So ein Monstercock tief in den Hals geschoben

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Herausgeber : EDITION digital Kategorie : Abenteuer, Thriller, Horror Sprache : Deutsch Veröffentlichungsjahr : 2022
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Lange hat Martin unter den Bedingungen des Kriegsgefangenenlagers im Ural gelebt. Endlich ist auch sein Name unter denen, die nach Hause dürfen. Aber wohin soll er gehen? In die Stadt seiner Kindheit und Jugend kann er nicht zurück, da sind die Polen. Die Mutter, die es nach Berlin verschlagen hat, lebt mit einem neuen Mann zusammen, und in ihrer Wohnung ist kein Platz für den Ältesten. Wohin in dieser merkwürdigen großen Stadt, in der er niemand kennt? Er erinnert sich an Morenz, mit dem er sich im Lager anfreundete. Doch Morenz steckt schon wieder in einer Uniform. Martin will keine Uniform. Er geht auf den Rummel und trifft Margot, aber dann verliert er sie wieder, und er lässt sich von der Kellnerin Erna mitnehmen ... So beginnt das neue Leben Martin Steins, die Geschichte seiner langen, mühevollen, abenteuerreichen Suche nach Arbeit, nach Liebe, nach einem Zuhause.
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Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
Das Buch erschien 1974 im Verlag Neues Leben Berlin.
© 2022 EDITION digital
Pekrul & Sohn GbR
Godern
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Pinnow
Tel.: 03860 505788
E-Mail: verlag@edition-digital.de
Internet: http://www.edition-digital.de
Der Friedhof liegt in einem Waldstück, und wenn die
Gefangenen zur Feldarbeit ausrücken, sehen sie die schwärzlichen Holzkreuze
zwischen den hellen Birkenstämmen. Martin schaut jedes Mal hinüber. Sein
kleines, mageres Gesicht wirkt unter der Pelzmütze wie ein Dreieck. An diesem nasskalten
Septembermorgen stellt er sich einen frostklirrenden Tag mitten im Winter vor:
Zwei Männer hacken die tiefgefrorene Erde auf. Eine mühevolle Arbeit. Einen
Meter tief muss die Erde aufgebrochen werden. Die Totengräber kommen dabei ins
Schwitzen, fluchen auf die beschissene Zeit, auf die Gefangenschaft, auf den
Tod, den Eiswind, den gefrorenen Boden. Und sie rauchen eine Selbstgedrehte.
Wahrscheinlich teilen sie sich eine. Dann lassen sie eine Kiste aus
ungehobelten Brettern in die Grube hinunter. Steinharte Erdbrocken poltern auf
den Sargdeckel. Zuletzt rammen sie ein Holzkreuz ein. Darauf steht: Martin
Stein, geb. 1928, gest. 1947.
Vielleicht bleiben die Männer einen Augenblick stehen. Die
Pelzmützen können sie aber wegen der Kälte nicht abnehmen. Vielleicht sagt der
eine: Neunzehn ist er geworden. Und der andere sagt: Der wollte einfach nicht
mehr. Dann kehren sie dem frischen Grab den Rücken. Und bald hat Schnee den
Hügel zugedeckt.
Im Sommer wächst Gras darauf und vielleicht eine wilde
Juniblume, die der Wind von den Waldwiesen herübergetragen hat. Bald aber haben
Hitze und Regen die Inschrift ausgebleicht und verwaschen. Nur mühsam kann man
den Namen lesen. Aber es kommt niemand, der das will. Jahre später neigt sich
das morsche Holzkreuz und fällt eines Tages. Vom Hügel ist nichts mehr zu
erkennen.
Martin weiß nicht, ob er der einzige ist, der solchen
Gedanken nachhängt. Das kümmert ihn auch nicht, er läuft in der Kolonne und ist
doch einsam. Er fürchtet sich vor dem Winter. Dabei ist die Tageshelle noch
nicht auf wenige Stunden zusammengeschrumpft. Hin und wieder zeigt sich ein
freundlicher blauer Himmel. Die Uralberge sind erst mit einer dünnen
Schneedecke überzogen. Aber man ahnt den kalten, bleiernen Himmel, der
monatelang über dem Land lasten wird.
Martin arbeitet im Kartoffelbunker. Sie sortieren faulige,
angefrorene Erdäpfel aus. Mehrere eiserne Öfen sorgen für Wärme. Auf den
Herdplatten rösten Kartoffelscheiben. Martin muss Holz spalten und das Feuer am
Brennen halten. Ein paarmal trägt er Asche nach draußen. Der Schneesturm reißt
die Asche fort, die nicht die geringste rostrote Spur hinterlässt. Martin
stiert in die wirbelnden Schneeschwaden. Die Hände erstarren in der Kälte.
