Warum Israel und die USA den Angriff der Hamas zugelassen? – Anti-Spiegel

Warum Israel und die USA den Angriff der Hamas zugelassen? – Anti-Spiegel

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LIHOP?

Inzwischen ist es offensichtlich, dass Israels Geheimdienste vor dem Angriff der Hamas gewarnt waren. Damit stellt sich die Frage, warum der Angriff zugelassen wurde.

Ich habe schon vor einigen Tagen die Frage gestellt, ob die israelischen Geheimdienste wirklich versagt haben, oder ob sie von dem Angriff der Hamas gewusst und ihn zugelassen haben. Inzwischen bin ich mir sicher, dass die israelische Regierung gewarnt war, den Angriff aber zugelassen hat. Dafür gibt es einen Ausdruck, er nennt sich „LIHOP“ („Let it happen in purpose“, übersetzt „lass es absichtlich zu“).

Ich werde hier zunächst aufzeigen, warum ich der Meinung bin, dass Israel – und auch die USA – von dem Angriff gewusst und ihn zugelassen haben, danach schauen wir uns an, welche Gründe es dafür gegeben haben könnte.

Die Warnungen

Der ägyptische Geheimdienst hat schon vor einigen Tagen mitgeteilt, er habe den israelischen Geheimdienst vor dem anstehenden Angriff der Hamas gewarnt, was die israelische Regierung sofort bestritten hat. Inzwischen ist das Dementi nicht mehr haltbar, wie wir sogar im Spiegel erfahren können:

„Hat der ägyptische Geheimdienst Benjamin Netanyahu vor der Hamas-Invasion gewarnt? Diese Frage haben gleich mehrere israelische Journalisten zu Wochenbeginn gestellt. Der israelische Ministerpräsident reagierte sofort. Seine Pressestelle erklärte am Montag: »Das sind absolute Fake News«. Man habe keine Warnung aus Kairo erhalten, und Netanyahu habe keinen ägyptischen Geheimdienstler getroffen oder gesprochen. (…) Am Mittwoch erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP dann Michael McCaul, Israel habe sehr wohl eine Botschaft erhalten. »Wir wissen, dass Ägypten die Israelis drei Tage vorher gewarnt hat, dass sich ein solches Ereignis zutragen könnte«, sagte der mächtige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im US-Repräsentantenhaus. »Es gab eine Warnung, ich denke, die Frage ist, auf welcher Ebene.«“

Außerdem hat AP gemeldet, dass die Hamas bereits am 12. September in sozialen Medien ein Video veröffentlicht hat, auf dem das Einüben von Manövern für den Angriff auf Israel zu sehen sind. Es zeigt Militante, die einen Grenzzaun in die Luft sprengen, städtische Gebäude einnehmen und auf menschliche Ziele aus Papier schießen. Bei der Übung trainierte die Hamas auch die Eroberung von Betontürmen und Antennensystemen, die sie später in Israel durchführte.

Außerdem hat die Times of Israel berichtet, dass der israelische Geheimdienst Informationen darüber erhalten habe, dass die Hamas eine Militäraktion im Gazastreifen vorbereite, dies aber für eine Übung gehalten und keinen Alarm ausgelöst habe.

Wir können also festhalten, dass es reichlich Warnungen gegeben hat. Und das sind nur die Informationen, die heute öffentlich verfügbar sind. Hinter den Kulissen dürfte es weit mehr Informationen geben.

Die westlichen Medien berichten, dass es wohl ein Fehler der Geheimdienste war, diese Meldungen zu ignorieren. An einen Fehler glaube ich hingegen keineswegs, was ich nun erklären werde.

Blinde Geheimdienste?

