Entführungen, Schläge, Elektroschocks und Strafanzeigen: Was den Befürworter:innen des Friedens mit der Ukraine droht 

Entführungen, Schläge, Elektroschocks und Strafanzeigen: Was den Befürworter:innen des Friedens mit der Ukraine droht 

Christoph Wälz (Übersetzung, 15.03.2022)

Die Sozialistische Alternative (Russland) schreibt am 15. März 2022 auf Telegram (6.800 Follower): 


Während die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Krieg in der Ukraine gerichtet ist, verfolgt das russische Regime weiterhin Menschen wegen ihrer Ansichten. Es ist immer noch nicht bekannt, wo die inhaftierte Redakteurin von Channel One, Marina Ovsyannikova, die gestern mit einem Antikriegsplakat in eine Nachrichtensendung platzte, festgehalten wird. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS zitierte Quellen mit der Aussage, dass ein Verhör der jungen Frau laufe. Die Quellen der Redaktion von "Basis" behaupten, dass bei den Strafverfolgungsbehörden eine gesonderte Sitzung über ihr Schicksal abgehalten wurde. Angeblich wurde beschlossen, ein Strafverfahren gegen sie einzuleiten, obwohl Ovsyannikova nach dem Gesetz nur mit einer Geldstrafe belegt werden sollte. 

Die Repressionen gegen Basisaktivist:innen gehen weiter. In Kaluga wurden mindestens sieben lokale Antifaschist:innen im Zusammenhang mit der Gründung einer extremistischen Gruppierung durchsucht; vier von ihnen gelten als Verdächtige. Ihre Genoss:innen berichteten OVD-Info [Rechtsschutz], dass Beamte des Inlandsgeheimdienstes der Region Kaluga während der Durchsuchungen mit Gewaltanwendung drohten. [...] Nach dem Verhör wurden drei der Antifaschist:innen wieder freigelassen, wobei ihnen gedroht wurde, dass sie im Falle einer Protestaktion bald ebenfalls hinter Gittern landen würden: Sie hätten "Dreck am Stecken". Vier der Antifaschist:innen werden als Verdächtige behandelt und könnten mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft werden. 

Bereits am 3. März berichtete der baschkirische Umweltaktivist Aytugan Sharipov dem "Kommersant", dass örtliche Beamte des Inlandsgeheimdienstes seine Wohnung durchsuchten und ihn dann mehrere Stunden lang schlugen und mit Elektroschocks folterten, weil er angeblich Antikriegsnachrichten im WhatsApp-Chat verschickt hatte. 

"Als ich anfing zu schreien, steckten sie mir ein zusammengerolltes Papier in den Mund und sagten, das sei nur zu meinem Besten, damit ich mir nicht auf die Zunge beiße. Mehrere Male wurde ich ohnmächtig, woraufhin sie die Stromstärke erhöhten." 

Nach Angaben von Sharipov wurde von ihm verlangt, die Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Geheimdienst zu gestehen. Schließlich wurde er wegen Rowdytums für 10 Tage inhaftiert. 

Ähnlich erging es dem Umweltaktivisten Alexej Dmitriev aus Chimki: Nach einer Durchsuchung wurde er auf der Polizeiwache so lange geschlagen, bis er das Bewusstsein verlor, lange Zeit wurde ihm ärztliche Hilfe verweigert und schließlich wurde er für 15 Tage inhaftiert. 

Der Moskauer Aktivist Alexander Teplyakov erzählte Journalist:innen, dass er beim Abholen von Antikriegsaufklebern in einer Druckerei festgenommen und stundenlang gefoltert wurde, um gegen seine Genoss:innen auszusagen. Nach seiner Entlassung verließ Teplyakov sofort das Land. 


*** Was ist unsere Antwort darauf *** 

Das Regime versucht, uns einzuschüchtern, indem es eine reale Bedrohung für Leben und Gesundheit schafft, indem es neue Strafverfahren einleitet. Gewalt und Unterdrückung sind die einzige Möglichkeit, auf die wachsende Unzufriedenheit der Menschen und ihre Hinwendung zum organisierten Kampf zu reagieren. Im Arsenal des Regimes gibt es so gut wie keine positiven Anreize, mit denen es die Unterstützung neuer Schichten von Menschen gewinnen könnte. 

Je näher das Ende des Regimes rückt, desto wütender werden seine Wächter. Wir müssen auf die neue Welle der Repression mit noch größerer Geschlossenheit reagieren und unsere Anstrengungen zur Agitation unter unseren Kolleg:innen und Bekannten verdoppeln, ohne dabei unsere Sicherheit aus den Augen zu verlieren. Wenn ihr Plakate oder Flugblätter druckt, tut dies auf einem Drucker zu Hause oder am Arbeitsplatz, aber nicht in einer Druckerei. Klebt sie nicht im Blickfeld von Überwachungskameras. 

Seid vorsichtig, aber kämpft weiter: Lasst euch nicht von der Angst unterkriegen, sondern nutzt sie als Ansporn - seid vorsichtiger, überlegter, schlauer! 


#НЕТВОЙНЕ #Repression #Agitation  


Quelle: https://t.me/socialistnews/5851

Übersetzung: Christoph Wälz (https://linktr.ee/ChristophWaelz)

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