Geheimes Überwachungsprogramm der Bolsonaro-Regierung: Brasilianische Polizei startet Ermittlungen

Geheimes Überwachungsprogramm der Bolsonaro-Regierung: Brasilianische Polizei startet Ermittlungen

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Laut Medienberichten soll die Regierung unter Jair Bolsonaro die staatlichen Ausgaben für Hacker- und Spionagesoftware deutlich gesteigert haben. Nun ermittelt die brasilianische Polizei wegen der Nutzung eines Programms zur Überwachung von bis zu 10.000 Handynutzern.

Das brasilianische Innenministerium hat eine Voruntersuchung wegen eines geheimen Überwachungsprogramms unter der Regierung von Ex-Präsident Jair Bolsonaro eingeleitet. In einer Mitteilung erklärte Staatsanwalt Peterson de Paula Pereira, dass es sich um eine mutmaßliche illegale Nutzung eines Systems handele, mit dem man den Standort jeder Person mit Hilfe ihrer Handynummer verfolgen könne. Die Überwachung sei vom brasilianischen Nachrichtendienst ABIN durchgeführt worden.

Die Vorermittlungen wurden gestartet, nachdem die Zeitung O Globo enthüllt hatte, dass der ABIN in den ersten drei Jahren der Amtszeit des rechten Staatschefs diese Software genutzt habe, die es ermögliche, ohne Protokoll jährlich die Bewegungen von bis zu 10.000 Menschen zu kontrollieren. Der Nachrichtendienst gab allerdings in einer Mitteilung bekannt, dass das Programm noch unter der Regierung von Michel Temer verwendet worden sei. Sein Einsatz habe am 26. Dezember 2018 begonnen und am 8. Mai 2021 geendet. Dabei wurde betont:

"Die fragliche technische Lösung wird seitdem vom ABIN nicht mehr genutzt. Der Dienst befindet sich momentan in einem Prozess der Verbesserung und Revision seiner inneren Vorschriften im Einklang mit dem öffentlichen Interesse und dem Bekenntnis zum demokratischen Rechtsstaat."

Die neue ABIN-Leitung forderte inzwischen einen Bericht über alle Personen an, die mit der Software überwacht worden waren, und empfahl den beteiligten Agenten, ihre Entlassung einzureichen.

Der Abgeordnete und damalige Direktor des Nachrichtendienstes Alexandre Ramagem schrieb auf Twitter, dass es keine Unregelmäßigkeiten bei der Nutzung des Programms gegeben habe. Nach seinem Amtsantritt im Jahr 2019 habe man die Rechtmäßigkeit aller Verträge geprüft:

"Für dieses Instrument führten wir spezifische Korrekturen ein, damit seine Administratoren es ordnungsgemäß im gesetzlichen Rahmen und im Einklang mit Transparenz und Sparsamkeit nutzen konnten."

Die Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva versprach ihrerseits, den Fall zu untersuchen und die Verantwortlichen zu bestrafen. Der Minister für Justiz und Öffentliche Sicherheit Flávio Dino bestätigte am Mittwoch:

"Ich werde die Bundespolizei darum bitten, dass sie eine Untersuchung wegen dieser Beschwerde gegen den ABIN eröffnet, weil wir Beweise für den Missbrauch solcher Ausrüstung bekommen haben."

Zuvor hatte Lula da Silva angeordnet, die Rolle des Militärs im ABIN, die unter Bolsonaro stark an Bedeutung gewonnen hatte, zu reduzieren. In diesem Sinne setzte der linke Politiker seinen Kurs auf eine Demilitarisierung der Staatsbehörden fort, nachdem zahlreiche Anhänger des früheren Präsidenten am 8. Januar im Regierungsviertel in Brasília randaliert hatten. Lula da Silva bekundete öffentlich sein Misstrauen gegenüber dem ABIN und dem Kabinett für Institutionelle Sicherheit (GSI). Zum neuen ABIN-Chef wurde der frühere Direktor der Bundespolizei Luiz Fernando Correa ernannt.

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