Russische Angriffe auf Infrastrukturen sind harte Prüfung für die Resilienz der Ukraine und ihrer Partner

Russische Angriffe auf Infrastrukturen sind harte Prüfung für die Resilienz der Ukraine und ihrer Partner

Nico Lange

Der ukrainische Generalstab verhängte wegen laufender Operationen eine Informationssperre. Russland greift unterdessen ukrainische Infrastrukturen an. Die Resilienz der Ukraine ist entscheidend. Dafür braucht sie die Hilfe der Partner. Wie ist die Lage und was wird gebraucht?

Im Gebiet Luhansk rückt die Ukraine militärisch langsam weiter vor. Die ukrainischen Kräfte erreichten nördlich von Sviatove und nördlich von Kreminna die wichtige Straße P66. Gleichzeitig bemüht Russland sich darum, in diesem Gebiet Verteidigungsstellungen auszubauen.

Russland setzt im Donbass unterdessen unverändert die Angriffe in Richtung Bachmut und westlich von Donezk fort. Dank der sehr gut und tief ausgebauten ukrainischen Stellungen erreicht Russland seit Wochen hier jedoch trotz hohen Aufwands keine Fortschritte.

Im Gebiet Cherson verhängte der ukrainische Generalstab aufgrund laufender Operationen eine Informationssperre. Zuletzt waren dort 20.000 russische Soldaten auf dem südwestlichen Ufer des Dnipro in schwieriger Lage.

Russland greift in einer neuen Welle seit Anfang Oktober die Infrastruktur großer Städte in der Ukraine an, vor allem Umspannwerke, Kraftwerke und Heizkraftwerke.

Mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen wird die Stadtbevölkerung gezielt terrorisiert. Diese Angriffe sind eine schwere Prüfung für die Resilienz der Ukraine und ihrer Partner.

Die ukrainische Luftverteidigung wird zwar schrittweise besser. Russland überwältigt die ukrainische Flugabwehr allerdings durch zeitgleiche Massenangriffe mit einer Vielzahl von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen.

Die von Partnern gelieferten Luftverteidigungssysteme Iris-T (DEU), NASAMS (NOR/USA), Crotale (FRA) und Aspide (ESP) reichen für einen umfassenden Schutz noch nicht aus und erreichen die Ukraine spät und langsam.

Bis zum Beginn der Luftangriffe hatte die Ukraine noch Strom in die EU exportiert. Jetzt gibt es immer wieder Stromausfälle und Netzschwankungen. Ganze Gebiete oder Stadtbezirke werden stundenweise abgeschaltet, die Bürger sparen freiwillig Strom.

Notstromaggregate, mobile Stromerzeuger, Inverter usw. sollten jetzt sehr schnell in großen Mengen geliefert werden, um Ausfälle überbrücken zu können.

Deutschland und die EU sollten umgehend umfassend finanzielle, materielle und technische Unterstützung leisten, um die ukrainischen Stromnetze nach jedem Angriff schnell zu stabilisieren.

Russland hat viele städtische Heizkraftwerke beschädigt und zerstört. Dieselheizungen, mobile Wärmepumpen, Heizcontainer, mobile Warmlufterzeuger sollten jetzt in großer Zahl in die Ukraine gebracht werden, um die Resilienz der Zivilbevölkerung zu erhöhen.

Konnektivität ist lebenswichtig. Die Ukrainer setzen den Mobilfunk nach Ausfällen immer wieder zügig instand und nutzen dafür oft auch Starlink. Mobile Ladegeräte, USB-Ladegeräte mit Solarzellen oder Kurbeln und Powerbanks sind sinnvolle Hilfen.

Drohnen aller Art dienen in der Ukraine zu Schutz und Überwachung von Infrastrukturen, Ermittlung von Schäden, zur Aufklärung und auch zum Transport von Medikamenten und lebenswichtigem Material.

Deutschland und die EU können und sollten große Mengen ziviler Drohnen für die Ukraine einkaufen und rasch liefern. Alle zivilen Drohnen, die Deutschland und die EU jetzt aufkaufen, stehen zudem Russland nicht mehr zur Verfügung.

Mobilität rettet leben und Fahrzeuge sind im Krieg Verbrauchsmaterial. Neue und gebrauchte zivile Jeeps, Pickups und Kleinbusse sind enorme Hilfen für Militär, Zivilschutz und Freiwillige. Wir können davon wesentlich mehr und schneller liefern.

Deutschland und der EU sollte es möglich sein, umgehend und umfangreich massive Hilfe für Strom, Heizung, Konnektivität und Mobilität in die Ukraine zu senden.

Das wäre ein wichtiges Zeichen der Resilienz an Putin: Russland kann versuchen, noch so viele Infrastrukturen zu zerstören, die Ukraine und ihre Partner werden gemeinsam standhalten.

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