Sanktionen sinnlos: Russland liefert Öl an China und Indien statt nach Europa

Sanktionen sinnlos: Russland liefert Öl an China und Indien statt nach Europa

Karli Stemmler

Die Ölsanktionen der EU bringen kaum einen Schaden für Russland. Denn die erstarkte Nachfrage aus China und Indien gleicht die Absatzverluste in Europa aus.

Chinas und Indiens Ölkäufe haben den Großteil des Rückgangs der russischen Lieferungen nach Europa ausgeglichen. Eine Analyse der Financial Times von verfügbaren Daten aus chinesischen und indischen Zollstatistiken zeigt, dass die Länder im zweiten Quartal dieses Jahres 11 Millionen Tonnen mehr Öl aus Russland importierten als im ersten Quartal. Die Zahlungen für russisches Öl aus den Ländern stiegen um 9 Milliarden Dollar.

Den größten Mengenzuwachs verzeichnete Indien, wo die Einfuhren von russischem Öl von 0,66 Millionen Tonnen im ersten Quartal auf 8,42 Millionen Tonnen im zweiten Quartal stiegen. China, das bereits vor dem Krieg ein wichtiger Abnehmer von russischem Rohöl war, kaufte im Mai 2 Millionen Barrel pro Tag, was einem Anstieg von 0,2-0,4 Millionen Barrel pro Tag gegenüber Januar und Februar entspricht.

Russisches Öl kommt für Indien "gerade recht"

"Es ist kein bewusster Wunsch, Putin zu helfen, es ist nur eine zynische, pragmatische Art, die Situation in ihrem Interesse zu nutzen", zitiert die Financial Times. "Aber natürlich schafft es de facto einen Geldfluss, der dem Kreml hilft, wenn die Exporte nach Europa gedrosselt werden."

"In einer Situation, in der Inflationsdruck und Düngemittelknappheit alle Kalkulationen durcheinander brachten, kamen die russischen Lieferungen gerade recht", sagte Biswajit Dhar, Professor an der Nehru University. Ein "Schlüsselfaktor" für Indiens Käufe sei die Neutralität des Landes in Bezug auf den Krieg in der Ukraine.
Russland ist auch der größte Waffenlieferant Indiens.
Obwohl die Informationen über den indischen Ölimportmarkt undurchsichtig sind, glauben Analysten, dass Neu-Delhi auch von Preisnachlässen aus Russland profitiert.

Russland Ölfirmen erzielen weiterhin Gewinne

Trotz der nicht unerheblichen Preisnachlässe dürften die russischen Ölgesellschaften immer noch beträchtliche Gewinne erzielen, so Elina Ribakova, vom Institute for International Finance (IIF). Die Gewinne von Tatneft, einem großen russischen Ölproduzenten, stiegen im ersten Halbjahr dieses Jahres um 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

In seiner Rede auf einem Wirtschaftsforum am Mittwoch erklärte Wladimir Putin, sein Land habe keine Probleme beim Export seiner Energieressourcen an nicht-westliche Abnehmer. Während die Umleitung von Gaslieferungen aufgrund der Beschränkungen der bestehenden Pipeline-Infrastruktur schwierig ist, war Russland bei der Aufrechterhaltung des Ölabsatzes erfolgreicher.

Putin sagte, Moskau werde aus Energieverträgen aussteigen und die Lieferungen einstellen, wenn eine von der G7 vorgeschlagene Preisobergrenze für russisches Öl eingeführt wird. Er warnte, der Westen werde in diesem Fall "eingefroren". Russland werde dann "kein Gas, kein Öl, keine Kohle, kein Heizöl liefern - wir werden nichts liefern", so Putin.


unter Verwendung von Material von DWN



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