RAND sagt offen, worum es in der Ukraine wirklich geht – Anti-Spiegel

RAND sagt offen, worum es in der Ukraine wirklich geht – Anti-Spiegel

anti-spiegel.ru

Geopolitik

Eine einflussreiche Analystin der RAND-Corporation hat in einem Interview offen gesagt, worum es den USA in der Ukraine wirklich geht. Natürlich berichten deutsche Medien darüber nicht, denn RAND bestätigt de facto die "russische Propaganda".

Deutsche Medien informieren ihre Leser in keiner Weise über geopolitische Themen. Deutsche Medien erklären die internationale Politik ausgesprochen infantil mit den angeblichen westlichen Werten Menschenrechte, Demokratie und so weiter, anstatt ihre Leser über die unterschiedlichen Interessen von Staaten aufzuklären, die die wahren Treiber der Geopolitik sind. Dabei verschweigen sie dem deutschen Publikum alles, was es zum Verständnis der internationalen Politik wissen müsste, was in den USA aber ganz offen gesagt wird. Das konnte man nun auf der Seite der RAND-Corporation nachlesen.

Aber der Reihe nach, schauen wir uns zuerst das Thema Geostrategie an, bevor wir zur aktuellen Veröffentlichung der RAND-Corporation kommen.

Ein kleiner Crashkurs in Geostrategie

Jeder Geostratege weiß, dass es im Ukraine-Konflikt nicht um die Ukraine geht. Stattdessen geht es um das Ziel der US-Regierung, den Weltmachtanspruch der USA durchzusetzen, der in Washington recht offen als „worldwide dominance“ („weltweite Dominanz“) bezeichnet wird. Und jeder Geostratege weiß, dass dieser Weltmachtanspruch der USA nur dann durchgesetzt werden kann, wenn die USA den eurasischen Kontinent, also Europa, Asien und den Nahen Osten, kontrollieren.

Das Problem dabei sind Russland und China, die die Frechheit besitzen, sich nicht dem Willen der USA unterordnen zu wollen, einen eigenen Kopf haben und für ihre eigenen nationalen Interessen einstehen. Russland will nicht, dass westliche Konzerne – wie damals in den 90er Jahren – die russischen Rohstoffe für einen Bruchteil ihres Wertes ausbeuten können, und auch China will sich den USA politisch und vor allem wirtschaftlich nicht unterordnen.

Aus diesem Grund gab es vor einigen Jahren einen heftigen Richtungsstreit in den USA, bei dem es um die Frage ging, ob Russland oder China der Hauptgegner der USA sei. Ich habe darüber 2021 an einem konkreten Beispiel berichtet.

Inzwischen sind sich die Experten in den USA weitgehend einig: Der Hauptgegner für die USA ist China, weil China wirtschaftlich viel mächtiger ist als Russland und für die USA eine echte Konkurrenz darstellt. Aber um China wirklich besiegen zu können, also um es wirtschaftlich zu besiegen, denn die US-Regierung will wohl kaum einen echten (Atom-)Krieg mit China, muss die US-Regierung zuerst Russland ausschalten, dass sie für den schwächeren Partner in der Verbindung Russland-China ansieht.

Russland muss aus Sicht der USA als erstes ausgeschaltet werden, weil China ohne russische Rohstoffe verwundbar wird, wenn die USA beispielsweise die Öltransporte aus dem Persischen Golf nach China unterbinden. Ohne Russland wäre China eine vergleichsweise leichte Beute für die USA.

Und hier kommt der Ukraine-Konflikt ins Spiel, dessen Eskalation die USA Ende 2021 und Anfang 2022 mit aller Kraft betrieben haben, bis Russland keine andere Wahl mehr gesehen hat, als seine durch den damals drohenden NATO-Beitritt der Ukraine bedrohte Sicherheit gewaltsam zu garantieren.

Damals haben alle Politiker und Experten im Westen unisono verkündet, Russland werde innerhalb von Monaten unter der Last der Sanktionen zusammenbrechen. Das haben die wirklich geglaubt und das war das Ziel, denn wäre Russlands Wirtschaft zusammengebrochen, hätte es in Russland zu Unruhen und einem Regimechange oder sogar zum Auseinanderbrechen des russischen Staates kommen können.

Darauf haben die USA damals gesetzt, denn dann hätten sie eine neue, pro-westliche russische Regierung (oder leicht kontrollierbare, kleine Nachfolgestaaten in Sibirien) dazu bringen können, sich von China anzuwenden. Danach wäre der Weg für die USA frei gewesen, China in einem totalen Wirtschaftskrieg anzugreifen und seine Wirtschaft zu schwächen oder zu zerschlagen. Außerdem hätten die USA China dazu zwingen können, einen verlustreichen Krieg mit Taiwan anzufangen, indem die USA einfach, wie 2022 beim angekündigten NATO-Beitritt der Ukraine, alle roten Linien der chinesischen Regierung überschritten hätten.

