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Visible Mending: So schön kannst du kleine Löcher stopfen
26. Juli 2021
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Gründl
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Handarbeiten
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Kleidung reparieren, visible mending, socken stopfen, reparieren
Hast du schon mal was von Visible Mending, dem Reparieren von Kleidungsstücken, gehört? Besonders in der heutigen Zeit, in der sich immer mehr um Nachhaltigkeit dreht, wird bewusst auf das persönliche Hab und Gut Acht gegeben. Und das ist auch gut so! Denn sind wir doch mal ehrlich: Kleidungsstücke mit dem kleinsten Makel werden oft viel zu schnell weggeworfen. Dabei gibt es großartige Techniken, die deinen Lieblingsstücken neues Leben einhauchen und zu einem richtigen Unikat machen. Genau zu diesem Thema haben wir die Illustratorin Uli vom Instagram-Account @schneckstein befragt. Sie stopft kunstvoll Löcher auf Kleidung und Textilien. Wir sind hin und weg von ihren Kunstwerken. Wie sie dazu gekommen ist, woher sie ihre Inspiration nimmt und welche Tipps sie uns verraten hat, erfährst du alles in diesem Blog-Artikel.
Ich bin noch nicht lange hier auf Instagram, habe mich erst im März letzten Jahres angemeldet. Mein eigentlicher Name ist nicht besonders selten, der fiel also schon mal raus, einfach weil der schon vergeben war. Recht schnell war klar, dass etwas anderes her musste. Bei uns lag damals der Singsang „1 - 2 - 3 - 4 Eckstein, alles muss versteckt sein“ dauernd in der Luft. Komisches Wort - Eckstein. Wir spielten damit herum und irgendwie blieb Schneckstein. Da ich sehr oft Löcher mit Schneckenhäusern und Schnecken besticke (die bieten sich durch die Form einfach an) versuchte ich es damit. War noch nicht vergeben und blieb.
Mit dem Reparieren von Kleidung bin ich aufgewachsen. Bei uns zu Hause gehörte das dazu und ich habe von meiner Großmutter schon recht früh beigebracht bekommen, meine eigenen Sachen zu reparieren. In meiner Familie wird allgemein viel selbst gemacht und es wurde immer versucht, Dinge die da sind, bestmöglich zu nutzen. Die Beutel von gefrorenen Bohnen wurden zum Beispiel gewaschen und weiter genutzt, erst für die Möhrchen für die Schule, wenn sie dafür nicht mehr taugten, als Mülltüte. So wurde auch mit Kleidung umgegangen. Alles wurde gestopft, repariert bis es sich nicht mehr lohnte - dann wurden Putzläppchen draus geschnitten oder Bänder. Früher war das alles andere als cool und eher peinlich, wenn es überhaupt wahrgenommen wurde (zum Glück gab es aber doch einige in meinem Freundeskreis, die ihre Möhren und Apfelschnitze in leeren Tiefkühlgemüsebeuteln mit in die Schule und Kita brachten). Ich finde es wahnsinnig toll, dass es inzwischen langsam ins Bewusstsein rückt, dass ein Loch in der Hose noch lange nicht heißt, dass sie in den Müll gehört. Und gerade mit meinen auffälligeren Reparaturen merke ich, dass es auch gelingt, andere zum Reparieren zu inspirieren und das ist wahnsinnig toll. Und es ist einfach tatsächlich auch erstaunlich, was für einen Unterschied es für die Umwelt macht, wenn man Kleidung nicht wegwirft, sondern repariert und solange wie möglich nutzt. Natürlich hat nicht jeder die Fähigkeit und auch nicht die zeitlichen Kapazitäten, um seine Kleidung zu reparieren und nachdem ich die letzten 20/25 Jahre eher für mich, Freunde und Familie repariert habe, nehme ich inzwischen auch Reparatur-Aufträge an.