An den Wänden im Erdbunker rinnt das Wasser herunter. Die
gebeugten Gestalten in den Wattejacken sprechen kaum ein Wort. Martin hockt vor
einem Feuerloch, lauscht auf das Knacken der Holzscheite.
So schleppen sich die Tage dahin. Als er wieder einmal Asche
rausbringt, zieht er sich nicht den Pelz über. Die Kälte greift zu, es ist, als
trage er nichts auf dem Leib.
Auf irgendeine Art soll Schluss sein. Er denkt an ein
weißbezogenes Bett in der Sanitätsbaracke. Vielleicht kommt er von dort nach
Hause. Er denkt an das Holzkreuz im Birkenwald. Stur setzt er sich dem jähen
Wechsel zwischen Polarkälte und feuchter Wärme aus. Bis ein Älterer herauskommt
und sagt: „Bist du verrückt?“
Er zwingt den Jungen, den Pelz anzuziehen, wenn er Asche
rausbringen will. Er setzt sich so, dass er ihn nicht aus den Augen verliert.
Martin versteht nicht, warum der Ältere, ein unrasierter, mürrischer Mensch,
das tut, was hat der schließlich davon. Aber vielleicht braucht er das für
sich.
Es ist Anfang Dezember. Die Asche weht nicht gleich fort,
der reine Schnee färbt sich rostrot. Man kann weit ins Land hineinsehen. Der
Schnee verursacht Schmerzen in den Augen, wenn die tiefstehende Sonne
durchbricht. Die vom Sturm schiefgedrückten Telegrafenstangen sind ziemlich
weit zu verfolgen, sie markieren den Weg in die Richtung der Stadt am Fluss
Kungur. Von dort ist Martin gekommen, als die Schmelzwasser von den Hängen
herabströmten. Dorthin muss er marschieren, wenn es fortgeht von hier, nach
Deutschland zurück.
Neben den Telegrafenstangen sieht er schwarze Punkte, die
rasch näher kommen. Bald sind sie auszumachen, ein Reiter und zwei Schlitten.
Auf einem mageren Pferd reitet vorneweg der Lagerarzt.
Martin schlittert die vereisten Stufen hinunter.
„Die Ärzte sind da, die Kommission“, ruft er.
Der Posten, der am vordersten Ofen sitzt, hebt den Kopf.
Der Unrasierte steht auf. „Da könnte man Weihnachten schon
zu Hause sein“, sagt er.
Der Posten stößt sein Gewehr auf den Boden. „Arbeiten.
Dawai!“
Die Wattejacken beugen sich wieder über die Kartoffelberge.
Diesmal werden zwei Transporte zusammengestellt. Für seine
Person hat der Unrasierte recht behalten, er wird dem Trupp zugeteilt, der die
Chance hat, Weihnachten zu Hause zu sein.
Martin gehört zum anderen Transport. Sein Fleisch lässt sich
nicht so leicht vom Körper wegziehen, es ist nicht schlaff. Die Männer in den
weißen Kitteln stellen das mit Befriedigung fest. Auch die Herztöne, die
Geräusche im Brustkasten und der Lunge, der Hals und die Augäpfel sind
anscheinend in Ordnung.
Jeder weiß, die Gesunden kommen in ein Schachtlager, zur
Arbeit unter Tage.
Als die Männer, die nach Hause fahren sollen, zum Lagertor
gerufen werden, geht Martin auch hin. Er ist nicht der einzige von den
Zurückbleibenden, der sich dort herumdrückt.
Da sind die Glückspilze, die Heimfahrer mit ihren Bündeln,
vermummt bis zur Nase, treten von einem Fuß auf den anderen, mehr vor Aufregung
als vor Kälte.
Martin sucht den Unrasierten. Dem schlottert der fleckige
Pelzmantel am Körper. Er raucht gierig. Martin stößt ihn an. „Bist ein Hellseher, was? Aber nur für dich.“
Der Heimfahrer erschrickt, als habe ihn jemand bei einer
verbotenen Sache ertappt. Rötlicher Bartwuchs bedeckt sein Gesicht, die
wasserblauen Augen treten ein wenig vor. Er könnte Martins Vater sein.
„Du kommst auch noch dran“, murmelt er.
„Aber vorher hab ich mich aufgehängt.“
„Du musst diese Anfechtungen überwinden“, sagt der andere
sanft, aber entschieden.