An einen Fehler zu glauben, fällt mir mehr als schwer, denn erstens sind die israelischen Geheimdienste sehr gut und es ist kein Geheimnis, dass sie die palästinensischen Strukturen flächendeckend unterwandert haben. Dass ihnen, die dort tausende Informanten haben, nicht aufgefallen sein soll, dass tausende Kämpfer für einen koordinierten Angriff trainiert haben, ist mehr als unglaubwürdig, zumal andere Geheimdienste – beispielsweise der ägyptische – offensichtlich davon wussten.

Auch die US-Geheimdienste sind im Nahen Osten sehr aktiv und vor allem die NSA schöpft bekanntlich weltweit so ziemlich alle Daten ab, die im Internet kursieren. Die NSA sitzt in den Betriebssystemen von Google, Microsoft und Apple, sie liest die Chats aller westlichen Messenger und Email-Provider mit und sie hört auch Telefonate ab. Da die Hamas offenbar westliche Technik genutzt und sogar mindestens ein Video ihrer Trainings hochgeladen hat, halte ich es für mehr als nur unwahrscheinlich, dass die NSA nichts mitbekommen haben will, wie US-Verteidigungsminister Austin, erklärt hat.

Er sagte, die USA hätten von nichts gewusst, das sei nun aber zweitrangig, jetzt gehe es um die Unterstützung Israels im Kampf gegen die Hamas.

Die „Pannen“

Man muss wissen, dass der Grenzzaun, mit dem Israel Gaza seit langem abgeriegelt hat, ein wahres Hightech-Wunder ist. Ich habe diese Woche in Moskau mit diversen Sicherheitsexperten sprechen können, die sich in den Details auskennen. Der Zaun hat Selbstschussanlagen und eine KI. Die Ortungssysteme des Zauns sind so empfindlich, dass sogar eine Schlange im Wüstensand Alarm auslöst, der aber von KI als ungefährlich erkannt wird und daher nicht dazu führt, dass die Selbstschussanlagen automatisch auf Schlangen schießen.

Mit den Ortungssystemen des Zaunes können die Wachmannschaften tief in palästinensisches Gebiet blicken, sodass es unmöglich ist, dass die auf den Zaun zufahrenden Hamas-Terroristen nicht entdeckt worden wären. Man hat sie kommen sehen, aber nicht reagiert.

Davon zeugen auch Videos, die es von der Erstürmung des Zaunes gibt, denn entweder waren da gar keine Wachmannschaften, oder sie haben praktisch keinen Widerstand geleistet. Es machte den Eindruck, als sei der Zaun weit geöffnet gewesen.

Hinzu kommt, dass die Hamas-Terroristen danach mit Pick-Ups tief ins israelische Hinterland gefahren sind, die Rede ist von bis zu 40 Kilometern. Aber niemand hat sie aufgehalten, obwohl die Stürmung des Zauns Alarm ausgelöst haben muss. Wo waren die israelischen Kampfhubschrauber, die genug Zeit hatten, aufzusteigen und die Pick-Ups von den Landstraßen zu schießen? Selbst mit Vollgas waren die Pick-Ups sicher etwa eine halbe Stunde unterwegs, eher mehr als weniger. Zeit war also genug da.

Aber niemand hat sie aufgehalten, sie sind vollkommen ungehindert in die grenznahen Städte und Siedlungen eingedrungen und haben dort Massaker veranstaltet und Geiseln genommen.

Keine Suche nach Schuldigen

Wenn es sich bei all dem um Pannen und Fehler der Geheimdienste gehandelt hat, dann müssten Köpfe rollen. Es gibt zwar hier und da Forderungen, die „Pannen“ zu untersuchen, aber offenbar haben es weder die Israelis noch die USA eilig, mit Untersuchungen zu beginnen. Auch das ist angesichts von über tausend toten Israelis und der Tatsache, dass man solche Versager, die so einen Angriff übersehen haben, weiter auf ihren Posten lässt, mehr als merkwürdig.

