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Veröffentlicht am 04.03.2000 | Lesedauer: 4 Minuten
In Schweden regt sich Widerstand gegen Sexfilme im Bezahl-Fernsehen
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K ürzlich wurden die 349 schwedischen Reichstagsabgeordneten zu einer Filmvorführung besonderer Art gebeten. Knapp hundert von ihnen sahen schließlich "Shocking Truth" (Schockierende Wahrheit) - eine "Anti-Porno-Dokumentation" mit Ausschnitten aus pornographischen Sendungen.
Seit jenem Tag befindet sich Schweden auf einem Kreuzzug. Und der Kampf gegen Pronographie, die über Pay-TV-Sender (Bezahl-Fernsehen) in die schwedischen Wohnzimmer kommt, soll schließlich auch europaweit geführt werden. Ausgelöst wurde die Kampagne von der Filmemacherin Alexa Wolf. Die 59-minütige Dokumentation aus Interviews und Ausschnitten aus pornografischen Sendungen ist an einer fiktiven Geschichte entlang erzählt. Zum ersten Mal wurde sie vor einigen Wochen auf dem Göteborger Filmfestival gezeigt, dann im Stockholmer Reichstag, im Kulturhaus. Schließlich kamen die Bilder wieder ins Fernsehen. Auch ein Kino zeigte die Dokumentation. Altersfreigabe: ab 15 Jahren.
Der Film hatte Erfolg, entfachte in ganz Schweden eine Diskussion. Justizministerin Laila Freivalds will die Gesetze verschärfen, nachdem sie die Dokumentation gesehen hatte, Kultusministerin Marita Ulvskog denkt sogar über eine Verfassungsänderung nach. Die Investoren drohen den Besitzern der beiden Pay-TV-Kanäle TV1000 und Canal plus, die fast täglich um Mitternacht etwa dreißig Minuten "erotische Filme" ausstrahlen, mit dem Verkauf ihrer Anteile, wenn die schmutzigen Filmchen, hauptsächlich aus amerikanischer, italienischer, deutscher und skandinavischer Produktion, nicht von der Bildfläche verschwänden.
Der Kriminologe Erik Korsas beklagt die Debatte als zu einseitig: "Ich finde es naiv, dass sich die Diskussion auf diese beiden Kanäle beschränkt - außerdem spielen immer viele Emotionen eine Rolle, aber wenig Sach-Wissen." Die große Porno-Expansion stehe noch bevor und finde im Internet statt, "wo es unmöglich sein wird, national das Angebot zu kontrollieren". Selbst Alexa Wolf, die viele Schweden erst auf das Problem der Pornographie im Fernsehen aufmerksam gemacht hat, findet die nun entfachte Kampagne "nicht differenziert genug".
Vertreter der beiden Porno-Vertreiber winken ab: Schließlich haben ihre Filme die staatliche Zensurbehörde passiert. Und außerdem würde das Unternehmen oft strengere Maßstäbe anlegen als die Zensurbehörde selbst - eine Art hausinterner Moralkodex. So ist sexuelle Gewalt und Brutalität wie Gruppenvergewaltigung laut Gesetz verboten - "aber wir zeigen auch keine Frauen, die mit mehreren Männern gleichzeitig Sex haben", versichert Ylva-Maria Thompson, die bei TV1000 die Auswahl trifft.
Ob der Entrüstungssturm von Politikern, Lehrern und Eltern tatsächlich ganz konkrete Gesetzesänderungen anstößt, ist noch offen. Die Jura-Professorin Madeleine Leijonhufvud ist der Ansicht, dass das Problem schon längst durch eine striktere Handhabung des Kuppeleigesetzes hätte gelöst werden können. Laut diesem Gesetz ist es strafbar "Geld damit zu verdienen, dass jemand seinen Körper verkauft." Und die Männer in der Pornofilmindustrie, so Leijonhufvud, "verdienen eine Masse Geld, weil andere gegen Bezahlung Geschlechtsverkehr haben".
