Das American Empire und seine Medien

Das American Empire und seine Medien

swprs.org

Juli 2017; aktualisiert Dezember 2019
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Top-Journalisten und Führungskräfte nahezu aller bekannten US-Medien sind in das Netzwerk des einflussreichen Council on Foreign Relations (CFR) eingebunden. Im Folgenden wird dieses Netzwerk erstmals grafisch dargestellt.

Gegründet 1921 als eine private, überparteiliche Organisation zur »Erweckung Amerikas für seine weltweiten Pflichten«, prägen der CFR und seine knapp 5000 renommierten Mitglieder seit Jahrzehnten die US-Außenpolitik und deren mediale Darstellung. Wie ein bekanntes Council-Mitglied erklärte, schufen sie aus der amerikanischen Republik ein globales Imperium, indes eines der »benevolenten« Art.

Die folgende Abbildung zeigt – basierend auf den offiziellen Mitgliederlisten – erstmals das umfangreiche Mediennetzwerk des CFR und seiner zwei wichtigsten internationalen Partner-Organisationen: der Bilderberg-Gruppe sowie der Trilateralen Kommission. Beide wurden von Direktoren des Councils gegründet, um die Kooperation zwischen Eliten auf der internationalen Ebene zu fördern.

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Richard Harwood, der ehemalige leitende Redakteur und Ombudsmann der Washington Post, schrieb über den Council on Foreign Relations anerkennend, dass seine Mitglieder »am ehesten dem entsprechen, was man das herrschende Establishment der Vereinigten Staaten nennen könnte.«

Harwood fuhr fort: »Die Mitgliedschaft dieser Journalisten im Council, was auch immer sie von sich selbst denken mögen, ist eine Bestätigung ihrer aktiven und wichtigen Rolle in öffentlichen Angelegenheiten und ihres Aufstiegs in die herrschende Klasse Amerikas. Sie analysieren und interpretieren die Außenpolitik der USA nicht nur; sie helfen sie zu machen. () Sie sind ein Teil des Establishments, ob sie es wollen oder nicht, und sie teilen die meisten seiner Werte und Ansichten.«

Allerdings machen Medienpersönlichkeiten nur rund fünf Prozent des umfangreichen CFR-Netzwerkes aus. Wie die folgende Abbildung zeigt, zählten und zählen zu den Mitgliedern des privaten Council on Foreign Relations unter anderem:

  • mehrere US-Präsidenten und Vize-Präsidenten beider Parteien;
  • nahezu alle Außen-, Verteidigungs- und Finanzminister;
  • die meisten Generalstabschefs und Kommandeure des US-Militärs und der NATO;
  • einige der einflussreichsten Kongressabgeordneten (insb. Außen- und Sicherheitspolitiker);
  • nahezu alle Nationalen Sicherheitsberater, CIA-Direktoren, UNO-Botschafter, Vorsitzende der Zentralbank (Fed), Weltbank-Präsidenten, sowie Direktoren des Nationalen Wirtschaftsrates;
  • zahlreiche prominente Akademiker, insbesondere in Politikwissenschaft und Ökonomie;
  • zahlreiche Direktoren von Banken, Denkfabriken, Universitäten, NGOs, und Hollywood;
  • sowie die Schlüsselmitglieder der 9/11-Kommission und der Warren-Kommission (JFK)

Bereits der Harvard-Ökonom und Kennedy-Unterstützer John Galbraith konstatierte: »Diejenigen von uns, die in der Wahlkampagne von Kennedy mitwirkten, wurden in der Regierung toleriert und durften mitreden, aber die Außenpolitik war dennoch in der Hand der Leute vom Council on Foreign Relations.«

Der Princeton-Professor und frühere CFR-Angehörige Stephen F. Cohen beschrieb den Council als »die wichtigste nichtstaatliche außenpolitische Organisation der USA«, die die »akzeptierten, legitimen und orthodoxen Diskussionsparameter« definiere. Der CFR entspreche dem, »was die Sowjets die oberste Ebene der Nomenklatura nannten.«

Und John J. McCloy, der ehemalige Vorsitzende des CFR, Hochkommissar für Deutschland, Mitgründer der Atlantik-Brücke, Weltbankpräsident und Berater mehrerer US-Präsidenten, erklärte rückblickend: »Wann immer wir in Washington einen Mann brauchten, blätterten wir einfach die Mitgliederliste des Councils durch und tätigten einen Telefonanruf nach New York [dem CFR-Hauptsitz].«

1945 bis 2017: CFR-Mitglieder in den Schlüsselpositionen des American Empire
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Damit wird ersichtlich, weshalb das Nachrichtenmagazin Der Spiegel den CFR einst als die »einflussreichste private Institution Amerikas und der westlichen Welt« und als ein »Politbüro für den Kapitalismus« bezeichnete. In diesem Sinne dürften auch das römisch inspirierte Logo des Councils (oben rechts in der Grafik) sowie dessen Motto zu verstehen sein: »ubique« – allgegenwärtig.

Der Politjournalist Richard H. Rovere formulierte es mit diesen Worten: »Die Direktoren des Council on Foreign Relations bilden eine Art Präsidium für jenen Teil des Establishments, der unser Schicksal als Nation in den Händen hält. … Selten gelingt es ihnen nicht, eines ihrer Mitglieder, oder zumindest einen ihrer Verbündeten, in das Weiße Haus zu bringen. Tatsächlich gelingt es ihnen meistens, dass die Kandidaten beider Parteien aus ihrer Sicht akzeptable Männer sind.«

Bis vor kurzem traf diese Einschätzung weitgehend zu. So wurde 1993 der frühere CFR-Direktor George H.W. Bush von CFR-Mitglied Bill Clinton als US-Präsident abgelöst, auf den 2001 CFR-“Familienmitglied” George W. Bush folgte. 2008 unterlag CFR-Mitglied John McCain dem CFR-Wunschkandidaten Barack Obama, der bereits einen Monat vor seiner Wahl die Liste mit den Namen seines künftigen Kabinetts von CFR Senior Fellow Michael Froman erhielt, der unter Obama die Freihandelsverträge TTIP und TPP aushandelte und danach als Distinguished Fellow zum CFR zurückkehrte.

Erst bei den Präsidentschaftswahlen von 2016 konnte sich der Council, offenbar, nicht durchsetzen.

Jedenfalls noch nicht.

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Update 2018: Im Januar 2018, wenige Wochen bevor ihm der Internetzugang abgestellt wurde, teilte Wikileaks-Gründer Julian Assange die obige CFR-Mediengrafik auf seinem Twitter-Konto.

Update 2019: 2019 wurde bekannt, dass der verstorbene pädokriminelle Multimillionär Jeffrey Epstein bis 2009 Mitglied und Spender des Council on Foreign Relations und der Trilateralen Kommission war.

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Publiziert: Juli 2017; Aktualisiert: Dezember 2019

Source swprs.org

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