Wie die USA von den Drohnen-Angriffen in Iran profitieren

Wie die USA von den Drohnen-Angriffen in Iran profitieren

test.rtde.website

Die Drohnen-Angriffe auf wichtige militärisch-industrielle Einrichtungen Irans wurden in israelischen Medien als "phänomenal erfolgreich" bezeichnet. Ziel war es offenbar, das iranische Atomprogramm aufzuhalten. Doch neben Israel profitieren vor allem die USA von den Drohnen-Angriffen.

Von Gevorg Mirzayan

Als "phänomenal erfolgreich" bezeichneten die israelischen Medien den Angriff auf Iran am vergangenen Wochenende. Glaubt man westlichen Quellen, so wurden wichtige militärisch-industrielle Einrichtungen des Landes zerstört – und zwar auf Geheiß Tel Avivs und mit den Vereinigten Staaten als Drahtzieher. Das Wichtigste ist dabei, dass all dies in direktem Zusammenhang mit den Interessen Russlands steht.

Am Abend des 28. Januar kam es in Iran zu einer Serie von Explosionen. Eines der Ziele war eine Rüstungsfabrik in der Stadt Isfahan, die von drei Drohnen angegriffen wurde. Daraufhin wurde ein Konvoi des Korps der Islamischen Revolutionsgarden in der Nähe der syrisch-irakischen Grenze gesprengt. Berichtet wurde auch von Terroranschlägen in der iranischen Stadt Mahabad und sogar im Stab des Korps der Islamischen Revolutionsgarden, einer Struktur, welche die Funktion einer Parallelarmee in dem Land hat. Die Berichte konnten später jedoch nicht bestätigt werden.

Wie groß ist der Schaden?

Die Höhe des Schadens wird unterschiedlich eingeschätzt – und das aus gutem Grund. Jede Seite behauptet, was für sie von Vorteil ist. Als gesichert gilt allerdings, dass mehrere Fahrzeuge des Konvois zerstört wurden, die laut offiziellen Angaben mit Reis und Mehl beladen waren. Inoffiziellen Angaben zufolge wurden Waffen zerstört, welche Iran seinen Gruppierungen in Syrien übergeben wollte.

Teheran wiederum behauptet, der Schaden in Isfahan sei minimal. Zwei der drei Drohnen seien nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA beim Anflug abgeschossen worden, während die andere nur das Dach eines Gebäudes beschädigen konnte. Die israelische Zeitung Jerusalem Post bezeichnete den Angriff hingegen als "phänomenal erfolgreich" .

Wer wurde beschuldigt?

Einigen Informationen zufolge sei eine iranische Terrorgruppe unmittelbar für den Anschlag in Isfahan verantwortlich. Diese habe die Drohnen (Quadrokopter) von iranischem Hoheitsgebiet aus gestartet. Die Stadt selbst liegt mehr als 300 Kilometer von der Landesgrenze entfernt; daher sei ein Angriff mit Quadrokoptern vom Ausland aus über eine solche Entfernung hinweg nicht möglich. Allerdings sei der Anschlag im Auftrag eines anderen Landes verübt worden, ist man sich in Iran sicher.

Teheran benannte bereits den mutmaßlichen Auftraggeber – israelische Geheimdienste. Darüber wird auch im Westen spekuliert. Wesentlich ist, dass die Vermutung einer Täterschaft Israels von den meisten westlichen Experten und Medien befürwortet wird, wenn auch darüber kein Konsens herrscht.

Die israelischen Behörden selbst äußern sich nicht zu dem Vorfall – ebenso wenig wie zu anderen Terroranschlägen in Iran, die angeblich von den Geheimdiensten des Landes verübt wurden. Beispielsweise kam es schon im Frühjahr 2021 und im Sommer 2020 zu Explosionen an den Atomanlagen von Natanz.

Wozu wurde der Anschlag verübt?

Die iranischen Behörden sind der Ansicht, dass der Anschlag darauf abzielte, Panik in der Bevölkerung zu schüren.

Geht man davon aus, dass Israel tatsächlich hinter den Angriffen steckt, so könnten diese durch den Wunsch motiviert sein, das iranische Atomprogramm zu stoppen oder zumindest zu verzögern. Einigen Angaben zufolge steht die angegriffene Anlage in Isfahan mit dem iranischen Atomprogramm in Verbindung. Die iranischen Behörden haben diese Version indirekt bestätigt. Nach den Worten des iranischen Außenministers Hossein Amir-Abdollahian habe der Feind "feige Maßnahmen ergriffen, die den Willen und die Absichten unserer Experten hinsichtlich der Entwicklung ziviler Kernkraft nicht beeinflussen können".

Das Wall Street Journal vermutet, dass der israelische Anschlag Bestandteil einer amerikanisch-israelischen Strategie ist, um die nuklearen und militärischen Ambitionen Irans einzudämmen. Zum heutigen Zeitpunkt stehen den USA und Israel keine diplomatischen Optionen mehr zur Verfügung, um das iranische Atomprogramm zu stoppen. Alle Versuche bezüglich der Wiederaufnahme von Verhandlungen zum Atomabkommen sind gescheitert. Damit bleibt nur noch die Möglichkeit der Sabotage oder einer großangelegten Militäroperation.

