimpfungen“ offenbar mit starken Gesundheitsschäden und vielen Todesfällen weltweit einhergehen. Der journalistische Reflex, solchen Täuschungen und Ungereimtheiten investigativ nachzugehen, scheint mir bei vielen meiner Kollegen komplett abgeschaltet zu sein. Tatsachen und Indizien, die den offiziellen Erzählungen widersprechen, werden vielmehr nach dem Motto „Das kann doch nicht wahr sein!“ ausgeblendet. In der Konsequenz habe ich seit vielen Monaten den Eindruck, an einer Dauerwerbesendung für die Impfstoffindustrie mitzuwirken, in die sich die Mehrheit meiner Kollegen mit großem persönlichen Eifer einbringt.
Diese Kollegen sind - glaube ich - tatsächlich felsenfest davon überzeugt, das Richtige zu tun. Dabei versäumen sie allerdings nach meiner Auffassung ihre journalistischen Aufgaben - Widersprüchen auf den Grund zu gehen und Skandale aufzudecken - und verwechseln scheinbar neutrale Berichterstattung mit der Missionierung und Erziehung der Bevölkerung in eine bestimmte Richtung, die sie persönlich für die einzig richtige halten.
Das fängt an beim Reporter, der beim Bericht über einen „Montagsspaziergang“ ausschließlich Teilnehmer der Gegendemonstration befragt, und hört auf bei der Redakteurin, die im Beitrag über Impfveranstaltungen in gefühlt jedem Satz hervorhebt, wie das „Schreckgespenst Corona“ uns allen ins Mark fahre und wie wichtig die „lebensrettenden Impfstoffe“ seien - statt sich rein an die Geschehnisse und Fakten zu halten, um die es eigentlich in ihrem Beitrag geht.
Wirklich erschüttert hat mich in diesem Zusammenhang eine Situation, in der eine entscheidende Person meiner Anstalt für meine Begriffe unmittelbar in die redaktionelle Arbeit eingegriffen hat. Wir hatten bereits seit Monaten einen anerkannten Experten als Gesprächspartner im Programm, wenn es um das Corona-Thema ging. Auffällig erschien mir, dass dieser Mensch so gut wie nie kritische Anmerkungen zum Regierungskurs machte. Dann trat er eines Tages in einem anderen Sender auf und ließ dort auch kritische Töne zur Corona-Politik hören. Am Tag nach diesem Auftritt teilte die erwähnte Person unserer Redaktion mit, sie solle die Aussagen des Experten künftig genauer verfolgen. Falls er sich weiterhin derart äußern sollte, wie er es bei besagtem Auftritt getan hatte, müsse man sich wohl nach einem „anderen Experten“ für unser Programm umschauen.
Wenn ich in Berichten im Zusammenhang mit der Corona-Krise die Begriffe „Massenhypnose“ und „Realitätsverlust“ lese oder höre, dann fühle ich mich schon sehr stark an das erinnert, was ich seit bald zwei Jahren tagtäglich in meiner Anstalt beobachte. Objektiven Journalismus habe ich mir jedenfalls mein Leben lang anders vorgestellt.
Ein erster Ansatz, um die von mir gefühlten Missstände im öffentlich-rechtlichen System zu beseitigen, könnte es in meinen Augen sein, die Regierungsnähe verschiedener Führungskräfte zu beleuchten und vor allen Dingen auch die festgewachsenen Hierarchien in den Anstalten aufzulösen. Diese scheinen mir in erster Linie dem reinen Selbsterhalt zu dienen und daneben die freie Entfaltung von Meinungsvielfalt, offener Diskussionskultur und echter Pluralität von Lebenswirklichkeiten zu verhindern. Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks heißt meines Wissens weder Erziehung noch Steuerung seiner Nutzer, und schon gar nicht lautet er, persönliche Weltanschauungen und Abhängigkeiten Einzelner zur Triebfeder der Arbeit von vielen zu machen. Ausgewogene Berichterstattung, nichts anderem als der Wahrheit verpflichtet, ist der klare Auftrag, dem wir alle nachzukommen haben. So glaube ich es irgendwann einmal gelernt zu haben.
Source meinungsvielfalt.jetzt