Schwesterlich geliebt

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Epithalamia

Sammlung Hochzeitsgedichte.
Herausgegeben von Aue, 1866, Anclam.

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Serie: Wer ist für mich Jesus Christus
Ausgabe: 2000/05, Wer ist für mich Jesus Christus
Noch bevor wir dich suchen, Gott, warst du bei uns. Wenn wir dich als Vater anrufen, hast du uns längst schon wie eine Mutter geliebt. Wenn wir Herr zu dir sagen, gibst du dich als Bruder zu erkennen. Wenn wir deine Brüderlichkeit preisen, kommst du uns schwesterlich entgegen. Immer bist du es, der uns zuerst geliebt hat. Das einleitende Gebet des Schweizer Pfarrers und Schriftstellers Kurt Marti ist eine gute Beschreibung meiner Jesusbeziehung. Aufgewachsen in einem Elternhaus, wo die Frömmigkeitsformen der evangelischen Bauernfamilien des vergangenen Jahrhunderts noch nachgewirkt haben, waren mir Bibel und Gesangbuch von klein auf vertraut. Die Geborgenheit bei einem Gott, der ein guter Vater ist, war für mich als Kind eine Selbstverständlichkeit. Mit Jesus konnte ich nicht so sehr viel anfangen, auch wenn mir seine Geschichten insgesamt gut gefallen haben. Vom göttlichen Thron Ich kann keinen Zeitpunkt benennen, wo sich mein Kinderglaube in eine so lebendige Beziehung verwandelt hat, dass ich heute täglich – auf irgendeine Weise – das Gespräch mit diesem Jesus suche. Er ist in all den Jahren von dem göttlichen Thron meiner kindlichen Vorstellung mehr und mehr zu mir in mein alltägliches Leben herabgestiegen, wurde Freund mir und Bruder. Das heißt für mich auch, dass es keinen Bereich und keine Ideen in meinem Leben geben kann, die ich nicht mit Jesus teilen könnte. Gerade seine unangepasste Art, die Hinwendung zu den Ausgegrenzten, die Gleichstellung von Mann und Frau als seine gleich geliebten Geschwister sprechen mich an und fordern mich heraus, in seinem Geist zu leben. Aus der Bergpredigt atmet für mich – trotz aller matthäischen Färbung des Textes – der Geist Jesu, dem ich mich nicht entziehen kann und nicht entziehen möchte. Die Hinwendung zu den Schwachen (Selig seid ihr .... ), die rigorose Bereitschaft zur Versöhnung und zum Segnen statt Fluchen und nicht zuletzt die fröhliche Gelassenheit, die weiß, dass jeder Tag seine eigene Plage hat und dass ich mich deswegen nicht schon heute fürchten muss vor Morgen (siehe unten!), sind für mich nicht bloß hehre Ziele, sondern Wegzeichen, wie mein Leben Tag für Tag gelingen könnte, gelingen kann. In dieser fröhlichen Gelassenheit des Geistes Jesu habe ich immer wieder Neues in meinem Leben gewagt und bin damit bis heute nicht schlecht gefahren. Die harte Frage Kreuz Das Begleiten von schwerkranken und sterbenden PatientInnen als Spitalsseelsorgerin zwang mich zur Auseinandersetzung mit der Frage des Leids. Warum geschieht soviel Unfassbares in der Welt, warum soviel Unrecht, warum trifft es sooft die „Besten“? Welcher Sinn liegt im Leid und was können christlicher Glaube und christliche Hoffnung dabei ausrichten? All diese Fragen trieben mich lange herum und auf so manche finde ich bis heute keine Antwort. Aber in dieser Auseinandersetzung blieb ich immer wieder in meinen Gedanken beim gekreuzigten Jesus. Ist er eine Antwort auf all die Schmerzen? Er hat das Leid durch seinen Tod nicht aus der Welt genommen. Aber indem er selbst ein leidender und sterbender Mensch geworden ist, steht Gott immer auf der Seite derer, die leiden, steht Gott immer auf der Seite der Opfer. Das drängt mich dazu, als Jüngerin Jesu auch dort zu sein, so schwer mir das auch manchmal fällt. Das Hoffnungsvolle dabei ist, dass ChristInnen darauf vertrauen können, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben; dass es ein Ostern gibt. Im Lied der schwarzen Bürgerrechtsbewegung M. L. Kings heißt es: „We shall overcome“, wir werden siegen. Es ist der Ostersieg Jesu gemeint, der nicht neue Gewalt erzeugt, sondern Leben ermöglicht – in Solidarität und Hoffnung. Das lässt sich alles sehr schön theologisch formulieren. Diese Osterhoffnung aber im grauen Alltag einer Großfamilie, wo sich sehr rasch einer über den anderen ärgern kann, im harten Brot eines Diasporapfarramts, wo Kirchenbeitragsprobleme und schüttere Kirchenbänke im Vordergrund stehen, oder auch im Blick auf das künftige Amt in der österreichischen Kirchenleitung, wo ich unsicher frage, ob ich mich nicht übernehme, zu bewahren, das ist für mich letztendlich Geschenk des Gottes, der uns – mich – immer zuerst geliebt hat. Bedenktext In der großen Rede Jesu an das Volk, wie sie Matthäus in den Kapiteln 5 bis 7 seines Evangeliums überliefert, sind viele Zumutungen enthalten. Provokant bis heute ist die Aufforderung, sich von den Sorgen des Alltags nicht auffressen zu lassen, sondern mit einer vertrauensvollen Gelassenheit den irdischen Dingen gegenüber den Blick auf das Reich Gottes zu richten. Hannelore Reiner bezeichnet Mt 6, 25–34 als ihre Lieblingsbibelstelle. Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Euer himmlischer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit gehen. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

