Wie der Chef der Intensiv-Mediziner den Kollaps prophezeite - Die Angst-Mache mit den Intensiv-Betten

Wie der Chef der Intensiv-Mediziner den Kollaps prophezeite - Die Angst-Mache mit den Intensiv-Betten

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Sie warnen seit Monaten vor einer Überlastung der Kliniken, verbreiten Horrorwarnungen – aber auf welcher Fakten-Basis?

Der Interessenverband der deutschen Intensiv- und Notfallmediziner (DIVI) schlägt in der Pandemie zweifelhaften Dauer-Alarm!

So warnte DIVI-Präsident Gernot Marx (55) am 28. März vor „exponentiell steigenden COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen“. Bei einer „Inzidenz von 300 Ende April oder Anfang Mai“ drohten bis zu 6800 Corona-Intensivpatienten!

DIVI-Chef Gernot Marx (55)Foto: Patric Fouad

Marx‘ Alarmruf: „Brauchen wir erst ein Bergamo, um den Mut für einen harten Lockdown zurückzugewinnen?“ Und: „Wir rennen sehenden Auges ins Verderben!“

Zustände wie im italienischen Bergamo im Frühjahr 2020? Das hieße: Krankenhaus-Kollaps und Triage!

Aber: Die Horror-Warnungen traten nie ein. Die 7-Tages-Inzidenz erreichte am 26. April mit 169 (Ansteckungen pro 100 000 Einwohner) ihren Höhepunkt, sinkt seither konstant. Die Intensiv-Belegung stagniert bei 5000 Patienten. Tendenz: fallend.

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BRISANT: Als der DIVI-Chef Alarm schlug, war die dritte Welle bereits gebremst. Das errechneten Statistiker der Ludwig-Maximilians-Universität München anhand der täglichen Neuaufnahmen auf den Intensivstationen.

So verlangsamte sich die Aufnahme neuer Patienten in Niedersachsen bereits am 12. März, in Sachsen am 24. März, in Bayern am 31. März.

Kannte das DIVI etwa die eigenen Daten nicht? Auf BILD-Anfrage erklärte das DIVI, die täglich neu aufgenommenen Patienten NICHT auszuwerten – sondern nur die Gesamtbelegung. „Wir zählen im DIVI-Intensivregister Betten und versuchen uns damit einen möglichst exakten Überblick über die Versorgungskapazität der Notfallpatienten und Intensivpatienten in ganz Deutschland zu verschaffen.“

Folge: Die Trend-Umkehr in den Bundesländern blieb unerkannt!

Überaus schnell urteilt Marx auch zur Ausgangssperre. Am 28. April, also bereits vier Tage nach Inkrafttreten, lobte sein DIVI auf Twitter, „dass die Maßnahmen der Notbremse greifen“.

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Am Montag legte Marx in der „Rheinischen Post“ nach: Wenn die Intensiv-Belegung „in einer Woche“ sinken werde, dann hänge das „unmittelbar mit den Maßnahmen der Bundesnotbremse“ zusammen.

Dabei hatte Marx im Januar erklärt, dass Lockdown-Effekte auf Intensivstationen „immer mit einer Verzögerung von 14 Tagen bis drei Wochen“ spürbar sind. Heißt: Erst Wochen später fällt die Belegung der Intensivbetten, wenn die Maßnahmen wirken.

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Und was sagt DIVI?

Auf BILD-Anfrage hieß es, dass „sämtliche Maßnahmen zur Kontaktreduzierung in Deutschland seit dem 24.04. über die Bundesnotbremse geregelt sind“. Damit hänge „also auch der heute schon spürbare Effekt des Rückgangs des Infektionsgeschehens insgesamt zusammen“.

Der Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr (62, Ex-WHO) findet es „richtig, auf die Situation auf den Intensivstationen aufmerksam zu machen“.

ABER: „Die weit auseinander laufenden Risikobewertungen über die Lage in den Krankenhäusern in den letzten Wochen werfen die Frage auf, ob man die tatsächliche Situation auf den Intensivstationen lieber von einem Expertengremium einschätzen lassen sollte.“

FDP-Vize Michael Theurer (54) sagte zu BILD: „Die Lage ist ernst, Alarmismus hilft jedoch nicht weiter. Wir sollten auf Wissenschaftlichkeit setzen, mehr testen und vor allem schneller impfen. Das ist der Weg aus der Pandemie.“

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