Der Plan ist bekanntlich nicht aufgegangen.

Wer diese Geschichte im Westen erzählt, der wird als „Verschwörungstheoretiker“ oder „russischer Propagandist“ bezeichnet. Tatsächlich ist es jedoch genau so, wie wir nun bei der RAND-Corporation erfahren konnten.

Das Interview bei RAND

Die RAND-Corporation ist einer der einflussreichsten Thinktanks der USA und ich habe oft über RAND berichtet, wie Stammleser des Anti-Spiegel wissen. Am 3. Juli hat die RAND-Corporation ein Interview mit seiner eigenen Mitarbeiterin Ann Marie Dailey veröffentlicht, die als versierte Experten in militärischen und geopolitischen Fragen gilt Das Interview wurde unter der Überschrift „Die USA, NATO und geopolitische Strategien: Fragen und Antworten mit Ann Marie Dailey“ veröffentlicht.

In der zweiten Frage des Interviews ging es um die Ukraine, die Frage lautete:

„Apropos US-Hilfe für die Ukraine: Sie haben davor gewarnt, dass das Ausbleiben der US-Unterstützung für die Ukraine eine ‚Serie von amerikanischen Niederlagen‘ einleiten würde. Inwiefern?“

Schon an der Frage sieht man, dass es den USA in der Ukraine nicht um die Ukraine geht, sondern um weitaus mehr. Die Antwort von Frau Dailey war erfrischend ehrlich und bestätigt exakt, was ich eben ausgeführt habe. Sie sagte:

„Es gibt Leute in Washington, die sagen, dass wir die Ukraine nicht weiter unterstützen können, weil dies unsere Fähigkeit untergräbt, uns auf China vorzubereiten. Aber wenn wir uns auf einen möglichen zukünftigen Konflikt mit China vorbereiten, gibt es zwei Welten, in denen wir ihn austragen könnten:
Das eine ist eine Welt, in der die Ukraine verliert. In dieser Welt werden alle unsere europäischen Verbündeten sich darauf konzentrieren, sich vor dem nächsten Angriff aus Russland zu schützen. Die USA werden diplomatisch isolierter sein, weil diese 31 NATO-Verbündeten viel mehr um ihre eigene Sicherheit besorgt sein werden als darum, den USA in einem Kampf gegen China zu helfen.
Die andere Welt ist eine, in der die Ukraine gewinnt. Dann haben Sie eine Ukraine, die die größte und fähigste Armee in Europa sein wird und als Bollwerk gegen russische Aggressionen dient. Die siegreiche Ukraine gibt den USA eine starke europäische Flanke im Osten. Dort haben wir Länder, die nicht nur von ihrer eigenen Sicherheit überzeugt sind, sondern auch von der kollektiven Fähigkeit der NATO, Aggressionen abzuschrecken und zu besiegen. Sie werden eher bereit sein, uns beizustehen, wenn sich die USA in einem Krieg im Indopazifik befinden. Die Vorstellung, dass die Hilfe für die Ukraine uns dabei behindert, uns auf einen Krieg mit China vorzubereiten, bedeutet, die Welt als flach zu sehen, obwohl sie rund ist.“

Kann man es offener sagen?

Frau Dailey bestätigt damit die „russische Propaganda“, denn sie sagt offen, dass die Ukraine nur deshalb weiter gegen Russland unterstützt werden muss, damit die USA nach einem ukrainischen Sieg gegen Russland ihren Kampf gegen China aufnehmen und gewinnen können. Dieser Krieg wäre, wie schon der aktuelle Krieg der USA gegen Russland auf dem Gebiet der Ukraine, ohne die Hilfe der Europäer unmöglich.

Sie erwähnt hier nicht, dass es auch darum geht, Russland entscheidend zu schwächen, was wiederum China schwächen würde. Aber das muss sie auch nicht erwähnen, denn das kann man in so ziemlich jedem Beitrag der US-amerikanischen geostrategischen Thinktanks lesen: Es geht den USA darum, Russland in der Ukraine eine strategische Niederlage beizubringen und Russland als Staat zu zerschlagen. Das wird in den USA vollkommen offen unter dem Begriff „Dekolonisierung Russlands“ propagiert.

Da bleibt einem nur, sich bei RAND für die Offenheit zu bedanken. Aber natürlich erfährt die Öffentlichkeit im Westen nichts davon, denen erzählen ihre Medien und Politiker weiterhin die Märchen von den „westlichen Werten“, um die es in der Ukraine gegen das angeblich böse Russland geht.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Source anti-spiegel.ru

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