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Der Wiener "Falter" feiert seinen 30. Geburtstag: mit einem großen Fest, einer CD und baldigem Relaunch.
Wien. „In der anarchistischen Frühzeit der Zeitung konnte das passieren: Man kommt aus dem Urlaub zurück, und der ,Falter‘ hat ein neues Logo.“ Sagte das ein gemeiner Wiener, man würde nicht innehalten. Doch: Das sagt der Vorarlberger Armin Thurnher, damals wie heute Chefredakteur der „Stadtzeitung für Wien mit Programm“, die heuer 30.Geburtstag feiert.
„Als indirekte Folge“ der Arena-Besetzung, so Thurnher, wurde der „Falter“ im Mai 1977 unter anderem vom ihm gegründet – und entwickelte sich zu einer „publizistischen Institution“. Die mit der Zeit gehen will: Nach dem Jubiläum ist ein Relaunch geplant. Diesmal aber arbeitet man daran mehr als bloß ein, zwei Wochen – „ohne Druck“, betont Thurnher. Erscheinungstermin gibt es demnach noch keinen. Dirk Merbach, Art-Direktor der deutschen „Zeit“, hilft seit Juni bei der Weiterentwicklung.
In diese fließt eine Befragung der Leser (7000 gaben dem Blatt auf dessen Bitte Feedback) ein. Erkenntnis daraus: Das Veranstaltungsprogramm in der „Falter“-Mitte trotzt dem Internet. „Das Programmheft auf dem Klo, das ,Falter‘-Heft am Frühstückstisch“, so beschreibt Thurnher die Lage. Nach Graz – das „Falter“-Steiermark-Heft erscheint seit 2005 unterstützt vom Land – wurde über eine Linz-Ausgabe spekuliert: „Nix kann man ausschließen“, so Thurnher. Allgemein wolle man sich „europäischer“ ausrichten.
Erst aber unterbricht man den Erneuerungsprozess noch – mit Vergnügen: Die zweitägige Geburtstagsparty findet am übernächsten Wochenende statt (siehe Kasten). Auch die Ausgabe der nächsten Woche erscheint im Zeichen des Jubiläums: 30 Texte aus 30 Jahren, von Franz Schuh über Rudolf Burger bis zu Doris Knecht.
Eine Doppel-CD namens „Gut, böse, jenseits“ zeugt ebenso vom „Falter“-Alter: österreichische Musik abseits des Mainstreams aus drei Jahrzehnten auf zwei Scheiben – von den Schmetterlingen bis Kruder & Dorfmeister. Neben der Vertiefung ist die CD auch Verweis auf die Wirtschaftlichkeit des „Falters“: „Es ist relativ schwierig, ein Produkt, das nicht im Mainstream schwimmt, ökonomisch zu führen“, sagt Geschäftsführer Siegmar Schlager. „Nicht nur selbstverschuldete Krisen“ musste der „Falter“ überdauern. So trieb ihn die „Kronen Zeitung“ in den Neunzigern mit einer Wettbewerbsklage beinahe in den Ruin.
Seit 1986 gibt der Falter-Verlag Kundenmagazine heraus (für Visa, Telekom), sein Buchverlag („Wien, wie es isst“) wirtschaftet einträglich. Und seit 1997 bietet man auch Content Providing Services (Datenaufbereitung). Schlager: „Seit 1998 sind wir in der Gewinnzone.“ Wird der Verlag gar selbst zum „Bobo“ (Bourgeois bohemian, wie David Brooks definierte)? „Wenn man nach außen stark für freie Meinungsäußerung plädiert, muss man ökonomisch unabhängig bleiben.“ Den Gewinn, den der Verlag macht, verrät Schlager nicht. „Aber unser Firmensitz ist Wien – nicht Jersey.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2007)

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