Bedeuten Probleme mit Siemens-Gasturbinen und LNG-Ausrüstungen von Baker Hughes eine Katastrophe für Deutschland?

Bedeuten Probleme mit Siemens-Gasturbinen und LNG-Ausrüstungen von Baker Hughes eine Katastrophe für Deutschland?


Die Probleme mit der Instandsetzung der Siemens-Gasturbinen können in Zukunft die vollständige Stilllegung von Nord Stream 1 bewirken. Dies würde für Deutschland eine Katastrophe sein, so der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow beim Petersburger Wirtschaftsforum. In den vergangenen zwei Tagen hat Gazprom 3 von den 8 Gasturbinen der Verdichterstation von Nord Stream im Gebiet Leningrad abgestellt.

Sie müssen gewartet werden. Dies lässt sich aber nur in Kanada machen, das Sanktionen gegen Russland verhängt hat. Im Endeffekt ist die tägliche Liefermenge für die EU um 60 Prozent geschrumpft. Ohne Wartung im Westen muss man früher oder später alle Turbinen außer Betrieb setzen.

Ein ähnliches Problem haben die Gasverflüssigungsanlagen. Die führende US-Erdöl-Service-Gesellschaft Baker Hughes gibt die Bedienung von Flüssiggasprojekten in Russland auf. Sie ruft ihre Servicetechniker von den Werken Sachalin 2, das Gazprom gehört, und Yamal LNG zurück und verweigert diesen Werken die Ersatzteile.

Am stärksten wird das neue Werk Arctic LNG 2 davon betroffen sein, das nur 70 km von Yamal LNG gebaut wird. Sein erster Bauabschnitt ist inzwischen fast fertig und sollte bereits 2023 in Betrieb genommen werden. Die Entscheidung von Baker Hughes werde die internationalen Gaspreise unvermeidlich hochschrauben, meint Igor Juschkow, Experte von der Stiftung für nationale Energiesicherheit in Moskau:

„Die Weigerung von Baker Hughes, Ausrüstungen zu liefern, schafft ein Problem für Yamal LNG, weil es dadurch in dieselbe Situation gerät wie Nord Stream 1. Das heißt, es wird eine gewisse Verschleißgrenze erreicht, Wartung wird erforderlich, aber Baker Hughes liefert bzw. bedient nicht mehr die Ersatzteile für die vorhandene Ausrüstung. Man muss sich dann eine Drosselung der Fördermenge, anschließend wohl auch eine Produktionsaussetzung überlegen.

Falls dies noch mit der Stilllegung von Nord Stream einhergeht, werden wahrscheinlich ähnliche Probleme bei Turkish Stream auftreten. Infolge dieser Schwierigkeiten werden wir möglicherweise auch 1.500 oder gar 2.000 Dollar pro 1.000 Kubikmeter erleben.

Vielleicht wird ausnahmsweise eine Genehmigung für Ausrüstungslieferungen erteilt oder werden einzelne Gespräche mit Baker Hughes stattfinden, weil Baker Hughes formell nicht verboten wurde, Ausrüstungen zu liefern, wenigstens nicht für Yamal LNG. Die EU-Sanktionen untersagen Lieferungen für neue Projekte. Die Bedienung von Yamal LNG ist aber erlaubt. Dies war eher die eigene Initiative des amerikanischen Unternehmens.“

Ohne westliche Wartung müsse man nach Meinung des unabhängigen Experten Dmitri Lutjagin früher oder später alle Turbinen abstellen: „Gesellschaften, die sich mit der Bedienung ähnlicher Systeme beschäftigen, werden mit unfreundlichen Ländern assoziiert. Darunter mit den Abnehmerländern wie Deutschland. Mit dem Rest der Turbinen kann man nur 24–25 Mrd. Kubikmeter jährlich durchpumpen.

Dies ist eine ernsthafte Bedrohung für Deutschland und andere Abnehmerländer, was den Füllstand der Gasspeicher angeht. Ist dies eine Katastrophe für Deutschland? Zum Oktober oder November wird man diese mangelnden Liefermengen vermissen. In dieser Hinsicht gib es für alle noch etwas Zeit, und man muss überlegen, wie man Druck auf Kanada ausüben kann, oder eine Alternative zu Siemens-Turbinen suchen.“

Report Page