Russischer Junge der Jungfräulichkeit beraubt Schüler mit Brille von 18 Jahren ber

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Dieser Text wird sich mich mit dem sozialen Konstrukt Jungfräulichkeit befassen. Das Thema beschäftigt mich, da ich erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal darüber nachgedacht habe, dass ein Jungfernhäutchen keine verschließende Haut in dem Sinne ist. Dies habe ich über einen Podcast gelernt; nicht im Sexualunterricht in der Schule, nicht bei Aufklärungsgesprächen mit meinen Eltern und auch nicht bei Frauenarztbesuchen. Das ist erstaunlich, denn obwohl zwischen meiner ersten Periode und meinem ersten Geschlechtsverkehr einige Jahre lagen, habe ich mich nie gefragt, wie das Blut rausfließen kann, wenn ich scheinbar ein Häutchen in meiner Vulva habe, was „einreißen“ wird, wenn ich meinen ersten Penetrationssex habe. Irgendwann hätte ich durch den Blutstau doch explodieren müssen.
Um diese geläufigen Missverständnisse zu klären, wird es zunächst um biologische Grundlagen Rund um das Konzept der weiblichen „Jungfräulichkeit“ gehen. Anschließend setze ich mich mit unterschiedlichen Definitionen für Jungfräulichkeit auseinander. Dann wird es um die gesellschaftliche Funktion des Konzept Jungfräulichkeit gehen und im Anschluss um die Kontrollformen von Jungfräulichkeit.
Jungfräulichkeit ist ein kulturelles und soziales Konzept, ohne medizinische oder biologische Grundlage (Gralki, 2020: 1). Ich werde im folgenden Hymen, anstelle von „Jungfernhäutchen“ sagen, da wie bereits angesprochen das Wort Haut irreführend ist. Das Wort Hymen leitet sich vom griechischen Hochzeitsgott Hymenaios ab, auf die enge Verknüpfung zwischen Jungfräulichkeit und Ehe wird später im Text eingegangen. Das Hymen ist ein Gewebekranz aus Schleimhaut, der sich direkt am Eingang der Vagina befindet. Er hat keinen medizinischen Zweck und schützt nicht vor Infektionen (Brown, 2019: 2). Es gibt unterschiedliche Hymenalformen. Was die Allermeisten jedoch vereint, ist dass sie geöffnet sind. Wenn dies nicht der Fall ist, liegt eine Hymenaltresie vor. Bei diesen Ausnahmefällen ist eine Operation erforderlich, bei der das Hymen geöffnet werden muss, damit Ausfluss (und damit der natürliche Reinigungsmechanismus der Vulva) und Blutung nicht behindert werden (Brown, 2019: 2). Der Hymen ist so dehnbar, dass sogar ein Babykopf hindurch passt. Die Hymen von Jungfrauen und Müttern sehen identisch aus und sind medizinisch nicht zu unterscheiden (Brown, 2019: 2). Und obwohl ein Penis weit schmaler ist als ein Säuglingskopf, bluten ca. 60% der Frauen beim ersten Penetrationssex (Brown, 2019: 2). In vielen Kulturen gilt es gar als schambehaftet, nicht zu bluten (Elliot, 2020: 5). Wie passt das zusammen? Das Bluten beim ersten Penetrationssex kommt durch eine Verletzung, also ein Riss der inneren Schleimhäute der Frau, welche am Hymen oder einer anderen Stelle sein kann (Gralki, 2020: 2). Diese Verletzungen heilen jedoch vergleichbar mit Verletzungen an Schleimhäuten im Mundinnenraum innerhalt weniger Tage ab, und sind so nach kurzer Zeit medizinisch nicht mehr nachvollziehbar. Jungfräulichkeitstests oder Hymenrekonstruktionen haben dementsprechend keine medizinische Grundlage (Brown, 2019: 2 f.). Verletzungen der vaginalen Schleimhäute sind viel wahrscheinlicher, wenn die Frau angespannt ist und die vaginale Lubrikation (die durch eine sexuelle Erregung bei Frauen ausgelöst wird) ausbleibt. In der Folge heißt das, dass die Erwartung, dass Frauen bei ihrem ersten Penetrationssex bluten, daherkommt, dass es gesellschaftliche Norm ist, dass sie sich unwohl und angespannt fühlen. Sexuelle Praktiken bei der eine Seite sich unwohl fühlt und in der Folge Schmerzen und Verletzungen erleidet, sind in meinen Augen sexuell übergriffig. Zugespitzt kann man sagen, dass die Erwartung des blutbefleckten Lakens die gesellschaftliche Normalisierung von sexueller Übergriffigkeit gegen Frauen ist. Dabei muss jedoch eingeschränkt werden, dass es gewiss auch Frauen gibt, die trotz Einvernehmlichkeit Anspannung fühlen und sich verletzen.
