Arabische Geheimnisse

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Serdar Kurnaz im Gespräch mit Julia Ley · 20.02.2022
Verschleierte Frauen und der Harem, zu denen Fremde keinen Zutritt hatten: Das christliche Europa hat die muslimische Welt lange als geheimnisvoll wahrgenommen. Tatsächlich hat der Schutz des Privaten im Islam einen sehr hohen Stellenwert.
Julia Ley: Jede Religion hat ihre Geheimnisse. Eines der interessantesten im Islam sind die sogenannten „abgetrennten Buchstaben“. Das sind einzelne arabische Buchstaben, also zum Beispiel Alif-Lam-Mim (A, L, M), die am Anfang von insgesamt 29 Suren oder Kapiteln im Koran stehen.
Bis heute ist nicht abschließend geklärt, warum diese Buchstaben da stehen. Serdar Kurnaz ist seit Januar 2020 Professor für Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart am Institut für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Herr Kurnaz, welche Theorien gibt es denn?
Serdar Kurnaz: Es ist eine umstrittene Frage innerhalb der muslimischen Tradition, wie man mit diesen Koranversen umzugehen hat. Denn tatsächlich sind es einzelne Buchstaben, wie wenn wir im Deutschen sagen würden: A, B, C. Diese Kombination „ABC“ würde ja keinen Sinn ergeben und so hört sich das auch im Arabischen an. Entsprechend hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie man sie deuten kann.
Es gibt eine Denktradition, die versucht, sie so zu deuten: Jeder Buchstabe ist wie eine Chiffre, sie muss entschlüsselt werden. Entsprechend denken manche zum Beispiel, dass Alif für Gott steht, also Allah im Arabischen, das Lam für Gabriel, der die Offenbarung dem Propheten Mohammed überbracht hat, und Mim wäre dann der Prophet Mohammed selbst.
Nun haben wir aber auch andere Passagen im Koran, die gar nicht diese Buchstabenkombination haben, sondern da steht zum Beispiel Alif, Lam, Ra, Ha und Mim. Da werden dann entsprechend andere Auslegungsversuche vorgenommen.
Auf der anderen Seite gibt es dann in der Tradition der islamischen Mystik Menschen, die sagen, man kann die Bedeutung dieser Koranverse nur erschließen, wenn man die Seele läutert und sich komplett auf den Koran einlässt. Und dann wird einem die Bedeutung offenbart, also von Gott, im Sinne von einer Eingebung, also kein endgültiges Verständnis dieser Passage, sondern eher eine persönliche Erfahrung, wie man mit diesen Koranversen umgehen kann.
Und dann gibt es noch eine weitere Herangehensweise, die man sowohl in den modernen Koran-wissenschaftlichen Werken sehen kann als auch in der klassischen Tradition, die besagt: Das sind Buchstaben, die schon die vorislamischen Araber verwendet haben. Also ist es eine Methode, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wie wir heute sagen würden: „Leute, hört mir zu.“
Eine weitere Theorie geht teilweise auch auf moderne Studien zurück, es gibt sie aber auch teilweise in klassischen Quellen. Ich beziehe mich hier insbesondere auf den Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze. Der sagt, dass diese Buchstaben quasi eine bestimmte Kombination sind, und dass das ein Schlüssel dafür ist, dass bestimmte Themen in einer Sure aufgearbeitet werden.
All das, was ich Ihnen dargestellt habe, ist aber reine Spekulation, weil wir nicht endgültig wissen, wie sie zu deuten sind. Da bleibt auch die Forschung dazu immer noch spannend, immer noch ein Mysterium.
