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Erfolg lässt sich auch für Geld erklatschen
Erfolg lässt sich auch für Geld erklatschen
01.09.2004, 04:00
| Lesedauer: 3 Minuten
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Nun beginnt also wieder die neue Opernsaison und noch dazu in drei Häusern. Die traditionellen Buhrufer, die "Lafontainisten", wie man sie neuerdings wohl nennen darf, schmieren sicherlich schon ihre Kehlen. Die Anforderungen an sie wachsen, wie sie meinen, von Jahr zu Jahr, und mit dieser Meinung stehen sie übrigens durchaus nicht allein. Beinahe denkt man sehnsüchtig an die Zeiten zurück, als es noch die Claque gab. Sie war verpönt, aber gleichzeitig war sie auch hilfreich. Heute tritt sie eigentlich nur noch in Konzertsälen auf, wenn die Orchester ihrem Dirigenten auf Kommando Beifall spenden, ob er ihn nun verdient hat oder auch nicht. Ein schrecklicher Brauch.
Die Aufgabe der Claque haben inzwischen deutlich die Medien übernommen. Sie haben im Grunde die alte Claque brotlos gemacht. Dabei war die Gründung der "Assurance des succès dramatiques", einer 1820 von zwei Franzosen in Paris ins Leben gerufenen Firma, gar keine schlechte Idee. Es ging vorgeblich um das verlässliche Durchsetzen des Vorzüglichen auf der Bühne. Nur: Wer zahlte, erhielt Applaus. Wer mehr zahlte, erhielt größeren. Wie man mit den Händen für Geld lügen kann, erwies sich sehr rasch.
Konkurrenz erhielt die Claque in Wien erst, als der österreichische Rundfunk in den zwanziger Jahren mit Direktübertragungen aus der Wiener Staatsoper begann. Da jubelte der erfindungsreiche Leo Slezak mit eigenem Munde beim Verbeugen vor dem Vorhang unüberhörbar sein "Bravo, Slezak!" in die Mikrofone, neuerdings die dienstbaren Geister des Opernerfolgs. Bald taten es ihm natürlich die Kolleginnen und Kollegen nach. Das Radio kam der Clique dieser Claque sehr schnell auf die Schliche und drehte am Vorstellungsschluss mit höchster Eile die Mikrofone zu.
So schnell und so leicht war die alte Claque nicht auszuschalten gewesen. Man hat in ihr nicht zu Unrecht ein Pendant zur gleichfalls unausrottbaren Mafia gesehen. Auch die Claque folgt ziemlich geheimnisvollen, undurchschaubaren Regeln. Berlioz hat einige aufgezeichnet. Der Chef der Claque hatte zunächst einmal strikt allen Proben beizuwohnen und mit dem Dirigenten die volle Wucht des Eingreifens und den rechten Zeitpunkt zu diskutieren. "Hier", wurde ihm aufgetragen, "haben Sie drei Runden Beifall zu klatschen, danach gilt es ,da capo' zu rufen". Professioneller Claqueur zu sein will eben gelernt sein. Buhrufen nicht.
Nun hat sich ja, im Gegensatz zu den Sängern, kaum je ein Claqueur eine goldene Nase verdient. Sie bekamen zumeist nichts als Freikarten in die Hand gedrückt, aber das nicht zu knapp. Caruso war es von der Direktion der New Yorker Metropolitan vertraglich zugesichert, für jede seiner Vorstellungen fünfzig Stehplätze kaufen zu können. Geschickt gestreut, sorgten sie für die angemessene Begeisterung.
Die guten alten Zeiten der Claque in Paris. Da wusste jeder, was ihm zukam: Meyerbeer bekam zwölf allerbeste Parkettplätze und eine Loge im dritten Rang. Der Herr Intendant durfte Abend für Abend nach eigener Wahl 34 Personen um sich versammeln. Monsieur David, Chef der Claque, erhielt 80 Parkettplätze zum Weiterverkauf an seine Bekannten, die Brüllhälse. Und die wohlhabenden Liebhaber der süßen Mädels im Opernballett sparten nicht mit finanziellen Ermunterungen, bis der Beifall so richtig knallte. Vielleicht hätte man die Ballettcompagnien der drei Opernhäuser Berlins doch nicht in einen Topf werfen, sondern auf die alte Weise der Umwegfinanzierung durch simple Liebe zurückgreifen sollen.
Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen waren Regierungen jeder Couleur schon immer kreativ. Doch von der derzeit laufenden Amnestie für Steuersünder zeigen sich die Umworbenen wenig beeindruckt. Die Einnahmen bleiben hinter den Erwartungen zurück.
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Kontrolle an der Grenze zur Schweiz: Trotz Amnestie gibt es kaum Rückflüsse von Schwarzgeld.
Düsseldorf - Statt mit den von der Bundesregierung ursprünglich erwarteten fünf Milliarden Euro Einnahmen durch die Besteuerung von Schwarzgeld-Rückflüssen rechnen die Steuerexperten nach einem Bericht des "Handelsblattes" nur noch mit einem Betrag von 1,5 Milliarden Euro. Nach Angaben der Steuerschätzerin Kristina van Deuverden vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle ist aber selbst die Einnahme dieser Summe noch äußerst unsicher. Im ersten Quartal des Jahres konnte der Staat lediglich 76,9 Millionen Euro aus der Besteuerung der Rückflüsse verbuchen.
Offensichtlich sehen viele Steuersünder, die große Mühe darauf verwandt haben ihr Geld ins Ausland zu transferieren, derzeit keine Notwendigkeit, ihr Schwarzgeld mit der Bundesregierung zu teilen. Dabei ist das Angebot der Regierung äußerst attraktiv: Steuerflüchtlinge, die sich bis Ende des Jahres beim Finanzamt melden, müssen ihr Schwarzgeld lediglich mit 25 Prozent versteuern, statt regulär bis zu 50 Prozent Einkommenssteuer zu zahlen. Zudem gehen die Steuersünder straffrei aus.
Lange Zeit bleibt für den Weg zurück in die Legalität nicht mehr. Das Amnestieangebot läuft nur bis Ende März 2005. Bereits ab Januar müssen bekehrte Steuersünder 35 Prozent Steuern auf ihr Geld zahlen. Aber nicht nur aus diesem Grund zahlt sich längeres Warten nicht aus: Wenn die Steuerfahndung den Fall zwischenzeitlich aufdeckt, hat es sich mit der Amnestie erledigt.
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