GETHSEMANE

GETHSEMANE

Stefan Bamberg
Bildquelle aller Bilder:
Spielfilm "Die Passion Christi" mit Jim Caviezel, Produktion und Regie: Mel Gibson


"ICH BIN gekommen auf mich zu nehmen die Sünden der Welt. Wer MIR nachfolgt, muss dazu auch bereit sein."

"Dann betet: Vater im Himmel, wenn Du einmal solches von mir forderst, so stehe mir bei und schenke mir die Kraft Deines Heiligen Geistes."


"Ich werde dir heute noch etwas mehr über die Liebe er­zählen. Du bist dem Bösen begegnet. Du weißt, dass es real ist. Das Böse, auf das du getroffen bist, war das Böse, das du selbst geschaffen hast. Doch es gibt Zeiten, in denen du dem Bösen begegnest, das von anderen geschaffen wurde. Wenn das eintritt, stehen dir vier Möglichkeiten offen: Du kannst dich entscheiden, das Böse zu ignorieren, davonzulaufen, seine Grenzen zu bestimmen oder seine Auswirkungen be­reitwillig zu erdulden.

Wenn du es ignorierst oder gar keine Entscheidung triffst, wirst du sein Opfer. Wenn du davonläufst, machst du dich verwundbar für Angriffe, denn das Böse könnte sich nun seinerseits entscheiden, dich anzufal­len.

Legst du seine Grenzen fest und verteidigst sie dann, wirst du seine Auswirkungen beschränken. Wählst du die vierte Möglichkeit und entscheidest dich bereitwillig, die Auswirkungen des Bösen auf dich zu nehmen, kannst du seine Macht ins Gute verkehren. Wenige treffen diese Wahl, aber diejenigen, die es tun, verändern die Welt. Die vierte Möglichkeit kann nur durch Liebe herbeigeführt werden. Sie ist die wirksamste von allen." (Patton L. Boyle, "Der Ruf des Falken")                 


Gethsemane

 (Anita Wolf, "Gethsemane", zweiter Markstein aus dem Leben JESU)


 

Das unbegreiflichste Gebet, das Gebet des Universums, aus Urraum und Urzeit, steigt auf. Wer kann seine Größe verstehen, die Allgewalt begreifen? Niemand ist, auch nicht höchste Engel, die das unnennbare Maß einer 'Gott-Geduld' überschauen, wie sie mit diesem heiligsten aller Gebete, das jemals gesprochen wurde, offenbar ist. Ja, sie — die Hüter der Himmel — sind in das Mysterium eingedrungen; sie schauen! Soweit es für das Reich aufgetan ist, soweit reichen ihre Erkenntnis und Anteilnahme, ihr Wissen um das Höchste dieses Gebets und um die Frucht, die ihnen daraus geboten ist. Die Menschen aber — verstrickt in Banden der Materie — stehen klein und armselig dem das All erschütternden KELCH-GEBET gegenüber; und es bleibt bei jedem einzelnen abzuwarten, in welcher Weise er sich mit dem Notschrei auseinandersetzt, auf daß ihm jener gewaltige Markstein gegeben werden kann, der nicht nur die Erlösung sichert, sondern der mit seiner unbedingten Gewißheit die Heimführung mit sich bringt.

Der Grund des Gebets ist das heilige Soll eines Schöpfungswerkes, unbegrenzt in seiner All-Heiligkeit; das Offenbargewordene hingegen ist das heilige Haben, alles einnehmend, alles umschließend, alles einem Krongut entnommen, dessen Herrlichkeit die Himmel vergeblich rühmen. Doch ist den Menschen nicht der Sinn dafür verschlossen, er ist und wird ihnen aufgetan; aber nur, wer sein Herz dafür ganz öffnet, schaut einen Lichtstrahl aus dem nächtlichen Geschehen, der über seine Seele kommen wird wie ein Elia-Geist, der im Wetter gen Himmel fuhr. Und das ist der Weg zur Erkenntnis: Still, demütig den Fußspuren nachgehen, erschauernd niederknien und beten; im Herzen an jener heilig-denkwürdigen Stätte, wo vor fast zweitausend Jahren das höchste Opfer auf den Altar der Schöpfung niedergelegt ward.

Heute, nach einer langen Epoche und im unmittelbaren Vorfeld letzter Geschehnisse sowie ihrer gegebenen Grenzzeit, sollen die Herzen der Menschen herbeigerufen werden, um im Geist und in der Wahrheit GETHSEMANE zu erleben. Es werden alle gerufen!! Wer hört, wird alsbald an der offenen Pforte stehen, die zum heiligen Garten Christi führt. Manche werden fragen: Was sollen wir klein-armseligen Menschen darin? Was haben wir dort zu suchen? Entheiligen wir nicht mit unserm Sündenkleid die weihevolle Stätte, wo das unbegreifliche, unerhört heilige UR-Opfer erkannt und — angenommen wurde? Wir sind schwerlich dazu fähig, auch nur einen Bruchteil dieses Schöpfungsgeschehens zu begreifen, viel weniger denn es so in uns zu gestalten, daß wir aus seiner Tiefe schöpfen und dann niemals wieder davon loskommen. —

Solche Sprache ist nicht unberechtigt, doch auch nicht ewig gültig. Und wenngleich für manche Menschen keine restlos erfüllende oder etwa befriedigende Antwort und Lösung erfolgt, so wird die Verbindung aus Urraum und Urzeit dennoch auch hier einen geheiligten Erfolg hervorbringen, sei es gleich, daß er zuerst nur dunkel, unbewußt geahnt wird. — Ja, 'Dennoch', das ist unser Wegweiser! Dennoch bleibe ich stets an Dir … wenn ich auch noch wenig vom heiligen Geheimnis begreife. Das Dennoch läßt es ins Herz fließen wie einen flüssigen Strom heiligen Feuers und Lichts. Also sollen und können, dürfen auch Menschen heute dem Rufe Folgeleisten, der sie im Geist und in der Wahrheit nach GETHSEMANE leitet. — Kommt !!

