Die deutsche Zeitlupe: Geschichte einer langsamen Auflösung
Elem ChintskyKaum ein Volk der letzten über 100 Jahre hatte eine so turbulent-kontroverse und dramatische Genese gehabt wie die Deutschen. Von der preußischen Monarchie, zur Weimarer Republik, ins Dritte Reich, hin in die monumentale Staatsdichotomie namens BRD kontra DDR, bis man letztendlich in die vom 2+4-Vertrag festgelegte “Wiedervereinigung” bzw. den kosmetischen Anschluss der DDR zur BRD mündete.
Um diese ganze Historie systematisch aufzuarbeiten, bräuchte es mindestens einen Schinken. Stattdessen wird es ein kleiner Ausflug, der sich mit einer bestimmten Sache, die ein bestimmter Brite vertiefte, beschäftigt.
Gregory Bateson (1904-1980) war einer der wenigen “Menschen der Renaissance” im 20. Jahrhundert. Sein multidisziplinärer Ansatz hat ihm ein solches pluralistisches Mandat gegeben. Auf einer fiktiven, intergalaktischen Uni mit Zoom-Anschluss, wo Aristoteles Logik, Tertullian Theologie, Jung Psychologie, Dreyer Film, Pascal Mathematik und Tesla Physik lehren würden, und Baerbock mit Angstschweiß dort den Boden wischt, könnte Bateson den Lehrstuhl für Anthropologie und menschliche Kognition innehaben.
Heute ist konkret die Rede vom sogenannten “Frieden von Versailles”. Jeder von uns weiß, dass dieser nach dem Ersten Weltkrieg installiert wurde. In dem man den Deutschen den wohl größten Streich überhaupt spielte. Bateson hatte dazu interessante Forschungen gemacht.
Hierzulande wird diese Auslegung als nazistische Verschwörungstheorie namens “Dolchstoßlegende” verschleiert und delegitimiert. Umso wichtiger also ist es, dass es ein renommierter britischer Nachkriegsintellektuelle aufgreift und nicht nur der Quotennazi Adolf Hitler während seiner Wahlkampfreden Anfang der 1930er.
Heute leben wir in einer Welt, in der sich Frieden und Krieg vermischen. Dies war jedoch nicht immer der Fall. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Frieden und Krieg getrennt waren.
Gregory Bateson war der Ansicht, dass dies bis 1919 der Fall war, als die Amerikaner und Briten, die die Deutschen bei den Friedensverhandlungen verraten hatten, die gesamte westliche Zivilisation in einen hybriden, präzedenzlosen Zustand versetzten. Bateson zufolge handelte es sich um einen systemischen Wandel im Denken, wie es ihn in unserer Geschichte seit der Jungsteinzeit nur zwei oder drei Mal gegeben hat.
Im Grunde genommen gab es in der gesamten Menschheitsgeschichte vom Neolithikum bis 1919 nur zwei lineare Lebensweisen: Krieg und Frieden. Oder, um es mit den Worten der Philosophen zu sagen, es gab zwei Wege: Krieg als "Weg der Täuschung" und Frieden als "Weg der Wahrheit". Ein jüdischer Mann aus Nazareth nannte ihn auch "den Weg der Liebe+Barmherzigkeit", wie es Einigen heute noch vielleicht bekannt ist.
Was also war nach Batesons Ansicht das Ungeheuerliche, das die US-Amerikaner und Briten taten? Sie haben es zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit verstanden, die logischen Ebenen von Krieg und Frieden zu vermischen. Das geschah bei den Friedensverhandlungen im Jahr 1919.
Die genauen Umstände des Versailler Vertrages sind uns heute nur noch vage bekannt. Aber die Geschichte war eigentlich sehr einfach. Der Erste Weltkrieg zog sich immer weiter in die Länge und ermüdete alle Beteiligten. Die Welt verstand nicht so recht, wie es dazu kommen konnte, dass die Beziehungen auf diese Weise geregelt wurden - Millionen von Leichen auf allen Seiten, der Einsatz von chemischen Waffen usw.
Gleichzeitig war es ganz offensichtlich, dass die Deutschen verloren hatten. Und dann hatte George Creel (neben Bernays + Lippmann, einer der Begründer der modernen PR-Kunst), ein Berater des US-Präsidenten Woodrow Wilson, eine Idee. Sie lautete wie folgt: "Vielleicht würden sich die stolzen Deutschen ergeben, wenn wir ihnen weiche Bedingungen für die Einstellung der Feindseligkeiten anbieten würden. Und ich habe ein solches Paket mit weichen Bedingungen ausgearbeitet, nach denen keine Strafmaßnahmen ergriffen werden sollten." Diese Bedingungen wurden in 14 Punkten festgehalten. Es war ein nobles und versöhnliches Dokument.
