Der Junge zerreißt den ersten Lehrer auf dem Boden

Der Junge zerreißt den ersten Lehrer auf dem Boden




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Der Junge zerreißt den ersten Lehrer auf dem Boden

Es ist eine Liebesgeschichte und zugleich eines der spektakulärsten Fluchtdramen in der Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz: Verkleidet als SS-Mann, rettete ein Pole eine Jüdin. Dann verloren sie sich und glaubten, der jeweils andere sei tot - jahrzehntelang.


10.01.1999, 13.00 Uhr

aus

DER SPIEGEL 2/1999








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Das junge polnische Dienstmädchen pflegte bereits seit geraumer Zeit einmal in der Woche in die kleine Goldwerkstatt in Brooklyn zu kommen, um der Dame behilflich zu sein. Die zurückhaltende Frau Zacharowitz lebt allein, seit ihr Mann starb. Weil der Jüdin der Sabbat heilig ist, kommt ihre Helferin immer freitags, wischt den Boden und macht Besorgungen.
Über ihre Vergangenheit redete Frau Zacharowitz nicht - jedenfalls nicht bis zu diesem Tag. Ihre polnische Helferin hatte wie fast immer, wenn die zwei sich treffen, gerade Kaffee gekocht und deckte den Tisch, als die Jüdin unvermittelt zu reden begann. »Weißt du«, sagte sie, »ich war früher einmal sehr verliebt in einen Polen. Aber das ist schon lange her.«
Und dann erzählte sie ihre Lebensgeschichte, die in dem polnischen Ort Lomza begann: daß sie nach Auschwitz deportiert wurde, als die Nazis kamen - sie, ihre Eltern und die drei Geschwister Jacob, Nathan und Rebecca. Daß alle anderen in den Gaskammern starben - und nur sie überlebte, weil ein junger Pole sie gerettet habe. Ein Mann, den sie damals liebte, als er ungefähr so alt war wie ihre polnische Helferin heute. Er müsse wohl schon lange tot sein, denn seit dem Herbst 1944 habe sie kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten, er kämpfte damals bei den polnischen Partisanen.
Nie würde sie vergessen, was dieser Mann für sie getan hatte. Aus Liebe habe der Mithäftling im Konzentrationslager Auschwitz sie gerettet. Dieser Mann, Jerzy Bielecki, habe sich im Lager eine SS-Uniform besorgt, sie abgeholt, und dann sei er mit ihr durchs Tor marschiert. Tagelang hätten sie sich in Wäldern versteckt, dann hätten sie sich getrennt. Für immer.
Die junge Polin hörte der Frau aufmerksam zu. Irgendwie kam ihr die Geschichte bekannt vor. Und dann erinnerte sie sich: »Ich habe das im polnischen Fernsehen gesehen«, stammelte sie: »Sie haben einen Mann interviewt, der berichtete, er habe ein jüdisches Mädchen auf diese Weise gerettet. Aber die Frau hieß Cybula, Cybulowa oder so ähnlich.« Der Mann müsse noch leben.
Was die Haushaltshilfe nicht wußte: Der Mädchenname der alten Frau Zacharowitz lautete Cybulska, Cyla Cybulska.
Zwei Tage später, am 6. Juni 1983, klingelte in einem Haus in Nowy Targ in Polen das Telefon: »Hallo Herr Bielecki? Hier ist Warschau, ich verbinde. Ich verbinde mit New York.« »Ich höre, höre.« Am anderen Ende, schwer verständlich, meldete sich eine weibliche Stimme: »Hallo, hallo - Jurek, Jurek, bist du das?«
Kurz nach Kriegsende hatte auch Jerzy Bielecki eine Todesnachricht erhalten. Cyla, so hörte er, sei 1945 in einem schwedischen Krankenhaus verstorben. Ein Foto zeigte das Mädchen auf einem Krankenbett. Er hatte es als letzte Erinnerung aufbewahrt.
