Nach Attacke auf Uno-Truppen in Nordzypern: Türkei stellt sich auf die Seite der Angreifer

Nach Attacke auf Uno-Truppen in Nordzypern: Türkei stellt sich auf die Seite der Angreifer

www.spiegel.de - Der Spiegel

Türkisch-zyprische Sicherheitsleute haben am Freitag drei Uno-Soldaten schwer verletzt. Nach der Attacke reagiert die Türkei nun mit scharfen Worten – in Richtung der Vereinten Nationen.

Vorfall am Freitag: Türkisch-zyprische Sicherheitsleute und Uno-Blauhelme
TRNC FOREIGN MINISTRY / Anadolu Agency / AFP

Nach den Attacken auf Blauhelmsoldaten in Nordzypern hat sich die Türkei zu Wort gemeldet – und die Vereinten Nationen scharf kritisiert. Der Vorfall vom Freitag zeige deutlich, »dass die Uno ihre grundlegenden Aufgaben und Funktionen nicht erfüllt«, hieß es in einem Statement des Außenministeriums in Ankara . Die Uno-Truppen würden eine wichtige Rolle spielen bei der Eskalation des begonnenen Straßenbauprojekts – sich aber »als Opfer der Ereignisse vor Ort« präsentieren. Das Vorgehen der Behörden sei hingegen gerechtfertigt gewesen.

Türkisch-zyprische Sicherheitskräfte waren am Freitagmorgen auf Blauhelme losgegangen, wie die Uno mitteilte. Nachrichtenportale im griechisch-zyprischen Süden und türkisch-zyprischen Norden zeigten ein Video, auf dem schwere Baufahrzeuge zu sehen sind, die Uno-Fahrzeuge beiseiteschieben.

Der Vorfall ereignete sich innerhalb der Pufferzone in der Nähe von Pyla (türkisch: Pile), als Friedenssicherungskräfte nicht genehmigte Bauarbeiten der türkischen Zyprer in diesem Gebiet blockierten. Dabei geht es um den Bau einer Straße, die zwei türkisch-zyprische Dörfer miteinander verbinden soll. Diese neue Straße verläuft innerhalb der Pufferzone, in der nichts ohne die Genehmigung beider Seiten geändert werden darf, wie zyprische Medien berichteten.

Mit der offiziellen Mitteilung stellt sich Ankara auf die Seite Nordzyperns. Der Außenminister der nur von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern (KKTC), Tahsin Ertugruloglu, hatte zuvor im türkisch-zyprischen Fernsehen (BRT) erklärt, der Bau der Straße sei ein Projekt, das das Leben der türkisch-zyprischen Bevölkerung erleichtern werde. Auf Facebook schrieb er zudem, dass man nicht zurückweichen und das Straßenprojekt umsetzen werde. Die Äußerungen »anderer Parteien«, dass Uno-Truppen und -Fahrzeuge angegriffen worden seien, seien »haltlos« hieß es außerdem in einer Erklärung des türkisch-zyprischen Außenministeriums. Demgegenüber hatten die EU sowie die Botschaften Großbritanniens, der USA und Frankreichs in Nikosia die Ereignisse verurteilt.

Die Mittelmeerinsel Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Pufferzone zwischen den beiden Teilen der Insel wird von Blauhelmsoldaten der Vereinten Nationen überwacht. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht und Regelwerk gelten, solange es keine Lösung gibt, nur im Südteil der Inselrepublik.

sol/dpa

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