Warum Mütter russischer <em>(russian)</em> Kriegsdienstverweigerer schweigen <em>(silence, shut up, be silent)</em>

Warum Mütter russischer <em>(russian)</em> Kriegsdienstverweigerer schweigen <em>(silence, shut up, be silent)</em>

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Hunderttausende (hundreds, hundreds of thousands) Russen (russian, soot) fliehen (to flee, to escape) vor der Mobilmachung (mobilization). Warum gibt es keine Proteste (protest) von Frauen? "Wir verurteilen (to condemn, to prejudge, to sentence) diesen Krieg und können nichts ändern", sagt die Mutter eines Betroffenen (affected, concerned, to affect, to concern) im DW-Interview (interview).

Seit Beginn (begin, start) der von Präsident Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung in Russland fliehen (to flee, to escape) Hunderttausende (hundreds, hundreds of thousands) Männer, die nicht in der Ukraine kämpfen wollen, in Russlands Nachbarstaaten, darunter (underneath) Georgien (Georgia), Kasachstan und Belarus. Viele von ihnen warten nicht auf die offizielle Einberufung (convocation, enlistment), sondern verlassen das Land so schnell es geht. Die bisherigen (existing, previous) Proteste (protest) gegen die Mobilmachung (mobilization) in mehreren russischen (russian) Regionen (area, region) wurden von der Polizei massiv (massive, huge) unterdrückt (to suppress, suppressed, to oppress, oppressed).

Die DW hat mit der Mutter eines geflohenen (to flee, to escape) Kriegsdienstverweigerers über ihre Sorgen gesprochen. Irina Ivanova aus Moskau (der Name wurde aus Sicherheitsgründen (safety reason, security reason) geändert) berichtet über die Mobilmachung (mobilization) und erklärt, warum es in Russland nicht zu Protesten (protest) von Müttern und Frauen kommt.

Deutsche Welle (to wave): Können Sie uns sagen, wo Ihr Sohn jetzt ist?

Irina Ivanova: Mein Sohn ist in Kasachstan und damit beschäftigt (to deal, to concern, busy, to employ, employed), sein Leben dort auf absehbare (foreseeable, predictable, likely) Zeit zu organisieren (organize, arrange). Vielleicht wird er bei Konsulaten (consular post, consulate) anderer Länder (land, country) Visa beantragen (to apply for).

Hat er Russland wegen eines Einberufungsbescheids verlassen?

Nein. Wir haben nicht so lange gewartet, denn er könnte zu den Ersten gehören, die einberufen (to convene) werden. Er ist etwa Jahre alt, studiert (to study) und hat in der Armee gedient (served, used). Anfangs (initially) hieß es, Studenten (student) würden nicht eingezogen (recovered, received). Doch es kamen immer wieder Leute von den Einberufungsämtern und der Polizei zur Universität (university, college). Daher haben wir uns über Nacht für eine Ausreise (exit, departure) entschieden. Mein Sohn hat Tickets (ticket) gekauft und ist in eine Stadt an der Grenze (border, limit, boundary) zu Kasachstan gefahren. Wir wussten, dass es dort noch möglich war, die Grenze (border, limit, boundary) legal (legal, legitimate, legitimately, legally) zu überqueren (to traverse, to cross). Eine Freundin von mir half ihm und wartete, bis er alle Kontrollen (check, control) passiert und auf der anderen Seite in ein Auto gestiegen (to increase, to go down, to transfer, to get off, to board, to get on) war.

Russische (russian) Flüchtlinge (refugee) in Kasachstan - Warteschlange (queue) in der Nähe eines Bürgerservicezentrums in Almaty

Hunderttausende (hundreds, hundreds of thousands) Russen (russian, soot) suchen in Nachbarländern Zuflucht (refuge, haven). Warum war die Mobilmachung (mobilization) so ein Schock (shock)? Davor haben die Menschen sieben Monate lang so gelebt, als gäbe es keinen Krieg in der Ukraine.

Das stimmt nicht. Jeder weiß, dass in der Ukraine Krieg ist. Aber jeder hat seinen Alltag (everyday life, daily life). In den Krieg in der Ukraine sind Menschen gezogen, die sich aus verschiedenen (different, various) Gründen (to found, to base) dazu entschieden hatten - aus ideologischen, finanziellen (financial) oder aus irgendwelchen (any) inneren Überzeugungen (belief, conviction) heraus. Nun haben die Behörden (agency, authority) über die Köpfe (heads) der Menschen hinweg entschieden, und viele sind damit nicht einverstanden. Um sich nicht an all dem zu beteiligen (to involve, to participate, to take part), fliehen (to flee, to escape) sie.

Was halten Sie davon, dass einige europäische (european) Länder (land, country) ihre Grenzen (border, limit, delimit, verge) für russische (russian) Staatsbürger (citizen, nationals) schließen?

