Wenn Freundinnen miteinander experimentieren

Wenn Freundinnen miteinander experimentieren




🛑 ALLE INFORMATIONEN KLICKEN HIER đŸ‘ˆđŸ»đŸ‘ˆđŸ»đŸ‘ˆđŸ»

































Wenn Freundinnen miteinander experimentieren
Startseite Psychologie/Hirnforschung Aktuelle Seite: Sozialpsychologie: Die Gesetze der Freundschaft
Mit guten Freunden haben wir viel gemeinsam, so die landlĂ€ufige Meinung. Doch Ă€hnliche Interessen und CharakterzĂŒge spielen nur eine Nebenrolle. Psychologen entdeckten zahlreiche weitere Regeln, nach denen wir Freundschaften knĂŒpfen, pflegen - oder aufgeben.
Wahlverwandtschaften
Sind Freunde auch ein bisschen Familie? Forscher baten Studierende, Fotos von andersgeschlechtlichen Personen zu betrachten. Wahlweise sollten sich die Probanden dabei vorstellen, dass es sich um Verwandte, gute Freunde oder
Unbekannte handelte – sowie in allen drei FĂ€llen, dass sie mit der betreffenden Person Sex hĂ€tten! Die Teilnehmer
reagierten erwartungsgemĂ€ĂŸ ablehnend, wenn sie einen "Verwandten" vor Augen hatten. Bei der Vorstellung, das Foto
zeige enge Freunde, waren Frauen stÀrker abgeneigt als MÀnner. Offenbar empfinden Frauen ihre Freunde eher wie Verwandte.
(Ackerman, J. M. et al.: Is Friendship Akin to Kinship? In: Evolution,and Human Behavior 28,,S. 365 – 374, 2007)
© dreamstime / Corolanty (Ausschnitt)

Bleibende Momente | Gemeinsam schöne Dinge zu erleben und sich spÀter daran zu erinnern, ist ein Baustein stabiler Freundschaften.
Schwarz-grĂŒne Koalition
Wie verschieden Freunde sein können, demonstrieren der bayerische CSU-Politiker GĂŒnther Beckstein und die Parteivorsitzende der GrĂŒnen Claudia Roth. Allen ideellen Differenzen zum Trotz bekennen sie sich öffentlich zu ihrer
Freundschaft.
MĂ€nnerbĂŒnde
Sprachen Philosophen einst von Freunden, waren hÀufig nur MÀnner gemeint. So posaunte Friedrich Nietzsche 1884: "Noch ist das Weib nicht der Freundschaft fÀhig."
Die Gebote der Freundschaft
1. in schlechten Zeiten Hilfe anbieten
2. Kontakt halten und sich fĂŒreinander Zeit nehmen
3. persönliche GefĂŒhle und Gedanken offenbaren
4. Anvertrautes fĂŒr sich behalten
5. gute Laune verbreiten
6. den anderen in seiner sozialen Zugehörigkeit bestÀtigen
7. zuhören
8. seelische UnterstĂŒtzung geben
9. vor Kritik in Schutz nehmen
10. Neuigkeiten teilen
11. Rat einholen
12. gemeinsam etwas unternehmen
13. miteinander scherzen
14. negative Kommentare vermeiden
15. FreirÀume und andere Freunde sowie den Partner respektieren

Sarah Zimmermann arbeitet als freie Journalistin in Würzburg. Ihren Großvater Horst verbindet mit Albert (im Bild rechts) eine mehr als 60-jĂ€hrige Freundschaft, die selbst widrige UmstĂ€nde wie die Teilung Deutschlands überstand. Wenn sich die beiden MĂ€nner heute treffen, unternehmen sie gemeinsam Ausflüge, spielen Kniffel und schwelgen in Jugenderinnerungen.

Chan, A.: Friendship Stabilityand Change in Childhood and Adolescence. In: Developmental
Review 30,S. 257 – 272, 2010
Felmlee, D. et al.: Gender Rules: Same- and Cross-Gender Friendships Norms. In: Sex Roles 66, S. 518 – 529, 2012
Hall, J. A.: Friendship Standards: The Dimensions of Ideal Expectations. In: Journal of Social and Personal Relationships 29, S. 884 – 907, 2012
Der Psychologe Ralf Wölfer erklÀrt, wie Cliquen die sozialen FÀhigkeiten von Jugendlichen beeinflussen.
