meinungsvielfalt.jetzt: Wir müssen uns diesen Rundfunk zurückholen!

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Januar 2022

Die gute Nachricht ist: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk lebt. Die Redaktionen leben. Die Statements auf dieser Seite zeigen: Es gibt dort Menschen, die den Auftrag Öffentlichkeit erfüllen möchten. Menschen, die den Medien­staatsvertrag ernst nehmen und nicht vergessen haben, was für ein Privileg es ist, im Auftrag von uns allen zu arbeiten und dafür in aller Regel auch noch gut bezahlt zu werden. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass die Corona-Propaganda ohne Diskussionen über die Sender geht. Jetzt haben wir es Schwarz auf Weiß: Es gab und es gibt Widerstand gegen Zahlenakrobatik, gegen Angst­macherei, gegen das Ausblenden und Abwerten von allem, was dem offiziellen Narrativ widerspricht. Kurz: Wer guten Journalismus möchte, muss nicht bei null anfangen.

Das gilt auch deshalb, weil viele der Wort­meldungen über die letzten beiden Jahre hinausweisen und grundsätzlich werden. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der sich der Logik des digitalen Kapitalismus unterwirft und zum Sprachrohr der Macht wird, schafft sich selbst ab. Ein Zitat, das mir besonders gut gefällt: „Der journalistische Anspruch zu berichten, was ist, anstatt das zu verkünden, was Regierungen sich wünschen, sollte neu belebt werden. Und es sollte der deutliche Wille bekundet werden, die Menschen, die mit ihrem Rundfunk­beitrag zum Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beitragen, nicht zu diffamieren, sondern ihnen zuzuhören und respektvoll mit ihnen umzugehen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann nur durch ein klares Bekenntnis zum Pluralismus überleben.“

Bevor es pathetisch wird: Die Seite meinungsvielfalt.jetzt transportiert auch schlechte Nachrichten. Gut drei Dutzend von vielen Tausend: Ole Skambraks, Reinhard Jesionek, Martin Ruthenberg und Katrin Seibold sind zwar nicht mehr allein, aber für eine echte Debatte braucht es mehr. Es braucht vor allem Namen und Gesichter. Dass die allermeisten Statements hier anonym sind, hat wenig mit Feigheit zu tun und viel mit Strukturen. Zwei Drittel des redaktionellen Personals arbeiten ohne festen Vertrag. Das muss man erst einmal sacken lassen. 18.000 „Freie“, die für uns Programm machen. 18.000 Menschen, die nicht sicher sein können, dass es für sie auch nächsten Monat so weitergeht wie bisher. Man kann an der Universität viel über „innere Presse­freiheit“ erzählen, über den Mut zu Recherche und Aufklärung, über Distanz zu allen, die hineinreden wollen. Ohne Kündigungs­schutz bleiben das Sonntags­reden.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört uns allen. Wir bezahlen dafür, ob wir wollen oder nicht. Wir müssen uns diesen Rundfunk zurückholen und neu aufsetzen, von der Finanzierung bis zur Aufsicht. Verbündete für ein solches Projekt finden wir nun auch in den Redaktionen. Mir gibt diese Seite deshalb Zuversicht.

Source meinungsvielfalt.jetzt

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