Eigentlich müssten die Medien nach Aufklärung und der Bestrafung der Schuldigen rufen, aber die Medien sind bei dem Thema seltsam still. Bei Pearl Habour zum Beispiel wurde der auf Hawaii kommandierende Admiral Kimmel nach dem japanischen Angriff dafür verantwortlich gemacht und aus der Navy entlassen. Er wurde 1999 zwar rehabilitiert, weil die US-Regierung von dem Angriff wusste, ihn jedoch nicht gewarnt hat, aber das ist eine andere Geschichte. Ich habe das Beispiel angeführt, weil es zeigt, dass man auch während laufender Kampfhandlungen einen Schuldigen feststellen und bestrafen kann, auch wenn Kimmel kein Schuldiger, sondern ein Sündenbock war.

Warum also reagieren weder Israel noch die USA und suchen nach denen, die diese „Panne“ zu verantworten haben?

Wir müssen wahrscheinlich abwarten, aber mich würde es nicht wundern, wenn die Verantwortlichen später befördert werden. Auch das wäre nicht das erste Mal, denn die amerikanischen Offiziere, die beispielsweise das Versagen der US-Luftverteidigung bei 9/11 zu verantworten hatten, wurden später fast alle befördert und ausgezeichnet. Bestraft wurde hingegen keiner von ihnen.

Gibt es Motive?

Wenn ich die davon ausgehe, dass dieser Angriff zugelassen wurde, muss es dafür Gründe geben. Und die gibt es tatsächlich.

In Israel hatte es seit März massive Proteste gegen die von Netanjahu initiierte Justizreform gegeben, denn gegen Netanjahu laufen Strafverfahren wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit und Netanjahu könnte von der Justizreform persönlich profitieren. Sogar die deutsche Regierung, für die Kritik an Israel eigentlich ein Tabu ist, hat die geplante „Reform“ kritisiert. Gegen die „Reform“ gab es in Israel seit März 2023 heftige Proteste, bei denen jeden Samstag teilweise über 100.000 Menschen demonstriert haben und auch ein Generalstreik war im Gespräch.

Der Angriff der Hamas hat all das vergessen gemacht, Israel steht nun geeint hinter Netanjahu, der sich als Kriegsherr und Verteidiger Israels inszeniert. Sogar die Oppositionsparteien haben allen Streit vergessen und sind in eine gemeinsame Regierung mit Netanjahu eingetreten, um sich gegen die äußeren Feind zu stellen.

Das ist ein unter Historikern bekannter Trick: Wenn eine Regierung in Bedrängnis ist, versucht sie, das Land auf einen äußeren Feind zu fokussieren, um von den inneren Problemen oder Skandalen abzulenken. Dieser Trick ist fast so alt, wie Menschheit, aber er funktioniert immer noch hervorragend. Aus dieser Warte kam der Angriff der Hamas für Netanjahu wie gerufen, denn man muss ganz objektiv feststellen, dass Netanjahu von den aktuellen Ereignissen profitiert hat, so zynisch das klingen mag.

Hinzu kommt, dass Netanjahu als Rechtsextremer von einem Groß-Israel träumt. Gerade erst hat er – unbeachtet von den deutschen Medien – bei der UN-Vollversammlung vor allem in arabischen Medien Schlagzeilen gemacht, weil er dort eine Landkarte des „neuen Mittleren Ostens“ hochgehalten hat, auf der der Gazastreifen ein Teil Israels ist.

Da Israel derzeit – ohne dass westliche Staaten dagegen protestieren – eine ethnische Säuberung und Besetzung des Gazastreifens angekündigt hat, ist es nicht allzu verwegen, wenn man sich fragt, ob Netanjahu den Angriff der Hamas nutzen will, um die Palästinenser aus Gaza zu vertreiben und Gaza an Israel anzuschließen.

Und die USA?

Bleibt die Frage, wie die USA davon profitieren könnten, was gerade in Israel vor sich geht. Aber darauf gibt es eine Antwort.

