Ein guter Tag für unsere Gesellschaft

Ein guter Tag für unsere Gesellschaft

P. I.

Mit der Bahn zu reisen war schon immer etwas beschwerlicher als mit dem Auto. Verspätungen, übervolle Züge, unfreundliche Schaffner und andere genervte Bahnkunden machen so manche Reise mit der Deutschen Bundesbahn schon immer zum Gruselabenteuer. Geschweige denn von schwerem Gepäck, dass beim Umsteigen von einem Gleis zum anderen geschleppt werden muss. Es heißt nicht umsonst, dass wer einer eine Reise macht, was zu erzählen hat.

Seit anderthalb Jahren, hat das Reisen mit der Bahn allerdings ein neues Level der Unsinnigkeiten erreicht. Jetzt darf man nicht nur mit den üblichen Unwägbarkeiten des Zugfahrens kämpfen, nun darf das Zugpersonal seinen sadistischen, denunzierenden Trieben freien Lauf lassen und sich über ihre zahlenden Fahrgäste hermachen. Staatlich gewollt und gefördert.

Seit der Einführung der Masken im Zugverkehr wird von den Zugbegleitern entschieden, wer ein guter zahlender Kunde mit Maske ist und wer ein böser zahlender Kunde ohne Maske ist. Natürlich hat die Bahn ihr Personal geschult, mit Medizinstudium und mit Hoheitsrechten ausgestattet, damit diese medizinischen Atteste einsehen dürfen. Das war ein Witz! Selbstverständlich ist das nicht der Fall, aber sie benehmen sich so.

Um im Zug subversive Elemente ohne Maske entfernen zu lassen, bemühen sie auch ganz gerne die uniformierten Menschen von der Bundespolizei. Diese eilen meist im nächsten Bahnhof in voller Montur mit Schlagstock und Dienstwaffe herbei, um den mundlappenfreien Delinquenten entweder zur Raison zu bringen oder denjenigen mit Handschellen unter den Augen der anderen Fahrgäste aus dem Zug zu schleifen. Den eifrigen Beamten ist auch egal, ob der zahlende Fahrgast 14 oder 80 Jahre alt ist. Wenn man keine Maske trägt, ist man automatisch ein Staatsfeind.

Übrigens, wenn man ohne gültige Fahrkarte mit der Bahn fährt, wird einem nur ein Bußgeld aufgebrummt. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn der Fahrgast keine Maske und keine Fahrkarte hat. Wahrscheinlich richten sie einen demnächst noch im Zugabteil mit Genickschuss hin. Sozusagen als Warnung für die anderen Fahrgäste.

Im Anschluss an solch einem Vorfall, stolziert das Zugpersonal, für gewöhnlich, stolz durch die Wagons und fühlt sich wie der größte Hahn am Platz und merkt gar nicht, dass er sich gerade selbst zum Deppen macht.

Da mittlerweile auch der dämlichste Zugbegleiter gemerkt hat, dass es nicht von Bundesbahngnaden ausreicht, Atteste einsehen zu dürfen, sind viele dazu übergegangen ihrer Leidenschaft des Denunzierens heimlich nachzugehen. Wenn sie einen maskenlosen Menschen in ihrem Bereich entdecken, fragen sie nicht mehr nach Attesten, sondern schwärzen diese Augenblicklich bei der Bundespolizei an. Oft werden sie noch von anderen Fahrgästen auf den unhaltbaren Zustand hingewiesen, dass da ein Volksschädling ohne Maske sitzt. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder der aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, keine Maske trägt. Das grenzt an Anarchie! Soll er doch ersticken unter der Maske. Hauptsache er beugt sich dem gängigen Narrativ!

Worum ging es der Regierung nochmal bei den Masken? Ach ja, Gesundheitsschutz!

Um so erfreulicher finde ich es, dass sich ab und zu ein Fahrgast ohne Maske nicht einschüchtern lässt, wie das folgende Beispiel sehr schön zeigt.