Bielecki erschrak, doch er erkannte die Stimme sofort. »Das bin ich, Cylchen, von woher rufst du an?« »Aus New York.« Cyla Zacharowitz begann zu weinen: »Jedes Jahr an Allerheiligen habe ich eine Kerze für dich angezündet. Die Tante hatte gesagt, du seist bei den Partisanen getötet worden.«
Krakau (Polen) nur einen Tag später: Auf dem Flughafen Balice landete eine Maschine mit Passagieren aus Amerika: Die 63jährige Cyla Zacharowitz blickte sich suchend um. Als sie den hageren Mann dort stehen sah, fiel ihr die Tasche aus der Hand. Bielecki war unsicher, ob die große Liebe seines Lebens ihn noch erkennen würde. Er hatte Rosen mitgebracht: eine für jedes Jahr, das seit Auschwitz vergangen war.
Sie guckte noch einmal prüfend, dann lachte sie und kam auf ihn zu. »So viele Jahre«, sagte sie, »wie ernst du geworden bist.« Und Bielecki antwortete: »Aber du, Cylchen, du bist so geblieben, wie du warst.«
Damit begann das Happy-End einer einzigartigen Liebesgeschichte inmitten des Horrors der Massenvernichtung. Viele der Beteiligten leben noch heute. Im Lauf der Jahre haben sie sich zusammengefunden und können nun das Drama einer spektakulären Flucht aus dem Lager Auschwitz erzählen.
Bielecki gehört zu den ersten, die im Sommer 1940 dorthin kommen: Ein Gestapo-Spitzel hat ihn und fünf Freunde verraten, als sie versuchten, die Grenze zu überqueren. Ihr Ziel war Frankreich, wo sie sich der Armia Krajowa (der »Heimatarmee") anschließen wollten, die aus dem Exil gerade den polnischen Widerstand aufbaute. Statt dessen landen die sechs jungen Männer im Gefängnis von Tarnów.
Dort haben die Deutschen auch einen Jüngling aus Sanok eingesperrt. Er nennt sich Filip und ist gerade 19 Jahre alt. Er hat kurz zuvor Abitur gemacht und bereitet sich auf sein Mathematik- und Physikstudium an der Technischen Hochschule vor. Oft reicht das, um verhaftet zu werden. In der polnischen Intelligenz vermuten die Nazis den vehementesten Widerstand gegen die Besatzungssoldaten.
Der 14. Juni 1940 ist ein sonniger Tag. Um fünf Uhr morgens werden die Häftlinge zusammengetrommelt, 728 junge Männer versammeln sich vor dem Gefängnis von Tarnów und treten in Reihen den Weg zum Bahnhof an. Wohin es gehen soll, darüber lassen die Deutschen ihre Gefangenen im unklaren. Als der Zug hinter einem Ortsschild ausrollt, kriecht Angst in die Abteile. »Auschwitz - Os wiecim« steht dort.
Cyla Cybulska ist zu der Zeit 19 Jahre alt; sie enstammt einer wohlhabenden jüdischen Familie in Lomza. Ihr Vater besitzt eine Mühle und hat fast hundert Angestellte. Um die Erziehung der vier Kinder hatten sich Kindermädchen gekümmert. Cyla möchte Pharmazeutin werden.
Noch darf das Mädchen die Schule besuchen. Nur mit den anderen, katholischen, Mädchen soll sie nun nach dem Einmarsch der Wehrmacht nicht mehr gemeinsam unterrichtet werden.
Bielecki fällt aus dem Waggon. Mehrere Stunden hatten die Häftlinge zusammengekauert in den Abteilen verbracht. Jetzt fehlt ihm die Kraft zu stehen. In einiger Entfernung fallen ihm SS-Männer auf, deren Mützen Totenköpfe zieren. Sie bilden ein Spalier, durch das die Gefangenen getrieben werden wie Vieh. »Nur los«, brüllen die Peiniger: »Rein ins Lager!« Und immer wieder prügeln sie mit ihren Schlagstöcken auf die Unglückseligen ein.
