Die Einheit des Wesens

Die Einheit des Wesens

Alfred Rosenberg- Der Mythus des 20. Jahrhunderts S. 678-681
Alfred Rosenberg

1.

Ein Volk ist als Volk verloren, ist als solches überhaupt gestorben, wenn es beim Überschauen seiner Geschichte und bei Prüfung seines Zukunftswillens keine Einheit mehr findet. In welchen Formen die Vergangenheit auch verlaufen sein mag: gelangt eine Nation dazu, ihre Gleichnisse des ersten Erwachens echt und wirklich zu verleugnen, dann hat sie damit die Wurzeln ihres Seins und Werdens überhaupt verneint und sich zur Unfruchtbarkeit verdammt. Denn auch Geschichte ist nicht Entwicklung eines Nichts zu einem Etwas, auch nicht von Unbedeutendem zu Großem, auch nicht die Verwandlung eines Wesens in ein ganz anderes, sondern das erste rassisch-volkliche Erwachen durch Helden, Götter und Dichter ist bereits ein Höhepunkt für immer. Diese erste große mythische Höchstleistung wird im wesentlichen nicht mehr "vervollkommnet", sondern nimmt bloß andere Formen an. Der einem Gott oder Helden eingehauchte Wert ist das Ewige im Guten wie im Bösen. Homer war höchstgesteigertes Griechentum und schirmte dieses noch im Untergange. Jahwe ist das triebhafte Judentum, der Glaube an ihn die Kraft auch des kleinsten Schacherjuden Polens.

Diese Einheit gilt auch für die deutsche Geschichte, für ihre Männer, ihre Werte, für den uralten und neuen Mythus, für die tragenden Ideen des deutschen Volkstums.

'Schlafender Wotan' - Rudolf Maison


Eine Form Odins ist gestorben, d. h. Odin, der oberste der vielen Götter als Verkörperung eines der Natursymbolik noch unbefangen hingegebenen Geschlechts. Aber Odin* als das ewige Spiegelbild der seelischen Urkräfte des nordischen Menschen lebt heute wie vor 5000 Jahren. Er faßt in sich zusammen: Ehre und Heldentum, Schöpfung des Gesanges, d. h. der Kunst, den Schutz des Rechts und ewiges Suchen nach Weisheit. Odin erfährt, daß durch die Schuld der Götter, durch den Vertragsbruch den Erbauern Walhalls gegenüber, das Göttergeschlecht Zugrunde gehen muß. Diesen Untergang vor Augen, befiehlt er doch Heimdall, mit seinem Horn die Asen zum Entscheidungskampf zu rufen.

Heimdall- Dorothy Hardy/Myths of the Norsemen by H. A. Guerber


Unbefriedigt, ewig suchend, durchwandert der Gott das Weltall, um Schicksal und Wesen des Seins zu ergründen. Er opfert ein Auge, um der tiefsten Weisheit teilhaftig zu werden. Als ewiger Wanderer ist er ein Symbol der nordischen, ewig suchenden und werdenden Seele, die nicht selbstzufrieden sich auf Jahwe oder seinen Stellvertreter zurückzuziehen vermag. Die unbändige Willenhaftigkeit, die anfangs so rauh in den Schlachtliedern über Thor durch die nordischen Lande wuchtet, sie zeigt gleich an allem Anfang ihres Erscheinens auch die innere, strebende, weisheitsuchende metaphysische Seite in Odin, dem Wanderer. Derselbe Geist aber offenbart sich wiederum bei den freien großen Ostgoten, dem frommen Ulfilas; das zeigt sich aber – selbst zeitlich übereinstimmend – im erstarkenden Rittertum und den großen nordisch-abendländischen Mystikern, mit ihrem Größten, Meister Eckehart. Und wiederum stellen wir später fest, daß als im friderizianischen Preußen die Seele, die einst Odin gebar, erneut lebendig wurde bei Hohenfriedberg und Leuthen, sie zugleich auch in der Seele des Thomaskantors und Goethes wiedergeboren wurde. Von diesem Standpunkt aus wird die Behauptung tief gerechtfertigt erscheinen, daß eine nordische Heldensage, ein preußischer Marsch, eine Komposition Bachs, eine Predigt Eckeharts, ein Faustmonolog nur verschiedene Äußerungen ein und derselben Seele, Schöpfungen des gleichen Willens sind, ewige Kräfte, die zuerst unter dem Namen Odin sich vereinten, in der Neuzeit in Friedrich und Bismarck Gestalt gewannen. Und so lange diese Kräfte wirksam sind, so lang, und nur so lang, wirkt und webt noch nordisches Blut mit nordischer Seele in mystischer Vereinigung, als Voraussetzung jeder artechten Schöpfung.

