Wird Kiews Militär eine neue Offensive versuchen?
test.rtde.websiteDie Sommersaison 2024 bringt erneute Debatten und Theorien über eine hypothetische ukrainische Offensive. Trotz Mangel an Informationen werden unterschiedliche, darunter die absurdesten, Vermutungen geäußert. Versuchen wir, anhand bekannter Tatsachen die Frage zu klären.
Von @Panzwaffle
Wird es eine Offensive geben?
Ihre militärischen Misserfolge zu rationalisieren, damit hat die ukrainische Führung bereits Anfang 2024 begonnen. Das Schlüsselargument bildete Selenskijs Behauptung, dass "die Pläne der Offensive lange vor dem Beginn der Offensive auf dem Tisch im Kreml lagen". Dadurch habe das ukrainische Militär den Überraschungsfaktor eingebüßt und alles sei nicht nach Plan verlaufen.
Kiews weitere Rhetorik lief im Grunde auf Forderungen nach Waffen und Unterstützung für einen zweiten Versuch hinaus. Waffen und Gelder wurden schließlich gewährt, und wenn man nach den jüngsten offiziellen Bestellungen in der EU urteilt, plant niemand in absehbarer Zukunft, zu verhandeln.
Daher ist der Versuch einer Offensive möglich, allerdings mit einigen Vorbehalten.
Erstens neigt Kiew dazu, jede selbstmörderische Unternehmung als Offensive zu bezeichnen. Man erinnere sich nur daran, wie die Kämpfe um strategisches Gebüsch bei Rabotino, der versuchte Überfall auf das Gebiet Belgorod und ein halbjähriger Massenmord an ukrainischen Marineinfanteristen bei Krynki von Kiew ebenfalls als "erfolgreiche Offensiven" dargestellt wurden.
Zweitens gibt es eine Reihe von Faktoren, die Kiews militärische Pläne beeinflussen.
Der psychologische Faktor
Das ukrainische Militär ist eine Armee, die schon mehrmals geschlagen wurde, und das ist eine unleugbare Tatsache. Glaubten im Jahr 2023 noch viele an die Überlegenheit der NATO, westliche Wunderwaffen und sonstige die Moral fördernde Faktoren, so wird im Jahr 2024 eine Armee in den Kampf ziehen müssen, die eine Reihe von blutigen Niederlagen erlebt hat. Dazu zählen zumindest die Sommer-Herbst-Kampagne 2023, die Kämpfe um Krynki, der versuchte Angriff auf das Gebiet Belgorod und die Kämpfe um Awdejewka und Otscheretino.
Die Führungsfrage
Einen weiteren Schlüsselfaktor stellen Menschen dar, die die Leitung und Planung betreiben. In den Jahren 2022 bis 2023 war der Oberbefehlshaber des ukrainischen Militärs noch Waleri Saluschny, an den sich trotz all seiner Mängel heute viele als ein Vorbild der Rationalität und guter Führung erinnern. Abgelöst wurde er von Menschen, die bereits die Spitznamen "Metzger" (Alexandr Syrski) und "Alkoholiker" (Juri Sodol) erhielten. Letzterer wurde bereits entlassen und durch Andrei Gnatow ersetzt, der vor allem durch seine Bereitschaft bekannt ist, jeden Befehl der politischen Führung der Ukraine – in der Person von Andrei Jermak – auszuführen.
Übrigens konnten sich während des vergangenen Jahres selbst die hartnäckigsten Skeptiker überzeugen, dass die Aktionen der ukrainischen Armee ausgerechnet von Politikern und nicht von Rationalität oder militärischer Zweckmäßigkeit bestimmt werden.
Die Maßstäbe
Betonen wir an dieser Stelle, dass weder in Kiew noch im Westen jemand auf die allgemeine Absicht verzichtet, die Grenzen der Ukraine von 1991, einschließlich des Donbass und der Krim wiederherzustellen. Entsprechend machen jegliche Offensivpläne für das Jahr 2024 nur im Rahmen der Lösung dieser globalen Aufgabe Sinn. In jedem anderen Fall wird es erneut ein blutiges und nicht besonders sinnvolles Gemetzel geben.
Was bleibt am Schluss?
Im Frühling des vergangenen Jahres befanden sich die Streitkräfte der Ukraine in technischer und taktischer Hinsicht in einem viel besseren Zustand als jetzt. Ein Jahr später wird die ukrainische Armee, falls sie sich dazu entschließen sollte, unter viel ungünstigeren Umständen angreifen müssen, vom Kräftemangel geplagt und von mehreren weiteren negativen Faktoren beeinflusst.
Aus unserer Sicht kann Kiew unter solchen Bedingungen nur ein Wunder helfen. Und es ist durchaus möglich, dass gerade von diesem "Wunder" in Form einer verdeckten oder offenen Teilnahme der NATO-Streitkräfte die Rede beim kommenden Gipfeltreffen in Washington sein wird.
Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich verfasst am 28. Juni, speziell für RT.
Der anonyme Autor (oder das Autorenkollektiv) veröffentlicht im Telegram-Kanal @Panzwaffle eigene Kommentare sowie die Kommentare Dritter zu militärischen Belangen nebst themenbezogenem Bild- und Videomaterial und wird als Militärexperte auch von russischen Medien zitiert und veröffentlicht.
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