Manche sind, die sich willig führen lassen; und aus ihrer Schar soll eine Seele für alle sprechen. Dieselbe kündet: Zögernd stehen wir an der Pforte jenes Gartens, wo in nächtiger Stunde zwei Seelen ihren höchsten Einsatz spielten: Sein oder Nichtsein! Langsam überschreiten wir die Schwelle, jeden Augenblick gewärtig, ein Cherub könne uns den Weg verweisen, denn es leuchtet das Wort auf: 'Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land' (2.Mo.3,5). Wir beugen uns erzitternd; es weht der Odem einer Ewigkeit uns entgegen, der uns ein wenig, soweit wir fähig sind, das Unbegreifliche des Gebetskampfes verstehen läßt. Wir haben den guten Willen. Wird er anerkannt, genügt er …?

Ja, er wird in Gnaden angenommen; denn seht, es steht ein freundlicher Lichtfürst mit heilig-ernstem Angesichte vor uns auf dem Weg. Es ist nicht der Cherub, der die Pforte des Paradieses schließt, er öffnet sie vielmehr, ist er doch Träger der Geduld, jener wunderbaren Gott-Eigenschaft, die der heilige Beter in Gethsemane zur höchsten Entfaltung und Tatkraft brachte. Auf der Brust des reinglänzenden Gewandes leuchtet das UR-Zeichen der Geduld in Gold und Rot: Der Kelch, angefüllt bis zum Rande mit dem Gründonnerstag- und Charfreitag-Mysterium. Silbern sind seine Schuhe, der Gürtel, der Stern über dem Haupte, rot und silbern die Säume seines Gewandes. Mächtige, silbern und perlmuttsdämmernde Flügel breitet er über uns aus, und indem das geschieht, fühlen wir uns der Erde enthoben. Wir wissen nicht, wie uns geschieht. Der Engel aber weiß es; ein Lächeln huscht über sein fürstliches Gesicht. Oh, die Gnade unsers Herrn JESU CHRISTI, welche höher ist als alle Vernunft, hat uns wert gemacht, diesen entscheidenden Teil Seines heiligen Erlöserlebens rückschauend mitzuerleben. Nun spricht der Fürst der Geduld zu uns:

"Kommt, ihr gläubigen Seelen, zwei Wege will ich euch zeigen. — Nein", gruppiert er uns freundlich, als alle in begreiflicher Scheu hinter ihm bleiben, nicht hinter mir, sondern neben mir und um mich sollt ihr wandeln. Wir alle sind Kinder eines Vaters, Seelen eines Gottes, tragen Geist aus Seinem priesterlichen Geist in uns und sind als Geschöpfe aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen, Lebensformen aus UR, dem Ewig-Heiligen, dem Ewig-Einzigen und Wahrhaftigen. Wer zurückbleibt, wird manches Wort der Belehrung, dadurch manchen Segensstrahl verlieren. — Nun merket auf!

Der Weg, den ich mit euch gehe, verlangt von euch nicht nur eine, sondern die Entscheidung, jene, die hier fiel, deren Geheimnis ich euch enthüllen soll, soweit eure Seelen es zu tragen vermögen. Noch aber ist Zeit für euch, umzukehren. Seht, die Pforte ist offen, ihr könnt gehen, ohne daß ihr der Gnade Jesu verlustig werdet. Den Weg der Kindlein könnt ihr ohne das Innerste Gethsemane's erfüllen. Da genügt es, zu glauben und mit dem Herrn zu trauern. Bleibt ihr aber, dann müßt ihr mit Ihm leiden! Ich lasse euch Zeit." Der Engel führt uns zu einem Ruheplatz, in dessen Rund wir uns eigenartig geborgen fühlen. Und wir fragen uns selbst: Sind wir schon müde, ehe der Weg überhaupt richtig beginnt, weil uns der himmlische Fürst an diese Stätte führt? Oder kostet uns die Wahl zwischen mit-trauern und mit-leiden im vorhinein soviel Kräfte, weil wir noch Kindlein sind und erst Kinder werden sollen? Wir bangen … und schauen zurück.

Draußen, an der Pforte vorüber, führt der andere Weg, der Pfad des Mittrauerns. Viele, viele gehen hin; wir sehen sie in Scharen und einzeln daherziehen. Kommen sie zur offenen Pforte, schauen sie herein mit ernsten, wehmütigen oder tiefbetrübten Gesichtern. Viele knien nieder, viele bekreuzigen sich; manche strecken zaghaft eine Hand nach der Klinke aus, manche weinen. Allen gibt ein Engel, der rechts der Pforte steht, mit sanfter Gebärde aus dem Leidenskelch des Herrn ein wenig zu trinken. Oft ist es nur ein Tropfen, der an bleichen Kinderlippen hängen bleibt. Und doch geht der Kelch nicht zur Neige, weil die Erde noch ihres Auferstehungstages gewärtig ist. Und alle, die getrunken, auch die nur den Kelch an ihrem Munde gefühlt haben, gehen gebückt weiter. Sie fühlen die Last des Kreuzes. Aber tragen …? Wir wissen es noch nicht. Es muß in unsern Herzen wohl doch eine Bereitschaft aufgestiegen sein, mitzutragen und zu leiden, denn der Fürst aus hohem Himmel winkt uns, ihm zu folgen. Er führt uns in die Tiefe des Gartens. Ein schmaler, steiniger Pfad ist es, auf dem einst nackte müde Füße zur Todbereitschaft gingen. Der Engel spricht; und wieder hebt er seine schimmernden Schwingen über uns auf — und nun sind wir der Erde ganz entrückt. — — —

"Hier", er deutet auf einen glatten Tafelstein rechts am Wege, "kniete der Menschensohn zum ersten Male in jener Nacht nieder um zu beten. In zwei Gruppen hatte Er die Jünger hinter Sich gelassen, die acht und die drei, — die Vielzahl vor der Pforte, die wenigen in größerer Nähe der heiligen Gebetsstätte. Es geschah die Teilung nicht, weil die acht Jünger weniger wert waren, sondern sie sollten die Vielen an der Pforte vor der Heiligkeit des gerechten Richters vertreten, die drei aber den stärker Kämpfenden zur Seite stehen. Er hatte ihnen das erste Wort zugerufen: 'Wachet und betet, denn der Versucher ist nahe. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.'