„Schönen Dank für deine weisen Ratschläge.“ Martin ist
erbittert. „Bist ein richtiger Prophet, ja?“
„Ich kenne meinen Zustand“, sagt der Unrasierte.
„Hast Salz gefressen, pfundweise, hast dein Brot gegen
Machorka verscheuert.“
Der Mann tritt den Zigarettenrest im Schnee aus.
Eine Antwort bekommt Martin nicht mehr, das Tor wird eilig
aufgeschoben, der Wachhabende lässt abmarschieren.
Martin steht da. Er ist an einem ziemlich tiefen Punkt
angelangt. Tiefer geht’s wohl nicht mehr. Warum ist das hier für ihn nicht zu
Ende? Über zwei Jahre in Gefangenschaft. Ist das nicht genug gebüßt? Und dann
für etwas, an dem er keine Schuld trägt. Er war ja erst fünf Jahre alt, als
Hitler Reichskanzler wurde. Nicht einen einzigen Schuss hat er außerhalb
Deutschlands abgefeuert. Nur in Breslau hat er geschossen. Das war aber seine
Heimatstadt. Doch der mit dem Bart. Wer weiß, wo der überall herumgeschossen
hat. Ausgerechnet der stapft jetzt den Schlittenweg an den Telegrafenmasten
entlang auf die Stadt zu. Kommt auf einem Bahnhof an. Dort steht ein Zug unter
Dampf. Der fährt nach Westen.
Martin geht in die Baracke zurück, kriecht unter seine Decke,
spürt deutlicher als sonst den scharfen Geruch der Desinfektionsmittel. Er
heult vor Zorn und Schwäche.
Den Schnee hasst er, die rauchenden Fröste über diesem
trostlosen Landstrich, die verfluchte Dunkelheit, die hölzernen Wachtürme, das
Anschlagen der Posten an die Eisenschienen, den heiseren Ruf nach der Parole,
das monotone Dawai. Was soll bloß werden?
Die Stadt im Tal raucht aus tausend Schornsteinen. Es ist
nicht der helle Holzfeuerrauch, wie er über den Dörfern aufsteigt. Dunkel und schwer
lastet er auf den Häusern. Steinkohle verbrennt in den Öfen. Am 24. Dezember
kommen sie hier an, die Gesunden, die Tauglichen. Sie sind zwanzig Mann und
marschieren ohne Aufenthalt eine Straße hinauf, die sich in die Berge
schlängelt. Als sie den Kamm erreichen, schneidet ihnen der Eiswind in die
Gesichter. Vor ihnen ragen spitze Gesteinskegel auf, rußen Schachtanlagen,
drehen sich Seilrollen in Fördertürmen. Also doch. In die Erde wie die
Maulwürfe.
Auf einem Förderturm leuchtet ein roter Stern. Er erinnert
Martin an das Datum, es ist heute Heiligabend. Auf den Stern laufen sie zu, den
verlieren sie nicht mehr aus den Augen.
Der Wachsoldat, ein älterer Mann, der auf der beschwerlichen
Reise ziemlich wortkarg gewesen ist, zeigt auf den Stern: „Dort ihr arbeiten.
Gut. Warm. Rubel. Wenn gut arbeiten, viel essen. Gut trinken.“ Der Soldat
lächelt, sein bereifter Bart gerät in Bewegung.
Er treibt die Kolonne plötzlich an. „Nu, schneller. Los,
los.“
Das nimmt ihm keiner übel. Der Soldat ist vielleicht hier irgendwo
zu Hause. Er hat auch genug von der Fahrt, den Wartereien auf Bahnhöfen, der
Kälte. Er sehnt sich nach einer warmen Stube und vielleicht nach seiner Frau.
Martin drückt die Pelzmütze tiefer in die Stirn. Man muss
hin und wieder die Nase reiben. Erfrierungen im Gesicht sind scheußlich. Der
rote Stern ist nicht so schnell zu erreichen. Erst nach einem vierstündigen
Marsch stehen sie vor einem Lagertor. Ein festes, breites Tor, weiß gestrichen.
Das Lager muss groß sein, der Plankenzaun ist hoch, die hölzernen Wachtürme
sehr massiv. Wie eine Festung in einem Wintermärchen. Überall türmt sich, von
starken Lampen beleuchtet, glitzernder Schnee.
Hier ist alles größer, heller, anders als im kleinen,
geduckten Lager am Kungur. Aber eingesperrt ist man hier auch, noch fester
eingesperrt wahrscheinlich. Wieder einmal wird Martin durch ein Tor gehen
müssen in ein unbekanntes Lager, einer Zeit entgegen, die ungewiss ist. Wie oft
noch?