Ley: Wechseln wir mal etwas die Perspektive, aus der Innenperspektive heraus in die Außenperspektive. Denn zumindest für die Westeuropäer war ja die muslimische Welt insgesamt lange sehr geheimnisvoll. Das hatte oft auch exotisierende, orientalisierende Züge: die Frau hinter dem Schleier, der Harem als Teil des Hauses, zu dem fremde Männer keinen Zutritt hatten. Das hat alles Begehrlichkeiten geweckt. Man wollte im sprichwörtlichen Sinne den Schleier lüften. Aber waren das alles nur exotisierende Fantasien? Oder haben Muslime vielleicht auch wirklich ein anderes Verständnis von öffentlichem und privatem Raum? Haben sie das strikter getrennt als christliche Europäer?
Kurnaz: Tatsächlich muss man sagen, dass, wenn man in die muslimische Geschichte zurückblickt, der private Raum besonders geschützt wird. Wenn wir privater Raum sagen, dann ist das meistens wirklich ein abgeschlossener Raum, zu dem man Zutritt gewähren muss. Man hat sogar das Private so verstanden, dass bestimmte Körperteile zu bedecken sind, also auch als Raum des Privaten galten, als Grenzen, die man nicht übertreten darf.
Entsprechend geht die muslimische Tradition tatsächlich relativ stark damit um, den Schutz des Privaten zu gewährleisten. Das kann historische Gründe haben, altarabische Vorstellungen, die dann über die Jahrhunderte hinweg rezipiert worden sind.
Der Koran selbst ist diesbezüglich sehr vage, weshalb auch der Umgang mit dem Privaten von Kultur zu Kultur, von Ort zu Ort und Region zu Region tatsächlich wandelbar ist. Aber man kann sehen, dass kulturübergreifend in der muslimischen Tradition das Private streng geschützt wird und man sich in die privaten Angelegenheiten anderer nicht einzumischen hat, das Private einen hohen Wert genossen hat, in Abgrenzung zum Öffentlichen.
Wo aber die Grenzen sind, und ob diese nicht immer neu ausgehandelt werden können, ist natürlich eine Frage, die jedes Jahrhundert oder je nach Zeit noch mal neu ausdiskutiert werden muss.
Ley: Was genau ist dann eigentlich „privat“?
Kurnaz: Privat ist tatsächlich all das, was einer Person gehört, inklusive der eigene private Raum und auch der Schambereich der jeweiligen Person, den man nicht einfach so übertreten darf. Das spielt zum Beispiel auch beim Händeschütteln eine Rolle. Auch das ist mein privater Bereich. Das ist nicht selbstverständlich, dass ich meinen Körper zur Verfügung stelle, um einen Gruß auszuführen.
Ley: Das heißt sozusagen: Die Frau muss das Private schützen, der Mann darf das Private schützen?
Kurnaz: Nein. Beide müssen das Private schützen. Nur denken wir meistens, dass die Frauen noch stärker das Private schützen müssen, weil ihnen stärkere Handlungsanweisungen vorgegeben werden. Sie müssen zum Beispiel den ganzen Körper verhüllen, außer Hände, Gesicht und Füße. Bei den Männern sieht es einfacher aus. Da heißt es: vom Bauchnabel bis zu den Kniescheiben. Aber im Grunde genommen ist die Aufforderung gegenüber beiden Geschlechtern gleich: Sie sollen das Private beide gleichermaßen wahren.
Ley: Wir haben jetzt vor allem über die körperlichen Aspekte des Bedeckens gesprochen, aber in der islamischen Tradition gibt es ja gerade im Kontext der Ehe auch viele Verse und Aufforderungen, auch nicht-körperliche Aspekte zu bedecken. Ich denke da zum Beispiel an eine Koransure, in der es heißt „Sie sind für euch, und ihr seid für sie ein Gewand.“ Die Ehepartner sind einander ein Gewand. Oder auch an anderer Stelle: „Die frommen Frauen hüten das Verborgene, weil auch Gott es hütet.“ Ist es also auch Teil der ehelichen Aufgaben, die Geheimnisse – und vielleicht ja sogar auch die Fehler – des anderen im sprichwörtlichen Sinne zu „bedecken“?