Damals, als die bleiche Stirn des Beters in der fahlen Helle der Nacht sich auf verkrampfte Hände neigte, als zitternde Lippen mit Worten einen möglichen Ausweg suchten, als ein todbanges Herz um den Heimgang rang, lastete in der kurzen Zeit des Kelch-Gebetes das "Schweigen des Himmels" auf der Erde. Da blieb abzuwarten, ob der bitterste aller Leidenskelche getrunken werden mußte oder nicht. — Achtet auf meine Worte und Hinweise; sie spiegeln sich auch in euerm Leben, in der möglichen Erfüllung eines Mit-Opferganges wider. —

Damals stand für Engel und Menschen, selbst für JESU, unsichtbar neben dem ‚bis in den Tod Betrübten eine licht- und schattenlose Gestalt. Sie stand nicht von ungefähr dort, nicht auf Befehl, nicht aus eigenem Antrieb. Sie mußte stehen nach dem Bedingungsgesetz!

Unbeweglich schaute sie auf den Knienden herab, sah das zitternde Ringen, den Blutkampf; — und sah die Demut, Ergebenheit, die Geduld und Liebe zu Schöpfung und Geschöpf. Wenige Erd-Minuten waren der Entscheidung gelassen, einer Entscheidung, die einen ganzen Schöpfungstag umgestalten und ihm schlagartig eine vollständig andere Richtung geben konnte. Ahnte jene Gestalt die Last der Entscheidung? Wußte sie, daß sie — nachdem sie am Anfang des Liebe Schöpfungstages nur das freie Willensgesetz in Anspruch nahm, die gerecht gestellten und ausgleichenden Bedingungen jedoch zurückwies — nun nicht mehr Tribute fordern konnte, sondern solche zu erfüllen hatte? —

Sie wußte es! — Niemand aber konnte, durfte, ihr helfen. Es schwieg ihre Schar, die Erde, es schwieg der Himmel!! Der heilige UR hatte die Lebensströme aus dem Priester-, Gottes- und Vaterherzteil für diese wenigen Erdminuten aufgehalten; nur der Schöpfer-Lebensstrom floß. Doch keiner der starken Wächter-Engel stand an seiner Quelle, um der Schöpfung zu vermitteln; denn — es schwieg auch der Schöpfer! Unheimlich war dieses Schweigen, in welchem nur zwei Seelen rangen: Der heilige Beter — — — und der Betrüger. — — —

Auch die Jünger hatten gebetet, solange Jesu Lippen hörbare Worte formten. Allein, Seine Seele wurde vom nahen Todeskampf beschattet; so verstummte allmählich Sein Mund. Um so heißer flehte Sein Herz. — Die Jünger waren müde. Weit war ihre Wanderung gewesen, heiß hatte die Sonne gebrannt, die steinigen Wege ihre Füße wund gemacht. Und sie hörten ihren Meister nicht mehr sprechen. Da sanken sie um und schliefen ein. Jesus betete, bis Schweiß Seine Stirn bedeckte. Die Stille und Einsamkeit, das Gefühl, ein Unsichtbares neben Sich zu haben, drückte plötzlich auf Sein Gemüt. Er schaute auf und fand die Seinen schlafend. Ein bitterwehes und doch von unaussprechlicher Güte überhauchtes Lächeln glitt sekundenschnell über Sein Antlitz. Er weckte die drei Jünger: 'Könnt ihr denn nicht wachen? Seht, die Stunde kommt bald.' Erschrocken fuhren die Schläfer hoch.

Tiefer in den Garten ging JESUS, langsam, müde von der Last der Pein. 'Meine Seele ist betrübt bis in den Tod', sprach Er zu den Jüngern und mahnte sie, zu wachen und zu beten. — — Seht, ihr Seelen, der Pfad ist fürchterlich, als wenn ein Steinregen niedergegangen wäre; und merket auf die Dornen, die sich rechts und links ranken, die hohen schwarzen Bäume, düstere Schatten werfend. Und seht den Stein zur Linken, rauh, rissig, verwittert, ein Stein zum Fürchten.

Hier kniete der um eine Schöpfungserlösung ringende Menschensohn zum zweiten Male nieder. Er sah die Jünger bittend an, sie möchten Ihm Seinen Gebetskampf erleichtern, indem sie mit Ihm beteten. Denn im Todeskampf verlassen zu sein, ist das Schwerste, was ein Leben tragen muß. Die Jünger taten es auch; das heiße Flehen der tieftraurigen Augen hatte ihre Herzen unvorstellbar erschüttert. Sie bemühten sich sehr, wach zu bleiben. Laut rang Jesu Stimme mit den Mächten der Finsternis und mit der UR-Entscheidung, mit dem Willen, den Bedingungen der UR-Ewigkeit aus Raum und Zeit, mit der eigenen verständlichen Verzagtheit und der dieser gegenüberstehenden Demut, Geduld zu üben und sich zu beugen. Kaum etwas verstanden die Jünger davon, weil die Erlösung noch nicht geschehen war.