Ich berichte schon lange über die Umsetzung des RAND-Papiers vom Januar, in dem die RAND-Corporation gefordert hat, dass die US-Regierung aus dem Ukraine-Abenteuer aussteigen soll, weil es für die USA dabei nichts zu gewinnen gibt. Der entscheidende Satz in dem Papier war:

„Eine dramatische Änderung der US-Politik über Nacht ist politisch unmöglich – sowohl innenpolitisch als auch gegenüber den Verbündeten – und wäre in jedem Fall unklug.“

RAND hat sich also Gedanken gemacht, wie man die Öffentlichkeit und die Politiker im Westen von der Unterstützung der Ukraine „so lange, wie es nötig ist“ wegbekommen kann. Das ist weitgehend umgesetzt worden, denn der NATO-Beitritt der Ukraine ist seit dem NATO-Gipfel in Vilnius vom Tisch und auch der Wille zur Unterstützung der Ukraine ist im Westen rückläufig. Die offiziellen Erklärungen der westlichen Politiker klingen zwar noch unverändert, aber der Umfang der Hilfsprogramme schmilzt schneller als ein Eis in der Sonne. Wo die USA früher monatlich über zwei Milliarden Dollar nach Kiew gepumpt haben, sanken diese Zahlen seit Sommer auf nur noch einige hundert Millionen Dollar pro Monat.

Man kann der Ukraine zusätzlich noch einiger Sünden beschuldigen, beispielsweise der Sprengung von Nord Stream, aber trotzdem könnte die aufgepeitschte westliche Öffentlichkeit dumme Fragen stellen, wenn der Westen die Hilfe für die Ukraine plötzlich einstellt.

Da kam der Angriff der Hamas wie gerufen, denn die Kämpfe in Israel haben die Ukraine fast komplett aus den Medien verdrängt. Die Öffentlichkeit interessiert sich nicht mehr für die Ukraine und nun ist folgendes Szenario denkbar: Während der Westen alle Aufmerksamkeit und Hilfen Richtung Israel lenkt, erleidet die Ukraine eine militärische Niederlage, an der man natürlich Kiew die Schuld gibt. Damit hätte man den nötigen Vorwand, um der westlichen Öffentlichkeit zu erklären, dass die Ukraine nun nicht mehr in dem Umfang unterstützt werden muss.

Ein riskantes Spiel?

Das ist natürlich Spekulation, aber es ist ein mögliches Szenario.

Allerdings wäre das ein riskantes Szenario, denn damit es funktioniert, müssten den Kämpfe in Palästina einige Wochen andauern. Aber wochenlange Berichte über von Israel abgeschlachtete Palästinenser könnten in der arabischen Welt zu unkontrollierten Reaktionen und zu einer Ausweitung des Krieges führen. Das wäre hochriskant, aber ein weiteres Argument für die westliche Öffentlichkeit, nicht mehr die Ukraine, sondern Israel zu unterstützen.

Eine weitere Frage ist, wie Russland reagieren und was es vom Kiewer Regime fordern würde, wenn es aufgrund einer totalen militärischen Niederlage in Moskau um Verhandlungen bitten müsste. Moskau dürfte von Kiew eine Art bedingungslose Kapitulation fordern, aber was genau Moskau fordern könnte, ist ebenfalls Spekulation.

Aber das Kiew am Ende ist, zeigt eine willkürlich ausgewählte Meldung vom 13. Oktober. Der britische Telegraph hat gemeldet, dass die ukrainische Armee die aus Großbritannien gelieferten Haubitzen vom Typ L119 kaum noch einsetzt, weil die Munition dafür knapp geworden ist. Wir sehen also schon, dass die Hilfen des Westens für Kiew so sehr zurückgegangen sind, dass es sich an der Front bemerkbar macht.

Über die Meldungen der letzten Woche, die darauf hindeuten, dass das RAND-Papier umgesetzt und die westliche Hilfe für Kiew runtergefahren wird, berichte ich am Wochenende noch gesondert.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Source www.anti-spiegel.ru

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