Eine weitere Schwäche bei der Verknüpfung von Hymen und Jungfräulichkeit ist ihre Heteronormativität, durch den Fokus auf Penetrationssex. Andere sexuelle Präferenzen und Auslebungsformen werden ausgeblendet. Beispielsweise haben homosexuelle Menschen Sex, der aber nicht die Penetration einer Vulva durch einen Penis beinhaltet. Weiter haben viele Menschen mit einer Vulva nicht oder nicht immer einen Orgasmus durch vaginale Stimulationen. Viele reagieren stärker auf klitorale Stimulation. Ein reiner Fokus auf Penetrationssex blendet ihre Bedürfnisse aus und richtet sich zuallererst auf Männer (Elliot, 2020: 2f.). Interessanterweise machen sich einige Frauen in konservativen Lebensrealitäten diese „Lücke“ in der Definition von Jungfräulichkeit zu nutzen. So kenne ich einige Frauen, die aus religiösen Gründen keinen vaginalen Geschlechtsverkehr vor der Ehe haben möchten, alternativ haben sie Anal- und Oralverkehr mit ihren Partner*innen. Dies wird in der Forschung um Jungfräulichkeit in muslimischen Communities als „technische Jungfräulichkeit“ bezeichnet (Mahadeen, 2018: 161).
Das Konzept der Jungfräulichkeit kam zum ersten Mal vor 5000-10000 Jahren mit der neolithischen Revolution auf (Guilbeau & Aguilera, 2021: 1). Die ersten Menschen gaben ihr Nomadenleben auf und ließen sich nieder, um Landwirtschaft zu betreiben. Sie bauten feste Häuser und häuften Eigentum an. Mit dem Eigentum kam die Frage nach der Erbschaft und Elternschaft und das Konzept der weiblichen Jungfräulichkeit gewann an Bedeutung, denn Männer hatten ein Interesse daran sicherzustellen, dass ihre Partnerinnen ihre Familienlinie fortführten (Wagner, 2019: 1f.). Demnach diente Jungfräulichkeit dazu, weibliche Körper zu kontrollieren und Erbschaftsfragen abzusichern (Elliot, 2020: 3).
Allerdings gab es nie eine universell einheitliche Definition von Jungfräulichkeit. Beispielsweise war es im antiken Ägypten akzeptiert, vorehelichen Geschlechtsverkehr zu haben. Mit der Abschließung der Ehe wurde allerdings von den Ehepartner*innen erwartet, monogam zu leben. Eine aus unserer heutigen Perspektive außergewöhnliche Definition von Jungfräulichkeit gab es bei den skythischen Amazon*innen, einem nomadischen Reitervolk im heutigen Zentralasien: Für sie galten Frauen erst als Jungfrau, und somit als „rein“ und heiratsfähig, wenn sie auf dem Schlachtfeld einen Mann töteten. Jungfräulichkeit hatte für sie eine enge Verknüpfung mit dem „Wert“ und der „Reinheit“ einer Frau und nicht mit einem „intakten“ Hymen (Wagner, 2019: 2). Mit dem Aufstreben der abrahamitischen Religionen und ihrem Verständnis von Jungfräulichkeit wuchs die Sorge, bei ärztlichen Untersuchungen mit einem Spekulum das Hymen zu verletzten und somit die Jungfräulichkeit zu nehmen. So galt für Mediziner*innen im europäischen Mittelalter bei „Jungfräulichkeitstests“, die Vulva der Frau nicht zu berühren. Andere konstruierte Indikatoren wurden zur Bestimmung herangezogen. Wagner zitiert aus „De Secretis Mulierum“ einer Schrift aus dem 12. Jahrhundert: „…Shame, modesty, fear, a faultless gait and speech, casting