Und wieder ward das angst- und demutsvolle Ringen zum inneren Blutschrei. Es gab keine Worte, — die Seele verzehrte sich in den Glutflammen letzter Hingabe an das Werk. Die elementare Gebetskraft ließ den Menschensohn erzittern; sie berührte auch die Jüngerseelen mit bebendem Hauche, daß sie den Schlaf scheuchten, der ihre müden Körper befiel. Wie lange —? Sie wußten nicht, was ihrem Meister bevorstand, wenngleich die vorausgeworfenen Todesschatten auch auf ihnen lasteten; sie ahnten nur dunkel das 'grausige Morgen'. Abseits vom Herrn, um Ihn nicht zu stören, saßen sie nieder. Kaum war das geschehen und die flehende Stimme nur mehr schwach an ihre Ohren drang, übermannte sie der Schlaf und sie wußten nichts mehr von dem, was am rauhen, rissigen Fels geschah. —

Derweil rang in Angst und Not der einsam gewordene Menschensohn auch den Geist in Sich nieder, der nach der göttlichen und priesterlichen UR-Macht berechtigt griff. Nun schwieg auch dieser GEIST, nachdem zuvor das HERZ sich der Kraft des ersten Gebets gebeugt hatte. Und nur die Seele weinte der dritten Prüfung entgegen. JESUS empfand abermals die Stille um Sich, die mit Todesschwingen Ihn zu bedecken drohte. Der arme, große, der heilige Beter schaute auf. Zwischen zerrissenen Wolken irrlichterte ein schmaler Mondstreif und fiel auf die von schwerem Traum Umfangenen. Müde, geschwächt vom weiten Weg, vom UR-Kampf um die eine Macht, erhob Sich der Herr, dem ungezählte Legionen Engel zu Gebote stehen, und ging zu Seinen elf Getreuen, die drei lange Jahre hindurch jedes Leid mit Ihm geteilt hatten, jede Verfolgung und Schmähung duldeten, mit frohem Eifer und voll Vertrauen alle von Ihm gesprochenen Worte bedingungslos glaubten, auch wenn sie dieselben gar oft nicht verstanden. So stand die göttliche Güte im Vordergrund, als Er sie — weckend — bat: 'Steht auf; sehet, es kommt die Stunde und ist schon da, wo sich alles erfüllen wird, was vom Menschensohn vorausgesagt ist. Wachet, bald kommt der Verräter. Wollt ihr nicht bei Mir bleiben? Seht, Ich kämpfe für euch! Noch eine kleine Weile, dann ist alles überwunden. Aber Meine Seele banget, darum betet mit Mir!'

Schon beim ersten Laut hatten die Jünger sich beschämt erhoben. Sie fragten sich selbst: Wie kommt es, daß wir so schwach und ohne Widerstand sind? Eng scharten sie sich um den Herrn, weitaus mehr Seinen Schutz zu empfangen, als Ihm ernstlich in dieser dem Erlösungskampf geweihten Stunde eine Gebetsstütze zu sein. Als sie im matten Schimmer weniger Sterne das ganz entstellte bleiche Antlitz sahen, wurden ihre Ahnungen um den Kampf und dessen Folgen größer. Petrus faßte sich zuerst und ergriff heimlich nach dem verborgen getragenen Schwert unter seinem Mantel. Johannes sah die Bewegung. Ein Blick zugleich auf JESUS überzeugte ihn, daß des Petrus Schwert dem ihnen allen bevorstehenden Geschehen keine Wendung zu geben vermochte. Mit schweren Seufzern folgte er dem Herrn, still und traurig die andern. Vor wenigen Stunden hatte der Meister ihnen in Brot und Wein Seinen Leib, Sein Blut als Loskaufsumme von aller Sünde, vom Schöpfungsfall dargebracht. Das kam ihnen allen jetzt zum Bewußtsein, ohne indessen den heiligen Zusammenhang mit dem Gethsemanekampf zu erkennen. —

Über große und kleine Steine, zwischen Dornen und Schlinggewächs, auf immer schlechter werdendem Pfad, wankte der Menschensohn Seinem letzten Gebetsringen entgegen. Scheu, sonderbar verstört folgten Ihm die Jünger. Ein großer Felsblock versperrte Ihm den Weg. Der Herr wandte sich um. Und es fiel auf Sein Antlitz ein voller Strahl des Nachtgestirns das die Wolken für Sekunden ganz freigaben. Da erschraken die Jünger zu Tode. Ihre Herzen klopften, manchen zitterten die Knie, manche streckten wie im Krampf die Hände aus; keinem entrang sich aber ein Laut. Die acht wandten sich rückwärts, ja, sie faßten sich gegenseitig an den Händen, als ob sie dadurch nun sicherer wären gegen das, was geschehen würde.

Auch Petrus und die beiden blieben Schritte zurück. War das jenes gütige, milde Angesicht, immer überstrahlt von unaussprechlicher Liebe und einem überirdischen Verständnis mit allen menschlichen Schwächen und Fehlern? jenes Antlitz, das hie und da in heiligem Feuer entbrannte, wenn absichtliche Bosheit die Gottheit lästerte — jenes Haupt, das Sich voller Barmherzigkeit zu allen Kranken neigte oder hold, mit süßem Lächeln, die Kinder mit Heilandsarmen umschlang? jenes Gesicht, jetzt schon entstellt, fahl, vom Schmerz zerrissen, mit Augen, in denen die Qual eines Martertodes lag …? Was — was war mit ihrem geliebten Herrn geschehen, währenddem sie zweimal schliefen?

Doch ehe sie ihre Seelen mit selbstanklagenden Gedanken peinigen konnten, klang die Troststimme ihnen entgegen: 'Fürchtet euch nicht, denn Ich verlasse euch nicht! Und wenn ihr Mich nicht mehr sehet —‚ so glaubt: Über ein Kleines bin ich wieder bei euch. Nun aber ist der Verräter auf dem Wege, also wachet und betet. Seht, es ist Mein Kampf und die Seele muß sich beugen. Ach, wie bin Ich betrübt und ihr ahnt nicht, was es sei. Ihr habt Mein Abendmahl empfangen — und einer hat es verschmäht. Wollt ihr von Mir weichen?' Die drei Jünger eilten an JESU Seite, die andern hatten in der Stille des Gartens das Wort vernommen, sie wollten umkehren; doch schon wandte der Herr Sich dem großen Steine zu, um zu beten. Und da Er während der drei Jahre oft im Gebet Seine Jünger hinter sich gelassen hatte, wagten sie nicht, näher zu treten. Auch Petrus, Jakobus und Johannes gingen ein Stück des Pfades zurück.

