Chef der Raffinerie Schwedt: Bei Ölembargo wäre Versorgung Ostdeutschlands gefährdet

Chef der Raffinerie Schwedt: Bei Ölembargo wäre Versorgung Ostdeutschlands gefährdet


CC BY-SA 4.0 / Uckermaerker / Wikimedia Commons

Die Ölraffinerie in Schwedt ist für die Versorgung der gesamten ostdeutschen Region zuständig, sagte der neue Chef des Unternehmens. Ein Produktionsstopp würde voraussichtlich unter anderem den Flughafen BER lahmlegen.

Wie der vor einigen Wochen ernannte Chef der PCK Raffinerie, Ralf Schairer, in einem Interview für die „Wirtschaftswoche“ äußerte, werden dort zwölf Millionen Tonnen Rohöl im Jahr verarbeitet, die ausschließlich aus Russland kommen. Es handle sich dabei um Diesel, Benzin und Kerosin sowie Heizöle, Bitumen, Aromaten und andere Vorprodukte für die chemische Industrie. „Ohne unsere Produkte wäre die regionale Versorgung gefährdet“, so Schairer.

Mit 54 Prozent ist der russische Konzern Rosneft Hauptgesellschafter der PCK Raffinerie.

„Die Druschba-Pipeline aus Russland versorgt die PCK Raffinerie jedenfalls seit Jahrzehnten zuverlässig mit Russland-Öl“, so der Chef der Produktionsstätte in Schwedt.

Es gebe noch eine Pipeline aus Rostock, mit der allerdings nur ein Teil der erforderlichen Rohöl-Menge ersetzt werden könnte. Die Produktionsprozesse bei PCK seien auf die Verarbeitung von Russland-Öl perfekt abgestimmt. Abgesehen davon, ob sich die erforderliche Menge auf dem Weltmarkt im Falle eines Embargos kurzfristig auftreiben lassen würde, wäre insofern eine Umstellung etwa auf arabisches Öl rein technisch äußerst problematisch. Russisches Rohöl habe eine besondere Struktur und besondere Eigenschaften. Alternativen zu Rohöl aus Russland würden den Verlust bei einem Importstopp kaum vollständig kompensieren können, sagte Schairer.

„Das macht die Situation so eklatant“

„Das Russland-Öl hat schwere und hochsiedende Bestandteile. Unsere Anlagen sind auf diese Qualität optimal ausgerichtet, etwa zur Produktion von Diesel, Benzin und Kerosin. Wir können da nicht einfach Öl aus Arabien oder Australien raffinieren. Das macht die Situation so eklatant.“

Über eine Pipeline versorge die Raffinerie ein Tanklager in Seefeld nördlich von Berlin. Von dort gingen alle Kraftstoffe an Tankstellen, Industrieabnehmer, Landwirte – und unter anderem auch an den Flughafen BER. Sollten die Lieferungen ausfallen, würde das Tanklager leerlaufen.

„Man könnte das Tanklager auch nicht über Kesselwagen über die Schiene aus anderen Regionen auffüllen“, betonte Schairer. „Dafür fehlt die Infrastruktur. Wenn das Szenario eines Öl-Embargos ganz kurzfristig käme, würden also etwa Tankstellen - und Flughafenversorgung sehr schwierig werden.“

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