Einige brechen blutüberströmt zusammen, werden getreten. Bielecki schlägt zweimal auf dem Boden auf, bevor er die rettende Pforte erreicht. »Ich dachte: Nun sind wir auf dem Boden der Hölle gelandet.«
Die ersten deutschen Wörter, die er in Auschwitz lernt, sind Kommandos: »Rechts um, Marsch, Marsch, hinlegen, auf, Marsch, Marsch!« SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch begrüßt die Häftlinge: »Ihr seid hier nicht in ein Sanatorium gekommen, sondern in ein deutsches Konzentrationslager.« Der einzige Ausgang sei der Schornstein des Krematoriums: »Sind Juden im Transport dabei, dann haben sie kein Recht, länger zu leben als zwei Wochen, die Priester einen Monat, die übrigen drei Monate.«
Kurz darauf erhalten die Männer Nummern, die sie, mit einem roten Dreieck (für politische Gefangene) und dem Buchstaben P zur Kennzeichnung ihrer Nationalität auf ihre blauweißgestreifte Häftlingskleidung nähen müssen: Filip bekommt die Nummer 178, Bielecki die 243.
Ein Transport nach dem anderen rollt nun ins Lager. »Nach zwei bis drei Monaten«, erzählt Bielecki, »waren wir nicht mehr 728, sondern schon ein paar tausend. Am Ende des Jahres 1940 lebten bereits fast 8000 Häftlinge im Lager.«
»Der erste von uns«, so Bielecki, »kam schon im November ums Leben: zusammengeschlagen, weil er krank war und nicht mehr arbeiten konnte.« Nach einer Weile hat Jerzy Bielecki 18 Kilogramm an Gewicht verloren und wartet nur noch darauf, daß auch er »an die Reihe« kommt.
Im Januar 1943 wird auch Cyla Cybulska nach Auschwitz deportiert. Eingesperrt in einen Viehwaggon, ohne Fenster, ohne Nahrung, fährt sie gemeinsam mit ihrer Familie ins Ungewisse. Niemand sagt, wohin es geht. Doch die Mutter hat eine schlimme Ahnung. »Sie werden uns umbringen«, sagt sie und bricht in Tränen aus. Der Vater beruhigt sie: »Das können sie nicht tun - die Deutschen sind ein zivilisiertes Volk. So etwas geschieht nicht mehr in diesem Jahrhundert.«
An der Rampe werden die Deportierten selektiert. »Links, rechts, links«, dröhnen die Kommandos. Nazi-Ärzte entscheiden über die Arbeitstauglichkeit. »Meine Mutter, mein Vater, die zwei Brüder und meine Schwester standen in der linken Reihe, mir befahl ein Deutscher, nach rechts zu gehen«, erinnert sich Cyla Zacharowitz. »Da rief meine Mutter meinen Namen, und ich begann, zu ihr zu rennen.«
Doch ein Uniformierter schlägt dem Mädchen mit dem Knüppel auf den Kopf und treibt es zurück in die Reihe. »Er muß mein Gesicht gemocht haben«, glaubt Zacharowitz heute, wo sie weiß, daß sie dem Hieb ihr Überleben verdankt. Einen SS-Mann hört sie sagen: »Ich habe ein Mädchen wie dich zu Hause.« Und dann, sie wird es nie vergessen, murmelt er ahnungsvoll: »Schade...«
Später - bereits eingeteilt in eine Lagerbaracke, die Haare geschoren und in die blau-weiße KZ-Kleidung gesteckt - wagt sie das erste Mal, einen Mithäftling zu fragen, wo ihre Familie sei. Doch die Frau sagt nichts, blickt nur zum Schornstein.
Jerzy Bielecki ist da schon seit zweieinhalb Jahren im Stammlager Auschwitz I. Wie die meisten, die eine so lange Zeit überstehen konnten, kennt er die Tricks: Als Schlosser gesucht werden, meldet sich Bielecki - handwerklich nicht der Geschickteste - und schafft es so, der mörderischen Arbeit im Steinbruch aus dem Weg zu gehen.