Doch eine Militäroperation kann nur schwer durch eine Invasion eingeleitet werden, denn diese würde den Angreifer zum Agressor machen. Sehr viel günstiger ist es, zum Beginn einer solchen Operation die defensive Partei zu sein. Gerade deshalb könnte das Ziel des Anschlags, dessen Verantwortung niemand auf sich genommen hat, darin bestanden haben, Iran zu einem Vergeltungsschlag gegen Israel zu bewegen. Ein solcher Vergeltungsschlag könnte dann von Israel und den USA als Vorwand für einen Großangriff gegen Iran interpretiert werden.

Wem nützt das?

Der Hauptnutznießer ist natürlich Israel. Für Tel Aviv stellt die Erlangung von Atomwaffen durch Iran eine existenzielle Bedrohung dar. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bereits angekündigt, dass sein Land nicht zulassen werde, dass Iran "die tödlichsten Waffen" erhalte, "auf deren Verfügbarkeit er sich stetig zubewegt". Gleichzeitig ist Israel nicht bereit, allein gegen Iran in den Krieg zu ziehen; es fehlt an Ressourcen. Daher muss Tel Aviv die Vereinigten Staaten in diesen Krieg verwickeln.

Bisher ist unklar, inwieweit der Angriff mit den Vereinigten Staaten koordiniert war. Das Pentagon hat öffentlich mitgeteilt, mit dem Angriff auf Isfahan nichts zu tun zu haben.

Interessanterweise erfolgte der Anschlag selbst nur wenige Tage vor dem Besuch des US-Außenministers Anthony Blinken in Israel. Das bedeutet entweder, dass Israel die Amerikaner vor vollendete Tatsachen stellen will, oder dass Washington und Tel Aviv auf diese Weise Einigkeit in ihrem Vorgehen gegen das iranische Atomprogramm demonstrieren.

Im Grunde sind auch die Amerikaner Nutznießer des Angriffs. Auch sie sind daran interessiert, das iranische Atomprogramm zu durchkreuzen, da die Erlangung einer Atomwaffe durch Iran mit erheblichen Kosten für die USA verbunden wäre. Zudem wäre eine iranische Atombombe eine Bedrohung für die US-Basen im Nahen Osten und daher ein Anreiz für Saudi-Arabien, seinerseits eine Atombombe zu entwickeln.

Darüber hinaus würden von einer Eskalation in Iran dessen regionale Rivalen, vor allem Saudi-Arabien und Aserbaidschan, profitieren. Beide Staaten stehen am Rande eines Krieges mit der Islamischen Republik und würden den Ausbruch einer militärischen Auseinandersetzung begrüßen.

Worin besteht die Komplexität der iranischen Reaktion?

Iran durchschaut das Spiel seiner Feinde und ist sich der Folgen einer umfassenden militärischen Reaktion auf den Terrorismus bewusst. Das Land versteht, dass man durch Provokationen versucht, es in einen Krieg zu verwickeln.

Dennoch muss Teheran auch innenpolitische Gegebenheiten berücksichtigen. Die Bevölkerung Irans fordert von den Behörden eine harte Antwort – und die Verweigerung dieser Antwort führt zur Unzufriedenheit der Menschen, was den Ajatollahs angesichts der schwierigen sozioökonomischen Lage im Land nicht gelegen kommt.

Konfliktbehaftet ist auch die Situation innerhalb der iranischen Eliten. Diese ringen derzeit um den nächsten Rahbar, den geistlichen Führer Irans, der de facto zugleich Staatsoberhaupt ist. Potenzielle Kandidaten – insbesondere der amtierende Präsident Ebrahim Raisi – dürfen angesichts der derzeitigen Lage keine Schwäche zeigen.

Welche Risiken bestehen für Russland?

Die Russische Föderation bedarf keines amerikanisch-israelischen Krieges gegen Iran. Ein solcher würde die Aufmerksamkeit von der Ukraine ablenken, zugleich kämen iranische Einrichtungen in Syrien ins Visier, auf dessen Territorium sich auch russisches Militär befindet.

Außerdem würde ein Krieg die Lage im Südkaukasus destabilisieren, und zwar in dem Maße, dass dort eine zweite Front unter Beteiligung Aserbaidschans eröffnet werden könnte. Auch eine Verwicklung Armeniens in einen solchen Krieg ist nicht auszuschließen, sollte Aserbaidschan sich entschließen, seine territorialen Probleme mit Jerewan auf diesem Wege zu lösen.

Ein weiterer Aspekt ist schließlich, dass Russland derzeit dabei ist, eine ernsthafte Zusammenarbeit mit Iran aufzubauen, auch im militärischen Bereich. Jegliche Schläge gegen den militärisch-industriellen Komplex Irans sind dieser Zusammenarbeit abträglich. Auf diese Weise könnten die USA Israel tatsächlich nutzen, um einen wichtigen Partner Russlands zu schwächen.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad.

Mehr zum Thema - Waffenfabrik im Iran mit Drohnen angegriffen

Source test.rtde.website

Report Page