Insa-Umfrage: Scholz im Schatten des Gefangenenaustausch-Deals, Aufstieg der Union und Erfolg für Wagenknecht – Wiener Sozialforscher analysiert

Insa-Umfrage: Scholz im Schatten des Gefangenenaustausch-Deals, Aufstieg der Union und Erfolg für Wagenknecht – Wiener Sozialforscher analysiert


„Der Deal kann ihm nicht viel schaden, denn er hatte von Anfang an ein eher farbloses Image. Ein typischer Technokrat, der frappant an die grauen Herren, nämlich glatzköpfige Agenten der ,Zeitsparkasse‘ aus dem Klassiker ,Momo‘ von Michael Ende, erinnert. Seine Arbeit zeichnet sich nicht wirklich durch eine sozialdemokratische als eher durch eine pragmatisch-angepasste Linie aus. Hier könnte man ihn problemlos wieder durch Angela Merkel austauschen und kaum jemand würde den Unterschied merke(l)n.“

Laut einer aktuellen Insa-Umfrage für die „Bild am Sonntag“ würde die Union derzeit auf etwa 31% der Stimmen kommen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Ein Plus von einem Prozentpunkt im Vergleich zur Vorwoche. Die CDU/CSU wäre somit an einer nächsten Regierung beteiligt. Auf die Frage: Was hebt die Opposition auf solche hohen Werte bei den deutschen Wählern, antwortet Witzeling: „Rein die Tatsache, dass die Arbeit der Regierung so defizitär ist.“

Eigenleistung oder gar eigenes Charisma seien weniger der Grund dafür, so der Sozialforscher. „Auch die Bäume der CDU/CSU wachsen nicht in den Himmel. Sonst wäre nämlich wie unter Franz Josef Strauß kein Platz mehr rechts der Konservativen. Die Existenz der AfD belegt aber das Gegenteil.“

Die AFD wäre übrigens mit unverändert 18% die zweitstärkste Kraft im Bundestag. Und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreichte vorige Woche nie dagewesene 10%, obwohl es diese Woche ein Prozent dann eingebüßt hat. Wagenknecht ziehe überdurchschnittlich viele Wähler mit Migrationshintergrund an, schreibt die Presse. Vor allem bei Sozialdemokraten herrsche deshalb Alarmstimmung. „Neue Zürcher Zeitung“ ist aber skeptisch: „Wenig Mitglieder, kaum bekannte Kandidaten und programmatische Widersprüche. Dennoch wird das BSW Erfolge haben.“ Witzeling dazu:

„Sahra Wagenknecht ist die aktuell differenzierteste Person in der deutschen Spitzenpolitik. Sie vereint Intelligenz und Erfahrung. Als Spitzenkandidatin der SPD würde sie diese Partei klar wie ihr Lebensgefährte Oskar Lafontaine zur Nummer Eins führen. Ihre individuelle Zugkraft und Authentizität reicht, um Mankos wie fehlendes Personal und einen fehlenden Parteiapparat zu kompensieren. Sie spielt das Prinzip Bewegung wie es Jörg Haider mit seinem Bündnis Zukunft Österreich einst bedient hat und so ohne große Partei ebenfalls 10% der Stimmen erreichen konnte. Ein analoges Potenzial oder vielleicht auch etwas mehr kann Wagenknecht bei der kommenden Wahl Kraft ihrer Persönlichkeit mobilisieren.“


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