Eine junge, gut gekleidete Frau fuhr im Großraumwagon der ersten Klasse ihrem Ziel entgegen. Wie viele andere Fahrgäste arbeitete sie an ihrem Laptop. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie keine Maske trug. Dies wurde selbstverständlich von den anderen Passagieren genauso wie von der Zugbegleiterin bemerkt. Böse Blicke aus allen Richtungen trafen sie. Der Vorwurf, was sie sich denn da erlaubte, lag deutlich in der Luft.

Im nächsten Bahnhof angekommen stiegen zwei Beamte der Bundespolizei in den Zug ein. Was für ein Zufall, genau durch die Türe die an die erste Klasse grenzt. Die Zugbegleiterin hatte offensichtlich schon sehnsüchtig auf die bewaffneten Beamten gewartet und fing sie ab. Mit dem Versuch eines unauffälligen Fingerzeigs auf die maskenlose Ketzerin, setzten sich die Bundespolizisten in Bewegung. Unauffällig kontrollierten sie zuerst die Pässe der ausländisch aussehenden Fahrgäste. Sie ließen sich Zeit, aber das Ziel und die Aussage war klar. Allerdings ließen sie die Fahrgäste mit Maske unterhalb der Nase in Frieden.

Bei der jungen Frau angekommen und einer knappen Begrüßung, fragte einer der Beamten sofort, wo denn ihre Maske sei? Mit der Antwort, dass sich die Maske hoffentlich noch im Einkaufsladen befände, waren die zwei Uniformierten sichtlich unzufrieden. Sich aufplusternd wiesen die Bundespolizisten darauf hin, dass hier im Zug Maske getragen werden müsse, worauf die junge Frau erwiderte, dass sie vom Tragen einer Maske befreit sei. In diesem Fall müsse er das Attest sehen, meinte der wortführende Beamte. Die junge Frau straffte sich in ihrem Sitz und klärte die Beamten auf, das zwischen müssen und wollen ein Unterschied bestehe. Sie führte weiter aus, dass er das Attest nicht sehen müsse, denn in der Corona Verordnung steht nicht drin, dass man ein Attest vorzeigen muss. Man müsse nur glaubhaft machen, dass man eines hat. Ebenso wäre es möglich, eine Versicherung an Eides statt zu machen. Die junge Frau bot den Beamten an eine Ordnungswidrigkeit anzuzeigen, dies wäre für die Beamten viel Arbeit und sie würde es nur einen Brief kosten, um diese Ordnungswidrigkeit beizulegen.

Die Beamten waren sichtlich irritiert. Mittlerweile hatte der zweite Beamte heimlich versucht auf das geöffnete Laptop zu linsen. Auf dem Bildschirm war eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zu sehen. Die arbeitenden Zahnräder im Kopf der Beamten waren förmlich zu hören. Diese junge Frau passte nicht in ihr Schema. Gut angezogen, erste Klasse Abteil, Rechtssachen auf dem Laptop, aber offensichtlich zu jung, um Rechtsanwalt zu sein, Körperhaltung selbstsicher. Klick, klick, klick.

In der Zwischenzeit sind im Zugabteil alle Gespräche verstummt und die Aufmerksamkeit ganz auf die Szene gerichtet. Die Beamten blickten sich um. Ihnen musste in diesem Moment klar geworden sein, dass sie ab jetzt nur noch verlieren konnten und entschieden sich dafür heute Keinen aus dem Zug zu zerren. Vielleicht hatten sie auch einfach genug davon, Arbeiten zu erledigen, wofür sie weder ausgebildet sind noch in ihr Aufgabengebiet fällt. Der wortführende Beamte verabschiedete sich mit den Worten, dass sie ihr einfach mal glaubten und trotteten davon.

Sie stiegen als bewaffnete Bundespolizei ein und stiegen als Menschen wieder aus dem Zug aus. Respekt!

Die Zugbegleiterin war sichtlich sauer und ignorierte die nächste halbe Stunde konsequent das Gesuch nach Kaffee der maskenlosen Frau. Als die junge Frau sich erhob und zur Toilette lief, folgten ihr die respektvollen Blicke der Mitreisenden. Ich denke, sie haben sich alle Gedanken über die Situation gemacht und festgestellt, dass man nicht alles immer tun muss, nur weil die Obrigkeit es so will. Ein guter Tag für unsere Gesellschaft, der Anlass zur Hoffnung gibt.

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