Wenn ich ganz allein entscheiden kann, versuche ich meist, in der Form des Loches etwas zu sehen. Meist ist es aber doch so, dass bestimmte Motive angefragt werden, ganz egal ob das nun von meinen Kindern kommt oder von Kunden. Ausgefallene Wünsche bereiten mir am meisten Spaß. Vor einer Weile durfte ich zum Beispiel einen Pulli mit einer U-Bahn der BVG besticken. Da war sogar der Blick aus dem Fenster auf die Bahn mitgeschickt worden, damit die Bahn dann auch so über die Brücke fahren kann auf dem Pulli wie „in Echt“.
Puh...schwierige Frage. Ich glaube direkt stolz über meine Arbeit bin ich selten... Dinge aber, die mir gefallen am Reparieren, sind solche:
Wenn ich eine Socke im Reparaturstapel habe, die ich schon seit 14 Jahren trage. (Jap, 14 Jahre. Die älteste Reparatur habe ich gemacht als ich 16 war...)
Wenn meine Töchter eine Hose nicht anziehen wollen, weil sie noch kein repariertes Loch hat.
Wenn ich merke, wie sehr mir Kleidungsstücke ans Herz wachsen beim Reparieren.
Das ist ganz unterschiedlich. Ich repariere mir gerade eine Strickjacke, die meine Großtante für meine Großmutter gestrickt hat, vor 60 Jahren. Die Jacke ist teilweise so dünn, dass man durchschauen kann und hat unzählige Löcher. Ich repariere sie nicht mit Stickereien, sondern mit Maschenstich und sogenanntem Swiss Darning und habe bestimmt schon 35 Stunden oder mehr investiert. Mindestens. Manch andere Reparatur (zum Beispiel das Schließen einer Naht) braucht nur 5 Minuten. Die Zeit variiert stark je nach Größe des Lochs und bei Stickereien auch je nach Aufwändigkeit.
Für Sockenreparaturen ist ein Stopfpilz oder Stopfei nützlich, aber auch das ist nicht zwingend nötig - eine Orange, ein (gekochtes) Ei, ein rundliches Ding oder ähnliches tut es auch. Mehr braucht es am Anfang nicht.
Ich habe noch ein paar wenige weitere Dinge im Schrank- eine kleine scharfe und spitze Schere, eine sehr sehr feine Häkelnadel und einen Nahttrenner. Das war es aber auch schon.
Ich versuche, bei meinen Reparaturen komplett auf neue Materialien zu verzichten (es kommt aber natürlich vor, dass meine Kunden ganz bestimmte Wünsche haben und das auch mal nicht der richtige Weg ist. Dann ist das auch ok). Auch alle „Geräte“, die ich nutze, habe ich geerbt. Das ist für mich im Moment die nachhaltigste Variante.
Das Tolle ist, dass mit dem Reparieren auch die Liebe zum Kleidungsstück wächst, das nächste Loch repariert sich dann schon viel leichter.
Mir hilft auch immer das Bewusstsein, dass es kaum etwas gibt, das Kleidung so unkompliziert nachhaltig macht wie lange Tragezeiten.
Ich rechne meine Reparaturen nach einem Stundensatz ab, so pauschal lässt sich da schwer ein Preis sagen, die Dauer hängt von sehr vielen Faktoren ab - vom Gewebe an sich, der Lochgröße, den Wünschen hinsichtlich der Reparatur.
Es ist möglich, ein Loch nur zu schließen oder aber zu Besticken, Löcher in Walk zuzufilzen (und gegebenenfalls zu besticken) oder - vorzugsweise in etwas gröberem Gestrick - auch die Maschen wiederherzustellen. Manchmal ist es auch einfach nötig, dünn gewordenes Gewebe zu verstärken. (Das ist übrigens meist der perfekte Moment zum Reparieren mit Swiss Darning - wenn man das Loch vorhersehen kann, aber noch kein Loch da ist.)
Je klarer eure Vorstellungen sind, desto einfacher lässt sich der Preis für mich kalkulieren.
Ganz grob kann man sagen, dass der Preis etwa bei 25 € los geht, wenn es um illustrierte Löcher geht :)
Und, weil auch das immer wieder gefragt wird - ein Loch ist natürlich nicht zwingend nötig für eine Anfrage bei mir. Ich besticke auch gern vollkommen intakte Sachen, auch Schuhe oder Tragetücher, Rucksäcke oder Beutel...
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