Nieder kniete der Sohn, legte die gefalteten Hände auf den Felsstein und begann das letzte gewaltige, das entscheidende Ringen. Von Schauern überstürzt, von Schaudern ergriffen, hörten die Jünger des Herrn Stimme, die bald heiß und heftig, flehend, bald todesmatt flüsternd im Gebete rang. Seine Seele setzte sich mit der göttlichen Gewalt auseinander, jener Gewalt, die nicht sagte: Du mußt! —‚ sondern: Du sollst, Du kannst es — es ist gut, wenn Du es tust, es liegt in Deinem Ermessen! — Gerade darin aber ruhte die zwingende Macht, die Anforderung an den höchsten freiwilligen Einsatz!!

Der Gebetskampf war so unerbittlich, daß sich der ausgebrochene Schweiß rötete und Blutstropfen auf den Fels fielen. Längst konnte der von unsagbarer Pein verzerrte Mund kein Wort mehr formen und nur mehr die weltenschwere Frage erschütterte den armen Körper: Ist es nicht möglich? gibt es gar keinen andern Weg, Dir, o Gott, Dein heiliges Gut und Eigentum zurückzubringen — — —? Da — die müden Gedanken hörten auf zu flattern, die Angst um die eigene rein menschliche Qual legte sich; und nur das Letzte, das sich völlige Hingeben, die Selbstaufopferung blieb noch zu tun übrig.

Vergeblich wehrten die Jünger sich gegen den Schlaf; auch hatte das Entsetzen sie schwach gemacht, die Mitternacht war vorüber, die Stimme des Herrn verhallt. Als JESUS es merkte, wußte Er auf einmal:

Ich muß ganz allein sein und es ist Mein Kampf !

Sie trifft keine Schuld, denn sie sind noch nicht befreit. So muß Ich denn ERLÖSER werden!! — Weiter ging Sein lautloses, furchtbares Ringen. Die Last war kaum mehr zu ertragen. Unter ihrer Wucht neigten sich nicht nur Schultern in Demut, es neigten sich auch Schultern in Schuld. Es war, als ob der Vorhang zerreißen müßte, jetzt schon, damit das Ewigkeitslicht ein Seelendunkel erhellte und sich ein zweites Händepaar faltete! Ja, es geschah: Ein wenig zuckten schemenhafte Finger, neigte sich tiefer ein dunkles Haupt, und lavagleiche Augen ruhten forschend auf dem von fahlem Nachtlicht geisterhaft beleuchteten, im heftigsten Gebetskampf zuckenden Gesicht. — Die Seele des Menschensohnes wußte es nicht, ihre Reinheit aber spürte den Schatten, trug das Gefühl, daß von diesem Gebet mehr als alles abhing! — Noch eine Minute, eine halbe, fünf Sekunden … Da richtete die Gestalt sich empor. 'Warum?' klang es wie Geisterhauch durch die gewitterschwere Nacht. 'Bin ich nicht Herr der Erde und des Raumes um sie? Was geht mich der Beter an, der ein Menschensohn ist? Bin ich nicht …?'

Der Hauch verstummte, in Atome zertrümmerte die Stimme. Die ungeheure Hingabe konnte nicht ohne Antwort, nicht ohne höchste Segnung sein! Das bezwungene Herz, der Sieger Geist standen der Seele zur Seite. Ein letztes Schüttern ging wie ein Wogenprall über den Sohn, den der Vater zum Opfer gegeben hatte. — Ein Lichtstrahl fiel aus dem Heiligtum herab, der die zitternde Seele in die Barmherzigkeit hüllte. Und es stand als gewaltiges Finale das Wort des Höchsten aller Beter in glorreichem Ewigkeitsglanz vor aller Schöpfung:

'Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an Mir vorüber;
wenn aber nicht — so trinke Ich ihn!
'

'So trinke Ich ihn' hallte es durch Urraum und Urzeit, durch Himmel, Hölle und Welt, durch die Menschen, die es nur noch nicht wußten. So trinke ich ihn!! Die schattenlose Gestalt zerfloß im Nebel vor dieser Wort-Gewalt. Die Entscheidung war gefallen! Die Erlösung gewonnen! Was noch folgte, GOLGATHA, war der blutige Stempel des Kelch-Gebetes! Ja, im Sinne der Opfer-Annahme war der Kampf beendet.

Vater, Dein Wille geschehe!!

Nun war das blutige Drama unabwendbar. Allein — konnte es mehr bedeuten, mehr erbringen, als durch die bedingungslose Annahme des UR-Opfers bereits geschehen war, die den inneren Menschensohn hermetisch vom äußeren abschloß? — Nur weil Herz, Geist und Seele JESU frei gewillt waren, den Leidenskelch bis zur Neige zu leeren, das große Soll, das Fehl, die Schuldsumme des Schöpfungstages durch das heilige Haben der Opfererfüllung restlos auszugleichen, vermochte der Mensch Jesus die furchtbare Härte des Golgatha Weges zu ertragen und Seinen Peinigern ohne einen Laut der Klage gegenüberzustehen.

So — nur so hat Jener die Schöpfungslast getragen, Jener, vor dem wir Ersten an Seinem Thron, am heiligen Stuhl, uns nie ohne größte Ehrfurcht anbetend neigen, selbst wenn der Ewig-Heilige UR, der Ewig-Einzige und Wahrhaftige als VATER zu uns spricht. Oh, dann gerade glüht in unsrer Ehrfurcht die Liebe auf, denn unsere Liebe, die wir Ihm schöpfungsgerecht bringen, ist Ehrfurcht! Der All-Heilige UR hat — als pure Liebe aus Seinem Gott-Herzteil zur Erde gleich einem Menschensohn gekommen — das Opfer verlangt und — Selbst vollbracht !! Er hat als ein Mensch den Kelch in übergroßer, unaussprechlicher und ganz unfaßbarer Geduld getrunken. — — —