Kurnaz: Tatsächlich ist es so. In der muslimischen Tradition ist es generell so, dass es nicht gut angesehen ist, wenn man Fehler aufdeckt und sie zur Schau stellt beziehungsweise Geheimnisse offenbart. Und das gilt insbesondere für die Ehe. Und es ist schon immer in der muslimischen Gelehrsamkeit in der Diskussion gewesen, wann denn solche Grenzen übertreten werden. Also: Was gehört zu den Geheimnissen der Familie? Was soll nicht aufgedeckt werden? Welche Fehler dürfen nicht aufgedeckt werden?
Denn das kann ja auch dazu führen, dass man dieses Bedecken und Verdecken und Geheimhalten ausnutzt. Ich denke jetzt an häusliche Gewalt. So weit darf es natürlich nicht gehen und überall dort, wo eine Person Schaden erleidet, Schaden davonträgt, ist die muslimische Gelehrsamkeit sich einig darin zu sagen: Dort ist es dann kein Verdecken von Fehlern oder Geheimnissen, sondern ein Übertreten der Rechte zum Beispiel der Frau in der Ehe.
„Das Gute gebieten und das Schlechte verbieten“
Ley: Also gibt es einerseits die Aufforderung, das Private und Fehler zu bedecken, wenn ich Sie richtig verstehe, solange dies nicht die Rechte Dritter tangiert, aber dann eben auch die Aufforderung, Widerspruch zu erheben, wenn Rechte verletzt werden im Privaten?
Kurnaz: Ganz genau. Das würde dann unter ein anderes Prinzip fallen, und zwar, dass man „das Gute gebieten und das Schlechte verbieten“ soll. Da muss man dann aktiv werden, wenn zum Beispiel bei häuslicher Gewalt einer der Ehepartner nicht den Mut aufbringen kann, das vor Gericht zu tragen – oder zum Beispiel die Frau nicht ihre Rechte einfordern kann. Da sollte man diesbezüglich unterstützen.
Woher dieses Bewahren von Geheimnissen oder das Verdecken von Fehlern kommt: Das hat auch teilweise damit zu tun, dass Gott den Namen trägt, dass er „der Bedeckende“, der „Hütende“ ist. Das ist im Arabischen „As-Satar“.
Serdar Kurnaz ist Professor für Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart am Institut für Islamische Theologie der Humboldt-Universität. © privat
Das heißt auch: Bei Sünden, die nicht öffentlich wurden und keine weitere Person, keine Dritten verletzt haben, da heißt es in der muslimischen Tradition, dass Gott eher dazu bereit ist, diese Sünde zu vergeben. Das ist auch ein pädagogisches Moment, wo dann gesagt wird: Man soll nicht mit sich selbst ständig hadern, weil man einen Fehler begangen hat, sondern man soll aufrichtig versuchen, sich von diesem Fehler abzuwenden und ihn nicht zu wiederholen. Dann werden Sünden bedeckt und auch vergeben.
Ley: Wenn wir jetzt mal den Blick etwas weiten, weg von diesem ehelichen, privaten Raum und auch weg von Fragen der Ethik hin zu Fragen des Normativen, des islamischen Rechts: Macht es denn auch da einen Unterschied, ob eine Tat zum Beispiel im Privaten, im Verborgenen begangen wird oder ob sie öffentlich geschieht?
Kurnaz: Wenn es darum geht, dass man eine Sünde begangen hat: Ja. Wenn man im privaten Raum etwas getan hat, eine sündhafte Handlung vollzogen hat, ohne einer anderen Person einen Schaden zugefügt zu haben, dann sagt die muslimische Tradition, dass die Sünden dort vergeben werden können und diese Person auch mit keinen Sanktionen zu rechnen hat.
Aber wenn etwas öffentlich geschieht, dann ist die muslimische Tradition tatsächlich dazu aufgefordert, einzugreifen. Denn das islamische Recht ist nicht nur ein religiöses Recht, was auf die religionsrechtlichen Aspekte achtet und einordnet, ob eine Handlung eine Sünde ist oder nicht, sondern es ist auch ein gewöhnliches Rechtssystem. Das heißt: Es hat auch strafrechtliche Aspekte.