Edward Henry Corbould- Scene from Goethe's Faust: the appearance of the Spirit of the Earth (1852)


Lebendig sind nur der Mythus und seine Formen, für den die Menschen zu sterben bereit sind. Als die Franken ihre altheimatlichen Haine verIassen hatten und ihre Körper und Seelen wurzellos geworden waren, schwand ihnen nach und nach die Kraft, den fester gefügten Einwohnern Galliens zu widerstehen. Vergebens suchte Theodorich den Frankenkönig Chlodowech zum freien Arianismus zu bekehren, um wenigstens die nationalen Voraussetzungen Rom gegenüber zu sichern; von seiner hysterischen Frau bestürmt, vollzog der Führer des militärisch stärksten germanischen Stammes den geistigen Übertritt ins römische Lager. Zwar dachten weder er noch die anderen Franken daran, ihr Heldentum aufzugeben, sie stellten es nur neben das Christentum, um für dieses und für ihren Ruhm und ihre Macht zu kämpfen. Durch den ersten Schritt bedingt, überwucherte aber später dann der römische Mythus den altgermanischen Blutsgedanken, so daß er die Führung übernehmen konnte. Im Zeichen des Kreuzes gehen von nun an alle Kriege vor sich. Und als dieses Kreuz überall gesiegt hatte, begann der Kampf innerhalb der "bekehrten" Welt gegen die Ketzer und die Protestanten, die ihrerseits gleichfalls das Kreuzeszeichen ins Feld trugen. Dann starb der Mythus vom Marter-Kreuz, was die heutigen Kirchen ebenso zu verheimlichen bemüht sind, wie die Germanen einst der alten Götter Tod. Denn für das christliche Kreuz kann man heute keine nordeuropäische Armee, selbst nicht eine spanische oder italienische mehr in den Krieg führen. Man stirbt heute zwar auch für Ideen, Symbole und Fahnen – und nur für Ideen – aber keines dieser Gleichnisse trägt das Zeichen, welches einst den "frommen" Chlodowech überwand. Und was die Lebenden nicht mehr in der glühenden Weise erfüllt, so daß sie bereit sind, ihr Leben dafür zu lassen, ist tot und keine Macht wird es mehr zum Leben erwecken. Um für "das Kreuz" heute noch wirken zu können, sind die Kirchen gezwungen, sich hinter den Ideen und Symbolen eines neuerwachenden Mythus zu verbergen. Es sind dies aber gerade die Zeichen einer Kraft, zu deren Vernichtung sich einst die "Bonifazius" und Willibald aufgemacht hakten, die Zeichen jenes Blutes, das einst Odin und Baldur erschuf, das einst Meister Eckehart zeugte, welches endlich seiner selbst bewußt zu werden begann, als das Wort Alldeutschland ausgesprochen wurde, als auch Goethe die Aufgabe unseres Volkes wiederum darin erblickte, das römische Reich zu brechen und eine neue Welt zu gründen.

Das Meister-Eckart-Portal an der Predigerkirche in Erfurt, Relief von Siegfried Krepp. „Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“


* Herman Wirth findet in der alten Götterwelt auch Züge eines Niedergangs: Einflüsse einer Eskimo-Rasse. Das mag stimmen, berührt aber das Eigentlich - Germanische nicht.









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