Es genügt, was ich aus dem einstigen Geschehen offenbarte. Doch nun bleibt übrig, den Markstein, der zu einem Eckstein werden soll, so zu beleuchten, daß kein Tag, keine Stunde mehr vergehen mag, wo ihr nicht des Opfers gedenkt, nicht zu Opfern bereit wäret. Ich, der Engel der Geduld, kann das nicht in euch gestalten, nicht einmal der Vater. Er gibt den Samen, wir ackern euer Land, der Gnadengeist sät aus. Daß der Same hochgehe und Frucht trage, ist eure Arbeit, die ihr dem Höchsten zu bezahlen habt. Alle Hinweise, Mahnungen, Gebetserhörungen, wie auch Not, Sorge und Trübsal sind Sonne, Wind und Regen, die der Heilige Gärtner durch Seine Helfer sendet, damit der gute Wille, die Anstrengung eines Menschen auch Frucht tragen kann. Heute erhaltet ihr Mahnungen und Hinweise; es sind Lichtstrahlen, die der Lichtbote euch bringt. — So höret weiter."

Wir ahnen, daß es einer Offenbarung bedarf, um den Sinn zu verstehen, den das heilige Geschehen birgt. Wir sollen ja nicht nur am Garten gläubig vorübergehen. — Nun lauschen wir dem Wunderwort. — "Freunde, der erste, glatte Tafelstein ist ein großes Verhängnis für die Menschen. Auch euch bedeutete er manche Klippe und — ist es noch. Der Stein ist die Not, nicht minder die Sinneslust. Die zwiespältige Seele stößt sich zweimal daran. Jener Seelenteil, der Tiefe entsprungen, sagt: 'Warum schickt Gott mir die Not?! Bin ich nicht gläubig?' Bei dieser Frage rollt die Versuchung so recht den Stein in den Vordergrund, daß das Kind sich daran reißen und stoßen soll. Geht aber jemand trotz Gott-Erkenntnis die Freudenwege der Weltlust und erwacht plötzlich darüber, weil die Jesu-Stimme mahnend ruft, dann möchte der Mensch nur zu gern beschönigen, sich entschuldigen: Es war nur eine harmlose Freude; oder: Wir sind nun mal Menschen. — Bei diesen Gedanken tritt des Steines Glätte mit der Einflüsterung hervor: Es war nicht schlimm, es war keine Sünde. — — —

Darüber versinkt euch die ringende, betende Heilandsstimme und ihr hört sie nicht mehr. Alsbald fallt ihr in Schlaf. Ich aber sage euch", des Engels Worte tönen mit schwerem Ernst in unsern Herzen wider, "hütet euch vor jeder Lauheit im Dienste des Herrn; denn wen der Ewig-Heilige UR, der Ewig-Einzige und Wahrhaftige Selbst in Seinen Christus-Garten führte, muß wachen und beten! Nicht steht ihr ferne der Wahrheit und Erkenntnis, nicht braucht ihr — den kleinen, schwachen Kindlein gleich, denen eine Kreuzeslast zu schwer ist — an der Pforte nur-gläubig vorüber zu gehen. Ruft euch die Glocke zum Dienst, so eilet! Werft alles hinter euch wie Lot, der sich nach nichts umwendete was sein war. Wenn jemand eurer Hilfe bedarf, es sei Freund oder Feind, so wendet euch weder nach Gut oder Zeit um, denn dann ruft euch die Stimme des heiligen Beters: 'Könnt ihr nicht wachen? Seht, die Stunde kommt bald! Wollt ihr euch gegenseitig im Geist und in der Wahrheit dienen, so säumt nicht, denn der Herr hat euch vom ersten Schlafe auferweckt. Oder — soll die heilige UR-Seele um eurer Trägheit willen ‚betrübt sein bis in den Tod'? —? Freunde, ich rufe euch, folgt den Spuren des Meisters aller Ewigkeit!

Die Überwindung muß euch leicht sein, denn wer diese Worte erkennt, befindet sich schon lange in Gottes Sonderschule und hat aus Seinem Reiche eine um die andere Gnade empfangen — ohne Unterlaß. Bedeuten euch die Freuden der Welt noch etwas? Können eures Leibes Lust, Verlangen nach leichtem Leben euch noch locken? Ich sage euch, wenn es noch über euch kommt, so denkt an den ersten, den glatten Gebetstein, an dem JESU Sein HERZ opferte. Das gab Er dem Schöpfer! Tut auch ihr es ernstlich, so wird die Stimme der Geduld euch trösten, aus der Lauheit helfen, wie einst die Jünger geweckt wurden. —

Aber damit habt ihr euer Ziel noch lange nicht erreicht. Jetzt erst beginnt der härtere Weg, denn Freunde und Freuden locken. Das geschieht oft so harmlos, daß ihr es kaum merkt. Dabei wird manche Stunde geraubt, die besser dem Herrn aller Heerscharen dargebracht wäre. Auch gönnt die Seele sich gern ein Ausruhen und sagt: Ein Ausgleich muß sein! — Ja, wenn ihr Maß und Ziel solchen Ausgleichs richtig kennen würdet, dann wäre das Wort gerechtfertigt. Noch seid ihr nicht so weit, werdet es aber sein, wenn ihr den Gethsemane-Weg lebendig nachlebt. Doch seid auch nicht über euch betrübt, denn die Dornen und dunklen Bäume müssen sein. Die Steine sind die Sünden, die Dornen eures Lebens Sorge, die Bäume eure Angst, die sich euch verstecken heißt wie Adam und Eva. Überwindet alles zuerst dem Äußeren nach, dann seid ihr am zweiten Gebetstein angelangt.

