Neues Staatsangehörigkeitsgesetz war schon länger geplant - Ehemalige Gastarbeiter können nicht mehr davon profitieren
AhmetSehr geehrte ParlamentarierInnen,
Ich selbst warte als Fachkraft seit Jahrzehnten auf diese Doppelstaatsbürgerschaft. Währenddessen wurde mir 2022 der Deutsche Personalausweis gewaltsam entzogen. Seitdem habe ich mehrere tausend Euro zum Erhalt des nun gesetzlich geregelten Dokuments ausgegeben.
Jetzt endlich gibt es Gleichberechtigung für fast alle. Leider nützt dieses Gesetz den Zuwanderern der ersten Generation nichts mehr. Sie hatten Deutschland mit aufgebaut. Die meisten starben ohne Würdigung und Anerkennung. Behördliche Repressalien bestanden ein halbes Jahrhundert hinweg.
Regierungsverantwortung hatten damals hauptsächlich die CDU/CSU, kurzzeitig auch die SPD. Sie alleine hätten diese Missstände schon längst beseitigen müssen. Das damit verbundene Leid der ausgebeuteten Menschen kann nicht mehr umgekehrt werden.
Für einen Arbeitsvertrag in Deutschland mussten die ausländischen Arbeitskräfte peinliche medizinische Untersuchungen bis auf die Zähne ertragen. Nur gesunde Gastarbeiter wurden selektiert.
Ich fordere das Parlament der Bundesrepublik Deutschland dazu auf, sich mit dem Unrecht dieser Diskriminierung zu befassen. Die Angehörigen der Deutschen Leitkultur (Rassismus) profitierten von der Leistung der Ausländer, die zumeist niedrige und schwere Arbeiten verrichteten, zu welchen die Inländer nicht mehr bereit waren. Auch ein Denkmal zu Ehren derer, die von Deutschland als billige Arbeiter ausgebeutet wurden, wäre mehr als angebracht.
Viele Gastarbeiter konnten sich ein Rentendasein in Deutschland nicht leisten und verstarben verarmt in ihrer Heimat nur deswegen, weil die Demokratie damals wie heute nicht in der Lage ist, das immer noch bestehende Problem der Altersarmut zu lösen.
Da wirkt die Drucksache 20/9044 auf Seite 19 letzter Absatz, wonach die Lebensleistung der so genannten Gastarbeitergeneration berücksichtigt werde, geradezu zynisch.
Eine Entschuldigung durch die Parlamentarier wäre ein Beginn zur Aussöhnung mit den heutigen Nachfahren. Als erster Ort für eine ordentliche Ansprache und zentrale Gedenktafel wäre der Ankunftsort Hauptbahnhof München, Gleis 11 historisch notwendig, wo ich 1972 im Alter von sechs Monaten ebenfalls ankam.
Vor dem Hintergrund der Versäumnisse an der bereits verstorbenen ersten Generation sollen nun wieder neue ausländische Fachkräfte motiviert werden, nach Deutschland zu kommen, was für die ebenfalls ausgebeutete zweite, dritte und vierte Generation eine zusätzliche Demütigung und Entwürdigung ist. Ihnen blieb die Doppelstaatsbürgerschaft über ein halbes Jahrhundert lange verwehrt, während diese nun schon nach drei Jahren vergeben werden kann. (Seite 22 Abs. VI derselben Drucksache)
Weil Herr Steinmeier nicht befugt wäre, sich entsprechend einzubringen, erwarte ich Ihre Vorschläge und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Remigrierter Migrant
Dipl. Betriebswirt (BA) und Maschinenbaumechanikermeister Ahmet Karagün
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