Feuerwehrfrau löscht seinen Brand
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Feuerwehrfrau löscht seinen Brand
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Carmen Cristina da Silva löscht mit ihrem Team schon seit Monaten immer wieder Brände.
Einsatzkräfte versuchen, Herr über die Brände im Amazonas zu werden. Feuerwehrfrau Carmen Cristina da Silva und ihr Team bekämpfen die Feuer vor Ort. Sie erzählt, was sie seit April in Brasilien erlebt.
Als der Notruf kommt, schlüpft Carmen Cristina da Silva in ihren orangenen, feuerfesten Overall und schwingt sich in den Geländewagen. Die Feuerwehrleute sind zu einem Brand am östlichen Stadtrand von Porto Velho gerufen worden, tief im brasilianischen Amazonasgebiet. Feuer lodert im Unterholz und Rauch steigt auf, als die Truppe am Einsatzort eintrifft. Carmen und die anderen ziehen sich Masken über, setzen Schutzbrillen auf und schlüpfen in ihre Handschuhe.
Mit großen Schaufeln schlagen die Feuerwehrleute die Flammen aus, schwelende Glutnester löschen sie mit Wasser aus ihren auf den Rücken geschnallten Kanistern. Am Rand steht ein Mann und beobachtet den Kampf der Einsatzkräfte gegen das Feuer. Er gibt zu, den Brand selbst gelegt zu haben, um seinen Acker von Unkraut und Pflanzenresten zu befreien. Dann ist ihm das Feuer außer Kontrolle geraten und er hat den Notruf gewählt.
500 solcher Vorfälle hat Feuerwehrchefin Carmen Cristina da Silva seit April registriert, doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Rondônia, dessen Hauptstadt Porto Velho ist, steht zusammen mit Pará an der Spitze der Bundesstaaten mit den meisten Bränden im Amazonasgebiet.
Bis zu zehn Mal am Tag ist Carmens Brigade in den vergangenen Monaten ausgerückt. Nachdem es zuletzt geregnet hat, sind es jetzt nur drei Einsätze pro Tag. Zur Ruhe kommen die Einsatzkräfte trotzdem nicht. "Wir stoppen hier nie", sagt Carmen Cristina da Silva, die zwei Teams mit jeweils 15 Feuerwehrleuten beaufsichtigt und über einen 20.000-Liter-Tankwagen sowie einen Spezialtraktor verfügt.
Seit Anfang der Woche stehen die Löscharbeiten in Porto Velho unter der Aufsicht der brasilianischen Streitkräfte. Im ganzen Amazonasgebiet sind nach Angaben des Militärs rund 3000 Soldaten im Einsatz - nicht besonders viele angesichts der riesigen Fläche und Tausenden Brandherden. Verteidigungsminister Fernando Azevedo ist trotzdem zuversichtlich: "Natürlich ist die Lage nicht einfach. Aber wir haben die Situation unter Kontrolle."
Carmen und die anderen Feuerwehrleute machen weiter wie gewohnt ihre Arbeit. Ihr Einsatzgebiet reicht vom Stadtrand bis in dichten Regenwald. Zwölf Stunden haben die Feuerwehrleute Dienst, dann einen Tag frei. "Ich bin voll dabei und freue mich noch jedes Mal, wenn ein Brand gelöscht ist", sagt Carmen Cristina da Silva. "Das ist jedes Mal Adrenalin. Als das Feuer aus ist, beschließt die Chefin, in der Gegend noch eine Runde zu drehen. "Jetzt stehen die Winde gerade günstig, um weitere Brände zu legen", sagt sie.
Carmen Cristina da Silva spricht mit einem Arbeiter über die Waldbrände.
Am Rand einer staubigen Piste, die in den Wald führt, türmen sich die rauchenden Überreste eines Brandes. Carmen steigt aus und macht sich auf die Suche nach dem Verursacher. Auf dem Gelände des Unternehmens "Terra Ouro" stellt sie einen Arbeiter zur Rede. Er sei nicht der Besitzer des Grundstücks und das Feuer sei von alleine ausgebrochen, behauptet er.
"Das ist die typische Entschuldigung", sagt Joelma Ferreira Bezerra vom Umweltschutzamt, die die Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen begleitet. Tatsächlich sind die Besitzverhältnisse im Amazonasgebiet oft kompliziert. "Jemand kann das Nutzungsrecht haben, aber nicht der Eigentümer sein", erklärt Thiago Castro de Oliveira, Koordinator der Landwirtschaftskammer Porto Velho. "Falls er sich vor Gericht wegen eines Feuers verantworten muss, kann er darauf verweisen und davonkommen."
In Porto Velho, einer Stadt mit einer halben Million Einwohner und der Anmutung eines zu groß geratenen Urwalddorfes leben viele Holzfäller und Großgrundbesitzer. Für sie sind die Brände ganz normal, um den Boden günstig zu säubern und Flächen für Landwirtschaft und Viehzucht zu gewinnen. "Das ist ein übliches Vorgehen in der Region", sagt Castro de Oliveira. In der Trockenzeit breiten sich die Brände allerdings auch immer wieder auf noch intakten Regenwald aus. In diesem Jahr stieg die Zahl der Feuer nach Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf knapp 85.000 Brände.
Präsident Bolsonaro, der seit Januar im Amt ist, hatte schon im Wahlkampf angekündigt, dass er keine neuen indigenen Schutzgebiete mehr ausweisen und das Amazonasgebiet zur wirtschaftlichen Nutzung freigeben will. Rondônia ist einer der Bundesstaaten, in denen er die meisten Stimmen bekommen hat. Ein großes Plakat an einer der Hauptstraßen in Porto Velho zeigt ihn mit Lokalpolitikern.
Ein Mitarbeiter von Castro sagt, dass Rinderzüchter und Sojabauern den politischen Moment für die Brände nutzen würden. Die Landwirte argumentieren, dass Abholzung und Brandrodung notwendig seien, um kleine Höfe und große Farmen, die Fleisch und Soja in die Welt exportieren, in Schuss zu halten und im Geschäft zu bleiben. Die Agrarindustrie erwirtschaftet ein Viertel des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts. Marcos Rocha ist ein Parteifreund von Bolsonaro und Gouverneur des Bundesstaates Rondônia, der Heimat von 14 Millionen Rinder. Er sagt, dass die Bewahrung des Regenwaldes wichtig sei, aber eben auch das Wohlergehen der Menschen, die im Amazonasgebiet leben.
Auf ihrer Patrouillenfahrt wird Carmen Cristina da Silva über einen weiteren Brand tief im Wald informiert. Rechts und links der Straße tauchen immer weniger Häuser auf, die Straße wird matschiger und holpriger, bis sie vor einem Holztor endet. Der Rauch steigt auf der anderen Seite des Rio das Garças auf. Um das Feuer zu löschen müssten die Feuerwehrleute den Fluss überqueren, was nur per Boot möglich ist. Sie drehen um. Wenn ein Feuer unter Kontrolle ist, bricht ein Dutzend neuer Brände aus. Carmen und die anderen Mitglieder der Feuerwehr Porto Velho können nur die Schlimmsten löschen - und die, die sie überhaupt erreichen.
Quelle: ntv.de, Martina Farmbauer, dpa
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