Über Bitcoin's Benutzererlebnis

Über Bitcoin's Benutzererlebnis

Gigi übersetzt von DerGeier

Es gibt eine anhaltende Diskussion im Bitcoin-Bereich, die sich um das Thema Benutzererlebnis, kurz UX, dreht. Bitcoin fühlt sich immer noch seltsam, plump und manchmal kompliziert an. Der Hauptgrund dafür ist, dass Bitcoin und seine Bestandteile (das Netzwerk, das Protokoll, die Kryptografie, die Skriptsprache) in der Tat seltsam, plump und kompliziert sind. Genau wie das Internet es war und wohl immer noch ist.


Vor LNP/BP und TCP/IP war IPX/SPX.


Der Grund, warum sich das Internet nicht mehr so schwerfällig anfühlt, ist ein doppelter: (1) Die Menschen haben sich an viele der neuen Konzepte gewöhnt, die das Internet mit sich brachte und (2) unzählige Abstraktionsschichten machen die Interaktion mit dem Basisprotokoll einfacher. Verwandte Technologien wie Plug-and-Play trugen dazu bei, die Benutzererlebnisse noch besser zu machen. Vorbei sind die Zeiten in denen man die IRQ-Nummer der Netzwerkkarte manuell einstellen musste!


Was ist ein IRQ?


Genau wie das Internet ist auch Bitcoin ein sich entwickelndes Ökosystem. Denke daran, dass sich viele Dinge bereits zum Besseren gewendet haben. Zum Beispiel wurde die erste Wallet, die QR-Codes unterstützte, 2012 veröffentlicht. XPUBs (BIP32) wurden im selben Jahr vorgeschlagen. Seed Phrases (BIP39) wurden im Jahr 2013 vorgeschlagen. BIP44 (HD Wallets, auch bekannt als "Konten") kam 2014. SegWit (BIP141) wurde 2015 vorgeschlagen und - nach einem langwierigen Bürgerkrieg - im Jahr 2017 aktiviert. Heute nehmen die meisten Menschen QR-Codes und Seed-Phrasen als selbstverständlich hin, ohne zu wissen, dass diese nicht immer Teil von Bitcoin waren. Ich bin sicher, dass einige auch das Lightning Network (das dank SegWit möglich wurde) für selbstverständlich halten.


Mein Punkt ist, dass all diese technischen Verbesserungen unter der Haube wahnsinnig wichtig für die Benutzerfreundlichkeit sind. Ohne sie wäre die Interaktion mit dem Bitcoin-Netzwerk immer noch die Hölle. Seed-Phrasen? Einfache Wallet-Wiederherstellung? Lightning Network? Vergesst es! Doch all diese Verbesserungen sind wahnsinnig technisch und erfordern technische Diskussionen. Weitere Verbesserungen sind in der Pipeline (Schnorr, Taproot, und mehr), also erwarte, dass die Diskussionen im Bitcoin-Bereich noch eine ganze Weile technisch bleiben werden. Denke an "Linux" - nicht an "iPhone".


git war 1998 auch anders


Apropos iPhones: Die Spannung scheint zwischen Tüftlern und von iPhones & Co. verwöhnten Nutzern zu liegen, die erwarten, dass alles perfekt funktioniert und SOFORT super-duper einfach zu verstehen ist.


Nun, das ist es nicht. So wie man in den Anfängen des Internets wissen musste, was eine IP-Adresse ist und wie Paketvermittlung funktioniert, muss man heute irgendwie wissen, was ein XPUB ist. DHCP hat das Problem der IP-Adressen im Grunde genommen beseitigt, so wie Google das Problem der "exakten URL-Eingabe" beseitigt hat. All das wird auch für Bitcoin gelten. Es wird nur nicht über Nacht geschehen.


Das Basisprotokoll wird wahrscheinlich mit der Zeit verknöchern, so wie der TCP/IP-Einrichtungsdialog von Windows mit der Zeit verknöchert ist. Sobald die Basisschicht hinreichend optimiert ist, werden die meisten Innovationen auf höheren Schichten stattfinden.


Cool. Jetzt wo wir die Benutzeroberfläche verbessert haben, können wir auf IPv6 umsteigen.


Ich glaube, dass einige Leute, die der technischen Seite näherstehen, einfach die Nase voll haben von dem Spruch "Es ist so kompliziert, es sollte einfacher sein". Ja, wir sind uns einig, dass alles einfacher sein sollte, und wir tun alle unser Bestes, um es so zu machen.


Einige bauen Produkte, die einfach zu benutzen sind (Strike, Casa, Coinkite, Samourai, etc.), andere arbeiten an der Verbesserung von Protokollen, so dass in Zukunft alles einfacher und besser wird (danke an die Core-Entwickler!), andere arbeiten an dem breiteren Ökosystem (Raspiblitz, BTCPay Server, Umbrel, etc.), und wieder andere arbeiten an der Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, so dass mehr Menschen an Bord kommen und helfen können, Bitcoin besser zu machen.


Mit der Zeit werden sich die Menschen an die Konzepte gewöhnen, die wir nicht abstrahieren können. Ich bin überzeugt, dass die Dinge einfacher werden, so wie es heute einfacher ist, sich an ein Netzwerk anzuschließen als noch 1995.


Gute Dinge tun.


Bitcoin ist ein neues Paradigma, genau wie es das Internet war. So wie es keinen Weg um E-Mail-Adressen ("Was ist dieses seltsame @-Zeichen?") und URLs ("Was ist http/https/ftp/ssh?") herum gab, gibt es derzeit keinen Weg um Bitcoin-Adressen, private Schlüssel und, du ahnst es, XPUBs.


Manche Konzepte sind essenziell, und wenn man sie weglässt, weil man eine bessere Benutzeroberfläche haben will, kann sich das als fatal erweisen. Wenn man die Paketvermittlung (Netzneutralität) aus dem Internet entfernt, zerstört man das, was das Internet überhaupt erst großartig gemacht hat. Entfernt man die Selbstverwahrung (oder die Kontoerstellung durch Mathematik, oder die Neutralität, oder eine Vielzahl anderer Dinge) aus Bitcoin, zerstört man das, was Bitcoin überhaupt großartig macht. Es versteht sich von selbst, dass die Selbstverwahrung in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit immer schlechter sein wird, als wenn man die Dinge jemand anderem überlässt. Ebenso wird das Einrichten einer eigenen Domain und das Hosten einer eigenen Website immer mehr Aufwand bedeuten als das Erstellen einer Facebook-Seite. Es ist immer eine Frage des Kompromisses.


Wenn man sich nur auf die Maximierung der UX konzentriert, kann das langfristig zu suboptimalen Ergebnissen führen. Man vergleiche nur Facebook, TikTok und den Walled Garden von iOS mit erlaubnisfreien offenen Prototypen und dem FLOSS-Ökosystem. Ich persönlich werde immer die Freiheit der Zwanghaftigkeit vorziehen.


Die Zukunft ist rosig. Wir haben nur noch eine Menge zu tun.


GIGI


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