Freundschaft unter Tieren - gibt es das? Und ob, sagen Verhaltensforscher.
In sozialen Netzwerken wie Facebook geben junge Nutzer unbekĂŒmmert persönliche Details preis.
Eine Hand wÀscht die andere - und hilft dabei auch noch, auf dem sozialen Treppchen eine Stufe höher zu klettern. Was beim Menschen funktioniert, nutzen auch MakakenmÀnnchen.
Augen, Ohren und Co geben uns ein detailliertes Bild unserer Umgebung und helfen uns bei der Orientierung.
Menschen haben ein biologisches und ein soziales Geschlecht. Sex und Gender können zusammenpassen – mĂŒssen es aber nicht. Hier finden Sie die wesentlichen Artikel zum Thema
Ob LangschlĂ€fer oder FrĂŒhaufsteher: Über unseren Tagesrhythmus wacht unsere innere Uhr. Ignorieren wir ihr Ticken, bestrafen uns Jetlag oder Schlimmeres.
Horst und Albert waren sich gleich sympathisch. Als sie sich 1952 das erste Mal begegneten, waren sie 16 und 19 Jahre alt und wohnten im selben Dorf im ThĂŒringer Wald. Aus den anfangs zufĂ€lligen Treffen wurden bald feste Verabredungen: Sie spielten gemeinsam Fußball, gingen Schi laufen und schwangen samstags im Kulturzentrum das Tanzbein. Es war der Beginn einer Freundschaft, die inzwischen seit mehr als 60 Jahren andauert.
Seit jeher tun sich Forscher mit einer Definition von Freundschaft schwer. Sie verstehen darunter eine freiwillige, persönliche Beziehung, die auf gegenseitiger Sympathie, Vertrauen und UnterstĂŒtzung beruht, nicht aber auf Verwandtschaft oder einem sexuellen VerhĂ€ltnis. Trotzdem kann die Verbindung ebenso intim und vertraut sein wie die mit dem Partner oder mit Geschwistern. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Spielarten: Sandkastenfreundschaften, Sportkameraden, GeschĂ€fts- und Studienfreunde.
Die Sozialpsychologin Beverly Fehr von der kanadischen University of Winnipeg untersucht seit den 1990er Jahren, wie Freundschaften entstehen und wie sie sich entwickeln. "Wenn sich zwei Menschen das erste Mal treffen, geben sie zunĂ€chst nur wenig Persönliches ĂŒber sich preis", sagt Fehr. Wer gegen diese Norm verstĂ¶ĂŸt, wirke auf andere eher befremdlich. VerlĂ€uft der erste Austausch angenehm, offenbart man allmĂ€hlich mehr ĂŒber sich. "In den frĂŒhen Stadien der Freundschaft ist entscheidend, dass die Selbstoffenbarung erwidert wird." Nur wenn beide ein gewisses Risiko eingehen, entwickelt sich Vertrauen.
Doch damit ein solcher Austausch ĂŒberhaupt in Gang kommt, bedarf es zunĂ€chst einer passenden Gelegenheit. Ob sich zwei Menschen anfreunden, lasse sich daher aus ganz profanen UmstĂ€nden vorhersagen, so Fehr weiter. Die erste Requisite fĂŒr das Drehbuch der Freundschaft ist rĂ€umliche NĂ€he. Zahlreiche Studien kamen zu dem ernĂŒchternden Ergebnis, dass es nicht zuletzt vom Zufall abhĂ€ngt, wer eines Tages zu unserem Freundeskreis zĂ€hlen wird und wer nicht: der Nachbar zwei TĂŒren weiter, die Kollegin am Schreibtisch gegenĂŒber und der Kommilitone, neben dem wir am ersten Vorlesungstag saßen.