Ein Beispiel dafür: Wenn ein Mann eine Frau öffentlich bezichtigt, Unzucht begangen zu haben und das nicht nachweisen kann, dann wird er – weil er das öffentlich getan hat – dafür bestraft. Das ist in der klassischen Tradition so, das findet heute keine Anwendung mehr. Aber in der klassischen Tradition wird es in den Rechtstraktaten mit einer Körperstrafe versehen, weil das so im Koran vorkommt.
Ley: Was ist denn der Sinn hinter dieser Unterscheidung? Geht es da vielleicht auch um so etwas wie die Frage, dass man die öffentliche Moral nicht untergraben will und es deswegen wichtig ist, ob jemand etwas im Privaten oder öffentlich gemacht hat?
Kurnaz: Tatsächlich ist das so. Solange es nicht zu einer Degeneration kommt, kann man das noch aushandeln. Und bei der islamischen Rechtstradition ist das Problem: In vielen Fällen geht Recht und Ethik, Moral und Recht Hand in Hand.
Deswegen sind die muslimischen Rechtsgelehrten vorsichtig und sagen, sie müssen bei vielen Handlungen auch noch mal die Intention der handelnden Personen mit einbeziehen in die Bewertung.
Und wenn wir auf der Ebene der Intentionen sind, dann wird es schwierig. Dann kann es auch relativ schnell zu Ungerechtigkeiten kommen, denn wir haben ja gar keine Möglichkeit, kein Instrumentarium dafür, in die Herzen der Menschen zu blicken – so heißt das in den Rechtsquellen.
Deswegen trifft man dort eine Unterscheidung. Man versucht zu unterbinden, dass bestimmte Handlungen, die im Privaten vollzogen worden sind, öffentlich bestraft werden, weil möglicherweise damit auch ein großer Tadel seitens der Öffentlichkeit einhergeht und öffentlicher Druck auf dieser Person lasten würde.
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Überirdisch und überaus irdisch – Glaube prägt ganze Gesellschaften. In „Religionen“ erfahren Sie Hintergründiges aus verschiedensten Glaubensgebäuden. Verantwortung und Mitmenschlichkeit oder Machtanspruch und Krieg: jeden Sonntag beschäftigt sich diese Sendung damit, was Religionen mit Menschen und was Menschen mit Religionen machen.
Auf das Kopftuch blicken wir heute wie auf ein Repressionsmittel. Doch in der muslimischen Tradition war es ursprünglich genau anders herum gedacht: Da ist es quasi zum Schutz des privaten Bereichs der Frau verstanden worden. Wenn sie sich zum Beispiel nicht mehr zu Hause befindet, dass sie dann immer noch ihre körperliche Unversehrtheit und ihre Integrität wahren kann. Und dann auch das Haus verlassen kann. Das gilt übrigens auch gleichermaßen für die Männer. Aber bei den Männern ist es in unserer Wahrnehmung so, dass ihnen weniger Vorschriften gemacht werden, was die Verhüllung der Schambereiche anbelangt.
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Home Kultur Literatur Islam und Sex: Die arabische Lust in allen Details
Literatur Islam und Sex Die arabische Lust in allen Details
Veröffentlicht am 02.04.2013 | Lesedauer: 9 Minuten
Eine arabische Frau im traditionellen schwarzen Hidschab
Shereen el Feki hat ein Buch über Sex in den arabischen Ländern geschrieben. Von der Ehe bis zur männlichen Prostitution verrät es dem Westen sämtliche Geheimnisse des islamischen Geschlechterlebens.
Necla Kelek ist Soziologin und hat zuletzt das Buch „Hurriya heißt Freiheit. Die arabische Revolte und die Frauen – eine Reise durch Ägypten, Tunesien und Marokko“ veröffentlicht.
