Deutsche machen Corona Sex Party
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Der Swinger-Club „Zwanglos III“ an der Kreuzberger Gneisenaustraße ist eine alte Sex-Institution der Hauptstadt. Pärchen und Singles trafen sich hier seit mehr als 20 Jahren. Nun müssen die Swinger ins „häusliche Vergnügen“.
Ein paar Treppen geht es hoch, hinter einer Eisentür sind eine Bar und Liegewiesen. 24 Stunden ist der Laden normalerweise geöffnet, Frauen kommen gratis rein, Männer zahlen zwischen 55 und 100 Euro, je nach Zeit und Wochentag. Dann kam das Coronavirus.
Am Samstag vergangener Woche gab es hier eine letzte Orgie. „Ich hatte fast alle Stammgäste informiert, dass eine super Party stattfinden muss, kurz bevor geschlossen werden muss“, sagt Teamleiterin Kathrin H. (58). „Dass dann kurzfristig alles geändert wurde, habe ich erst im Radio gehört, als ich morgens auf dem Weg nach Hause war. Es gab viele Tränen, aber auch viel Spaß unter den Gästen.“
Hintergrund: Zunächst hatte es geheißen, Vergnügungsstätten müssten ab Dienstag schließen, dann änderte man das per Eilbeschluss auf vergangenen Samstagabend.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitete Kathrin H. im „Zwanglos“. Sie und die anderen fünf Beschäftigten bangen um ihre Existenz. Sie sagt: „Wie unendlich viele Menschen jetzt habe ich gar keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll. Lässt man sich krankschreiben, oder geht man lieber zum Arbeitsamt? Oder zum Gesundheitsamt? Keiner hat einen Plan, aber wer zahlt meine Miete, wenn ich nicht kann und das Arbeitsamt geschlossen ist? Ich habe überall angerufen und nirgendwo geht jemand ran.“
Dann sagt sie: „Da ist Traurigkeit über den verlorenen Arbeitsplatz, Existenzangst, was auch immer, es ist wie im Film, nur real.“
Zuletzt hatte es schon einen starken Einbruch der Gästezahlen gegeben, Touristen blieben aus, Stammgäste trafen sich meist lieber mit mehreren Pärchen zu Hause für „häusliches Vergnügen“, da gäbe es eine geringere Corona-Ansteckungsgefahr, so die Hoffnung.
Seit 14 Tagen lagen zudem Listen aus, in denen Gäste Namen und Kontaktadressen eintragen sollten, für den Fall, dass es eine Infektion gibt. Damit man alle informieren kann. „Unser Problem ist, dass viele Gäste sich da nicht oder nicht komplett eintragen wollen“, sagt H. Schließlich ist das Swingen seit jeher eine eher anonyme Angelegenheit.
Sie und ihre Kollegen hätten jetzt beim Vermieter um einen Mietaufschub gebeten. Aber der habe schon signalisiert, dass das „Zwanglos III“ nicht der einzige Mieter sei, der danach fragte. H.: „So ähnlich ist das fast in jedem Wirtschaftszweig, egal wo man hinhört.“
Die staatlichen Kredite, die in Aussicht gestellt wurden, würden für viele Kleinunternehmer trotzdem den Ruin bedeuten. Denn irgendwann müsste man sie ja zurück zahlen. „Ich hatte mir so was erhofft wie kurzzeitige Steuersenkungen.“
Sie sagt: „Wir haben hier in den über 20 Jahren, die ich hier arbeite, viel erlebt. Aber sowas noch nie.“
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