Bachmut hält stand, aber die Lage im Land wird kritisch

Bachmut hält stand, aber die Lage im Land wird kritisch

Nico Lange

Während Bachmut im Donbass immer mehr zum Symbol des ukrainischen Widerstands wird, bleibt die Situation der Versorgung mit Strom, Wasser und Heizung im ganzen Land sehr kritisch. Wie ist die Lage und was wird gebraucht?

Auch im Winter wird an der Front in der Ukraine hart gekämpft. Die Mobilität beider Seiten ist aufgrund der Bodenverhältnisse eingeschränkt. Derzeit sind die Temperaturen nicht kalt genug für fest gefrorerenen Boden.

Die ukrainischen Angriffe im Gebiet Luhansk in Richtung Swatowe und Kreminna kommen kaum noch voran. Russland hat starke Artillerie und Verstärkungen vor Ort und versucht immer wieder begrenzte Gegenangriffe.

Bachmut bleibt seit mittlerweile sechs Monaten heftig umkämpft. Russland drang bis an den Stadtrand vor. Der Besuch Präsident Selenskis in Bachmut war vor diesem Hintergrund mutig und symbolträchtig.

Die enormen Verluste Russlands, das trotz gigantischen Aufwands die Stadt nicht einnehmen kann und das verbissene Ausharren der ukrainischen Kräfte in den gut ausgebauten Stellungen machen Bachmut zum Symbol des ukrainischen Widerstands gegen den russischen Angriffskrieg.

Im Süden greifen die ukrainischen Kräfte mit Artillerie und Raketenartillerie weiter systematisch Depots und Stützpunkte an, zuletzt bei Tokmak, Melitopol und Berdjansk. Diese "shaping operations" könnten Vorbereitungen für eine neue ukrainische Offensive im Süden sein.

Existenziell wichtige Umspannwerke, Verteiler, aber auch Teile von Kraftwerken, Heizkraftwerke, Wasserleitungen und Infrastrukturen für Stadtgas sind in der gesamten Ukraine sehr schwer beschädigt oder vollständig zerstört.

Auch wenn zeitweise die Strom- und Wasserversorgung Kyjiw und anderen ukrainischen Städten hergestellt werden kann: Die Lage ist sehr kritisch. Möglichst viele Notstromaggregate, Generatoren, mobile Heizungen, Powerbanks, LED-Leuchten usw. werden weiterhin gebraucht.

Die Resilienz der Ukrainerinnen und Ukrainer ist beeindruckend. Gleichzeitig sollten in der EU Vorkehrungen für eine zeitweise Unterbringung und Versorgung von Flüchtenden getroffen werden, da die Lebensbedingungen in den ukrainischen Städten unaushaltbar werden könnten.

Die Ukraine braucht mehr Munition, vor allem für die Artillerie und für Luftverteidigungssysteme. Für entscheidende Schläge gegen russische Führung, Kommunikation und Logistik braucht die Ukraine unbedingt Drohnen, Artillerie und Raketenartillerie mit höheren Reichweiten. Die von westlichen Partnern auferlegten Beschränkungen der Reichweiten von Waffensystemen und Munition behindern die Ukraine.

Kampfpanzer und Schützenpanzer sind unbedingt notwendig, um weitere ukrainische Gebiete von russischen Besatzern zu befreien. Eine jetzige Entscheidung für die Lieferung könnte die Weichen für bedeutsame Durchbrüche im Frühjahr stellen und den Weg zum Frieden verkürzen.

Für den ukrainischen Oberbefehlshaber Saluschnyj ist der Wettlauf des Winters, ob die Ukraine oder Russland Ressourcen für neue größere Operationen zusammenbringen kann. Was die Ukraine bisher zur Verfügung hat, ist für entscheidende Rückeroberungen noch nicht ausreichend.

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Alle Ukraine-Updates: Nico Lange


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