eyes down before men […] The urine of virgins is clear and lucid, sometimes white and sparkling […]“ (2019: 4). Die Angst von Mediziner*innen vor der Vulva zog sich bis in das 19. Jahrhundert. Hier bestand die Sorge, dass eine Berührung durch das Spekulum einen unkontrollierbaren sexuellen Trieb bei Frauen auslöse, der Hysterie und Nymphomanie mit sich brächte (Wagner, 2019: 5). In einigen Kulturen gelten Frauen nur als Jungfrauen, wenn sie weiblicher Genitalverstümmelung unterzogen wurden. 2020 waren nach Zahlen der Vereinten Nationen über 200 Millionen Frauen und Mädchen weltweit davon betroffen. Die Dunkelziffer liegt jedoch viel höher, da es in vielen Regionen und Ländern keine offiziellen Zahlen gibt (Equality Now, 2020:2). Die höchsten Zahlen gab es in Äthiopien und im Sudan. Hier gelten Frauen nur als Jungfrau und somit als ehrbar und heiratsfähig, wenn eine Infibulation durchgeführt wurde. Unbeschnittene Frauen gelten als sexuell unkontrolliert und vor sexuellen Übergriffen von Männern ungeschützt (Johansen, 2018: 78f.). Die Infibulation ist eine Form der weiblichen Genitalverstümmelung bei der die Klitoris, die inneren Schamlippen, sowie die Innenseite der äußeren Schamlippen entfernt werden. Die verbleibende Haut der äußeren Schamlippen wird zugenäht, sodass nur noch eine enge Öffnung bleibt zum Ausfluss von Urin und Menstruationsblut. Infibulation ist mit hohen gesundheitlichen Risiken und Schmerzen für die betroffenen Frauen verbunden. Viele erleiden immer wieder Infektionen, die Wundheilung ist langsam oder bleibt aus. Einige Frauen sterben an dem Eingriff oder den Folgen. Beim Geschlechtsverkehr nach der Eheschließung „öffnet“ der Mann die Vagina der Frau im wortwörtlichen Sinne, in dem er seinen Penis in die Narbe rammt. Auch dieses erneute Aufreißen der Wunde geht mit hohen gesundheitlichen Risiken einher. Eine enge vaginale Öffnung gilt als grundlegend für die sexuelle Befriedigung von Männern (Johansen, 2018: 79). Auch in Gesellschaften und Kulturen in denen keine Infibulation praktiziert wird, gilt die „enge“ einer Vagina als Grundlage für männliche Befriedigung. So habe auch ich schon von Menschen in meinem direkten Umfeld oder in Filmen und in Musik, die ich konsumiere, gehört das Frauen, die mit vielen Männern Sex hatten, „ausgeleiert“ sind und Jungfrauen für die männliche Befriedigung zu bevorzugen seien. Dies ist aus drei Gründen unlogisch: Erstens ist die gespürte enge oder weite einer Vagina abhängig von der Kontraktion der Muskeln im unteren Beckenboden einer Frau, dies ist trainierbar und nicht angeboren. Zweitens hat Jungfräulichkeit hiermit nicht zu tun, denn selbst wenn man sich bei Jungfräulichkeit unlogischerweise auf das Hymen berufen möchte, ist dieses wie bereits erwähnt stark dehnbar und sieht unabhängig von der sexuellen Aktivität von Frauen gleichbleibend aus. Und drittens, wenn es eine Abnutzung und Ausleierung tatsächlich gäbe, müssten Frauen, die immer wieder mit demselben Partner Penetrationssex haben doch auch irgendwann eine gedehnte Vagina haben, davon spricht aber nie jemand.
