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Tschuldigung. Aber hier muss erstmal der Anfang der Pressemitteilung zitiert werden, mit der Sat.
Tschuldigung. Aber hier muss erstmal der Anfang der Pressemitteilung zitiert werden, mit der Sat.1 seine neue sechsteilige Dokumentationsreihe bejubelt: "Die Fußball-WM hat es auf den Punkt gebracht: Interkultureller Austausch ist mega-in!" Klingt schlimm, ist aber im Kern gar nicht so verkehrt. Für die internationalen Gäste war die Weltmeisterschaft in dem vermeintlich gefährlichen Austragungsland zweifellos ein Aha-Erlebnis. Die Deutschen sind umgekehrt dafür bekannt, dass sie sich um die Warnungen vor weltweiten No-Go-Areas herzlich wenig scheren. Im Zweifelsfall paukt sie das Auswärtige Amt ja wieder raus. Und auch vor Reisen in die Vergangenheit, als man das Essen noch selber schlachten musste, schreckt man bekanntermaßen nicht zurück. Das bewies der Erfolg von öffentlich-rechtlichen Reihen wie "Abenteuer 1900 - Leben im Gutshaus" oder "Schwarzwaldhaus 1902".
Das Format "Wie die Wilden" treibt das Konzept - raus aus der modernen Zivilisation, rein in die unwirtliche Fremde - gewissermaßen auf die Speerspitze. Man nehme eine aufgeschlossene deutsche Mittelschichtfamilie, schicke sie zu einem Naturvolk irgendwo auf der Erde und lasse sie drei Wochen mit dem Stamm leben. Ohne Übersetzer. Nur mit einem Kamerateam. Und Untertiteln für den Zuschauer. Das kann heiter werden.
Schon 2004 hatte Vox ein ähnliches Konzept erprobt. Die Reihe "Urlaub, wo der Pfeffer wächst" wurde allerdings nach zwei Folgen mangels Publikumsinteresse aus dem Abendprogramm genommen. Für "Wie die Wilden" spricht, dass das belgisch-niederländische Vorbild 2006 immerhin für den Fernsehpreis Rose D'Or nominiert war.
Von "Doku-Soap" kann hier in der Tat keine Rede sein. Dafür fehlt es einfach an der Seife. So erfährt man es zumindest von den stolzen Himba-Frauen aus dem Norden Namibias, die Besuch von der Lehrerfamilie Düvel aus dem nordrheinwestfälischen Dingden bekommen sollen: "Wir waschen uns nicht. Unsere Körper sind noch nie mit Wasser in Berührung gekommen!" Damit kein Missverständnis aufkommt - über die freundlichen Gastgeber macht sich "Wie die Wilden" nicht lustig. Die Komik der ersten Folge resultiert vielmehr aus der Gegenüberstellung verschiedener Welten. Wenn der hessische Makler Georges Sauerzapf-Koch in seinem Eigenheim erzählt, dass er schon jede Art von gesunder Ernährung probiert habe, wird sein Herbergsvater von der indonesischen Insel Siberut gezeigt, der erklärt: "Wir Mentawai essen jeden Tag Baum. Das war schon das Essen meines Großvaters."
Auch wenn eine Stimme aus dem Off die Geschehnisse semi-ironisch kommentiert (und damit ein wenig "Dschungelcamp"-Atmosphäre zu verbreiten versucht) - durchweg zum Lachen ist "Wie die Wilden" nicht unbedingt. Man kann auch etwas lernen. Vor allem über den erstaunlichen Generationenkonflikt in deutschen Familien. Einmal im Busch, fangen die Probleme an. Während die Eltern die Begrüßung durch die fremden Stämme mit Rührung aufnehmen, tun sich die Kinder schwer.
Der 14jährige Vico aus Kassel, der actionreiche Computerspiele liebt, kann mit den Abenteuern auf der indonesischen Insel so gar nichts anfangen. "Die betatschen mich ständig", murrt er über die Eingeborenen, "sind die schwul, oder was?" Nicht anders ergeht es der zehnjährigen Uta aus Dingden. Das Mädchen steht regelrecht unter Schock. Man fragt sich dann doch, ob das nicht alles eine Spur zu hart ist. Wenigstens erlaubt der Häuptling, dass das Kind ausnahmsweise bei seiner Mutter schlafen darf. Überhaupt müssen die Himba denken, dass die Deutschen zwar ganz nett, aber verweichlicht sind. Am schönsten zeigt sich die Kollision der Kulturen bei der Ankunft der Familie Sauerzapf-Koch auf ihrer indonesischen Insel. "Die sind ein bisschen wie Kinder. Süß!", freut sich die blonde Mutter über den lustigen Empfang der Mentawai. Sie versteht allerdings auch nicht, was ihr die Indianer feixend entgegen rufen: "Schaut mal, weiße Affenhaare!" Die sympathischen Exoten sind in diesem Fall eindeutig die Deutschen.
Sat.1, mittwochs, 20.15 Uhr, sechs Folgen
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