Grundsteuer-Wahnsinn: 1694,52 Euro für Platz mit Wohnwagen!
bz-berlinBirgit Bürkner
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Kein Einfamilienhaus, nicht mal eine Laube. Monika (71) und Peter H. (68) haben nur ein Grundstück mit Wohnwagen. Für ihr Wochenend-Domizil an einer Bahntrasse in Karow müssen sie jetzt 1694,52 Euro Grundsteuer pro Jahr zahlen.
Das 1350 Quadratmeter große Flurstück in Pankow hatten sie 2008 von der Deutschen Bahn erworben. Im vorderen Teil baute das Ehepaar Kirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen an, auf den Beeten hegten sie Hortensien und Pfingstrosen. In den Sommermonaten übernachteten sie gelegentlich im mobilen Camper. Der hintere Teil nahe der Gleise blieb baumbestanden und mit dichtem Gestrüpp verwildert.
Nie hatten sie sich Gedanken über die Grundsteuer gemacht. Sie zahlten bisher 144,88 Euro. Das änderte sich, als der neue Bescheid kam.
Der Gutachterausschuss ordnete das Freizeit-Grundstück, auf dem sonst nur ein Schuppen ohne Fundament steht, als unbebautes Bauland ein und zog den Bodenrichtwert von 590 Euro pro Quadratmeter heran. Goldstaub am Rande Berlins!
Ein Filetgrundstück, das Investoren mit Reihenhäusern oder Stadtvillen bestücken könnten. Das brachte dem Ehepaar den Bescheid mit der fast zwölffachen Grundsteuer ein. „Unserem Grundstück wird ein Wert zugeschrieben, der überhaupt nicht der Realität entspricht“, sagt Peter H. verärgert. „Der hintere Teil ist zudem unbebaubar.“
Gleich in zweifacher Hinsicht hätten Monika und Peter H. Pech bei der Neuberechnung, sagt Hans-Joachim Beck (76), Leiter der Abteilung Steuern vom Immobilienverband Deutschlands (IVD). „Bei unbebauten Grundstücken wird der Bodenwert – anders als bei Wohngrundstücken – voll angesetzt.“ Auch die Steuermesszahl ist höher: nämlich 0,00045 (bei Wohngrundstücken 0,00031). Nur per Gutachten könne ein geringerer Wert des Bodens nachgewiesen werden.
Grundsteuer steigt um 2247 Prozent!
Auch in Mahlsdorf (Marzahn-Hellersdorf) an der Hochwieser Straße herrscht bei Eigentümern von Wochenend-Grundstücken Frust über die neuen Bescheide. „Wir fühlen uns abgezockt und ungerecht behandelt“, sagen Christine (69) und Herbert R. (70).
Die Grundsteuer für ihre 672 Quadratmeter mit nicht winterfester Laube stieg von 39,68 Euro auf 891,88 Euro – das sind 2247 Prozent!
„Es erhebt sich der Verdacht, dass wir verkaufen oder bauen sollen. Bauen können wir als 70-Jährige nicht mehr. Was bleibt, ist die Enteignung durch Verkauf!“