Den Grundstein zu einer Freundschaft legen rÀumliche NÀhe, hÀufige Kontakte, soziale Kompetenz und wechselseitige Selbstoffenbarung
Umzug, FamiliengrĂŒndung sowie VerstĂ¶ĂŸe gegen Verhaltensnormen können Freunde entzweien
Der Stellenwert solcher Freundschaftsregeln ist bei MÀnnern und Frauen hÀufig verschieden
Je hĂ€ufiger wir einen flĂŒchtig bekannten Menschen sehen, desto sympathischer wird er uns – sofern es sich nicht gerade um Antipathie auf den ersten Blick handelt. Die zweite Requisite ist deshalb die KontakthĂ€ufigkeit. Psychologen erklĂ€ren sich diesen so genannten Mere-Exposure-Effekt (deutsch: Effekt der bloßen Exposition) so: Was wir gut kennen, kann unser Gehirn leichter verarbeiten, und so empfinden wir Vertrautes als belohnend. Die Basis fĂŒr eine neue Freundschaft ist dann schon gelegt – ohne dass wir aktiv etwas dafĂŒr tun mussten.
Eine weitere Rahmenbedingung können wir selbst beeinflussen: unser "Freundschaftsbudget". Nehmen wir uns ĂŒberhaupt die Zeit, eine neue Bekanntschaft zu vertiefen? Eine Reihe von persönlichen Eigenschaften spielt bei dieser Entscheidung eine Rolle, darunter vor allem die körperliche AttraktivitĂ€t und die soziale Kompetenz potenzieller Kandidaten. Extravertierte Menschen tun sich besonders leicht, neue Bande zu knĂŒpfen. Sie lachen mehr, reagieren offener auf ihr GegenĂŒber und initiieren öfter GesprĂ€che als etwa schĂŒchterne oder auch schwer depressive Menschen.
Aber laut der Psychologin Fehr genĂŒgt all das noch nicht – auch die Chemie muss stimmen. Manchmal reichen da schon ein paar Gemeinsamkeiten wie gleiches Alter, Ă€hnliche Situation, Herkunft, Einstellungen oder Interessen. Sie geben uns das GefĂŒhl, mit jemandem auf einer WellenlĂ€nge zu liegen. Das Paradoxe daran ist, dass sich die Persönlichkeiten von engen Freunden gar nicht ĂŒbermĂ€ĂŸig Ă€hneln. Als Teil eines Freundschaftsgespanns empfinden wir das lediglich so.
Entscheidender als die Ähnlichkeit ist die emotionale NĂ€he, so das Ergebnis einer Reihe von Experimenten an der Harvard University 2010. Die Psychologin Fenna Krienen und ihre Kollegen beobachteten mit Hilfe bildgebender Verfahren, was sich in den Gehirnen von Probanden tat, wĂ€hrend sie Bekannte und Unbekannte in verschiedener Hinsicht einschĂ€tzen sollten. Dachten die Teilnehmer an Freunde, verstĂ€rkte sich die AktivitĂ€t in bestimmten Teilen des Stirnlappens, die sich auch beim Nachdenken ĂŒber die eigene Person vermehrt regen. Besagte AktivitĂ€t blieb aus, wenn die Versuchspersonen Fremde beurteilten, die ihnen in ihren Einstellungen sogar Ă€hnlicher waren als die eigenen Freunde. Die Gemeinsamkeiten waren fĂŒr die sozialen Urteile der Probanden offenbar kaum relevant. Ihre Freunde hingegen standen den Probanden emotional wie auch auf neuronaler Ebene nahe.
Wie vielen Menschen können wir uns ĂŒberhaupt nah fĂŒhlen? Jugendliche zĂ€hlen im Schnitt rund 270 Facebookfreunde, meldete 2012 der MedienpĂ€dagogische Forschungsverbund SĂŒdwest. Doch das Ă€ndert nichts daran, dass ein Mensch meist nur ein bis zwei beste Freunde und höchstens fĂŒnf wirklich enge Freunde hat. Eine reprĂ€sentative Umfrage im Auftrag der UniversitĂ€t Chemnitz kommt im Schnitt sogar nur auf knapp drei Kontaktpersonen, mit denen wir persönliche Gedanken und GefĂŒhle teilen.
Ein ĂŒberraschendes Kriterium fĂŒr die Wahl des "besten Freundes" förderte eine LĂ€ngsschnittstudie in Tacoma, Washington, zu Tage. Studenten sollten ein Jahr lang ihre gleichgeschlechtlichen Freundschaften bewerten. Aus der erlebten NĂ€he, UnterstĂŒtzung und der HĂ€ufigkeit der Kontakte ließ sich berechnen, welche Freundschaften ĂŒber Jahre hinweg Bestand hatten. Aber nur ein einziger Faktor bestimmte darĂŒber hinaus bei beiden Geschlechtern, wer vier Jahre spĂ€ter als "bester Freund" bezeichnet wurde: das GefĂŒhl, von ihm in der eigenen IdentitĂ€t anerkannt und bestĂ€tigt zu werden.