Der Stein der Furcht! verwittert, rissig, rauh, — hat er ja alle Furcht in sich gesammelt, die einst das erste Menschenpaar befiel, da es Edens Schutz verlassen und zitternd vor des Schöpfers Allmacht stehen mußte. Diese Furcht kam über die Menschheit aus der Sünde wider den Heiligen Geist. Darum rang Christus im zweiten Gebetskampf mit dem GEIST in Sich. Denn bis dahin war die heilige Bedingung nicht ausgelöscht, welche lautete: 'Die Sünde wider den Geist wird nicht vergeben!' Die Barmherzigkeit setzte dagegen: 'Gebe Ich, der Vater, Meinen Sohn zum Schöpfungsopfer, so soll das Schöpfungsopfer alle Sünden lösen!! Das war das letzte Ringen, der Last-Ausgleich der sieben Eigenschaften, eingeschlossen in das Kelch- und Blutgebet. — Nun seht, viel — viel steht zu erfüllen euch bevor.

Die Barmherzigkeit verlangt zuerst, daß ihr eueren Feinden alles vergebt, was sie euch Böses tun, weil nur damit der Geist grundlegend in euch Sieger wird. Den Namen Gottes mißbrauchen, ihn bewußt verleugnen, mit allen Mitteln Ihn bekämpfen, andern Menschen den Glauben stehlen oder morden, sind Sünden wider den Heiligen Geist. Die Barmherzigkeit verlangte von Ordnung, Wille, Weisheit und Ernst zufolge des Blutopfers die umfassende Absolution auch von diesen Sünden. Die Schöpfer- und Priesterbedingungen konnten jedoch damit nicht aufgehoben, sie durften nur umwandelt werden. Die Umwandlung hieß

'Wiedergutmachung'!

Vor dem Erlösertod blieben alle Sünden wider den Heiligen Geist ungesühnt; niemand war imstande, sie auszugleichen. Der Gebetskampf in Christi Garten und der Golgatha gaben allen Kindern die Möglichkeit, diese Sünden wieder gutzumachen, selber in das fließende Heilsblut ewiger Erbarmung einzutauchen. Andere Sünden können durch rechte Reue und Bußwilligkeit vergeben werden; d.h. der Herr erläßt in Gnaden solche Schuld. Die Geistsünde dagegen muß abgearbeitet werden. Ist alle Schuld bezahlt, wird sie getilgt! Daß jedoch auch darüber die Erlösertat JESU den Mantel der Erbarmung breitet, ist aus Geduld und Liebe geboren. Der Geist, der Weisheit und Ernst trägt, wurde von Jesu Opfergeist besänftigt. Er gab Seinen Geist bedingungslos dem heiligen Priester, wurde für alle Kinder Selbst zum Hochpriester und errang also die vollständige Rückkehr aller Kinder — ohne Ausnahme — in das UR-Sein der Gottheit. — Nun prüfet, inwieweit ihr in euch alles das niedergerungen habt, was der Menschensohn für Alle bezwang. — — —

Nehmt ihr nicht manchmal noch den heiligen Namen mißbräuchlich in den Mund, fürchtet euch aber dagegen, GOTT offen zu bekennen, meist aus törichter Scham? Wie mögt ihr euch wundern, wenn der Herr auf einmal schweigt und keine Antwort gibt?! — Trotzdem ist keine Nacht so dunkel, daß nicht in ihr ein Lichtstrahl flammt. Seid nur gewiß: Der Lichtstrahl kommt, wie damals auf den einsamen, den heiligen Beter ein Mondstreif durch zerrissene Wolken fiel, den Kämpfenden tröstlich und stärkend zu umfließen. Erkenntnis über noch mangelnde Glaubenskraft, mehr noch über den Ruf, der euch trifft, zerreißt das dunkle Gewölk der Finsternis. Dann weckt in euch die guten Kräfte, die von eurer Unsicherheit und Lauheit, von der Angst und vom Schlafe überfallen werden.

War der HERR nicht auch geschwächt von weiten Wegen, müde vom schweren Kampf? Dünkt euch, daß es euch besser gehen soll, weil Er euch in Seinen  Garten rief? Ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr! — Wenn ihr im Kampfe gegen eure Schwachheit, gegen Sünden nicht gleich Überwinder werdet, so gedenkt des zweiten Gebetskampfes am Stein der Furcht. Sagt aber nicht: Das war auch der Herr, wir sind nur Menschen. — Auch Menschen können bestehen! Jakob rang bis zur Morgenröte, bis er sein Ich ganz an die Gottheit hingegeben hatte. Dann konnte er ausrufen: ‚Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn! — Gedenkt auch der Jünger, deren Glauben vom Herrn so hoch angerechnet wurde.

Viele Gläubige sagen: Die Jünger hatten es leicht; täglich sahen sie den Herrn, hörten Seine Stimme und waren Zeugen Seiner Taten. — Es ist gut, daß solche Menschen nicht wissen, was sie sagen. Ihrer keiner von Irrung Umfangenen könnte nur einmal das leisten, was die Jünger erfüllten. Sie gingen einem armen, heimatlosen, äußerlich fast unscheinbar aussehenden Manne nach. Der ihnen manchmal trotz Seiner geistigen Gaben nicht soviel Brot einbrachte, sie zu sättigen. Sie ließen sich schmähen und standen mit dem Herrn in mancher Todesgefahr. — Habt ihr um JESU Namen willen das schon erduldet? Und wenn es über euch kommt, könnt ihr standhalten — — —?

Werden die Fragen beantwortet, so greife niemand an das verborgen getragene Schwert, jenes Wort: Ja, wenn es soweit ist, dann werde ich schon … Was wirst du tun, mein Freund? Weißt du wirklich, was du hernach tun wirst oder — tun kannst? Du weißt es nicht! Denn der Geist ist zwar willig, die Seele jedoch schwach. Schaut lieber alle auf Jesu Gesicht und ihr werdet mit Johannes erkennen. Dann betet: Vater im Himmel, wenn Du einmal solches von mir forderst, so stehe mir bei und schenke mir die Kraft Deines Heiligen Geistes. — — —

Und sie wird über euch kommen; denn Brot und Wein, Leben und Vergebung habt ihr erhalten. Ihr seid teuer erkauft, wahrlich, denn dieser UR, in Dem unzählige Schöpfungsjahre vollendet ruhen, hat Sich Selbst für euch, für alle geopfert!! Versteht ihr die Gewalt der Tat? Könnt ihr mit allen euren Gedanken und Sinneskräften das heilig-höchste Geschehen wahrnehmen? — — —

Der dritte Weg tut sich vor euch auf. Viele Bäume, nacht dunkel, säumen ihn. Vorher bedeuteten sie Furcht vor dem rächenden Gott; jetzt sind sie etwas anderes geworden. Ich sagte euch, daß ihr mit dem Herrn nicht nur mit-trauern dürft wie die vielen Kindlein, die an der Pforte vorübergehen und die — wie ihr sahet — nur wenig aus dem 'Kelche Leiden' tranken, sondern ihr sollt fähig sein, die Last mit Ihm zu tragen, Mit-Opferträger werden. Denn nun, wo es um den Kampf der SEELE geht, gilt es, den Blutbecher zu leeren.