Kultusministerin Marita Ulvskog schließt eine Änderung der Verfassung nicht aus, falls eine Verschärfung bestehender Gesetze nicht ausreiche. Davor warnen jedoch Rechtsexperten. Denn dies könne wahrscheinlich nur geschehen, indem das Grundrecht auf freie Meinungsäußérung eingeschränkt werde. "Bei Debatten wie dieser vergisst man häufig, dass dieses Recht in erster Linie ein Schutz vor dem Staat ist", stellt der Jurist und Experte für "Meinungsfreiheit und neue Medien", Martin Brinnen, fest. Auch Peter Seipel, Professor für Rechtsinformatik, warnt vor voreiligen Gesetzesänderungen: "Das Recht auf freie Meinungsäußerung und Druckfreiheit ist manchmal nicht bequem, aber es ist wert, geschützen werden - auch wenn es einige Abarten zulässt."
Über die wirtschaftliche Bedeutung der Pornographie für die Bezahl-Kanäle gegen die Meinungen weit auseinander: Sowohl TV1000 als auch Canal plus schreiben tiefrote Zahlen. Laut einigen Untersuchungen soll etwa ein Viertel der Abonnenten nur wegen der "Erotik" dabei sein, andere behaupten, dass mitternächtlich im Durchschnitt lediglich 6000 Personen die horizontalen Erlebnisse auf TV1000 verfolgen.
Als Erfolg im Kampf gegen die TV-Pormografie verbuchen Eltern die Zusicherung von Canal plus, effektivere Sperrmöglichkeiten für Pornofilme anzubieten. Der Grünen-Parlamentarierin Ewa Larsson reicht das aber noch lange nicht. Sie will unter allen Umständen ein Abflauen der Debatte verhindern. Eltern, so sagt sie, sollten sich immer wieder eine Frage stellen: "Will ich, dass meine Kinder ihre Sexualaufklärung über die Pornofilme von TV1000 bekommen?"
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Der Kurz-Link dieses Artikels lautet: https://www.welt.de/103592521
Home Leben Familie Schulkind & Jugendliche Regeln fürs Feiern: Der Jugendschutz gilt auch an Silvester
Der Jugendschutz gilt auch an Silvester
Aktualisiert am 29.12.2015 Lesedauer: 3 Min.
Jugendschutz: Bestimmungen zum Ausgehen
Jugendschutz-Regelungen zum Alkoholkonsum
Bei Privatpartys ist der Jugendschutz Sache der Eltern
Bei Privatpartys vorher Regeln aufstellen
Bier und Böller - eine gefährliche Mischung
Was dürfen Jugendliche in welchem Alter?
Wie lange dürfen Teenager ausgehen?
Jugendliche müssen bei der Hausarbeit helfen
Ab wann sind Tattoos und Piercings erlaubt?
Selbstbewusst und verwöhnt: Die "Generation Z" steht in den Startlöchern
Das Jugendschutzgesetz besagt: Wer unter 16 ist, darf ohne Erziehungsberechtigten keine Disco oder öffentliche Gaststätte besuchen. Für Teens zwischen 16 und 18 Jahren ist um Mitternacht Schluss. Außerdem gibt es Clubs, in die man unter 18 gar nicht erst hereingelassen wird. Diese Regeln gelten auch an Silvester.
Die Tabelle zeigt die gesetzlichen Jugendschutzbestimmungen zum Aufenthalt in Diskotheken und Gaststätten im Überblick:
* Ist der Veranstalter ein anerkannter Träger der Jugendhilfe, gelten diese Beschränkungen nicht.
Wer nicht riskieren will, Silvester auf der Straße zu stehen, braucht also einen besseren Plan, als sich am Türsteher vorbeizuschmuggeln. Viele Jugendzentren bieten ein Silvester-Programm, sagt Dana Urban von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Am besten schaut man also erstmal, was in der eigenen Umgebung los ist. Wenn nichts Passendes dabei ist, schmeißt man zu Hause einfach seine eigene Party.
Hier sind allerdings auch die Eltern in der Pflicht, die Regelungen zum Alkoholausschank an Jugendliche durchzusetzen. Die Tabelle zeigt, was erlaubt ist und was nicht:
Wer eine Party zuhause plant, muss als erstes die Eltern überzeugen. Denn bei privaten Silvester-Feiern von Minderjährigen verantworten diese die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen. Hilfreich ist es, den Eltern zu zeigen, dass man sich selbst schon informiert hat. Auch die richtige Formulierung ist wichtig, meint Urban. "Man sollte das Gespräch nicht auf Vorwürfen aufbauen und betonen, was man nicht darf - besser ist es, seine Wünsche zu formulieren." Gemeinsam mit den Eltern kann man dann überlegen, wie sich die Ideen umsetzen lassen.