Als das Tor geöffnet wird, sehen sie auf der breiten
Lagerstraße einen mächtigen Tannenbaum, an dem Glühbirnen in verschiedenen
Farben brennen. Der Baum ist von allerlei aus Schnee geformten Figuren umgeben,
Weihnachtsmännern, Zwergen und anderen Märchengestalten.
„Meine Fresse“, sagt einer neben Martin, „hier machen sie
richtig auf Weihnachten. Jetzt fehlen nur noch die Engel, die uns mürben
Pfefferkuchen ins Maul stopfen.“
„So ein Quatsch“, sagt Martin. „Hätten sie sich sparen
können. Was hat man davon? Größeren Katzenjammer, weiter nichts.“
Und doch kann er sich nicht satt sehen an dem Baum, als sie
an ihm vorbei zur Banja geführt werden, zur Entlausung.
Weihnachten. Verflucht noch mal. Einfach nicht daran denken.
Ach, Knacker, dass das Fett spritzt, wenn man reinbeißt! Und dann klingelt die
Glocke. Wenn die Tür aufgeht, flackern am Baum die Kerzen.
Das heiße Wasser, das sie sich gegenseitig über die Körper
gießen, wärmt durch. Aber die Lattenroste unter den Füßen sind feucht und kalt.
Von irgendwoher zieht es verteufelt.
In der Mitte der niedrigen, doch geräumigen Baracke hat man
einen mit weißer Watte bedeckten Baum aufgestellt, ein paar Kerzen brennen. Ein
junger Kerl spielt selbstvergessen auf einem Akkordeon. Die Neuen sind mitten
in eine Weihnachtsfeier hineingeplatzt.
Man teilt ihnen Strohsäcke auf den Viererpritschen zu.
Gewohnheitsmäßig sucht Martin die Pritsche nach Wanzenspuren ab. An diese
ekligen Viecher wird er sich nie gewöhnen. Er will sich hinlegen, er ist müde,
und der Mief in der Baracke macht einen auch nicht gerade munter. Er will nicht
zum Baum blicken. Die Ohren will er sich zustopfen, um das Akkordeongedudel
nicht zu hören. Er legt sich zwar hin, hält aber die Augen offen, lauscht wie
alle anderen.
Der Akkordeonspieler drückt stärker auf die Tasten. Martin
wirft sich herum, dreht das Gesicht der dunklen, rissigen Balkenwand zu,
verkrampft die Hände in der Decke. Als das Akkordeon mit einem langen dunklen
Ton, der wie ein Seufzer klingt, verstummt, atmet er auf. Endlich Schluss. Wer
soll das aushalten. Wer hat sich so was ausgedacht? Quälerei, Schikane.
Wahnsinnig die Leute. Aber es ist nicht Schluss, die Hauptsache soll noch
kommen.
„Kameraden!“, sagt jemand mit ruhiger Stimme, die aber bis
in den entferntesten Winkel der Baracke zu hören ist.
Das Stimmengewirr, das nach den Weihnachtsliedern eingesetzt
hat, verebbt. Was kommt denn nun noch? Ein Pfaffe? Eine salbungsvolle Predigt?
„Ich weiß“, sagt der Redner, „am heutigen Abend sehnt sich
jeder von uns noch stärker nach der Heimat, nach der Familie als sonst. Das
kann gar nicht anders sein, Kameraden, so ist das nun mal bei uns Deutschen.
Weihnachten, da bleibt die Welt draußen, da soll Ruhe und Friede sein. Ich kann
mir auch vorstellen, was mancher unter
uns denkt in diesem Augenblick. Die zünden Kerzen an, lassen Weihnachtslieder
spielen, die Küche hat sogar eine Art Weihnachtsstollen gebacken, Stimmung
also. Aber wann wir nach Hause kommen, das sagt man uns nicht. Ich kann es auch
nicht sagen. Aber eins weiß ich, wir werden nach Hause fahren. Ja, in
absehbarer Zeit werden wir zu Hause sein, in Deutschland.“
Martin ist aufgestanden, ist sogar nach vorn gegangen, um
sich den Redner anzusehen. Neben dem Weihnachtsbaum steht ein ziemlich junger,
großer Kerl. Er trägt einen erstaunlich gut sitzenden Uniformrock. Die Hosen
haben Bügelfalten, die Schuhe glänzen. So einem ist Martin lange nicht mehr
begegnet. Ein Lagerbonze, ein geschniegelter Affe. Blondes Haar, der Scheitel
ist wie mit der Schnur gezogen. Er muss eine ganze Weile vor dem Spiegel
gestanden haben, um das hinzukriegen. Unwillkürlich fährt sich Martin über
seine Haarborsten. Für die braucht er weder Kamm noch Spiegel. Jetzt fällt ihm
auf, dass die meisten hier einen normalen Haarschnitt haben.