Doch dann wird er ins »Grasmäher-Kommando« gesteckt und nun auch zum erstenmal Augenzeuge des massenhaften Mordens. Während er das Gras vor dem elektrischen Zaun des Lagers zentimeterkurz schneiden muß, sieht er in der Nähe des Krematoriums »Stapel von nackten Leichen«. »Von dem Ungeziefer«, tönt ein SS-Scherge, lägen noch »6000 Stück herum«.
»30 bis 40 Meter lang war der Leichenberg«, sagt Bielecki, »bestimmt ein bis zwei Meter hoch. Die Köpfe ragten aus der Masse heraus, Köpfe, Beine, Arme, alles über Kreuz.« Im Jahr 1944 arbeiten die Gaskammern manchmal noch schneller als die Krematorien.
Bielecki wird in der Mühle zum »Vertreter des Buchhalters« - die Arbeit in der Schreibstube verspricht weniger Schikanen und ausreichend Lebensmittel. Der dortige Kommandoführer Paul Pomplum macht einen halbwegs erträglichen Eindruck. Manchmal scherzt er mit den Häftlingen.
Als Bielecki die Räume sieht, kann er es erst gar nicht fassen. »Ist das hier ein Weiberausflug?« fragt er einen Häftling und deutet auf die Gruppe jüdischer Mädchen, die mit dem Flicken der Mehlsäcke beschäftigt ist. Dann trifft sein Blick sich mit dem einer jungen Frau. Keß winkt sie und zwinkert ihm zu. »Sie gefiel mir auf Anhieb«, sagt Bielecki und erinnert sich an »den strahlenden Blick«.
Der Flirt trifft den Auschwitz-Gefangenen völlig unvermittelt und bringt eine seltsame Normalität ins Leben. Das Lächeln der jungen Frau erscheint wie eine Botschaft aus einer anderen Welt. Cyla Zacharowitz sagt: »Jurek hat mich irgendwie aus der Masse gezogen. Etwas wurde anders an diesem Tag.«
Nach ein paar Tagen kommen die beiden ins Gespräch, sie verlieben sich, turteln herum, und wenn niemand guckt, dann küssen sie sich hastig. Doch je inniger Bieleckis Gefühle werden, desto quälender wird das Leben für ihn auch. Er glaubt, daß er, der polnische Arbeitssklave, eine Chance hat, das Lager zu überleben. Doch er weiß, was mit den Juden geschieht. Manchmal drückt Cyla ihren Kopf an die Brust des Geliebten. Oft hat sie dabei Tränen in den Augen.
Auch Filip hat es geschafft zu überleben. Wie, das kann er sich noch immer nicht erklären. »Es war wohl Zufall.« Einige Male schon hatte er mit seinem Leben abgeschlossen: Etwa, als man ihn ins Lager
Birkenau in die »Strafkompanie« gebracht oder mit Malaria infiziert hatte. Irgendwie
* 1996 bei einem Treffen von Auschwitz-Überlebenden.
hat er das Fieber und die medizinischen Versuche überlebt und auch die anschließende Selektion - trotz totaler Erschöpfung hatte er sich auf den Beinen halten können, als der SS-Arzt die Todeskandidaten ausmusterte. »Wer nicht gehen konnte, wurde ermordet. So war das.«
Dann, im April 1943, sehen sich Filip und Bielecki zum erstenmal wieder, seit sie sich im Gefängnis von Tarnów kennenlernten. Filip arbeitet jetzt in der Kleiderkammer.
Manchmal treffen sich die Männer, und eines Tages erzählt Bielecki, was ihn bedrückt. Er berichtet von seiner Liebe zu Cyla. Und von seiner Angst, »von ihr gerissen« zu werden, wenn die SS sie abholen käme.
1944 läuft die Ausrottungsmaschine der Deutschen auf Hochtouren. In Stalingrad hat die Wehrmacht längst kapituliert, die Rote Armee marschiert kaum noch gebremst nach Westen, da lassen die Nazis immer mehr Züge ins Konzentrationslager Auschwitz rollen. Zwischen dem 15. Mai und dem 9. Juli 1944 werden fast 440 000 ungarische Juden nach Auschwitz deportiert, die meisten werden sofort vergast.
