Erbitterter Widerstand in Bachmut und Awdijiwka

Erbitterter Widerstand in Bachmut und Awdijiwka

Nico Lange

Russland greift an mehreren Frontabschnitten weiter an. Die Ukraine gibt Bachmut und Awdijiwka trotz jeweils schwieriger Lage bisher nicht auf. Wie ist die Lage und was wird gebraucht?

Im Gebiet Luhansk greift Russland nordöstlich von Kupjansk weiter an. In diesem Raum wird Russland aktiver. Weitere und stärkere Angriffe auf den ukrainischen Brückenkopf östlich des Flusses Oskil sind wahrscheinlich.

Auch nordwestlich, südlich und südwestlich von Kreminna setzt Russland die Angriffe fort. Russland unternimmt hier erhebliche Anstrengungen, kann sich um Kreminna herum jedoch bisher keinen zusätzlichen Raum verschaffen. 

Russland stößt nördlich und nordwestlich von Bachmut weiter vor und kam bereits etwa 20 km entlang der Straße von Bachmut in Richtung Slowjansk voran. Die gesamte Entfernung von Bachmut nach Slowjansk beträgt etwa 45 km.

In Bachmut selbst wird besonders im östlichen Teil der Stadt weitergekämpft. Westlich von Bachmut ist noch mindestens ein Versorgungsweg und potenzieller Rückzugsweg weiterhin unter ukrainischer Kontrolle.

Südlich und Südwestlich von Bachmut gelingen den russischen Angreifern bisher wesentlich geringere Geländegewinne als im Nordwesten der Stadt.

Unter ukrainischen und internationalen Experten herrscht mittlerweile Skepsis vor, ob das lange, verlustreiche und risikoreiche Aushalten der Ukraine in Bachmut zu rechtfertigen ist oder ob ein Rückzug aus Bachmut und die Fortsetzung der Verteidigung an der dann verkürzten Frontlinie schon lange hätten erfolgen müssen.

Der ukrainische Generalstab scheint weiterhin überzeugt, dass durch die hohen russischen Verluste bei Bachmut und das Heranziehen weiterer russischer Kräfte mit dem weiteren Halten von Bachmut eine erhebliche Schwächung oder möglicherweise Kulmination des gesamten russischen Angriffs möglich ist.

Ähnlich wie Bachmut ist auch die Awdijiwka nordwestlich von Donezk mittlerweile von drei Seiten von russischen Angreifern umschlossen. Auch in Awdijiwka setzt die Ukraine die Verteidigung dennoch fort.

Derzeit gibt es keine russischen Angriffe bei Wuhledar mehr. Nach den hohen Verlusten dort verlegte Russland möglicherweise die verbliebenen Kräfte in die Richtungen Bachmut und Awdijiwka.

 Die Ukraine braucht weiterhin deutlich mehr Artilleriemunition mit 155mm Kaliber. Zwar gibt es über den Munitionsmangel und die notwendige Erhöhung der Produktionskapazitäten in einigen NATO-Staaten und auf der EU-Ebene Gespräche, konkrete größere Lieferungen von Munition an die Ukraine gibt es aber noch nicht. 

Die Ukraine braucht mehr Drohnen, vor allem auch mit Nachtsichtfähigkeiten und mehr Systeme zur Drohnenabwehr.

Möglichst viele Mörser und Mörsermunition werden vor allem an den Frontabschnitten bei Bachmut und Awdijiwka gebraucht. 

Die Ukraine braucht Waffen und Munition mit höheren Reichweiten, da Russland sich längst auf die aktuell verfügbaren Reichweiten der ukrainischen Artillerie und Raketenartillerie eingestellt hat.

Die im Januar und Februar zugesagten Schützenpanzer und Kampfpanzer treffen jetzt schrittweise ein und nach der Ausbildung der Besatzungen kann das Üben mit verbundenen Waffen beginnen. Insgesamt ist die Zahl der modernen Kampfpanzer noch zu niedrig, weitere werden gebraucht.

Die Ukraine braucht eine ständige Pipeline an Ausbildung und Übung. Hier ist aktuell einiges bereits in Gang gekommen, das unbedingt verstetigt und ausgebaut werden sollte.

Die russischen Angriffe sind insgesamt schwach. Der politische und mediale Fokus auf Bachmut wirkt aus militärischer Perspektive von beiden Seiten überzogen. Mit starker weiterer Hilfe mit Munition, Material und Übung könnten die Partner die Ukraine wieder in die Initiative bringen.

Die Partner der Ukraine könnten mit massiver Unterstützung die Zeit zur Befreiung der ukrainischen Gebiete und zur Beendigung des Krieges verkürzen. Das wäre eine sinnvollere Strategie als immer wieder nur neue Aktivitäten Russlands abzuwarten, um dann verspätet darauf zu reagieren. 

Karten: @War_Mapper @AndrewPerpetua

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