Wie bereits erwähnt nahm die Wichtigkeit des Konzepts der Jungfräulichkeit mit der neolithischen Revolution zu. Im Zuge der Sesshaftigkeit verändert sich die Strukturierung des gesellschaftlichen Miteinanders der Menschen. Staatlichkeit wird zur Gesellschaftsstruktur. Das Patriarchat erlebt einen Aufschwung. Im Kleinen spiegelt sich dies in patriarchalen Familienstrukturen wider, hier geraten Frauen zum ersten Mal klar unter die direkte systemische Kontrolle von Männern und ihren Familien (Ortner, 1987: 25). Denn Clans und Familien spielen eine strukturierende Rolle in Staaten. Dem Mann wird dabei eine Verantwortung für seine Familie und ihr Wohlergehen zugeschrieben. Damit geht auch eine Verantwortung für die Handlungen seiner Familienangehörigen einher. In der Folge wird die „Männlichkeit“, Stärke und Macht eines Mannes daran gemessen, inwieweit er in der Lage ist, die Handlungen seiner Familienangehörigen zu kontrollieren und in der Folge die Sexualität seiner Frau und Töchter (Ortner, 1987: 26 & 29)
Die Kontrolle der weiblichen Sexualität durch Männer hat noch weitere Gründe. Frauen werden als Ressource wahrgenommen, ihre Reproduktionsfähigkeit spielt eine bedeutende Rolle im Wettkampf mit rivalisierenden Gruppen oder Clans (Ortner, 1987: 21). Außerdem werden strategische Eheschließungen als politisches Mittel zur Bildung von Allianzen genutzt. In der Konsequenz ist die Wahrung der Jungfräulichkeit der Frauen der eigenen Gruppe eine Form von Realpolitik (Ortner, 1987: 21). Das Patriarchat ist dabei ein soziales Austauschsystem, bei dem Frauen die Ware sind. Erst gehören sie der Familie ihres Vaters an, bei einer Hochzeit wird die Frau dem Ehemann und seiner Familie übergeben, was sich in vielen gängigen Hochzeitstraditionen spiegelt (Ortner, 1987: 24). Die Wahrung der Jungfräulichkeit ist eine Absicherung für beide Seiten bei der Eheschließung, die Familie der Frau kann ein höheres Brautgeld erwarten und die des Mannes, dass sie die Familienlinie weiterführen wird (Mahadeen, 2018: 161). Mit der Eheschließung geht in vielen Kulturen ein Einzug der Frau in der Familie des Ehemannes einher, wo die Frau ihre Arbeitskraft nun einbringen muss. Doch auch in vermeintlich geschlechtergerechten Gesellschaften offenbart sich der Gedanke der Frau als Besitz durch die Abgabe des Namens des Vaters und die Übernahme des Nachnamens des Ehemannes. Die Verknüpfung von „Reinheit“ und „Jungfräulichkeit“ mit dem Wert einer Frau auf dem Hochzeitsmarkt führt dazu, dass grade Familien in Armut eher dazu verleitet sind, ihre Töchter sehr jung und somit mit größerer Sicherheit jungfräulich zu verheiraten. Die ökonomischen Vorteile sind das Brautgeld und die wegfallende finanzielle Verantwortung für die Tochter. Diese Anreize führen zur Schließung von Zwangsehen und Kinderehen, welche von den Vereinten Nationen als Formen moderner Sklaverei bezeichnet werden (Gralki, 2020: 3).
Mit dem Aufkommen von Staatlichkeit und einer erhöhten Produktionsfähigkeit von Menschen wurden Frauen zunehmend aus Produktionssphären verdrängt und in häusliche Sphären mit Reproduktionsaufgaben verschoben (Ortner, 1987: 27). Damit wurden sie ökonomisch vollständig abhängig von Männern. Jungfräulichkeit blieb eines der letzten Dinge, über welches Frauen selbst verfügen konnten. Bei der Eheschließung bedeutet dies konkret ein kleines bisschen Verhandlungsmacht für die Frau. Ihre Jungfräulichkeit ist eine „Ware“, welche der Mann nur über sie erhalten kann. Dies erklärt auch teilweise, wieso sexuelle Unterdrückung häufig durch andere Frauen exerziert wird. Ausschluss einer sexuell aktiven Frau aus ihrer Gruppe, ist dann eine Ausdrucksform des Ärgers, dass das geteilte Gut der Jungfräulichkeit „umsonst“ von Männern erlangt werden konnte. Die Verhandlungsmacht aller Frauen sinkt dann potenziell (Berger und Wenger, 1973: 666f.). Eine Umkehrung dieses Trends macht sich in liberalen Gesellschaften bemerkbar in der eine Korrelation zwischen einer vergleichsweise höheren sexuellen Freiheit von Frauen und ihrer zunehmenden finanziellen (und allgemeinen) Unabhängigkeit besteht (Berger und Wenger, 1973: 667).
