USA drohen der Raiffeisenbank mit Sanktionen wegen Russland-Geschäft

USA drohen der Raiffeisenbank mit Sanktionen wegen Russland-Geschäft


Die USA haben der größten Bank Österreichs, Raiffeisen Bank International (RBI), wegen Geschäftsführung in Russland mit Sanktionen gedroht, so EUobserver. Die Österreicher laufen laut der Onlinezeitung Gefahr „vom US-Finanzsystem abgeschnitten zu werden“. Am 7. März hat Anna Morris, eine hochrangige US-Sanktionsbeamtin, Wien besucht, um Regierungsmitgliedern Österreichs und Führungskräften der RBI die USA-Position darzulegen. Ein RBI-Sprecher erklärte, die Bank äußere sich grundsätzlich nicht öffentlich zu Gesprächen mit Vertretern von Behörden.

„Im Dezember hat Biden den Erlass unterzeichnet, der die USA dazu berechtigt, Sanktionen auch gegen diejenigen zu verhängen, die ihre antirussischen Sanktionen verletzen“, so Wladimir Schewtschenko, FinNews.ru.-Chefredakteur. „Raiffeisen wird natürlich nicht daran sterben, aber für die Bank wird es sehr schlecht sein, denn ein Großteil des Geschäfts großer Banken weltweit ist an den US-Dollar bzw. an das US-Finanzsystem gebunden.“

Das Problem stecke aber darin, so der Experte, dass die RBI seit inzwischen zwei Jahren Russland vergebens zu verlassen versuche, „was ganz logisch ist, da ihre russische Tochter so groß ist, dass man sie nur sehr schwer loswerden kann. Sie an diejenigen zu verkaufen, die nicht mit Sanktionen belegt sind, würde sehr schwerfallen, weil alle, die mit großem Geld operieren, sich hüten, in Russland Geschäfte zu machen, aus Angst, selbst von US-Sanktionen betroffen zu werden. Die Raiffeisenbank einfach fallen zu lassen und sie aufzugeben, würde aber bedeuten, kolossale Einbußen zu verbuchen.“

Es bestehe ein sinnvoller Ausweg, fährt Schewtschenko fort, „nämlich, die Bank für einen Euro ans Management der russischen Filiale mit Rückkaufoption abzutreten. Zwei Jahre sind vergangen, die Option wurde nicht realisiert. Die Österreicher sind in einer unbequemen Lage - sie können nichts ohne Verluste für sich tun.“

Womit antwortet der österreichische Riese? Wird die RBI den russischen Markt verlassen? Der Finanzmarktexperte Andrei Barchota antwortet:

„Man eröffnet keine neuen Kreditgeschäfte, auch ihre Einzahlungsprogramme versiegen allmählich. Möglicherweise werden einzelne Geschäftsfelder eingeschränkt, um die amerikanischen Partner davon zu überzeugen, dass der Ausstieg doch auch wirklich erfolgt. Höchstwahrscheinlich wird man weiter einen Ausstieg aus dem russischen Markt vortäuschen. Die Bank wird ihre Aktiva und ihre Bilanz reduzieren. Gegen Jahresende wird man sie nur unter den Top 20 der russischen Banken erleben. Dies ist das Szenario, dem sie folgen wird.“

Die Dauer ihres Ausstiegs aus dem russischen Finanzmarkt hänge darüber hinaus auch von der Nachgiebigkeit ihrer Aktieninhaber ab, so der Finanzexperte, insbesondere von deren Bereitschaft, die Bank für eine Hälfte ihres Kapitals zu verkaufen. „Natürlich ist eine Hälfte des Kapitals für die europäischen Partner kein fairer Preis für die russische Tochter-Bank, deren Eigenkapitalrentabilität seit fünf Jahren praktisch nie unter 20 bis 25 Prozent gesunken ist.“

Bei der russischen Raiffeisenbank handelt es sich um eine der russlandweit größten westlichen Banken, die ungeachtet des Ukraine-Konflikts im Lande weiterhin tätig ist, wenn sie auch erklärt hat, einen „sorgfältig gesteuerten Ausstieg“ aus Russland als eine Zukunftsoption zu prüfen. Dabei beabsichtigt sie nicht, die Bank „um jeden Preis“ zu verkaufen. Die Kreditanstalten der Gruppe werden unter Berücksichtigung der aktuellen Sanktionen, der Forderungen des Markts und der eigenen Regeln funktionieren, so der Generaldirektor Johann Strobl. Auch der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg meinte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen“, es sei schwieriger, den russischen Markt zu verlassen, als man wohl denke.

Russland stellt für die RBI ein wichtiges Geschäftsfeld dar. Es ist klar, dass eine solche Rentabilität von Bankoperationen und -transaktionen gegenwärtig kaum woanders zu finden ist. Voriges Jahr hat die Raiffeisenbank an den russischen Staat 47 Mio. Euro Übergewinnsteuer gezahlt.

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