Einerseits (on the one hand) sind ihre Befürchtungen (concern, fear) nachvollziehbar (understandable, comprehensible). Auf der anderen Seite bin ich enttäuscht (frustrated, disappointed) darüber, dass die Einreise (entry, admission) allen Russen (russian, soot) verwehrt (to refuse, to deny) wird und nicht nur denjenigen (the one, the ones), die an all dem schuld sind. Die Leute werden vor allem aus Angst und aufgrund (because of) des politischen (political) Boykotts (boycott) abgelehnt (rejected, refused). Demnach (so) ist Russland der Aggressor (invader, aggressor) und somit (thus, therefore) alle Russen (russian, soot) Aggressoren. Aber man muss jeden einzelnen (individual, personal) Menschen betrachten (to consider, to see) - mich, meinen Sohn, meine Freunde, die Söhne meiner Freunde. Sie sind keine Aggressoren und Eindringlinge (invader, intruder). Sie protestieren (to object, to protest) auf jede erdenkliche (possible, conceivable) Weise dagegen. Das ist das Verhängnis (disaster) von allen, die mit der russischen (russian) Politik (policy, politics) nicht einverstanden sind.

Viele Menschen im Ausland meinen, die Russen (russian, soot) sollten vor diesem Problem nicht weglaufen (to run away), sondern dagegen kämpfen.

Ich sehe keine Möglichkeit, dass die Menschen selbst beenden, was hier passiert. Wie sollen wir das tun? Die Männer fliehen (to flee, to escape), weil sie sich ihre Hände nicht mit Blut beflecken (to taint, to tarnish) wollen. Geblieben sind Frauen, wie ich. Was sollen wir tun? Vielleicht wird man uns noch zur Rebellion (rebellion) treiben (drive, push, drift), und es gibt einen Aufstand (insurgency, uprising) der Frauen. Die Geschichte kennt viele Beispiele (case, example).

Lange Schlangen (snake, line) an der Grenze (border, limit, boundary) zu Georgien (Georgia) bei der Einreise (entry, admission) aus Russland Ende September (September)

Fast alle Männer, die fliehen (to flee, to escape), sind Ehemänner und Söhne. Größere Proteste (protest) von Frauen gab es nur in Dagestan und Jakutien. Warum nicht in Großstädten (city, large town) wie Moskau?

Meine Freunde, Kollegen und ich sprechen ständig darüber. Obwohl wir unterschiedliche (different, various) Meinungen (view, opinion) dazu haben, sind wir uns in einem einig: Wir sind für unsere Kinder verantwortlich. Ich bin zu allen Protesten (protest), Mahnwachen und Demonstrationen (demonstration, rally) gegangen. Dabei habe ich immer darauf geachtet (esteemed, respected, to uphold, to respect), nicht unter die Schlagstöcke der Polizei zu kommen, weil ich noch zwei weitere Kinder habe, die minderjährig (underage, minor) sind. Es gibt Millionen Menschen wie mich. Sollten wir aus irgendeinem Grund nicht mehr da sein, dann würde auch das Leben unserer Familien und unserer Kinder zerstört. In kleinen Republiken (republic) wie Dagestan oder Jakutien sind Familien und Clans (clan, tribe) sehr ausgeprägt (intense, pronounced). Moskauer (Moscow) wie ich haben niemanden, der hinter uns steht. Wir wollen nicht so leben, wie wir heute leben müssen, aber wir können nichts daran ändern. Das ist unsere größte Tragödie (tragedy) und unser größtes Unglück (disaster, accident).

Welche Reaktionen (response, reaction) auf die Mobilmachung (mobilization) beobachten (to observe, to see) Sie in Ihrem Freundeskreis (circle of friends) und im ganzen Land?

In meinem Freundeskreis (circle of friends) sind alle entsetzt (horrified) und verurteilen (to condemn, to prejudge, to sentence) diesen Krieg. Ich hasse die Staatsmacht, die mein Heimatland (homeland, country) an sich gerissen (cracked) hat. Dies sage ich schon seit Jahren. Andererseits (on the other hand) weiß ich, dass in der Provinz (province), wo Informationen nur in verdrehter (weak-minded, to distort, dotty, to twist) Form und nur über den staatlichen (public, governmental) Rundfunk (broadcasting, radio) ankommen, ganz andere Ansichten (view, opinion) herrschen (to dominate, to reign, to predominate, to prevail, to exist). Diese Menschen sind bereit, all dies zu unterstützen (to support, to assist). Wir fühlen uns in der Minderheit (minority).

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Landes und Ihre persönliche (individual, personal) Zukunft?

Ich sehe überhaupt keine Zukunft im heutigen (today's, current) Russland. Wir haben keine einzige Führungspersönlichkeit, der wir folgen würden. Sie wurden alle beseitigt (to eliminate, to remove). Niemand versucht mehr, ein Anführer (leader, ringleader) zu werden. Wir haben keine Einflussmöglichkeiten mehr. Wir haben nur noch unsere Ablehnung (opposition, rejection) und unseren Widerstand (to resist, to withstand) gegen alles. Uns bleibt nur der Versuch, wenigstens einen Teil unserer Familie und einen Teil von uns selbst zu retten.

Das Gespräch führte (to lead, to run) Marina Baranovska. Adaption (adaptation) aus dem Russischen (russian): Markian Ostaptschuk.

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