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Hertie rutscht tief ins Minus: Alarmstufe Rot
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Vor drei Jahren schon, als erste Schließungspläne beim Vorbesitzer Karstadt die Runde machten, setzten deshalb die betroffenen Bürgermeister ihre Landesministerpräsidenten unter Druck. Mit durchschlagendem Erfolg. Nordrhein-Westfalens damaliger Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) und andere Landesfürsten überredeten ihre widerstrebenden Landesbanken, die Kreditlinien für Karstadt-Quelle zu verlängern – und die Warenhäuser damit vor dem Ende zu bewahren.
Auf eine ähnliche Rettung kann Hertie diesmal aber nicht vertrauen. Seit der Übernahme durch die Investmentgesellschaft Dawnay Day verzichtete die Warenhauskette vollständig auf die Hilfe fremder Banken. Kredite kommen fast ausschließlich von den Lieferanten, die ein Drittel der kompletten Bilanzsumme finanzieren – und damit doppelt so viel wie üblicherweise in der Branche.
Von cleverem Cash-Management zeugt das nicht. „Lieferantenkredite sind am einfachsten“, weiß der Koblenzer Unternehmensberater Hartmut Kuhn, „und am teuersten.“ Wer als Einzelhändler mit der spitzen Feder rechnet, zahlt sofort und lässt sich wie Aldi bei jeder Lieferung drei Prozent Skonto überweisen.
Hertie dagegen verfügt offenbar über deutlich weniger Liquidität. Zur Zahlungsweise schreibt die Auskunftei Creditreform: „teils innerhalb vereinbarter Ziele, teils mit Zielüberschreitung“.
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600 Beschäftigte sollen von Bord gehen
Für Unternehmensinsider ist das kein Wunder. „Der Umbau von inzwischen 27 Warenhäusern und der Austausch von 80 Prozent der Sortimente haben hohe Einmalaufwendungen mit sich gebracht“, erläutert ein ehemaliger Hertie-Topmanager die hohen Finanzbelastungen. Tatsächlich aber sind die Aufwendungen alles andere als einmalig. Dieselbe Summe wie bisher muss Hertie laut Firmenchef Hafner auch in diesem Jahr investieren – und in den beiden kommenden.
Damit es nicht zur Pleite kommt, will Hafner das schlingernde Unternehmen jetzt mit Massenentlassungen wieder auf Kurs bringen. 600 Beschäftigte sollen von Bord gehen, mithin ein Achtel der gesamten Belegschaft. Wie der Hertie-Kapitän dies bewerkstelligen will, ist Betriebsräten allerdings ein Rätsel. Bis Ende 2007 sind sämtliche Jobs aufgrund eines drei Jahre laufenden Sanierungstarifvertrags vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. „Die Mitarbeiter sind dennoch geschockt, die Stimmung ist schlecht“, sagt ein Arbeitnehmervertreter.
Herties Einsparungen durch den Stellenabbau sind darüber hinaus überschaubar. Nach Berechnungen des Handelsblatts würden sich die jährlichen Betriebsausgaben gerade einmal um 13 Millionen Euro reduzieren.
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