Quelle: picture alliance / Mirjam Reithe
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I m Frühjahr 2011 spürte der deutsche Schriftsteller Navid Kermani auf dem Tahrir-Platz in Kairo die revolutionäre „Zärtlichkeit der Massen“. Nun wird fast täglich über sexuelle Übergriffe, Grabscher und Vergewaltigungen vom Ort der arabischen Freiheit berichtet. Die Journalistin und Immunologin Shereen el Feki, in Kanada aufgewachsene Tochter eines Ägypters und einer walisischen Mutter, ist in tausendundeinem Tag vom Tahrir-Platz aus durch Ägypten, dem Maghreb und Mittleren Osten gereist, um herauszufinden, ob und wie sich vor und nach dem Sturz der Despoten das Verhältnis der Männer und Frauen zueinander verhält und verändert hat. Es ist eine Anamnese des Zustands der Sexualität in der islamischen Welt, wie sie so bisher unbekannt war.
Der Titel des Buches von Shereen el Feki „Sex und die Zitadelle“ bezieht sich auf die von Saladin 1176 gegen den Ansturm der Kreuzritter errichtete Festung, die über Kairo thront. Auf Seite 350 erklärt sie dieses Wortbild: „Was die Sexualität anlangt, so könne man meinen, die arabische Welt gleiche einer Zitadelle, einer uneinnehmbaren Festung, deren Außenmauer jeden erdenklichen Angriff auf die Bastion heterosexueller Ehe und Familie abwehrt.“
El Feki beschreibt die Geschlechterbeziehungen dieser in sich und ihrer Kultur geschlossenen arabischen Welt, aber auch die Öffnungen in den Mauern, die sie auf Veränderung hoffen lässt. Aber wie inzwischen fast jeder „im Westen“ ausgebildete Wissenschaftler, der über den Orient und die islamische Welt schreibt, will sie sich zunächst von der unterstellten Bevormundung Arabiens durch die koloniale Sicht distanzieren, um sich nicht dem „Orientalismus“-Vorwurf etwa eines Edward Saids auszusetzen.
„Flaubert fickte sich sozusagen nilaufwärts“ interpretiert el Feki denn auch die Tagebuchaufzeichnungen Gustave Flauberts, der 1850 eine Ägyptenreise unternahm, und stellt ihn als einen Sextouristen dar, der weniger an den antiken Tempeln, sondern sich mehr für männliche und weibliche Huren interessierte. Flaubert steht für die koloniale Sicht auf den Orient, und El Feki charakterisiert seine Beziehung zu der Region und ihren Menschen als ein Ausbeutungsverhältnis, während sich – als Gegenbeispiel angeführt – ein islamischer Imam in Paris zu fast gleicher Zeit allein wissenschaftlichen Betrachtungen hingab.
Flaubert markiert die Zeitenwende. Fast 50 Jahre zuvor hatte Napoleon der muslimischen Welt am Nil eine vernichtende Niederlage bereitet. Es dauerte in dieser Betrachtung weitere 50 Jahre, bis auch die Auffassung von Sexualität im Islam kolonialisiert wurde. Weg von der sinnenfrohen Bejahung des Geschlechtlichen „als Gebet“ in der arabischen Welt hin zur Entfremdung vom eigenen Körper und dem Umstand „die eigene Sexualgeschichte nach einer europäischen Vorlage umzuschreiben“. Ob allerdings das Liebesleben in den Harems der Fatimiden, Osmanen und Mamelucken in Ägypten frei war, entzieht sich unserer Kenntnis.
Der Islamismus der Salafisten, Wahabiten und Muslimbrüder im vergangenen Jahrhundert verstärkte diese Regression, weil er sich von der „Jauchegrube des sexuellen Chaos und moralischen Zerfalls“ absetzen wollte, zitiert el Feki den Gründer der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb. Folgt man seinen Ansichten, dann ist der Zustand des Liebeslebens in der arabischen Welt ein Reflex auf den Kolonialismus.
Für Shereen el Feki hingegen stecken die arabischen Gesellscha
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