Pre-Conference

Pre-Conference

Rogi

Auf Anraten hin wird das keine Wiedergabe der gesamten Pre-Conference, sondern nur ein subjektiver Erfahrungsbericht. Wenn ihr gerne einen Komplettbericht lesen möchtet, schreibt mir das gerne ☺️.

Diese Konferenz ist schon geil. So viele Wikimedianer aus so vielen verschiedenen Ländern. Und jeder ist hier, weil er was beitragen kann. Der erste Tag der Pre-Conference (Vorkonferenz) ist wie der zweite Tag hauptsächlich in zwei Teile aufgesplittet: es gibt den Hackathon und die WMF Learning Days. Der Hackathon ist eine gute Gelegenheit für alle technisch versierten, sich mit neuer Software, bestehenden Bugs und uiweiteren Features zu beschäftigen.

Da ich jedoch nicht so firm mit dem Benutzen eines Terminals bin (um ehrlich zu sein, vermeide ich es, eins zu benutzen, wann immer es geht), habe ich mich für die WMF Learning Days registriert.

Mittagessen bei den Learning Days.

Der zugrunde liegende Gedanke ist, dass die Wikimedia Foundation Menschen Wissen vermitteln möchte, wie man gut mit der Community interagieren kann und bspw. Projekte, MeetUps usw. aufziehen kann. Dazu saß vorne ein sympathischer Strategist der WMF und einige weitere Vortragende aus verschiedenen Chaptern und User Groups, die gute und vorbildliche Projekte gestartet haben.

Interessant war dabei für mich gar nicht zu hören, dass man in Kamerun Wert darauf legt, Snacks bei Meetings auszulegen, oder dass der Project Scope von GLAM darauf liegt, langfristige Kooperationen mit Instituten, wie Bibliotheken oder Museen zu schließen. Viel eher hat mich der eigene Drive der einzelnen Vortragenden interessiert. Was treibt diese Menschen dazu, sich dafür zu engagieren?

In Afrika ist Wikipedianer sein ein cooles Hobby

Jedenfalls in bestimmten Teilen. Mit meiner westlichen Arroganz habe ich mir natürlich nicht notiert, aus welchem Land er kam, aber gemäß der Projektseite kam der Vortragende Georges Fodouop aus Kamerun (bitte korrigieren, falls das nicht stimmt!). Er war regelrecht begeistert von Dingen, die für mich Wikimedia Deutschland-Verwöhnten vollkommen normal erscheinen: die Anreise zu MeetUps kann von der Usergroup bezahlt werden, man kann Technikstipendien beantragen und bei MeetUps wird für Snacks gesorgt. Alles so weit schön und gut.

Aber was mich begeistert hat, war wie viele junge Menschen zu sehen waren. Menschen, die es richtig cool finden, Wikimedianer zu sein. Während wir bei uns immer damit kämpfen, dass Wikimedianer häufig sehr nerdig und regelverliebt sind, haben wir in Kamerun eine Community, die es geil findet, bei so einer großen Bewegung mitarbeiten zu können. Die sich über jeden kleinen Fortschritt freut. Und die nach und nach zu einer Gruppe zusammenwächst, die sich blind vertraut.

Das ist etwas, was uns in Deutschland ein wenig abhanden gekommen ist. Wir nehmen es als so selbstverständlich hin, dass die Wikipedia und die Schwesterprojekte existieren und wir beitragen können, dass wir unsere Rolle im Movement überschätzen. Wir sind Wikimedianer. Wir machen Wissen öffentlich zugänglich. Das reicht. Wir müssen nicht die führende Community sein. Weder, was den erstellten Inhalt, noch die Menge des Contents noch die Userzahlen angeht. So wie wir sind, ist das schon ganz geil.

Das ist das, was ich aus dieser Präsentation mitgenommen habe: wir alle sind Multiplikatoren. Wir sind die Community. Dazu müssen wir uns nicht auf die WMF verlassen, nicht auf WMDE und nicht auf irgendwelche Kampagnen. Wenn wir neue User wollen, dann nicht mit Massenansprachen. Eher, in dem wir die Wikipedia verständlich machen. Die anderen Multiplikatoren wie Lehrern, Bibliothekaren usw. erklären. Und uns auch als soziales Netzwerk für Wissen verstehen. Bei dem es neben der reinen Contenterstellung auch um ganz viel Menschliches geht.

Im deutschsprachigen Raum kenne ich das von den Jungwikipedianern. Von anfänglich fremden und gesichtslosen Usern sind Freunde geworden. Freunde, mit denen ich in sozialen Netzwerken befreundet bin, mit denen ich endlose Debatten über alles mögliche führen kann (bevorzugt Finanzen und Politik) und Freunde, bei denen ich begeistert verfolge, was die online machen. Dieses Netz von Wikipedianern hält mich an der Stange. Weil wir eine Gruppe geworden sind, fühle ich mich zugehörig. Und habe auch ein Interesse daran, dass es weiter geht.

Dieser Aspekt ist in der deutschsprachigen Community meines Erachtens nach noch nicht so weit verbreitet. Alle bisherigen Kampagnen richteten sich mehr oder weniger darauf, neue Editoren zu finden. Wäre es nicht erst sinnvoller, neue Community-Mitglieder, neue Freunde zu finden? Weil diese sich auch automatisch einbringen würden, sobald sie sich wohlfühlen in dem Netz der Wissensbegeisterten.

Strategie-Diskussion

Die Strategieentwicklung der WMF für 2030.wikimedia.org sieht vor, dass die Community im Jahr 2030 ein Querschnitt der globalen Gesellschaft ist. Community. Auf Deutsch „Gemeinschaft“ oder „Gemeinde“. Für mich steckt da ein Vertrauen drin. Ein sich aufeinander Verlassen können. Ein Netz von Menschen, die zusammen an etwas arbeiten. An einem höheren Werk.

Vielleicht sollte sich eine der kommenden Kampagnen mal darauf fokussieren. Und wir als Community sollten offen gegenüber Neuzugängen sein. Mehr auf offwiki-Kommunikation setzen. Denn dort ist der Ton oftmals freundlicher und weniger borniert. Mehr Menschen einfach mal zu Treffen mitnehmen. Denn da kommen zu den abstrakten Benutzernamen auch Gesichter und Geschichten hinzu. Und uns nicht verstecken. Denis Diderot wird für seine Enzyklopädie bis heute verehrt. Unsere ist viel größer. Lasst uns doch dafür mal gegenseitig feiern.

Organisatorisches

So, jetzt wo ich mich ein wenig beruhigt habe, kann ich mich zum Schluss auch um Organisatorisches kümmern. Dieser Eintrag entsteht im Rahmen meines Stipendiums von Wikimedia Deutschland. Daher freue ich mich sehr, wenn ihr meine bisherigen Blogeinträge lest und mir Feedback gebt! Sagt mir, was ich besser machen kann, was ihr gerne lesen wollt oder ob euch mein Stil gefällt. Dafür könnte ihr mir gerne auf Twitter, Instagram oder Telegram schreiben! Auf Telegram und in der Wikipedia habe ich auch jeweils eine Übersicht aller bisherigen Einträge angelegt.

Neue Einträge kommen bald.

Bis dahin


Rogi


Inhalt verfügbar unter CC-BY 3.0. Namensnennung Rogi Lensing.

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