Bosch-Tochter BSH Household Appliances wurde unter vorläufige Aufsicht des Konzerns Gazprom gestellt

Im April 2023 erlaubte der russische Präsident dem Staat, Anteile ausländischer Unternehmen zu entziehen, die mit Ländern verbunden sind, in denen die Vermögenswerte russischer Unternehmen blockiert sind. Und von diesem Recht mache der Staat Gebrauch, sagt Industrieexperte Leonid Chasanow: „Die Tatsache, dass die Bosch-Tochter an ein russisches Unternehmen übertragen wurde, zeigt zwei Dinge. Das erste ist die Politik des Kremls, Gegensanktionen einzuführen. Zweitens wurde die Bosch-Tochter speziell an den russischen Investor übertragen und an keinen anderen. Dieser ist verpflichtet, für einen stabilen Betrieb, die Bezahlung der Arbeitskräfte, die Zahlung aller Steuern usw. zu sorgen.
Russland hat eine klare Politik: So, wie man mit uns umgeht, so gehen wir mit denen um. Doch das Land verfolgt diese Politik sparsam. Im Westen werden russische Unternehmen einfach verstaatlicht. Russische Behörden schlagen den ausländischen Unternehmern vor, ihre Vermögenswerte zu verkaufen, wenn sie sie verkaufen wollen, aber in einigen Fällen macht man es so, wie es mit Bosch der Fall ist.“
Was die Aussichten für Bosch-Betriebe in Russland angeht, ist Dmitri Tschumakow, CEO von Vector Market Research, optimistisch: „Das sind sicherlich gute Nachrichten für die Fabriken. Große Produktionsanlagen, die sich mit der Produktion von Waschmaschinen und Kühlschränken beschäftigen, werden nach einiger Zeit voll ausgelastet sein. Westliche Komponenten werden höchstwahrscheinlich durch chinesische ersetzt, die mittlerweile in guter Qualität hergestellt werden. Dadurch werden die russischen Käufer in der Lage sein, Haushaltsgeräte in durchaus vergleichbarer Qualität wie im Westen, vielleicht sogar in einer besseren als bisher, und zu deutlich günstigeren Preisen zu erwerben.
Was die Handelsmarken dieser Produkte betrifft, ist die Frage natürlich offen. Dies könnten einige neue Marken sein, oder die alten russischen Marken werden wiederbelebt. Hier gibt es recht viele Möglichkeiten. Generell ist der russische Käufer mittlerweile psychologisch gegenüber den neuen Produkten mit unbekannten Namen aufgeschlossen und legt mehr Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Daher kann man natürlich nicht sagen, dass sie niemand kaufen wird, wenn sie anders heißen. Natürlich wird man sie kaufen.“
Im Gegensatz zur Verstaatlichung, bei der das Eigentum vollständig in Staatseigentum übergeht und den ehemaligen Eigentümern die Kosten für dieses Eigentum erstattet werden, sieht der Präsidialerlass von Putin die Übertragung von Unternehmen nur auf vorübergehende Verwaltung vor. Und das kann vom Präsidenten jederzeit gekündigt werden.
2023 stellte das russische Ministerium für Industrie und Handel ausländischen Herstellern von Haushaltsgeräten, deren Produktionskapazitäten ungenutzt blieben, ein Ultimatum: Entweder beginnt man mit der Produktion oder verkauft man Vermögenswerte an Interessenten. Seit Oktober 2023 verhandelte Bosch über den Verkauf seiner Produktionsstätten an die türkische Investmentfonds Can Holding. Die Verhandlungen scheiterten jedoch.