Der Blonde geht einen Schritt zur Seite, etwas vom Baum weg,
ist dadurch besser zu erkennen, er steht nun im Mittelpunkt und nicht mehr der
Weihnachtsbaum.
Der Geschniegelte spricht jetzt laut und hart. Je länger er
redet, umso wütender wird Martin.
„Warum wir hier sind, Kameraden, wissen wir. Wir haben
gutzumachen.“
Was sollte auch kommen? denkt Martin. Gutmachen. Die Erklärung
für alles. Dem hier kann ja auch nichts anderes einfallen.
„Es muss gleich gesagt werden, Kameraden, es ist nicht viel,
was wir gutmachen können. Die von uns angerichteten Schäden sind ungeheuer
groß. Es mag der eine oder andere unter uns sein, der von Wiedergutmachung
nicht viel hält.“
Der eine oder andere. Spaßvogel. Entweder ist der so dumm,
oder er schwindelt bewusst.
„Vielleicht meint der eine oder der andere“, sagt beharrlich
der Blonde, „Krieg ist eben Krieg, und den haben wir verloren, und so haben sie
uns nun am Arsch.“
Darin gibt ihm Martin recht, er nickt sogar voller Hohn.
Selbstverständlich haben sie uns am Arsch, die Sieger die Besiegten. Das war
immer so.
Aber es folgt gleich die Belehrung, dass man alles ganz
anders betrachten müsse, eine hoffnungslose Haltung bringe keinen Menschen
weiter.
Und wieder ist er bei Weihnachten angelangt, schließlich steht
er ja neben dem Tannenbaum.
Die in der Baracke versammelten Kameraden, verlangt der
Redner, sollten am Weihnachtsabend nicht nur in Sehnsucht nach der Heimat
vergehen. Und was sollen wir sonst, du Klugscheißer? Na, sag mal. Vielleicht
sollen wir noch froh und dankbar sein, dass wir eine so schöne Ansprache hören
können.
Der ist noch lange nicht fertig mit seiner Rede. Nur die
Deutschen, sagt er, können Weihnachten richtig feiern. Aber wenn das so ist,
dürfe man den Hauptgedanken des Festes nicht vergessen, der da heißt: Friede
auf Erden!
Da haben wir es: Eingesperrt bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag –
aber wenigstens Frieden haben wir. Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all …
Und jetzt sagt der ganz ruhig das Ungeheuerliche.
„Wir alle sollten darüber nachdenken, gerade heute. Und
jeder sollte sich in dieser Nacht, dieser Heiligen Nacht, fest vornehmen, dass
er, wenn er nach Hause kommt, sich dafür einsetzen wird, dass bald wirklicher
Friede sein wird auf Erden.“
Der Redner tritt zurück in den Schatten des grünen Baums,
wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Der Akkordeonspieler bewegt probierend den Blasebalg seines
Instruments. Es bleibt noch still in der Baracke. Da halten sich fast
zweihundert Männer unter einem Dach auf, junge und alte, aus Berlin und
München, haben ein Stück Land in der Lausitz oder im Schwarzwald, sind in der
Pfalz zu Hause und in Sachsen, kommen wohl fast aus jeder Ecke Deutschlands.
Und haben einen Krieg hinter sich. Und keiner geht zu dem Blonden und schlägt
den zusammen, denkt Martin. Kann er es tun? Er, Martin Stein, eben angekommen
aus einem Lager in der Einöde am Kungur, wo er sich aufhängen wollte vor zwei
Wochen?
Das Akkordeon spielt „Stille Nacht“.
Am Anfang singen nur wenige mit, doch bald fallen die
meisten ein. Der Blonde steht immer noch in der Mitte, von allen zu sehen, und
singt laut. Die Augen richtet er fest auf einen Punkt im Dunkel der Baracke.
Alle Strophen von der stillen und Heiligen Nacht werden
langsam und gedehnt gesungen. Erst dann klappe
Teen Luder strippt für dich
Deutscher Rudelfick und fetter Teen will alles Sperma
Deutsche Tittenblondine beim Selfmade auf dem Klo

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