Dieser Eindruck entstand zum Beispiel dadurch, dass beide im selben Footballteam spielten. Es genĂŒgte jedoch schon, wenn sie einander in ihren jeweiligen zentralen Rollen wertschĂ€tzten, auch wenn sie sich selbst einer anderen Gruppe zugehörig fĂŒhlten. Der Vorteil, den die Betreffenden daraus zogen: ein krĂ€ftiges Plus an SelbstwertgefĂŒhl. Offenbar wĂ€hlen wir unsere besten Freunde nicht deshalb aus, weil sie so toll sind, sondern weil sie uns das GefĂŒhl geben, toll zu sein.
Die nötige Vertrautheit kann man nicht mit einer großen Zahl von Freunden teilen, wie eine LĂ€ngsschnittstudie in Kanada zeigte. Psychologen der UniversitĂ© de QuĂ©bec zeichneten dazu den Verlauf von Freundschaften in Kindheit und Jugend nach. Ihr Fazit: je Ă€lter die Probanden, desto fester die Freundschaftsbande. Am deutlichsten werde das im Grundschulalter. WĂ€hrend ein ErstklĂ€ssler im Schnitt nur jeden zweiten Freund auch im nĂ€chsten Schuljahr noch als solchen bezeichnete, waren es bei ViertklĂ€sslern immerhin 75 Prozent. Jugendliche verlieren sogar mehr alte Freunde, als sie neue hinzugewinnen. Darin spiegle sich ihr BedĂŒrfnis nach mehr IntimitĂ€t, denn die lasse sich nicht mit einer Vielzahl, sondern nur mit ausgewĂ€hlten Freunden herstellen, so glauben die Forscher.
Die Chancen auf eine dauerhafte Freundschaft stehen schlechter zwischen Jungen und MĂ€dchen sowie zwischen Angehörigen unterschiedlicher Ethnien als zwischen Freunden gleichen Geschlechts und gleicher Herkunft, berichten die kanadischen Psychologen weiter. Doch letztlich bestimme "die QualitĂ€t einer Freundschaft, wie lange sie hĂ€lt". Und dafĂŒr, so ein weiteres Ergebnis der Studie, waren IntimitĂ€t und hĂ€ufige Kontakte entscheidend.
Die Geschlechter unterscheiden sich allerdings darin, was genau fĂŒr sie Freundschaft ausmacht. Frauen erwarten mehr IntimitĂ€t und entwickeln ein engeres VertrauensverhĂ€ltnis. Typisch weiblich sind deshalb so genannte Face-to-Face-Freundschaften, in denen der persönliche Austausch und die gegenseitige emotionale UnterstĂŒtzung im Zentrum stehen. Eine gute Freundin sollte zuhören können, im richtigen Moment mitfĂŒhlend seufzen und instinktiv wissen, wann sie die andere trösten muss.
Unter Frauen sind innige Umarmungen zulĂ€ssig – doch viele mĂ€nnliche Kumpels wĂŒrde ein solcher Regelbruch auf Distanz gehen lassen. Sie pflegen hĂ€ufiger Side-by-Side-Freundschaften, treiben gemeinsam Sport, unternehmen etwas und leisten sich gegenseitig praktische Hilfe. Dabei scheinen sie dauerhaftere Verbindungen einzugehen. Sind Frauenfreundschaften vielleicht gerade wegen des intimeren VerhĂ€ltnisses krisenanfĂ€lliger?
Freundschaften enden in der Regel mit weniger Ach und Krach als eine Ehe oder Beziehung. Meist kommt der Abschied schleichend. Die rĂ€umliche NĂ€he geht verloren, sei es durch Umzug, Schul- oder Arbeitsplatzwechsel. Oder man sieht sich einfach seltener, weil Job und Familie Zeit und Energie kosten. WĂ€hrend eine rĂ€umliche Trennung in erster Linie lockere Kameradschaften gefĂ€hrdet, erschĂŒttern neue Partner gerade enge VertrauensverhĂ€ltnisse.
So stellte die Liebe auch die Freundschaft von Horst und Albert auf die Probe. An einem Abend 1955 gingen die beiden jungen MĂ€nner nach einem Kinobesuch im Kulturzentrum tanzen. Dort hatte Albert plötzlich nur noch Augen fĂŒr Christa und ihr tĂŒrkisfarbenes Kleid. Horst war derweil völlig vergessen. Empört stapfte dieser spĂ€ter allein nach Hause.