Nachdem die gesellschaftlichen Funktionen der weiblichen Jungfräulichkeit umrissen wurden, wird nun darauf eingegangen, wie die sexuelle Inaktivität von Frauen sichergestellt wurde und wird. Eine Strategie ist es, Frauen auf häusliche Sphäre zu beschränken. Dies muss man sich jedoch leisten können. Ärmere Familien sind häufig gezwungen, dass auch ihre Frauen sich außerhalb des Hauses bewegen und arbeiten. Um den weiblichen Körper hier zu kontrollieren, gibt es komplexe und je nach Gesellschaft variierende Verhaltenskodexe. Sie können von der Kleiderwahl (bedeckende Kleidung, Kopftücher, Zölibatringe und Keuschheitsgürtel), bis hin zur Einschränkung von Bewegungsraum und -zeitpunkt (nächtliche Ausgangssperren, getrennte öffentliche Räume für Frauen und Männer), Regeln für den Habitus einer Frau (wie sie sich zu bewegen hat, was sie sagen darf), aber auch scheinbar banale Dinge, wie die Kontrolle von Hobbies (dem Verbot von Pferdereiten, Turnen oder Fahrradfahren) oder der Nutzung von Menstruationsprodukten, wie Tampons, um ein intaktes Hymen sicherzustellen (Mahadeen, 2018: 169). [1] Die Einhaltung der Verhaltensregeln werden sowohl von der Familie, von der Gemeinschaft (Ortner, 1987: 20) und in einigen Fällen auch von staatlichen Institutionen (beispielsweise der sogenannten Sittenpolizei) kontrolliert. Sie erfolgt durch Männer und durch Frauen (Ortner, 1987: 21). Sanktionen reichen von Lästern, Zurechtweisung, Ausschluss aus der Gemeinde bis hin zum „Ehren“mord.
Jungfräulichkeit ist kein biologischer Zustand. Sie ist ein gesellschaftliches Konzept mit ökonomischen, politischen, kulturellen und religiösen Implikationen. Diese Zusammenhänge gilt es aufzudecken, um die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen zu erreichen. Penetrationssex ist nur eine von vielen Formen, sexuell aktiv zu sein. Sexuelle Inaktivität oder Aktivität sollte nicht nur für ein Geschlecht ein Wort haben (Jung’frau‘), sondern für alle. Sexualität sollte keine fremdbestimmte Ware sein. Und vielleicht sagen wir ja irgendwann nicht mehr, dass jemandem die Jungfräulichkeit „genommen“ wurde oder sie gar „verloren“ wurde, sondern dass eine Person, egal welchen Geschlechts, in die Lebensphase der sexuellen Aktivität übergangen ist, eigenmächtig.
[1] Meine Nachhilfeschülerin hat mir vor kurzem aus dem nichts erzählt, dass ihre Mutter ihr die Nutzung von Tampons verboten hatte. Sie war zu dem Zeitpunkt 14 Jahre alt und hatte aktuell Sexualkunde im Biologieunterricht. In der Schule hatten sie über die Nutzung von Tampons geredet. Sie war verwirrt gewesen hatte sich in dem Kontext jedoch nicht getraut nachzufragen. Ich sprach mit ihr darüber, dass ein Tampon nichts an ihrer Jungfräulichkeit ändern würde. Sie glaubte mir, hat aber trotzdem erstmal vor weiter Binden zu nutzen.
Berger, D.G., & Wenger, M.G. (1973). The Ideology of Virginity. In: Journal of Marriage and Family, 35 , 666.
Brown, V. (2019). Der Mythos der Jungfräulichkeit. In: https://hpd.de/artikel/mythos-jungfraeulichkeit-17436
Gralki, P. (2020). Mythos Jungfräulichkeit: Warum das Jungfernhäutchen reine Erfindung ist. In: https://www.globalcitizen.org/de/content/mythos-jungfraeulichkeit-diskriminierung-frauen/
Johansen, R. E. B. (2018). Resistance to Reconstruction: The Cultural Weight of Virginity, Virility and Male Sexual Pleasure. In: Body, migration, re/constructive surgeries: Making the gendered body in a globalized world
Mahadeen, E. (2018). Hymen reconstruction surgery in Jordan – Sexual politics and the economy of virginity. In: Body, Migration and Re/Constructive Surgeries: Making the gendered body in a globalized world.
Ortner, S. B. (1978). The Virgin and the State. Feminist Studies , 4 (3), 19–35. https://doi.org/10.2307/3177536
Quelle: Mina Basergan, Das Konstrukt der weiblichen Jungfräulichkeit: Blog ABV Gender- und Diversitykompetenz FU Berlin, 12.04.2022, https://blogs.fu-berlin.de/abv-gender-diversity/2022/04/12/das-konstrukt-der-weiblichen-jungfraeulichkeit/
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