Creel übergab diese "14 Punkte" an Präsident Wilson. Präsident Wilson, der ein "pathologisch ehrlicher Mann" war (u. a. verantwortlich für die Gründung der Rothschild-kontrollierten US-Zentralbank via des Federal Reserve Act/ Dez. 1913), führte diese Punkte in zahlreichen öffentlichen Reden im Detail aus: "Es wird keine Annexionen, keine Kontributionen, keine Strafmaßnahmen geben..." usw. Und die Deutschen kapitulierten. Das heißt, sie begannen, nach der Logik dieser Abmachung zu handeln - nach der "Logik des Friedens" also, oder nach dem friedensstiftenden "Weg der Wahrheit". Die US-Amerikaner und die Briten setzten jedoch die Blockade gegen Deutschland fort, und die ganze Nation hungerte ein weiteres Jahr lang.
Nach fast einem Jahr wurde der Vertrag schließlich von dem französischen "Tiger" Clemenceau (er wollte Deutschland "zermalmen") und dem britischen Premierminister und hörigen Zionisten Lloyd George, der es für notwendig hielt, von Deutschland enorme Reparationszahlungen zu erhalten, um sich zu rächen und es niederzuschlagen, ausgearbeitet. Und das taten sie auch. Die Deutschen, die einseitig zur "Friedenslogik" übergegangen waren, wurden einfach abserviert. In der Folge wurden sie zerschlagen und gedemütigt, verloren ihre Wirtschaft und stürzten für viele Jahre in Dunkelheit und Armut. Es war eine “geile” Zeit des britischen Multitaskings, denn Lloyd George fand sogar einen Augenblick, seinen pfiffigen Außenminister Balfour mit der bekannten “Erklärung” (1917) an den kosmischen Überzionisten Rothschild zu beauftragen, welche damals das Schicksal der Palästinenser de facto [BIS HEUTE] besiegelte.
Das bisher Unvorstellbare wurde Realität: Bei den Friedensverhandlungen wurde eine militärische "Logik der Täuschung" angewandt. Die logischen Ebenen von Frieden und Krieg wurden hinterlistigst vermischt. Und die Welt war nicht mehr dieselbe. Es kam zu einer tektonischen Werte-Verschiebung, einer Veränderung im Kommunikationsgefüge selbst, wie es sie in der Geschichte der Zivilisation nur sehr wenige Male zuvor gab.
Dieses Ereignis gab den Deutschen die rasante wirtschaftliche, moralische und soziale Degenerierung dank der Weimarer Republik (ich musste sie in der Schule als “goldenes Zeitalter” in einem Stück schlucken), die die Nazis so fein verstanden, für sich zu nutzen, was hingegen direkt und unweigerlich zum Zweiten Weltkrieg führte. Es führte auch zur totalen Demoralisierung der deutschen Politik, deren Folgen eine schockierte Welt in den Wochenschauen aus den KZs der Nazis sehen würde. Eine weitere Ironie war, dass die deutschen Nazis praktisch die aggressive Rassenhass-Ideologie ausgerechnet aus dem Babylonischen Talmud – der dem Judentum als Gründungsschrift angehörte, deren nominale Anhänger sie selbst in Europa so enthusiastisch mordeten, diskriminierten oder deportierten – Eins zu Eins kopierten (gestreckt mit moderner, sozialdarwinistischer Eugenik, die Dekaden zuvor schon von den US-Amerikanern und Briten praktiziert und gepriesen wurde!) und in Form ihrer eigenen “arischen Auslegung” eines gewaltsam-privilegierten Übermenschen für sich beanspruchten und in die Welt projizierten und expandierten.
Gregory Bateson starb 1980, aber er war immer davon überzeugt, dass zukünftige Generationen noch mehrere oszillierende Ein- und Umbrüche aufgrund der Folgen dieses US-angelsächsischen Verrats an dem deutschen Volk von 1919 erleben würden. Schaut man, wie die UNO-“Feindstaatenklausel” seit 79 Jahren währt (ich darf doch sehr bitten, “obsolet” seit 1994), die Deutschen sich 1990 keine “neue Verfassung gegeben haben” bzw. “nicht geben durften”, weiter unter "grundgesetzlicher" US-Besatzung stehen, sich mittlerweile selber und freiwillig abschaffen, kollektiv-neurotische Klima-Ritualistik zur De-Industrialisierung anfeuern, keine Volksentscheide treffen dürfen und einer so kolossalen Umerziehung zum Opfer gefallen sind, wo die einzige Alternative für sie eine Alternative für Deutschland ist, welche sich sehr wohl als zionistisches “trojanisches Pferd” kontrollierter Opposition entpuppen könnte (aber nicht muss) – wird mir angst und bange.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Chintsky publiziert u. a. für das Nachrichtenmagazin Hintergrund und für RT DE. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, wo man noch mehr von ihm lesen kann.