Findet ein Mann die Frau fĂŒrs Leben, ist mit jeder zweiten Freundschaft Schluss, zeigte Matthijs Kalmijn von der UniversitĂ€t Tilburg. Der niederlĂ€ndische Sozialforscher wertete Interviewdaten von knapp 3000 Probanden in verschiedenen Lebensabschnitten aus. Unter SinglemĂ€nnern lag die Zahl der freundschaftlichen Kontakte bei 14 pro Monat und halbierte sich, wenn sie heirateten. Den Tiefstand von 5 Kontakten verzeichneten die Forscher, wenn die Kinder das Nest der Familie verließen. FĂŒr die Freunde von Frauen ging es mit einem Abstieg von 13 auf 6 Kontakte im Monat nicht ganz so stark bergab.
Verheiratete oder in Partnerschaft lebende Probanden nannten im Schnitt 3,3 enge Freunde, darunter vor allem Nachbarn und Kollegen. Diese trafen oder sprachen sie jeweils etwa zweimal im Monat – und zwar meist gemeinsam mit ihrem Partner. Zu Beginn der Beziehung teilten sie nur ein Viertel ihrer Kontakte, doch sobald sie zusammenwohnten, machte das gemeinschaftliche Netzwerk schon die HĂ€lfte ihres gesellschaftlichen Umgangs aus. Danach stieg der Anteil mit dem Alter allmĂ€hlich weiter. Frauen gelang es, mehr eigene Freundschaften zu pflegen. Möglicherweise lassen sich die unter MĂ€nnern ĂŒblichen Unternehmungen leichter kompensieren als intime FrauengesprĂ€che.
Das Zweiergespann Horst und Albert driftete ebenfalls auseinander: Der eine zog 1956 in den Westen, der andere blieb im Osten Deutschlands. Erst Anfang der 1970er Jahre trafen sie sich wieder. Christa und Albert waren schon lange ein Paar und wollten Horst im Westen besuchen. Als sich die Freunde am Bahnhof trafen, erkannten sie einander zunÀchst nicht wieder: Aus dem Rotschopf Albert war ein grauhaariger Mann geworden.
Zwischen Horst und Albert lag jahrzehntelang die innerdeutsche Grenze. Aber Freundschaftsbande können selbst dann reißen, wenn in Alltag und Umfeld alles beim Alten bleibt. Die Psychologen Michael Argyle und Monika Henderson von der University of Oxford glauben, eine Freundschaft funktioniere nur so lange gut, wie sich beide Beteiligten an ihre ungeschriebenen Gesetze halten. Viele dieser Regeln beobachteten die beiden Forscher Mitte der 1980er Jahre in verschiedenen LĂ€ndern. In mehreren Teilstudien ließen sie ihre Probanden den Stellenwert von Freundschaftsregeln bewerten: vom Augenkontakt bis hin zur Bereitschaft, in Abwesenheit des Freundes fĂŒr ihn in die Bresche zu springen.
Einige Regeln hielt das Gros der Probanden unabhĂ€ngig vom Geschlecht fĂŒr besonders wichtig, zum Beispiel, dem anderen Persönliches anvertrauen und sich auf ihn verlassen zu können.Ob man nun Liebeskummer hat, einen Todesfall beklagt oder seinen Job verliert, ein guter Kamerad wird einem bereitwillig den RĂŒcken stĂ€rken. Freundschaft heißt aber auch, PrivatsphĂ€re und FreirĂ€ume zu akzeptieren. Eifersucht auf andere Freunde ist deshalb ein Tabu, und findet man den Partner unsympathisch, sollte man ihn trotzdem respektieren.
Hauptschuld am Ende einer Freundschaft ist vielen Befragungen zufolge jedoch meist die fehlende Bereitschaft, sich fĂŒr den anderen Zeit zu nehmen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Daran liegt vor allem den Frauen viel, denn sie hegen höhere Erwartungen an emotionale NĂ€he, wie 2012 eine Studie der Soziologin Diane Felmlee und ihrer Kollegen unter Studierenden an der WestkĂŒste der USA zeigte. Mit fortschreitendem Alter Ă€ndere sich daran nicht viel. MĂ€nner hingegen legen besonderen Wert darauf, mit Freunden scherzen und sich gegenseitig auf die Schippe nehmen zu können. Je besser sich zwei Freunde an diese unausgesprochenen Regeln halten, so das ResĂŒmee mehrerer Forschergruppen, desto stabiler die Freundschaft.
