Diese Dialekte sind in Deutschland besonders unbeliebt (neben Sächsisch)

Diese Dialekte sind in Deutschland besonders unbeliebt (neben Sächsisch)

www.spiegel.de - Der Spiegel

Säuselndes Sächsisch oder doch lieber brachiales Bairisch? Wenn es um Dialekte geht, haben viele Menschen so ihre Vorlieben. Sehr zum Leidwesen vieler Ost- und Süddeutscher, wie nun eine neue Umfrage nahelegt.

»Mia redn Boarisch«: Hier wird der Dialekt stolz nach außen getragen Foto: Ralph Peters / IMAGO

Mit Dialekten ist es so eine Sache. In manchen Ohren vermitteln sie Sympathie und Authentizität. In anderen Ohren klingen sie nach Provinzialität oder schlimmstenfalls gar Inkompetenz. Sprecherinnen und Sprecher von Dialekten müssen da oft hoffen, dass ihre Zuhörer ihnen wohlgesonnen sind. Denn den eigenen Dialekt komplett abzulegen? Das schaffen nur wenige – auch wenn es eigens Trainer gibt, die etwa Managern ihren Dialekt abtrainieren wollen.

Die Frage, welche Dialekte im deutschen Sprachraum besonders schlecht wegkommen, gewinnt angesichts dessen eine herausgehobene Bedeutung. Und glaubt man einer Umfrage im Auftrag der Online-Sprachlernplattform Preply , dann müssen Sächsinnen und Sachsen nun besonders stark sein.

Ihr Dialekt rangiert demnach immer noch unangefochten auf Platz eins der unbeliebtesten Dialekte Deutschlands. 38 Prozent gaben demnach an, mit dem Sächsischen zu hadern. Erst mit deutlichem Abstand folgen auf den Plätzen zwei und drei Schwäbisch (19,3 Prozent) und Bairisch (18,6 Prozent).

Doch immerhin: Sächsisch scheint zumindest mancherorts ein kleines Comeback zu erleben. In einer anderen Umfrage aus dem Jahr 2008 waren es nämlich noch 54 Prozent der Teilnehmer, die angaben, diesen Dialekt überhaupt nicht zu mögen. Und gerade die jüngere Generation, so die Lernplattform Preply, stehe Sächsisch wieder etwas aufgeschlossener gegenüber. Nur 29 Prozent der 16- bis 24-Jährigen wählten demnach Sächsisch als unangenehmsten Dialekt, dicht gefolgt von Bairisch, woran sich 28 Prozent der jungen Menschen stören.

Deutlich besser kommen zumindest laut dem Preply-Ranking dagegen westfälische oder rheinländische Dialekte weg:

  1. Sächsisch (37,6 Prozent)

  2. Schwäbisch (19,3 Prozent)

  3. Bairisch (18,6 Prozent)

  4. Thüringisch (17 Prozent)

  5. Schwyzerdütsch (15,9 Prozent)

  6. Plattdeutsch (13,5 Prozent)

  7. Berlinerisch (13,4 Prozent)

  8. Kölsch (13 Prozent)

  9. Wienerisch (12,8 Prozent)

  10. Hessisch (12,4 Prozent)

  11. Pfälzisch (12 Prozent)

  12. Fränkisch (10,4 Prozent)

  13. Saarländisch (10,1 Prozent)

  14. Badisch (9,7 Prozent)

  15. Kärntnerisch (9,4 Prozent)

  16. Tirolerisch (8,7 Prozent)

  17. Rheinländisch (7,6 Prozent)

  18. Westfälisch (6,5 Prozent)

Wenn es darum geht, welche Mundart eher positiv oder eher negativ aufgefasst wird, gibt es laut der Umfrage allerdings große regionale Unterschiede. Zwar können sich die Bewohner der meisten Bundesländer darauf einigen, dass sie das Sächsische nicht mögen. Schaut man jedoch etwas tiefer in die Zahlen, ergibt sich ein vielschichtiges Bild.

So sind freilich lediglich in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern andere Dialekte noch verpönter als das Sächsische. Ausgerechnet in Thüringen steht dabei Thüringisch besonders schlecht im Kurs. Preply mutmaßt gar, die Thüringerinnen und Thüringer könnten wegen ihres Dialekts in einer Identitätskrise stecken, wenn sich fast jeder Vierte am eigenen Dialekt störe. Lässt man mal das Sächsische außen vor, so mögen laut Preply die Einwohner dieser Bundesländer folgende Dialekte kaum:

Schleswig-Holstein: Hessisch

Mecklenburg-Vorpommern: Bairisch

Hamburg: Bairisch

Niedersachsen: Schwyzerdütsch

Bremen: Thüringisch

Brandenburg: Schwäbisch

Sachsen-Anhalt: Schwäbisch

Berlin: Bairisch

Nordrhein-Westfalen: Schwäbisch

Hessen: Hessisch

Thüringen: Thüringisch

Sachsen: Bairisch

Rheinland-Pfalz: Schwäbisch

Saarland: Kölsch

Bayern: Thüringisch

Baden-Württemberg: Berlinerisch

Bei allen Zu- und Abneigungen: Insgesamt sind die Dialekte in Deutschland auf dem Rückzug. Sprachwissenschaftler beklagen verbreitet einen Verlust an Vielfalt. Und Polarisieren können die Mundarten der Umfrage zufolge noch immer. Die Ergebnisse hierfür hat laut Preply ein unabhängiges Marktforschungsinstitut ermittelt. Dazu wurden demnach 1.008 Männer und Frauen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren (Durchschnittsalter 41) zwischen dem 18. und 19. Juli 2023 befragt. Die Fragestellung lautete: »Welche deutschen Dialekte mögen Sie überhaupt nicht?« Mehrfachnennungen waren möglich.

apr

Source www.spiegel.de

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