"Die Zukunft Europas ist in großer Gefahr": Emir Kusturica im Exklusivinterview
test.rtde.websiteDer Westen will den Balkan in Brand setzen, Russen werden verfolgt wie die Juden vor dem Zweiten Weltkrieg und die Ukraine gab es vor Chruschtschow überhaupt nicht. Das meint der Starregisseur Emir Kusturica in einem Exklusivinterview mit der russischen Zeitung "Iswestija".
Die Zukunft Europas sei in großer Gefahr, sagt gegenüber der Zeitung Iswestija Emir Kusturica, der serbische Regisseur, Gewinner zweier Goldener Palmen des Filmfestivals von Cannes und Ordensträger der Ehrenlegion.
Obwohl er die Zusammenarbeit mit dem Moskauer Theater der Russischen Armee im Jahr 2022 aufgrund des enormen Drucks aufgeben musste, macht er aus seiner Sympathie für Russland und die Russen keinen Hehl. Und plant eine Trilogie nach den Werken von Gogol, den er übrigens überhaupt nicht für einen ukrainischen Schriftsteller hält. Auf dem Kustendorfer Film- und Musikfestival sprach er mit der russischen Zeitung über Europas Aussichten, Serbien und die Kosovo-Frage, über Russophobie und die ewigen Versuche der Angelsachsen, Russland von den Seewegen abzuschneiden. Hier das Wichtigste aus diesem Exklusivinterview.
Kusturica über Kosovo:
"Die albanische Frage hat, wie alles in der Welt, mit Geographie, Machtausweitung und Zugang zu großen Gewässern zu tun. Die Macht, nämlich die britische, genauer gesagt die angelsächsische, hat die Russen 200 Jahre lang daran gehindert, sich den warmen Meeren zu nähern. Der Krimkrieg, der sich irgendwie auf magische Weise gelöst hat, reduzierte diese Vorstellung um die Größe des Territoriums, das Sowjetrussland später an die Ukraine abtrat. Ähnliches gilt für das albanische Problem. Wenn ein vernünftiger Mensch fragt, warum Rumänien und Bulgarien in der EU sind und Serbien nicht, dann ist die Antwort klar: Weil diese beiden Länder über das Schwarze Meer an Russland grenzen. Deshalb waren sie auch die ersten, die der NATO beigetreten sind. Oder die Europäische Union. Egal, das ist doch das Gleiche."
Kusturica über das Kosovo-Abkommen, das die EU Serbien aufzwingen will:
"Dieses erpresserische Abkommen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Konflikt in der Ukraine einen neuen Charakter annimmt, da die Russen immer weiter vorrücken.
Der Westen will den Balkan in Brand setzen und ihn an einen Punkt bringen, an dem es nur noch ein Entweder-Oder gibt. Dies ist ein Ultimatum, keine Vereinbarung. Selbst wenn die Serben zustimmen sollten, was sie mit Sicherheit nicht tun werden, stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Als Nächstes wird die Wojwodina an die Reihe kommen. Und es wird kein Ende der Ultimaten geben, wenn man dem ersten zustimmt."
Kusturica über die Russophobie des Westens und die Versuche, die russische Kultur zu beseitigen:
"Die Welt befindet sich in einer Phase, in der das russische Volk in ähnlicher Weise angegriffen wird wie das jüdische Volk kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Auch damals konnten die Menschen ihr Mitgefühl nicht denjenigen gegenüber ausdrücken, denen sie es gern zeigen wollten. Jetzt erleben wir einen neuen Krieg mit dem Namen "Politische Korrektheit". Das hemmt die Kampfbereitschaft und den Widerstand und wirft die Frage nach der Toleranz auf."
"Die Idee, die russische Kultur oder, noch schlimmer, das russische Volk zu verbieten, sollte aufgegeben werden. Denn die europäische Kultur und ihre Entwicklung sind ohne den russischen Einfluss nicht denkbar."
Kusturica über die Frage, ob Gogol ein russischer oder ukrainischer Schriftsteller ist:
"In seinen Werken wird immer wieder Kleinrussland erwähnt: Poltawa, Mirgorod und andere Städte. Wenn wir uns also Gogol und seinen Werken zuwenden, die ich fast alle gelesen habe, wird die Ukraine dort nicht erwähnt. Sie wird in den Vorworten zu diesen Büchern erwähnt, aber nicht in den Büchern des Autors selbst. In "Sorotschinskaja Jarmarka" werden die alten Lieder zitiert und es wird gesagt, dass sie kleinrussisch sind. Gogol schrieb auf Russisch über das Gebiet, das Kleinrussland war. Er hat nicht in der Zeit der Sowjetunion und Chruschtschows gelebt, als man dieses Gebiet in die Ukraine umgewandelt hat. Und davor gab es so ein Land nicht."
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