Je schneller die Deutschen morden, desto verzweifelter wird Bieleckis Lage. Irgendwann nachts in der Baracke entwickelt er einen Plan. Um ihn zu verwirklichen, braucht er Filips Hilfe.
Er sucht den Freund auf und druckst herum. »Hör mal«, beginnt er: »Wenn du das für mich tust, worum ich dich bitte, dann danke ich dir. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung.« »Na, sag schon, worum es geht«, erwidert Filip. Bielecki: »Es geht um eine komplette SS-Uniform.« Filip: »Wozu brauchst du die?« Bielecki: »Für meinen Chef.« Filip: »Sag ihm, er soll morgen kommen.« Bielecki: »Nein, nein - es soll eine Überraschung sein.« Filip: »Worum geht es wirklich?« Bielecki: »Ich brauche sie für mich.« Filip: »Sie werden uns hängen. Das weißt du. Du willst mit Cyla abhauen. Ja? Sag es mir!«
Im Kleiderfundus lagern Uniformteile für 3000 bis 4000 SS-Leute. Täglich wird Lager-Garderobe gewechselt, häufig müssen Kleider ausgebessert werden. Filip weiß, »daß der Plan den Tod bedeuten, aber klappen kann«. Er muß es nur schaffen, »die Kleidungsstücke unter dem Hemd zu verstecken und herauszuschmuggeln«. Bereits einen Tag nach der Unterredung fordert er Bielecki auf, sich ein Versteck zu suchen. Der Freund steht da mit einer Uniformjacke und »zittert«, wie Bielecki beobachtet, »am ganzen Körper«.
Gemeinsam finden die beiden ein Loch hinter einem losen Brett auf dem Dachboden des Getreidespeichers und schaffen die Kleidungsstücke hinein: erst die Jacke, ein paar Tage später eine Hose, dann Schuhe. »Sei nicht traurig«, versucht Bielecki kurze Zeit später seine Geliebte zu trösten, »alles wird gut.«
Cyla weiß nichts von den Plänen und fragt: »Siehst du, was sie mit den ungarischen Juden in Birkenau machen? Weißt du, wie viele jeden Tag sterben? Ständig, ständig, schicken sie Menschen ins Gas - was, wenn wir an die Reihe kommen?« Bielecki antwortet nur: »Mach dir keine Sorgen. Ich reiße dich hier raus.«
Die beiden Verschwörer müssen sich nun noch einen Passierschein besorgen. Da steht »plötzlich ein SS-Mann in der Tür«, erinnert sich Filip, und befiehlt dem Häftling, »ihm eine neue Uniform auszuhändigen«. Als der Pole in die Brusttasche der alten Uniform faßt, erstarrt er fast vor Schreck: »Der Deutsche hatte seine Papiere vergessen und sagte, er käme in einer Stunde wieder, um sich seine Sachen abzuholen.« Filip läßt die Dokumente verschwinden.
Wenig später stehen Bielecki und Filip eingeschlossen in der Toilette. Filip kramt das Papier aus der Socke. »Versteck es gut«, warnt er: »Dafür würden sie uns hängen.« Bielecki ist nun im Besitz eines grünen Passierscheines, ausgestellt auf den Namen Helmut Stehler, SS-Rottenführer. Jetzt muß er nur noch warten, bis solche Passierscheine wieder gültig sind, denn aus Sicherheitsgründen wechseln die Farben ständig: »Es gab gelbe, weiße, blaue und eben die grünen.«
Während Bielecki den Ausweis präpariert - so muß der Name in »Steiner« geändert werden, falls ein Kontrolleur den früheren Paßinhaber Stehler kennen sollte - und sich eine Legende zurechtlegt (er sei Volksdeutscher aus der Ukraine, was seinen Akzent erklären könnte), kommt es zu einem Zwischenfall, der auch für Bielecki und seine Cyla Folgen hat.