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Musiktheater


Premiere: 28.01.2018



Theater: Deutsche Oper am Rhein



Regie: Dietrich W. Hilsdorf 

Musikalische Leitung: Axel Kober 



Foto: Hans Jörg Michel 






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Wenn Siegmund zum Ende des ersten Aufzugs seine schwesterlich-inzestuös geliebte Sieglinde in die Arme schließt und die vielzitierte Lenz-Begrüßung „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ anstimmt, geht die hintere Tür des rostgrünen Raumes auf und gibt den Blick frei – auf helle Nebelwolken in einem weiß zugemauerten Türrahmen. Wo Wagners Libretto „wachsende Helligkeit des Mondes“ vorschreibt, wird das Sehnen des Zwillingspaares in Dietrich Hilsdorfs Inszenierung kühl abgeschmettert: Alles nur Utopie, da führt kein Weg aus diesem Bunker.
Mit der „Walküre“ hat Hilsdorf den neuen „Ring“ an der Düsseldorfer Rheinoper fortgesetzt, nachdem sein „Rheingold“ vergangenen Juni Premiere hatte und „Siegfried“ bereits Anfang April folgen soll. Die Tetralogie also in den Händen eines künstlerischen Teams, anders als etwa in Chemnitz, wo Anfang Februar ein neuer „Ring“ startet, der von vier verschiedenen Regisseurinnen in Szene gesetzt wird. Den düsteren „Walküren“-Bunker hat Hilsdorfs bewährter Bühnenbildner Dieter Richter gebaut, mit Wänden, von Moos und Dreck bewachsen, einem großen Esstisch mit Karaffen und Kristallgläsern nebst Samtsofa, Waffenkisten als Sitzgelegenheiten – und der versteinerten Weltesche inmitten. Im zweiten Aufzug ist die Baumkrone zerstört, Fenster und Bühnendecke wachsen unmerklich in die Höhe – bis im dritten Aufzug ein zerschrammter Helikopter auf den Boden geknallt ist, aus dem die schmächtigen, gefallenen Helden für Walhall mit blutenden Brustwunden klettern. Kriegsversehrte sind sie, doch der Krieg scheint weit weg in dieser verrosteten Tristesse, wo selbst Nothung in Siegmunds Händen nur wie ein hölzernes Spielzeug wirkt, das er gelegentlich zurück in die Esche steckt. Renate Schmitzers stattliche Kostüme ergänzen, wie bereits im „Rheingold“, die zeitlose, hübsch anzusehende Gesamtkomposition.
Nachdem schon im „Rheingold“ oft mehr Figuren als im Libretto vorgesehen die Szenerie bereichert hatten, ergibt das auch in der „Walküre“ ganz amüsante Kammerspielszenen, wenn etwa im zweiten Aufzug Fricka und Wotan eigentlich allein um Siegmunds Rolle im Ehebruch streiten, dabei aber sowohl der betrogene Hunding als auch das liebende Paar (Siegmund und Sieglinde) neugierig mit am Esstisch sitzen. Stringent hält Hilsdorf das natürlich nicht durch, und im zweiten Aufzug entstehen einige statische Längen.
Dennoch führt er seine Figuren wie gewohnt profiliert durch den fünf-Stunden-Abend, das Ensemble ist mit einigen Abstrichen hervorragend besetzt: Hunding als gewaltbereiter Despot, mit dem Gewehr sich seiner männlichen Macht vergewissernd und mit schmierigen Gesten seine Frau unterjochend, wird von Sami Luttinen mit profundem Bass beglaubigt. Die Sieglinde der Elisabet Strid brilliert in allen Registern mit weichem, klarem Timbre und einer fast perfekten Artikulation, wenngleich sie, bereits ab dem zweiten Aufzug hochschwanger, zur szenischen Theatralik gezwungen ist (und das, wo ihr doch Brünhilde erst im nächsten Aufzug die heranwachsende Frucht im Leibe verkündet...). Corby Welch ist ein stattlicher Siegmund: etwas steif in seiner Leidenschaft zwar, ansonsten aber rührend bemüht um seine Sieglinde, verfügt er über eine ordentliche dramatische Höhe, hat in der Mittellage allerdings hörbare Schwächen. Eine formidable Leistung ist der Wotan des Simon Neal : kraftvoll, klar, mit brillantem Textverständnis – selbst in Bauchlage und mit ausgebreiteten Armen als gebrochener Mann vor Fricka liegend („Nimm den Eid!“). Seit 2013/14 wieder im Ensemble der Rheinoper und dort übrigens auch ums Opernstudio bemüht, überzeugt Linda Watson als eher sanfte Brünhilde; wie wenige hochdramatische Sopranistinnen verfügt sie über einen angenehm vibratoarmen, weichen Klang. Die Fricka von Renée Morloc ergänzt die sehr gute Ensembleleistung ebenso wie die acht Walküren.
Generalmusikdirektor Axel Kober versöhnt uns am Pult, nachdem das „Rheingold“ musikalisch einige Wünsche offengelassen hatte. Das Klangbild der Düsseldorfer Symphoniker ist hier weniger hölzern, sauberer, dynamisch lebhafter – dennoch fehlt einem Wagners dramatische Urgewalt in der Entwicklung von Spannungsbögen. Ein künstlerisch hochgelungener Opernabend, der das Wagner-Rad nicht neu erfindet.

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