Liebeserklärung für Farbdrucke

Liebeserklärung für Farbdrucke

Lena

Ein immer wieder zu Tage tretendes Paradoxon des Lehreralltags ist die Leistungsbewertung. Wir sollen einerseits als Lernberater die Schüler*innen möglichst gut auf ihrem Weg unterstützen, wozu sie uns bestenfalls ihre Schwächen und Probleme offenbaren müssen und Vertrauen fassen sollen, und andererseits stehen wir immer als bewertende Instanz im Raum, der man sich möglichst von seiner besten Seite präsentieren und Schwächen und Probleme kaschieren möchte. Darum, bevor wir zum eigentlichen Thema einer gelungenen Leistungsbewertung kommen, an dieser Stelle der Appell, eine Fehlerkultur zu pflegen, die Raum für Fehler lässt und Verständnisnachfragen würdigt. Ich kann mich nur zu gut an eine immer wiederkehrende Situation zu meiner Schukzeit erinnern, in der meine Mathelehrerin regelmäßig mit Stöhnen auf meine Nachfragen reagiert hat... Welch Unverschämtheit auch, den 90-minütigen Monolog der betreffenden Person so rüde zu unterbrechen!

Aber nun zurück zum eigentlichen Thema. Ich denke, Leistungsbewertungen sollten vor allem eines sein, und zwar transparent. Das Fach Geographie ist da in der Sek. I tendenziell dankbar, da insbesondere in Klausuren bestimmete Beurteilungskriterien verbindlich festgelegt und über einen klar strukturierten Erwartungshorizont von den Schüler*innen nachvollzogen werden können. In Deutsch, wo es bspw. zu begründen gilt, weshalb diese oder jene Interpretation plausibler als jene ist, sieht das ganze schon vertrackter aus.

Auch wenn am Ende sicherlich nicht jeder Schüler/ jede Schülerin glücklich über seine/ ihre Note ist, lassen sich meiner Erfahrung nach mit einem detaillierten und ausführlichen Erwartungshorizont Konflikte weitestgehend vermeiden. In einem Fall ging das sogar so wiet, dass ich mich bei einer Schülerin entschuldigte, ihr eine 6 gegeben zu haben, worauf diese erwiderte: "Da können Sie ja auch nichts für, Frau N.!". Wenngleich Kritik wohl nie ganz ausbleibt: So hat einer meiner Schüler in einem Feedbackbogen angemerkt, mit dem Unterricht sei er eigentlich zufrieden, aber er würde sich ein anderes Prinzip der Leistungsbewertung wünschen, bei dem für ihn bessere Noten heraussprängen... Neben der transparenten Beurteilung sollten bei schriftlichen Leistungsüberprüfungen meiner Ansicht nach zwei weitere Aspekte berücksichtigt werden: Eine transparente und übersichtliche Vorbereitung, die den Schüler*innen ermöglicht, sich gezielt auf die Klausr vorzubereiten und eine ansprechende Klausur, die idealerweise trotz der angespannten Situation Lust auf die Aufgaben macht. So wurde mein Bemühen, die Schüler*innen durch Farbdrucke und ein ansprechendes Layout zu motivieren, mit dem Ausruf: "Ich liebe sie, Frau N." von einer Schülerin quittiert. Wenn sich der Aufwand da mal nicht gelohnt hat...

Anbei zwei Beispiele für Klausur und Bewertungsbogen:

Geographietest zur Kalten Zone S. 1
Geographietest zur Kalten Zone S. 2
Bewertungsbogen Geographietest zur Kalten Zone


Abschließend noch eine kurze Anmerkung zur Bewertung der sonstigen Mitarbeit: Auch diese sollte m. E. so transparent wie möglich und vor allem kontinuierlich erfolgen. Ich mache mir zu jedem Schüler/ jeder Schülerin nach jeder Stunde eine kurze Notiz, wie er/sie mitgearbeitet hat. Die Schüler*innen können mich jederzeit ansprechen und erhalten dann Einblick in die Notizen zu ihrer Person. Neben der Tatsache, dass mir dieses Vorgehen ermöglicht, Prozesse mitzuverfolgen und bei Mitarbeitsabfall zu intervenieren sowie bei Mitarbeitssteigerung zu loben, wird das Verfahren auch positiv von den Schüler*innen aufgenommen. So kam in Prä-Coronazeiten ein Schüler auf mich zu, um diese Art der Leistungsbeurteilung zu loben.

An dieser Stelle gebührt mein Dank vor allem meinen Mentorinnen, die mich bislang durch ihre Beratung vor Konflikten (mit meinen Schüler*innen, aber auch mit mir selbst) in der Leistungsbeurteilung weitestgehend bewahrt haben! Wenngleich ich vermutlich trotzdem nicht davor gefeit bin, in Zukunft noch das ein odere andere Mal an dem Paradoxon der Leistungsbeurteilung zu verzweifeln...



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