In einem anderen Block wird ein SS-Mann bestraft, weil er mit einem Häftlingsmädchen angebändelt hat. So etwas will Bieleckis Kommandoführer Pomplum bei sich nicht riskieren. Er läßt die Frauen abholen, statt ihrer werden sechs holländische Juden abkommandiert, um die Mehlsäcke zu reparieren.
»Jetzt ist alles aus«, befürchtet Bielecki: »Wir waren getrennt, ich wußte nicht, wo Cyla war, vielleicht war sie auch schon tot.« Doch nach ein paar Tagen überbringt ein anderer Häftling einen Kassiber des Mädchens - Cyla lebt. Sie muß Wäsche stopfen und bügeln.
Am Tag darauf stehen sich die beiden mittags am Müllkasten vor dem Stabsgebäude gegenüber, und Bielecki sagt: »In ein paar Tagen hauen wir hier ab. Ich weiß aber noch nicht, wie lange es dauern kann.« Es dauert acht Tage, bis ein Deutscher eine Lebensmittellieferung abholen will und seinen Passierschein vorzeigt. Der Schein ist grün, olivgrün - so wie der gestohlene, den Bielecki hütet.
Er trifft sich mit Cyla und sagt: »Am Freitag, dem 21. Juli, wird um drei Uhr nachmittags ein SS-Mann kommen, um dich zum Verhör mitzunehmen.« Und: »Der SS-Mann, das bin ich.«
In der folgenden Nacht macht Jerzy Bielecki kein Auge zu. In den Stunden, bevor es losgehen soll, sind beide wie gelähmt.
Um zwei Uhr gibt Bielecki Cyla ein letztes verabredetes Handzeichen. Dann macht er sich auf den Weg zum wachhabenden SS-Mann und erklärt: »Herr Rottenführer, um drei Uhr muß ich Wurst holen gehen.«
Der 21. Juli 1944 ist ein heißer Tag, die Sonne brennt auf das Dach des Getreidespeichers. Bielecki schwitzt. Um sich zu beruhigen, atmet er tief ein; lauscht, ob ihm jemand gefolgt ist, und holt den Sack mit der Uniform aus dem Versteck. Seine Finger zittern, so daß die Kordel zerreißt, die den Beutel zusammenhält. Den Pistolengurt bekommt er anfangs vor Aufregung nicht zu. Dann beschwert er das Holster mit zwei Schrauben und einem Zahnrad. »Es sollte so aussehen, als würde eine Pistole darin stecken.«
Er lockert den Gurt ein wenig, schiebt ihn nach vorn, wie die Deutschen das machen, um schneller an die Waffe zu kommen. Er stülpt sich die Uniformmütze mit dem Totenkopf auf. Dann kramt er zusammen, was er sonst noch über Wochen hinweg für die Flucht organisiert hat: zwei Konservenbüchsen und ein Brot, ein Rasiermesser, einen Spiegel, zwei Eheringe, die sie unterwegs verkaufen könnten.
Zur Tarnung setzt er sich eine Sonnenbrille auf und schaut in den Spiegel: »Ich bekam einen Schreck. Ich sah nicht mich, sondern einen SS-Mann.« Schließlich wischt er sich mit einem Taschentuch noch einmal den Schweiß von der Stirn und öffnet die Tür.
Bielecki geht 15 oder 20 Meter. Zwei Häftlinge mit Schubkarren säubern die Straße. Sie sehen den SS-Mann auf sich zukommen. Hektisch reißen sie sich die Mützen vom Kopf, um zu grüßen. Erst nach einer Schrecksekunde begreift Bielecki, daß der Gruß ihm gilt, und fühlt sich plötzlich »wie in Trance, als hätte ich eine Beruhigungsspritze bekommen«.
Bielecki steuert die Näherei an, in der Cyla arbeitet. »Jetzt geht die Polka los«, denkt er sich und wischt sich ein letztes Mal den Schweiß au
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