Ob ihr ihn ganz austrinken müßt, fragt ihr? Oh, diese Frage gleicht schon einem Baum, denn es ist die ungewisse, unbekannte Furcht vor Kommendem, vor dem 'Allein wie die Jünger es erfahren mußten, als ihnen ihr Herr und Meister genommen ward. Es ist auch Furcht vor dem eigenen Unterliegen. Das stellen die Bäume dar. Die Steine entsprechen zwar hier noch immer den Sünden und mancher nicht streng genug überwundenen Sinneslust; sonst aber bedeuten sie Hohn, Verleumdung, Kampfansage gegen die Wahrheit und allerlei Verfolgung. Die Dornen sind Zwietracht und Hader, die die Letzten der Hölle zwischen die Erwählten werfen — und ist gleichzeitig die schwere Not der Erde, die auf allen Völkern lastet.

Doch sehet, da ihr das Warum all dieses Geschehens nicht genau versteht und euch daher auch das 'Gesicht d.h. die Erkenntnis verändert erscheint, dringen die Trostworte aus himmlischer Höhe zu euch herab: 'Fürchtet euch nicht, denn Ich verlasse euch nicht! Wenn ihr Mich nicht sehet (eben manches nicht begreift), so glaubt: Über ein Kleines bin Ich bei euch! — Wachet und betet; wendet euch nicht vom Weg zum ewigen Leben ab, schart euch um den Meister, Er ist ja bei euch. Fühlt ihr es nicht? Oh, sobald ihr euch ernstlich im Zaume haltet, keinen dunklen Gedanken, kein unnützes Wort ungerügt laßt, jede unwahre Tat ernsthaft bereut und gutzumachen sucht, da wird der All-Heilige euch jederzeit nahe sein. Denn Sein Wort ist wahrhaftig, Er wird Sich offenbaren!

Wenn ihr wüßtet, welchen Widerhall ein mit aller Kraft bezwungenes Ich in URs heiligem Herzen, im Heiligtum und bei allen Engeln erstehen läßt, jetzt — jetzt würdet ihr auf die Knie sinken, da ihr solches vernehmt, und eure Lippen wären stumm, weil Gottes Odem über eure Herzen braust. — — —

Der letzte Felsen ist der Pol, der alles Wankende an sich zieht, ist die Rettungsinsel im brandenden, tobenden Meer für jede Seele. Durch Sünde, Furcht, Not, Verfolgung, durch alle Anfechtungen geht der letzte, der schwerste Weg. — Wo Standhaftigkeit und Glaube auf härteste Probe zu stellen sind, — erfolgt die Läuterung des Goldes ja im Trübsalsfeuer — hört plötzlich der Leidensweg auch für euch auf. Der Fels, auf dem das Leben gegründet ward, liegt mitten vor euch. Auf ihn, nämlich auf den Herrn aller Heerscharen, legt eure gefalteten Hände und ringt euch durch im letzten Gebet.

Habt ihr — dem Menschensohne gleich — am ersten Stein das Herz dem Schöpfer, den Geist am zweiten Stein dem Priester übergeben, so gebt auf diesen dritten Stein, dem Rettungsfels, der über alle Brandung ragt, eure Seele und befehlt sie Gott an. Geduld und Liebe werden sie in des 'Vaters heiligen Schoß der Barmherzigkeit' legen. Dann erst, nur dann gelingt das Höchste, der Volleinsatz, das Gebet zur Vollendung:

'Vater, ich trinke Deinen Kelch,
denn nicht wie ich will, sondern wie DU willst.
DEIN WILLE GESCHEHE!'


Meine Freunde, im Auftrag Dessen, Der mich, Seinen Diener und Träger der Geduld gesandt hat, euch diesen Markstein aus Seinem Erdenleben zu offenbaren, frage ich euch in Seinem hohen Namen, der 'Ewig-Heilige UR, der Ewig-Einzige und Wahrhaftige': Seid ihr von nun an ernstlich gewillt, in den Dienst des Höchsten einzutreten, so bekennt vor Seinem heiligen Angesicht, daß ihr die Last des Kreuzes tragen wollt und nicht bloß das Heilskreuz anerkennen; nicht nur mit-trauern, sondern auch mitleiden wollt; nicht allein am Garten Gethsemane erkennend vorüberschreitet, vielmehr bekennend gewillt seid, in Christi Garten Seine Gebetskämpfe zu erleben, daß sie in euch lebendig auferstehen; und nicht nur ein paar Tropfen aus dem schöpfungsgroßen Leidenskelch, sondern alles annehmt, was euch der Geist zur Mit-Erfüllung des Werkes zu trinken gibt. —

Was von euch erwartet wird, kann nur Lichtkindern zufallen. Die es schon getan haben, stehen vor Gottes Thron Tag und Nacht, Ihn anzubeten. Diese sind's, die aus großer Trübsal gekommen sind und haben ihre Kleider reingewaschen im Blute des Lammes!!

Ihr Halleluja durchdringt alle Ewigkeit!!

Das ist euer Lohn: Aus dem Abend dieser Erde und dem Morgen eurer Auferstehung wird euch ein neuer Tag geschenkt.


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