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Home Print DIE WELT Hamburg „Die Menschen im realen Leben berühren“
Hamburg „Die Menschen im realen Leben berühren“
Veröffentlicht am 22.09.2018 | Lesedauer: 5 Minuten
Viele Hamburger waren Gast des ITS-Weltkongresses über intelligente Transportsysteme in Kopenhagen, der 2021 in die Hansestadt kommt
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U m die Zukunft der Mobilität ging es in dieser Woche in Kopenhagen: Rund 10.000 Besucher informierten sich beim ITS-Weltkongress über intelligente Transportsysteme. Vor Ort war auch eine Hamburger Delegation. Für diese bot sich in Dänemark die letzte Chance, in einem anderen europäischen Land Eindrücke zu sammeln, bevor der Kongress 2021 in Hamburg ausgerichtet wird. In den kommenden zwei Jahren treffen sich die Experten zunächst in Singapur und dann in Los Angeles . In Kopenhagen stellten die Hamburger eigene Projekte vor und bemühten sich um Kooperationspartner und Sponsoren.
Harry Evers, der Geschäftsführer der ITS Deutschland und der ITS Hamburg 2021, sah sich durch seine in Kopenhagen gesammelten Eindrücke in der Setzung der Schwerpunkte für Hamburg bestätigt. Wichtig sei insbesondere die Steigerung der Verkehrssicherheit, berichtete Evers aus Kopenhagen. „Wir verzeichnen zurzeit pro Jahr 20.000 Verkehrstote in Europa. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die dazu beitragen können, diese Zahl zu verringern und so ganz konkret den Menschen helfen“, sagte Evers. Dazu gehöre auch das autonome Fahren. Wenn dieses zur Realität werde, „wird es keine Verkehrstoten mehr geben, das muss man ganz klar so sagen“.
Während Kopenhagen bereits als Hochburg der Fahrradfahrer gilt, ist in Hamburg zurzeit noch vor allem das Thema Stau dauerpräsent. Auch hier sieht Evers das Motto des ITS-Kongresses in Kopenhagen – „Quality of life“ – als ein auch für Hamburg wichtiges Motiv: „Wir müssen es schaffen, den Verkehr zu verflüssigen, sodass die Menschen weniger Zeit im Auto verbringen. Diese so gewonnene Freizeit bedeutet dann auch eine Verbesserung der Lebensqualität insgesamt.“ Die Technik müsse aber nicht nur den Menschen selbst, sondern auch der Umwelt dienen. „Deshalb legen wir auch den Fokus auf die CO2-Reduzierung.“ Mehr noch als in Kopenhagen, so Evers, solle die für die Messe entwickelte Strategie darauf ausgelegt sein, auch nach 2021 zu wirken. „Der Kongress ist nicht nur ein Schlagwort, sondern vielmehr ein Beschleuniger konkreter Projekte.“
Bestätigung für diese Einschätzung bekam Evers unter anderem von Henrik Falk, dem Vorstandsvorsitzenden der Hochbahn, der sein Unternehmen in Kopenhagen präsentierte. „Die Herausforderung für Hamburg muss sein, etwas zu schaffen, das die Bürger tatsächlich im realen Leben berührt.“ Er sei in diesem Punkt optimistisch, sagte Falk im Hinblick auf teilweise schon angelaufene Projekte. So sorge beispielsweise das Elektrofahrzeug der VW-Tochter Moia, die ab 2019 einen Ridesharing-Dienst in Hamburg anbieten will, für großen Andrang in Kopenhagen. Generell nehme er ein großes Interesse der Kongressbesucher an der Stadt Hamburg und der Hochbahn wahr, berichtete Falk, der auch HEAT vor Ort präsentierte, das Forschungsprojekt für autonomes Fahren in der Hafencity. „Die Gäste hier erkennen an, dass HEAT ein in der Welt wirklich einmaliges Projekt wäre. Das ist natürlich ein schönes Gefühl.“
Auch Staatsrat Torsten Sevecke (SPD), der Mitte der Woche einen Hamburg-Empfang für Kooperationspartner in Kopenhagen eröffnete, wies auf den nachhaltigen Aspekt der Kongressausrichtung hin: „Auch über 2021 hinaus soll die Mobilität und Citylogistik für die Bürger unserer Stadt sicherer, effizienter, komfortabler und umweltfreundlicher werden.“ Die Stadt präsentiere sich daher in Dänemark „sehr ehrgeizig“.
Michael Otremba sieht Kopenhagen als „die Stadt, von der wir im Hinblick auf die ITS-Ausrichtung am meisten lernen können“. Als Hamburg-Tourismus-Chef gehe es ihm vor allem darum, eine Möglichkeit zu finden, die techniklastigen Themen an die Bevölkerung zu kommunizieren. „Die meisten Menschen interessieren sich nicht für die Fachtermini, sie wollen wissen, was diese für ihre Lebensqualität bedeuten. Unsere Aufgabe muss es daher sein, das zu übersetzen“, sagte Otremba. Sein Wunsch sei es daher, den Hamburger Kongress nicht ausschließlich in den Messehallen stattfinden zu lassen, sondern auch Angebote für die Bevölkerung in der Stadt zu realisieren. Er habe den Eindruck, dass eine Schaffensenergie entstanden sei im Kreis derjenigen, die sich um ITS 2021 in Hamburg kümmerten, sagte Otremba über den Besuch in Dänemark. „Das nehmen die Besucher hier wahr.“
Der Wirtschaftsrat der CDU hat unterdessen mit Hinblick auf den ITS-Kongress ein Positionspapier entworfen, in dem er den rot-grünen Senat dazu auffordert, innerhalb eines Jahres ein Pilotprojekt aus dem Bereich sogenannter Distributed-Ledger-Technologien wie Blockchain umzusetzen. Zudem solle ein „Hub“ aufgebaut werden, in dem Anreize für Unternehmen aus diesem Umfeld gesetzt würden, wie etwa die Bereitstellung von Fördermitteln und technischer Infrastruktur. Konkrete Einsatzmöglichkeiten für die Blockchain oder verwandte Lösungen drängten sich mit dem ITS-Weltkongress geradezu auf, sagt der Vorsitzende der Kommission, Christian Conreder. „Die Vorteile liegen auf der Hand: ein sehr hoher Datenschutz, viel Transparenz, eine Daten- und Prozesshoheit, die auf die Nutzerseite wandert, und eine erhebliche Ressourcenschonung.“
Der Wirtschaftsrat sieht insbesondere eine Notwendigkeit für den verstärkten Einsatz von Distributed-Ledger-Technologien im Verkehrsbereich, etwa für ein intelligentes Ampelsystem. Dazu heißt es in dem Papier: „Die intelligente und vernetzte Verkehrsinfrastruktur wird kommen. Die Technologie dahinter muss aber eine extrem hohe Stabilität und Sicherheit gewährleisten. Kein sich selbst schützendes System darf den Verkehr der Stadt lahmlegen und Verkehrsteilnehmer gefährden.“ Ein System auf Basis von Distributed-Ledger-Technologien könne diese Herausforderungen meistern, indem es unter anderem eine fälschungssichere Datenaufzeichnung und -weitergabe garantiere, eine intelligent vernetzte Datenerhebung ohne Verluste erlaube und eine schnelle Datenverarbeitung ermögliche.
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