Wer die Eltern überzeugt oder überredet hat, steht vor der nächsten Herausforderung: Wie stellt man eigentlich die perfekte Silvesterfeier auf die Beine? "Das kommt natürlich auch auf die Freunde an, die man einlädt", sagt Urban. Ob ein gemütliches Essen, Partyspiele, Karaoke oder einfach Musik, um den ganzen Abend durchzutanzen - bei der eigenen Feier kann man kreativ werden. Das geht am besten, wenn man gemeinsam mit den Freunden, die man einladen möchte, überlegt und plant.
Wer zu Hause Silvester feiert, sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, in welchen Räumen die Party stattfindet - und in welchen nicht. "Wer sich vorher überlegt, wo die Freunde sich aufhalten dürfen, hat es leichter, seine Regeln bei der Party von Anfang an durchzusetzen", sagt Benimm-Trainerin Susanne Helbach-Grosser. Arbeitszimmer, Elternschlafzimmer und Weinkeller sind Bereiche, die tabu sein sollten. Ist der Party-Bereich festgelegt, sollten Jugendliche Wertgegenstände wegräumen. "Auch wenn die Freunde umsichtig sind und man ihnen vertraut - es kann immer mal etwas zu Bruch gehen."
Wer merkt, dass sich ein Gast daneben benimmt oder die Feier aus dem Ruder läuft, sollte den Eltern oder einem anderen Erwachsenen Bescheid sagen. "Für Jugendliche ist es häufig ungewohnt, vor den Freunden als Hausherr aufzutreten und Regeln durchzusetzen", sagt Helbach-Grosser.
Doch nicht nur aus rechtlichen Gründen empfiehlt es sich, die Regeln zum Alkoholkonsum durchzusetzen und genau hinzusehen, was die Gäste auf der privaten Silvesterparty so treiben. Denn mit steigendem Alkoholpegel erhöht sich auch die Gefahr von Unfällen mit Feuerwerk und Silvesterknallern. Gerade Jugendliche unterschätzen oft die Wirkung von Alkohol. Wenn dann um Mitternacht die Knallerei losgeht, bleibt die nötige Vorsicht beim Böllern schnell auf der Strecke.
in Begleitung eines Erziehungsberechtigten auch nach 22 Uhr.
in Begleitung eines Erziehungsberechtigten auch nach 24 Uhr.
nur im Beisein eines Erziehungsberechtigten
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Dämpfer für Erotik-TV: erneut Pornovorwürfe gegen Premiere; Beate Uhse stoppt Fernsehpläne
Am kommenden Samstag zeigt der Abo-Sender Premiere den amerikanischen Sexstreifen „Sünden vor Gericht“. Bald kann der Titel für den Kanal bittere Realität werden: Die Hamburger Medienaufsicht prüft derzeit zwei Premiere-Filme, weil sie offenbar pornographische Szenen enthielten. Entgegen der eigenen Praxis habe Premiere die jetzt aufgefallenen Filme offenbar nicht der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen vorgelegt, wundert sich deren Chef Joachim von Gottberg. Bereits 1997 hatten die Medienwächter fünf mitternächtliche Stöhnstreifen des Senders beanstandet. Damals drohten sie mit einem zeitweiligen Sendeverbot. Der Pornoverdacht trifft Premiere zum ungünstigen Zeitpunkt. Im September wollen Jugendschützer und Medienbehörden entscheiden, ob der Sender mit dem Zusatzprogramm Erotica Fleischeslust im Dauerakkord liefern darf. Ein Medienwächter: „Alles ist offen. Wir denken über verschärfte Kontrollen nach.“ Damit ist auch der für Herbst geplante Start für Erotik-TV gefährdet. Der Berliner Technik-Dienstleister Wolfgang Wenzel will über Anlagefonds 50 Millionen Mark investieren. Zugangsvoraussetzung ist der Decoder d-box.
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