Ist einem Freund ein Fauxpas unterlaufen, greifen die meisten von uns offenbar zu einer wenig Erfolg versprechenden Strategie: Sie weichen dem Problem und gerne auch einander aus. "Die Forschung zeigt, dass Konfliktvermeidung die verbreitetste Reaktion ist", berichtet Beverly Fehr. Dabei fĂŒhre eine offene, konstruktive Aussprache am ehesten zu einer schnellen und befriedigenden Lösung.
Gelingt es den GefĂ€hrten, einen Konflikt beizulegen, so grĂŒndet die Versöhnung laut Fehr in jedem dritten Fall darauf, dass die Beteiligten ihr Verhalten Ă€ndern, zum Beispiel mehr Zeit miteinander verbringen oder dem anderen mehr Raum lassen. Fast ebenso oft kommt es zu einem klĂ€renden GesprĂ€ch mit Entschuldigungen und Versicherungen. Rund jeder FĂŒnfte greift zur großen Geste. Man plant eine gemeinsame VersöhnungsaktivitĂ€t, die den Willen demonstriert, weiter an der Freundschaft festzuhalten.
Solche Anstrengungen unternehmen wir aus gutem Grund. Freunde erfĂŒllen viele menschliche BedĂŒrfnisse: Sie dienen uns als seelische und praktische StĂŒtze, bestĂ€tigen unseren Wert und vermitteln das GefĂŒhl von Zugehörigkeit. Noch dazu, das haben zahlreiche Studien gezeigt, halten Freunde gesund, senken das Risiko fĂŒr Bluthochdruck und Depressionen und verlĂ€ngern sogar das Leben.
Das liegt offenbar daran, dass sie als Puffer fungieren: Die Anwesenheit von Freunden dĂ€mpft die AusschĂŒttung des Stresshormons Cortisol, stellten der Freiburger Psychologieprofessor Markus Heinrichs und sein Team 2003 fest. Ihre Probanden sollten nach kurzer Vorbereitungszeit vor Publikum sprechen und kopfrechnen. WĂ€hrend ein Teil von ihnen diese Aufgabe ohne Hilfe meistern musste, erhielten andere per Nasenspray das Stress dĂ€mpfende Hormon Oxytozin, oder sie bekamen Gesellschaft von einem Freund. WĂ€hrenddessen maß das Forscherteam ĂŒber Speichelproben regelmĂ€ĂŸig den Cortisolspiegel und damit den Stresspegel ihrer Versuchspersonen. Wie erwartet half das Spray, die Stressreaktionen zu mildern. Doch auch die zehnminĂŒtige UnterstĂŒtzung durch einen mitgebrachten Freund hatte den Cortisolspiegel messbar gedĂ€mpft.
Gute Freunde sind in Stress und Alltagstrubel oft die rettende Insel. Schon der Gedanke an sie kann dazu fĂŒhren, dass uns ein Berg weniger steil vorkommt, wie eine britische Studie 2008 zeigte. Kein Wunder, dass Freunde geradezu als GlĂŒcksboten gelten. Der Philosoph Francis Bacon brauchte 1625 nur einen Satz, um die Macht der Freundschaft zu Papier zu bringen: "Sie verdoppelt die Freude und halbiert das Leid.“
Das mit dem Tanzabend hat Horst seinem alten Freund Albert verziehen – immerhin hatte der an besagtem Abend in Christa seine zukĂŒnftige Frau kennen gelernt. Inzwischen sind die beiden seit ĂŒber 60 Jahren befreundet. Heute wohnen sie mehr als 500 Kilometer voneinander entfernt, aber sie telefonieren mindestens zweimal im Monat. Auf der TanzflĂ€che hat man Horst und Albert schon lange nicht mehr gesehen; sie sind lĂ€ngst GroßvĂ€ter – und einer von ihnen, Horst, ist meiner.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion p
Idol bekommt Sperma Last auf Ihrem Gesicht saugen alle ejakulieren
Die Königin des deutschen DirtyTalks Taylor Burton
DĂŒnner Teenager wird Anal gedehnt

Report Page